Wir haben lange nach einer Idee für den heutigen Samstag gesucht.
Es gibt hier so verschiedene Internetseiten, auf denen man nach Aktivitäten suchen kann. Kostenlos, für Kinder, in der Nähe, …
Kurz vor dem Aufgeben, als nur ein paar Einkaufszentren oder Vorlesungen in Bücherläden zur Auswahl standen, fand ich einen Link zu einem Angel-See für Kinder. Emilian hatte das in North Carolina schonmal mit Papa gemacht und war so begeistert, obwohl er nicht einen Fisch gefangen hatte. Zu diesem Link stand, dass es ein tolles Angebot extra für Kinder sei, dass man keine Angel mitbringen müsste und dass jedes Kind einen Fisch fangen könnte. Huckleberry Fish Pond Hörte sich sehr gut an!
Wir verrieten den Kindern nichts. Am Morgen regnete es, aber wir versuchten es trotzdem. Regen passt ja auch irgendwie zum Angeln… Wir fuhren nach Anaheim und nach wenigen Minuten kamen wir an. Wir sahen einen großen See und daneben befand sich ein kleiner, sehr kleiner eingezäunter Tümpel. Auf der Wiese um das Wasser herum waren sehr viele Hühner, Gänse, Pfauen und Pelikane unterwegs. Auch lustige Vögel, die wir nie zuvor gesehen hatten.
Noch wusste Emilian nicht, was wir vorhatten. Er entdeckte die Hühner und riet „irgendwas mit Bauernhof..?“. Er sah aber, dass ein Mann neben uns eine Angel aus dem Auto holte – und dann wusste er es. Aufgeregt hüpfte er aus dem Auto und bekam plötzlich große Angst vor den ganzen Tieren. Es kostete ihn viel Mut, an den Hühnern und Gänsen vorbei zu laufen. Liam hingegen wollte unbedingt die Tiere füttern und flitzte über die Wiese: „Hühner futtern! Hühner futtern!“
Wir sahen ein paar Väter, die mit ihren Söhnen am Teich standen. Ein Mitarbeiter filetierte frische Fische, ein paar Ziegen lagen unter einem Tisch, kleine Küken fiepten im Stall und ein Reiher (oder so) kämpfte mit einem viel zu großen Stück Fisch. Für dieses kleine Fleckchen gab es dort zeimlich viel zu sehen.
Ich lieh uns eine Angel aus und wir suchten einen Mitarbeiter, an den man uns verwiesen hatte.
Es begann wieder zu regnen und dieser ganze Platz war ziemlich grau und dreckig. Aber es war ein Paradies für Jungs und Männer! Liam hatte einen Stock gefunden und patschte ein bißchen im Wasser herum. Der Mitarbeiter befestigte einen Köder an unserer Angel und erklärte uns blitzschnell, wer wo zu stehen und wer was zu tun hatte. Dass wir die Angel aus Platz- und Sicherheitsgründen seitlich statt von oben auswerfen sollten und dass Emilian nicht knieen, sondern sitzen sollte.
Kaum hing die Angel eine halbe Minute im Wasser, zappelte die Schnur auch schon. Ehe wir richtig gucken und staunen und Fotos machen konnten, hatte der Mann den Fisch den Mann schon in der Hand. Wer wollte, konnte seinen gefangenen Fisch anfassen, aber wir mussten Emilian, der ein paar Schritte rückwärts gegangen war, gar nicht erst danach fragen. Mit einem speziellen Gerät wurde der Haken aus dem Fisch geholt, Mama wurde gescheucht, um einen Eimer zu holen und darin landete der Fisch.
Mein Mann, den gerade das Abenteuer gepackt hatte, fragte, ob wir noch weiter angeln könnten. Und so wurde uns erstmal erklärt, dass wir so viel fangen durften, wie wir wollten – dass aber jeder gefangene Fisch gekauft werden müsse. Wir könnten den Fisch am Ausgang filetieren lassen, sodass die Jungs dann auch mitessen können und 2 – 3 Fische pro Familie würden reichen. Das überforderte uns erstmal. Obwohl wir geplant hatten, angeln zu gehen, hatten wir uns irgendwie nicht überlegt, was danach mit den Fischen passieren sollte…
Wir entschieden also, es erstmal bei zwei Fischen zu belassen.
Der ältere Mitarbeiter war sehr hilfsbereit und freundlich. Er hatte gute Tipps für Emilian und er beherrschte sein Handwerk. Sie würden zu den Kindern hier zu allem „Ja“ sagen, weil sie zuhause so viel „Nein“ hörten, erzählte er. Beim zweiten Mal war Emilian schon mutiger. Papa durfte die Angel allein auswerfen und diesmal biß der Fisch noch schneller an. Wir waren also fertig! Bevor wir gingen, erklärte uns der Mann noch, wie wir den Fisch zubereiten könnten.
Mit dem Eimer liefen wir zum Ausgang, um unseren Fang wiegen zu lassen. Auf dem Weg dahin sagte mein Mann: „Das Filetieren müssen wir nicht bezahlen, das kann ich doch selber machen, oder?“ Wenn er das sagt, wird er schon Bescheid wissen, dachte ich mir. Ich jedenfalls hätte nichtmal den ersten Schritt gewusst…
Nach dem Wiegen wurden die Fische an einen Haken gehängt, der wie ein Schlüsselbrett aussah. Papa hielt das Brett fest und Mama durfte ein Foto machen. Die Jungs sammelten Tierfutter und warfen es den Ziegen vor die Nase. Liam erklärten wir, dass er die Hühner nicht „futtern“ musste, sondern dass sie sich ihr Essen selbst suchen würden.
Ich gab die Angel ab, Papa bezahlte und wir liefen mit den beiden Fischen in der Tüte zum Auto, weil es inzwischen stärker regnete. Wir waren vor nichtmal 15 Minuten hier angekommen und jetzt hatte ich Blut an den Händen und zwei zappelnde Fische in der Tüte, von denen wir nicht mal wussten, welche Fische es eigentlich genau waren.
Auf dem Weg nachhause wurde das Gezappel weniger und ich hatte irgendwie ein schlechtes Gewissen… wir Fischmörder!
Unterwegs hielten wir kurz an, um Zitrone zu kaufen.
Emilian sah sich die Fische im Auto immer wieder an und zuhause flitzte er in sein Zimmer, suchte ein Tierbuch und zeigte auf einen Fisch. Seiner Meinung nach hatten wir zwei Forellen gefangen.
Das Zerlegen und „Ausnehmen“, wie es ja heißt, war dann aber doch schwieriger, als gedacht. Ich bewunderte meinen Mann und auch Emilian war ehrlich erstaunt. „Papa, du bist unser Held!“
Nachdem wir den ersten Fisch ziemlich zerstückelt hatten, suchten wir für den zweiten doch ein Video bei youtube und damit klappte es viel besser. Schärfere Messer wären auch eine Hilfe gewesen. Dem Video nach zu urteilen hatten wir (wahrscheinlich) tatsächlich Forellen.
Nach dem eine Menge Abfall auf der eine Seite und gutes Fischfleisch auf der anderen Seite gelandet war, konnten schon die Pfannen erhitzt werden. Die eine Hälfte bekam Thymian und Rosmarin – die andere Zitrone und Dill. Dazu Kartoffeln. Es war sehr zart und lecker. Dass jede Gräte vorher entfernt wurde, kann ich nicht bestätigen. Ich habe sie alle gefunden. Vorher kann ich nicht essen. Da bin ich meines Vaters Tochter.
Liam wollte gar nicht mehr aufhören und Emilian musste lange überredet werden, nur ein kleines Fitzelchen zu kosten. Und dann, irgendwann, fand er es lecker. „Wenn man es selbst macht, schmeckt es viel besser, als im Restaurant!“ – Wenn das mal kein Kompliment ist!
Wir fühlen uns richtig gut, heute mal was Neues, Abenteuerliches ausprobiert zu haben und werden das mit Sicherheit wieder machen!