Was mir hilft

08. Januar 2021

Es geht mir gerade nicht so gut. Ich bin erschöpft und niedergeschlagen. Es ist anders als im Oktober, die Tage werden heller und ich weiß inzwischen, dass ich die Macht über meine Gedanken habe und nutze. Aber es gibt keine Vorfreude auf Weihnachten, auf Pause, auf einen vielversprechenden Jahreswechsel. Die Tage fühlen sich aussichtslos an, voll und leer gleichzeitig, ich spüre Druck und einen freien Fall. Ähnlich geht es mir in jedem Jahr bis zum Frühling.. in diesem Jahr ist es anders, herausfordernd, aussichtslos, einengend.

Ich frage mich, ob und wie ich jetzt eine gute Mutter sein kann. Wie ich meine Kinder in der Schule zuhause unterstützen kann. Wie ich ausfüllen kann, was ihnen fehlt.. was mir auch fehlt. Wie ich ihnen soziale Kontakte, Bewegung und frische Luft ermöglich kann. Wie ich einem 10jährigen, einem 8jährigen und einem 3jährigen erklären kann, was ich selbst nicht verstehe, wofür es keine Lösungen und Worte gibt. Wie ich jetzt eine starke, fröhliche, liebevolle Mama sein kann?

„Meine Kinder haben nicht darum gebeten, geboren zu werden.
Ich habe mich entschieden, Kinder zu wollen.
Sie schulden mir gar nichts!
Ich schulde ihnen ein gutes Leben.“

Das habe ich vor ein paar Tagen gelesen und es hat mich berührt. Ich möchte mich zusammenreißen. Eine glückliche Mutter ist eine bessere Mutter. Mein Alltag ist ihre Kindheit.

Auf unser ganzes Leben geblickt, wird Corona wahrscheinlich hoffentlich einen kleinen Teil einnehmen. Jedenfalls diese extreme Phase. Aber jetzt sind wir mittendrin. Wir haben monatelang nicht umarmt, konnten uns nicht unbeschwert in der Öffentlichkeit bewegen, waren umgeben von Keimen, Misstrauen, Unsicherheit, Druck und Veränderung. Das ist viel! Das ist hart.

Wir alle sind in einer ähnlichen Situation und wir müssen irgendwie überleben, durchkommen, aushalten, uns zusammenreißen.
Dem einen gelingt das vielleicht besser, andere kämpfen mehr.

****

Ich möchte euch sagen, was mir hilft.
Schreibt mir gern, was fehlt und was euch hilft.

Mein Vater im Himmel
Gott hat diese Situation vielleicht zugelassen, aber er hat keinen Fehler gemacht und uns nicht vergessen. Niemals. Er ist sowas von da und trägt uns. In jedem Moment weiß ich, dass Gott mich sieht, hält und liebt. Ich lerne und wachse – keiner hat gesagt, dass es leicht wird 😉 Er hat noch immer einen guten Plan für mich und dich und die Welt. Auch in dieser Zeit. Die Gewissheit, dass ein großer, liebevoller Gott unsere Welt hält, rettet mich. Jeden Tag. Und gibt mir die Kraft, weiterzumachen, Freude und Hoffnung zu spüren und sogar weiterzugeben.

Gute Laune
Egal woher, ich versuche, gute Laune zu finden. Wir lesen uns Witze vor, machen Sommer-Party-Musik an, schauen uns alte Fotos an, essen Soulfood, das uns gut tut, tanzen durchs Wohnzimmer, lesen alte Kindersprüche vom Blog.. Hauptsache, wir können lachen, im Moment sein und alles andere vergessen.

Digitale Babysitter
Mein Vorsatz und mein Plan war: Bildschirmzeit ab 15:00 Uhr
Tja.. schon an Tag 3 habe ich das verändert.
Ich hab den Medienkonsum meiner Kinder im Blick und die Kinder müssen uns Eltern fragen – aber wir sind entspannter geworden. Außerdem gibt es tolle Sendungen, die die Kinder nicht völlig einnehmen und apathisch werden lassen. (Sendung mit der Maus, Sendung mit dem Elefanten, Checker Tobi, Anton App, Quiz Apps) Werbung
Und jedes Hörspiel, jeder Film und jede App sollte in gutem Gegensatz zu Bewegung, gutem Essen und kreativem Spiel stehen. (Oder wir holen die Stunden frische Luft einfach im Sommer nach 😉 )

Frische Luft
Auch, wenn es ein Kampf ist, 5 Personen nach draussen zu bewegen, anzuziehen, zu motivieren.. es lohnt sich. Wir nutzen unser Pokémon Go Spiel oder wir nehmen Wunderkerzen mit. Wir suchen Geocaches. Wir nehmen die Roller oder Räder, wir nehmen frisch gebackenen warmen Kuchen oder Süßigkeiten mit – oder versprechen sie für später zuhause… wir gehen ans Wasser und schmeißen Steine, wir sammeln Feuerholz oder schnitzen Stöcke, wir besuchen Freunde und winken am Fenster… aber nach einem Spaziergang sind wir gelüftet, fit und frisch. Und nicht mehr so genervt und gelangweilt.

Gutes Essen
Aus Zeiten des Fastens weiß ich, dass Hunger in Zusammenhang mit Kälte und wenig Bewegung eine ganz schlechte Idee ist. Ich finde, wir können jetzt die strengen Vorsätze sein lassen und uns mit gutem Essen verwöhnen. Das muss ja nicht ungesund sein! Aber gutes Essen und leckere Getränke verbessern auch meine Stimmung.

Liebe
Ich darf meinen Mann umarmen! Und er darf mich festhalten. Welch gute Wirkung für Gesundheit, Wohlbefinden und Stressabbau eine Umarmung, ein Kuss, Sex oder Streicheleinheiten haben, ist bekannt. Warum nutzen wir das also nicht? Über folgenden Artikel habe ich schon im Podcast von der tollen Priska Lachmann (Werbelink) gehört und in ihrem Buch gelesen. Jetzt gibt es ihn auch im Fokus. (Werbelink) Liebe ist immer die Antwort.

Video-Anrufe
Nie wäre ich auf die Idee gekommen, mit meinen besten Freundinnen zu skypen. Aber warum eigentlich nicht? Jede kann gemütlich mit einem Glas Wein auf ihrer Couch sitzen, den Schlafanzug schon anhaben. Und niemand muss abends allein nachhause. Also ich finde das toll – und danach gehts mir jedesmal so gut. Vor ein paar Tagen haben die Jungs mit ihren Cousins geskypt – oder sich gegenseitig beim Essen und Spielen zugeschaut. Das ist neu – aber besser, als sich monatelang nicht zu sehen.

Zeit für mich alleine
Ich bin nicht gern allein, aber in diesen Tagen genieße ich das, vor allem die Stille. Das merke ich erst, wenn nichts mehr zu hören ist. Keine Musik, Spülmaschinen-Gebrumme, Skype-Geräusche, Duplo-Geklapper, Radio oder TipToi Gerede.. einfach Stille. Manchmal geht der Mann mit den Kindern spazieren oder ich sitze einfach am Abend, wenn alle im Bett sind, noch ein paar Minuten auf der Couch und schreibe oder lese oder bete oder sitze einfach nur da.

Nicht an morgen denken
Täglich überfluten uns neue Nachrichten, Zahlen, Regelungen. Danach die Meinung, die das Internet dazu hat, in witziger, verzweifelter oder sarkastischer Form. Es gilt Entscheidungen zu treffen, sich anzupassen. Aber was können wir denn gerade planen? Bei uns stehen Kindergeburtstage an.. egal. Arzttermine? Erst, wenn es soweit ist.

Ich mag das Lied von Anna aus „Die Eiskönigin II
„Der nächste Schritt“
In englisch heißt es „The next right thing“
Also einfach das tun, was zunächst das Richtige ist.

Ich plane nicht mehr.
Keine Geburtstage und Ferien, Urlaube oder Mädelsabende. (In meinem Kopf wächst aber das Konzept der ersten After Corona Party. Das wird gut!) Ich mach mich nicht mehr verrückt mit Plänen und Anstrengungen. Ich lebe Tag für Tag, Schritt für Schritt. Und wenn für übermorgen ein Plan entsteht, dann stelle ich mich darauf ein, dass er sich eben auch wieder zerschlagen kann. Die einzigen Pläne, die hier hängen, sind die Telefon-Konferenzen der Kinder und die Hausaufgaben, aufgeteilt auf jeden Tag.

Nicht vergleichen und verurteilen
Ich versuche, nicht zu messen, was andere Frauen/Mütter/Familien jetzt schaffen. Weder muss ich ein sauberes Haus, lackierte Nägel, tolle Instagram-Fotos noch eine perfekte Figur vorweisen. An erster Stelle steht, dass es mir und meiner Familie gut geht. Und um das zu erreichen, gehe ich unseren Weg – nicht den, der Nachbarin oder Freundin.
Wenn ich das Gefühl habe, mir entgleitet alles, dann verurteile ich mich nicht. Ich kann morgen einfach wieder den Boden saugen. Wir können ausnahmsweise auf dem Fußboden essen. Die Hausaufgaben kann man auch auf der Couch erledigen. Die Wäschekörbe stehen so lange rum, dann schaffen sie auch noch ein paar Tage mehr. Lieber ein paar Seiten lesen, kuscheln, zusammen Obst schneiden oder Steine in den Kanal schmeißen. Der Haushalt kann warten, die Kindheit nicht.

An dieser Stelle möchte ich gern sagen:
Gott sieht deine Mühe!
Niemand, kein Mensch, kein Check, kein Wort, keine Sofort-Hilfe, kein Balkon-Applaus, keine Prämie oder Bonus… niemand kann annähernd wertschätzen, was du gerade rockst! Was wir gerade stemmen. Wir Mütter. Familien. Pflegepersonal. Systemrelevanten. Politiker. Virologen. Entscheidungsträger. Wir Kinder. Wir Menschen. Wir alle.
Ich schlucke einmal schwer und bin mir bewusst: Niemand kann je anerkennen, wie ich mich zerreiße. Wie ich jongliere. Wie ich denke, mir merke, plane, vorbereite, nachbereite, kontrolliere, ermutige, ermahne, liebe und gebe. Aber Gott, mein Vater im Himmel, sieht das. Alles.
Und ich bin mir sowas von sicher, dass er Anerkennung und Belohnung schenkt. In diesem oder im nächsten Leben.

Er sieht, was du schaffst. Deine Sorgen. Deine Tränen. Deine Angst, die dir den Atem raubt. Deine Fragen. Deine Wut. Deine Sehnsucht nach frischer Luft, Umarmungen, Festen mit Freunden, Kinderbetreuung, Freiheit und Leben. Und er wertschätzt und belohnt deinen Mut, deine Kraft, dein Durchhalten, dein Aushalten, deinen Verzicht, dein den-kürzeren-ziehen und deine Tapferkeit.

Ja, es wäre schön und wichtig und richtig, würde unser Partner, unser Chef, unser Lehrer, Freund oder Kollege mal sagen: „Wow, ich sehe, was du alles rockst. Und du machst das toll!“
Ich möchte dir das gern zusprechen:
„Ich bewundere, was du alles schaffst.
Das machst du wirklich gut!“

Gott sieht dich.
Und es lohnt sich, das Richtige zu tun.
Auch, wenn es schwer ist.

****

Diese Punkte sind nicht neu und wahrscheinlich kennt ihr sie alle. Ich auch. Aber Dienstag war zum Beispiel ein Tag, da half nichts. Ich wollte mich ins Bett legen und einfach durchschlafen – aber ich lege mich nie tagsüber ins Bett, weil ich dann nicht mehr hoch komme.
Und dann kommen Tage, an denen es mir richtig gut geht und ich konnte ohne Probleme diese Punkte aufschreiben, dabei eine lustige, gut aussehende, starke Mama sein.

Wir schaffen das!
Und wie auch immer es dir gerade geht: Das ist ein Ausnahmezustand und du bist nicht allein.

Schreib‘ mir gern, wie es dir geht.
Ich bete für dich und für mich und für uns, dass wir stark und schön aus diesem Loch aufstehen und gegen das alles kämpfen, was uns runter zieht!

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