Ein langes, wunderschön herbstliches Wochenende liegt hinter uns. Viele haben die Zeit an der frischen Luft verbracht, im Wald, auf dem Fahrrad. Wir haben schöne Ostesee- oder Pilz-Fotos von Freunden bekommen… Wollt ihr wissen, was wir gemacht haben?
Vor ein paar Wochen habe ich auf Pinterest, dem „Google für Frauen“, wie man sagt, nach Ideen für Kinderzimmer oder Kinderspiele gesucht. Und ich fand dort einen Artikel.
Er hieß: „Potty training in three days“. Deutsch: „Töpfchen-Training in drei Tagen“.
Dieses ganze Windel-und-Töpfchen-Thema nervt mich schon irgendwie sehr. Emilian macht keine Anzeichen, zu wollen, alles jedes-Kind-ist-anders-Gerede hilft auch nicht, wenn ich als Mutter eines dreieinhalbjährigen nur warte.. und ich wusste, dass wir das alles irgendwie noch vor uns hatten. Diese Überschrift machte mich also schnell neugierig.
Die Frau (Mutter von 4 Kindern), die diesen Artikel schreibt, erzählt darin von ihrem Buch „Potty Train in a Weekend“ (Töpfchen Training an einem Wochenende). Natürlich haben auch andere Frauen zu diesem Thema bereits ihre Thesen aufgestellt hat. Aber jedes Kind ist ja bekanntlich anders. Ich weiß, dass wir bei Emilian vor zwei Jahren eindeutig wegen Schwangerschaft und Umzug verpasst haben, die „Sauberkeitserziehung“ zu beginnen. Wenn er von sich aus Bereitschaft gezeigt hat, habe ich es entweder nicht gesehen oder keine Kraft/Lust/Idee gehabt, anzufangen. Egal. Was mich am Text dieser Frau überzeugt hat, war die Tatsache, dass sie selbst alle ihre drei Kinder in drei Tagen erfolgreich „trainiert“ hat. Das vierte Kind war zu dem Zeitpunkt 8 Monate alt, darüber konnte sie also noch nichts sagen.
Ihr könnt euch den Artikel gern angucken, bei Bedarf übersetze ich ihn für euch:
http://yourmodernfamily.com/potty-training-in-three-days-2/
Ihre Vorbereitungen kurz und knapp:
– zwischen dem 18. und dem 24. Monat fängt sie an, beobachtet das Kind nach Anzeichen von „bereit-sein“
– sie sucht sich drei freie Tage
– an diesen Tagen hält sie sich mit dem zu trainierenden Kind nur zuhause auf
(der Vater kümmert sich am besten um die anderen Kinder)
– das Kind ist an diesen Tagen untenrum nackt oder dünn angezogen (tagsüber)
– ein Topf steht bereit
– sie hält sich vorzugsweise in Räumen ohne Teppich auf
So. Und jetzt geht’s los. Sie hält sich mit dem Kind also irgendwo im Flur oder Bad oder Küche auf, spielt und beobachtet. Wenn das Kind „macht“ – ich werde jetzt einfach mal „Pipi“ und „großes Geschäft“ dazu sagen – wenn das Kind also macht, nimmt sie es sofort und läuft mit ihm zum Töpfchen. Das Kind kann anfangen, einen Zusammenhang zu sehen. Am ersten Tag setzt sie das Kind ausserdem alle 20 Minuten aufs Töpfchen und macht das Gebärden-Zeichen zur Hilfe.
Am zweiten Tage passieren schon weniger „Unfälle“, sagt sie und das Kind könnte etwas länger als 20 Minuten aushalten.
Am dritten Tag wird das Kind einmal in der Stunde auf den Topf gesetzt und es trägt nun Unterwäsche. Natürlich werden weiter Unfälle passieren und damit muss richtig umgegangen werden, weil die Kinder vielleicht traurig oder enttäuscht sein werden. Ihre Kinder waren am Ende des dritten Tages „trocken“. In den folgenden Wochen hat sie sie, so oft es geht, nackt herumlaufen lassen, im Winter dann mit Socken und warmen Oberteilen. Weiter sagt sie, dass sie darauf geachtet hat, dass diese drei Tage nicht gleichzeitig mit einem großen Fest, einem Umzug oder der Geburt eines Geschwisterchens stattfinden.
In ihrem Buch steht natürlich viel, viel mehr – aber der Artikel schien mir klar, deutlich und vor allem einfach. Ohne riesengroße Anschaffungen, Vorbereitung oder Selbstdisziplin.
Also planten wir das. Ich wollte bei Emilian nicht mehr warten, bis irgendein Schalter klappt. Manche Kinder müssen zu ihrem Glück gezwungen werden und beim Nuckel-abgeben und mit-Liam-in-einem-Zimmer-schlafen hat das bei uns wunderbar funktioniert. Wenn Emilian Angst vor Veränderungen hat, dann kann man, können wir damit trotzdem sanft und ruhig umgehen – und es klappt, ohne dass er dabei zu Schaden kommt. Dieses Wachsen und Erfolg-haben macht ihn sogar stark und stolz.
Mein Plan war immer, beide Kinder irgendwann vor der Amerika-Reise Windel-frei zu haben, aber diese drei-Tages-Regel reizte mich.
Sogar beide Kinder wollten wir trainieren. Es scheint ja nicht schwer zu sein, sich mal drei Tage freizuhalten und eben nur zuhause zu sein… dachten wir. Mein Mann konnte sich den 4. Oktober freinehmen und da hatten wir schonmal unsere drei freien Tage. Je näher die Zeit kam, desto unsicherer wurde ich. Wir entschieden dann erstmal, nur Emilian zu trainieren. Liam hat noch Zeit.
Kurz vor diesen Tagen kamen dann Vorschläge für Unternehmungen mit Freunden, ich lehnte dankend mit einem Lächeln ab. – „Ach stimmt ja, ihr wollt ja dieses Töpfchen-Programm machen.“ Ja..
Meine beste Freundin wollte mit Mann und Kindern für zwei Tage nach Berlin kommen und bei uns übernachten – ich musste ihr absagen. Wir haben es wegen unserer Topf-Pläne nicht einmal geschafft, uns überhaupt zu sehen. Sie wohnt nicht in Berlin und das ist mir nicht leicht gefallen.
Das Wetter war so schön und wir hätten diese kostbaren freien Familientage so gut anders nutzen können – aber ich wusste, dass wir unser Programm jetzt oder nie durchziehen mussten.
Am Donnerstag fingen wir also an, Emilian nur mit Unterhosen rumlaufen zu lassen. (Die „Bob der Baumeister“-Unterhosen, die er von seiner Tante bekommen hat, waren durchaus hilfreich)
Socken und ein T-Shirt hatte er auch an, denn es ist ja Oktober. Die Pläne dieser Frau konnten wir ein bißchen umändern und vereinfachen, denn Emilian ist ja nicht 20 Monate alt, sondern 42…
Er wusste sehr wohl, um was es geht – und er machte so gut mit. Dafür, dass er sich mit Veränderungen schwer tut und Neues grundsätzlich kritisch beäugt, war er wirklich erfolgreich und wir sind sehr stolz auf ihn!
Wenn man ein Kind mal wirklich geplant beobachtet, gibt es tatsächlich viele Anzeichen, dass es „mal muss“. Das kennen wir ja sogar von uns. Gesichtsausdruck, herumzappeln, Beine verkreuzen. Ich habe gefühlt alle 3 Minuten gefragt: „Emilian, musst du mal auf die Toilette?“ Wir haben ein Töpfchen, einen Toilettensitz und einen Toilettenaufsatz. Je nach Wunsch (oder nach Etage) konnte Emilian sich dann entscheiden. Am Anfang hat er sich mehrmals in der Stunde aufs Töpfchen gesetzt und dann kamen ein paar Tropfen, jetzt geht er nicht mehr so oft und die „Portionen“ werden größer. Wir müssen ja normalerweise auch nicht jede Stunde aufs Klo… Weil er nicht anderthalb ist, gab es nur einen „Unfall“, denn er hat schon mit Windeln gelernt, zu Stoppen, wie er sagt. So kann er theoretisch „stoppen“, bis eine Toilette in Sicht ist. Das kennen wir ja auch von uns. Dass das Pipi machen so gut klappt, macht mich sehr glücklich, denn lieber wechsle ich jahrelang Windeln, als mein Kind mehrmals täglich umzuziehen und Polster, Teppiche, Autositze zu waschen. Es scheint zu funktionieren. Ich frage immernoch viel zu oft, ob er mal muss, denn Unfälle passieren, wenn Kinder konzentriert und abgelenkt sind und einfach vergessen, auf die Toilette zu gehen. Nachts hat Emilian jetzt Windelhöschen an, ein Kompromiss und irgendwie was, für „Größere“.
Wenn Emilian im Sommer mal „unten ohne“ war, hat das Pipi machen schon gut geklappt. Jungs stellen sich ja dann einfach auf die Wiese und los geht’s. Das „große Geschäft“ kam kaum, wenn er keine Windeln anhatte. Er kann sagen, dass er muss und man sieht das Kindern ja auch irgendwie an… Aber einfach ist es nicht. Auch jetzt nicht. Wenn er auf der Toilette sitzt, „stoppt“ er und verkrampft sich und sagt, er mag das Geräusch nicht. So viel „Angst vor Veränderung“ und „nicht loslassen können“ ich da auch reininterpretieren könnte… ich kann ihn verstehen. Wir haben viel geredet, haben erzählt, dass das „stoppen“ nicht gut für den Bauch ist und dass das, was der Körper nicht braucht, einfach raus muss. Wir haben es mit Filmen und Büchern probiert, mit Licht an oder aus, Tür auf oder zu. Inzwischen klappt es am besten, wenn er auf der Toilette sitzt, wir (vor allem Liam) rausgehen und die Tür zumachen. Wenn er fertig ist, ruft er. Dann ist er stolz ohne Ende, freut sich auf’s Spülen und will uns sein Ergebnis zeigen.
Ich kann nicht behaupten, dass das alles einfach für mich, für uns, war, obwohl ich auch nicht gedacht hätte, dass wir es in den drei Tagen wirklich schaffen. In manchen Augenblicken dachte ich, dass ich es nicht mehr aushalte. Wir alle vier waren zuhause „eingesperrt“, es war kalt draussen, wir gingen uns irgendwann auf die Nerven und konnten doch nicht zusammen raus. Jeder Gang zum Briefkasten oder zu Lidl war ein Genuss! Am zweiten Tag sind wir kurz zusammen spazieren und einkaufen gegangen. Als Emilian plötzlich musste, standen wir glücklicherweise genau bei dm neben einem Wickeltisch!
Manchmal bin ich froh, dass wir unter uns sind und niemand sieht, was wir tun. Wenn ich vor der Toilette kniee und auf Emilian einrede, ihn um sein Häufchen anbettele, dann bin ich froh, dass ich weiß, warum ich das tue! Mir ist es so wichtig, auf keinen Fall Druck, Ärger, Erpressung oder Enttäuschung zu zeigen oder bei Emilian aufzubauen, denn dann klappt erst Recht nix. Und schließlich soll man ja auf der Toilette entspannt sein! Gestern waren wir in der Kirche und es hat auch eigentlich gut geklappt. Diese öffentlichen Toiletten, auf denen man fast nebeneinander sitzt, sind für Erwachsene ja auch nicht unbedingt eine Freude. Aber mit viel Geduld und gutem Zureden ging es.
Heute war der erste Kindergarten-Tag nach unserem Training. Die Erzieher waren mir in den letzten Wochen keine große Hilfe bei der Sauberkeitserziehung. Ich dachte zwar, der Kindergarten-Alltag würde unsere Pläne irgendwie beschleunigen, aber Emilian ist schon zu alt, um anderen Kindern einfach so alles nachzumachen. Und die Erzieher haben natürlich Recht, wenn sie sagen, sie zwingen ihn nicht. So teilten sie heute unsere Freude und als ich Emilian heute abholen wollte, stand er tanzend inmitten anderer Kinder und rief mir zu: „Ich hab was gemaaaacht, ich hab was gemaacht!“ Und die Erzieherin lächelte mir zu.
Das war unser Wochenende.
Ich genieße es, wieder rauszugehen, doch irgendwie ist das Leben jetzt schon anders. Ich wickele nur noch ein Kind und darf nicht vergessen, das andere an die Toilette zu erinnern. Ich habe immer ein, zwei Unterhosen und Strumpfhosen dabei, falls was passiert. Ich weiß nicht, wie lange Emilian in der Nacht noch eine Windel haben wird und ich weiß auch nicht, ob es klappt, wenn wir länger unterwegs sein werden. (Die drei ältesten Kinder der Autorin hier sind Jungs und sie sagt, dass sie für unterwegs leere Flaschen dabei hat…) Bis jetzt sagt Emilian gut Bescheid, auch morgens. Und dann springen wir gegen 7:00 aus dem Bett, wenn er sagt: „Ich muss was machen!“ Er merkt, dass es ihm besser geht, wenn er sich nicht verkrampft, sondern einfach macht.
Ich sage ihm oft, wie sehr ich mich über ihn freue und wie toll es ist, dass er so groß ist. Wir sind zur Zeit ein bißchen großzügiger mit Belohnungen und wollen ihm Zeiten mit Mama oder Papa als Anerkennung schenken. Und auch er spürt natürlich, dass er irgendwie wächst und er kommt mir größer vor. Heute morgen kam er an mein Bett und saß so verschlafen neben mir. Ich durchwühlte mein Bettzeug, weil ich mein Haarband suchte. Emilian sah mir zu und fragte: „Brauchst du meine Hilfe?“ …
Ich hoffe, Liam wird davon profitieren und bald Interesse zeigen.
„Seine Zeit“ wäre Ende des Jahres, dann ist er 21 Monate…
Die Frau, Becky Mansfield, schreibt noch viel mehr auf ihrer Homepage. Auch bei Facebook, unter „Your modern family“.
Ihre Potty-Training-Tipps kann ich weiterempfehlen, weil sie Erfahrung hat. Und als Mutter von vier Kindern hat man tatsächlich einiges gelernt und ausprobiert.
Wie es bei uns weitergeht, schreibe ich euch natürlich.
Klappt das nachts auch? Bekomme das für die Nacht nicht hin. Oder habt ihr da Tipps?
Zuerst hat es nach ein paar Tagen tagsüber geklappt. Nachts hatten die Kinder noch länger eine Windel. Wenn die Windel dann morgen immer trocken war, haben wir sie auch nachts abgemacht. Es gab ab und zu Unfälle, aber wir haben sie nicht geweckt, um auf die Toilette zu gehen. Dann kamen sie zuerst alleine… und dann war das auch irgendwann vorbei. Aber nachts dauert es schon länger.
Viel Erfolg 🙂
[…] Ich hatte damals von einer „Potty Training“ Methode gelesen, die viel Erfolg verspricht und normalerweise so zwischen dem 20. und 24. Lebensmonate probiert wird. Wir waren deutlich später dran. Im Oktober 2013 nahmen wir uns also die paar Tage frei, blieben über ein langes Wochenende im Haus und – Emilian schaffte es. Ich berichtete darüber. […]
Oje Ja das Ken ich auch Die Windel ist voll Papa ich Mus Pipi und aa das ist gar nicht so einfach wie ist es Aktuell Manche Buben Pinkeln ja noch aus der Toilette Ekelhaft.
[…] Mann, ob er Emilian eine Windelhose angezogen hat. Er sagt: “Oh.. nein.” Weil mir das alles noch zu unsicher ist, gehe ich zu Emilian, mache den Schlafsack auf und ziehe ihm schnell die […]