20. Oktober 2020
… ist nicht meine Stärke.
Freunde kennen mich als Optimistin. Als immer positiv Denkende. „Was, wenn alles gut geht?“ Immer lächelnd. Einen guten Spruch auf Lager. Die Ermutigerin. Rosa Wolken. Und Glitzer.
Hinter mir liegen ein paar Wochen, auf die ich nicht stolz bin. Es mag am Herbst liegen. An Corona. Am Alter. Am Wetter. Was auch immer.
Ich hab mich nicht gut gefühlt. Sogar schlecht. Müde. Lustlos. Genervt. Schlapp. Krank. Und dann kam noch mehr dazu. Völlig ungewohnte Dinge. Herzrasen. Kurzatmigkeit. Schwindel. Enge im Brustkorb. Angst. Große Angst. Mein „Was wenn alles gut geht“ war weg. Richtig weit weg.
Ich hab aufgehört, Kaffee zu trinken. Ich hab aufgehört, optimistisch zu denken. Ich hab aufgehört, an irgendwas anderes, als an mich und mein schwarzes Loch zu denken. Und ich hab gegoogelt. Vorhofflimmern. Arterienverkalkung. Herzinfarkt.
Alles Dinge, die man niemals tun sollte. Ich weiß. Aber ich war in diesem Loch. Und ich kam da nicht mehr raus. Ich habe gezittert und geweint. Schlecht geschlafen. Panische Angst gehabt.
Mein Mann beobachtete mich erst verunsichert, belächelnd, genervt und irgendwann besorgt. Er weiß, dass ich zu Übertreibungen neige, wenn ich an „Wehwehchen“ leide. Was selten vorkommt.. aber wenn, dann richtig. Er versorgte mich mit ätherischen Ölen und starken Gebeten.
Ich erzählte fast niemandem davon. Schwäche zu zeigen ist nicht meine Stärke. Ich stolperte so durch meinen Tag. Merkte, dass Ablenkung gut tat. Aber außer der Arbeit war da nicht viel davon. Abends, wenn es dunkel wurde, saß ich wieder in meinem Loch. Und ich bekam eine kleine Ahnung davon, wie das so sein kann. Hoffnungslosigkeit. Angst. Dunkelheit. Ich musste da raus!
Ich sagte einen festen Termin ab. Ohne richtigen Grund. Einfach, um Zeit für mich zu haben. Ich besorgte mir einen Arzttermin und rief meinen Onkel an, der Arzt ist. Ich versuchte, mich gut zu ernähren, auf eine gerade Haltung zu achten und genug zu schlafen. Ich machte gute Erfahrungen mit Faszien Yoga und lernte, wieder richtig zu atmen.
In diesen Tagen kam eine jährliche ausführliche Auswertung meiner Blutwerte von Blutspende-Zentrum. Alle Werte waren wunderbar. Meine Freundinnen, die wussten, wie es mir geht, machten mir Mut. Mein Onkel redete mir ins Gewissen, mich nicht so verrückt zu machen, half mir mit Fachwissen und erkläre mir, dass meine eigene Angst mich letztendlich daran hinderte, tief und ruhig zu atmen. Und auch beim Hausarzt gab es nur gute Ergebnisse aller Untersuchungen. Noch dazu konnte ich einen ersten rundum GesundheitsCheck machen, der nun regelmäßig stattfindet.
Und jetzt… endlich… komme ich wieder klar.
In meinem Kopf ist Ruhe und ich bin erschrocken und fasziniert von der Macht der Gedanken.
Im Rückblick hört sich das einfach und schnell erledigt an. Aber leicht ist es nicht. Erst Recht, wenn Optimismus und Hoffnung normalerweise nicht auf der Tagesordnung stehen. Aber es ist möglich!
Ich versuche jetzt, auf mich zu achten, Leichtigkeit zu suchen und zu feiern. Mich noch mehr über Schönes zu freuen. Lachen! Nicht alles so ernst nehmen. Frische Luft einatmen. Natur fotografieren. Viel trinken.
Und mir klar zu machen: Wenn Gott für mich ist, was kann dann gegen mich sein? Wenn er mich hält, kann ich nicht fallen!
Ich schäme mich und bin nicht stolz auf diese Zeit. Aber ich habe gelernt. Dass Gott immer, auch im schwarzen Loch, da ist. Dass Schwäche zeigen stark ist. Dass älter werden mir nicht leicht fällt. Und dass am Ende doch alles gut wird.