20. März 2023
Ziemlich genau vor einem Jahr habe ich hier zum ersten Mal erzählt, dass ich Mütterpflegerin werde.
Und dann kam das erste Online Modul im April, wegen Corona-Erkrankungen. Da ging es viel um Abrechnung und Krankenkassen – und mir schwirrte ganz schön der Kopf. Aber ich wollte das unbedingt und wusste: Bei allen anderen Berufen habe ich mich auch irgendwann an die Vertragssachen gewöhnt. Das ist so, wie mit der Kupplung beim Auto fahren und man denkt am Anfang: Das kann ich niemals automatisch machen!
Im zweiten Modul im Mai ging es dann in Präsenz richtig zur Sache. Aber es tat gut, eine Ahnung von der tatsächlichen Tätigkeit zu bekommen. Das Wochenbett ist ernstzunehmen und als Ausnahmezustand zu betrachten. Egal, wie es Mama und Baby geht: In dieser Zeit passiert so viel auf so vielen Ebenen. „Ein natürlicher Prozess – nur höchst störanfällig“ heißt es so schön.
Im dritten Modul im September ging es nur um die gute Wochenbett-Versorgung. Wir haben gekocht und gegessen und Rezepte getauscht – das hat mir sehr geholfen, weil ich keine gute Köchin bin und weil ein warmes Essen oder überhaupt ein gemachtes Essen das größte Glück für eine Wöchnerin sein kann.
Das letzte Modul im Januar war auch gleichzeitig meine geheime Deadline für alle anderen kleinen Aufgaben, die ich um die Module herum so schaffen muss.
Von allen Aufgaben habe ich… nichts geschafft. Da kam wohl das Leben dazwischen…
Im Januar ging es dann nur ums Stillen.
Auf dieses Modul habe ich mich besonders gefreut, weil das Stillen so ein großes Thema ist! Es wird noch immer so geforscht und noch immer werden neue Erkenntnisse festgestellt – wir sind im Jahr 2023!
Meine drei Still-Beziehungen waren okay – aber nicht ohne Komplikationen und Herausforderungen. Als überzeugte „Jede Frau kann stillen“-Mama landete ich mit Kind 3 plötzlich im Krankenhaus und wusste überhaupt nichts mehr.
Ich habe mir von diesem Still-Wochenende viel Wissen und Erkenntnis erhofft – und meine Fragen wurden beantwortet. Ich habe großen Respekt davor, aber ich werde immer weiter und weiter jede Frau zum Stillen ermutigen und darin unterstützen!
Ich verstehe jeden Schmerz und jede Angst und jede Selbstbestimmtheit und jedes anti-Stillen-Argument… die Vorteile sind aber auf jeder Ebene einfach so viele und so gute!
Zum Beispiel auch fürs Klima! (Werbelink)
Wenn ihr keine Tipps mehr hören und sehen wollt, verstehe ich das. Aber schaut euch nur dieses Youtube Video an! (Werbelink) Das hat mir tatsächlich auch nochmal so einige Augen geöffnet.
Und: Durchhalten lohnt sich, liebe Mamas! Die Schmerzen werden aufhören und irgendwann werdet ihr blind stillen, glaubt mir!
Nach dem Januar-Wochenende traf mich nun die Erkenntnis, dass alle meine Lern-Module vorbei sind und ich mit den eigenen Arbeiten dran bin! Ein Erste-Hilfe-Kurs. Ein paar Stunden Hospitationen. Die große Hausarbeit. Ein erster Einsatz mit ausführlicher Dokumentation… puh!
Zuerst die Hausarbeit.
Bei der Doula war da eine ähnliche Aufgabe, es galt ca. 30 Fragen aus der Weiterbildung schriftlich zu beantworten. Daraus wurden über 60 Seiten, die ich monatelang Abend für Abend geschrieben habe, mit viel Geschimpfe und Stress.
Also habe ich mir im Februar 3 Tage Urlaub genommen und habe geschrieben. Von morgens bis nachmittags. Und tatsächlich bin ich mit fast allen Fragen fertig geworden. Ich hab mich so gefreut!
Dann habe ich mir Plätze zur Hospitation gesucht und werde demnächst ein Treffen für Still-Mamas im Bezirk besuchen. Außerdem war ich vor ein paar Tagen zweimal mit einer befreundeten Hebamme auf Wochenbett-Besuchen. So langsam bekomme ich ein Gefühl für die Mütterpflege. Ich freue mich!
Im Mai habe ich einen Erste-Hilfe-Kurs geplant und jetzt warte ich auf einen ersten Einsatz, der zu mir passt und sich gut anfühlt und wenn ich ihn dokumentiert habe, kann ich mein Zertifikat bekommen. Und dann kann es losgehen!
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Was macht eine Mütterpflegerin?
Bei Wikipedia (Werbelink) steht das eigentlich ziemlich gut.
Eine Mütterpflegerin:
- kommt zur Unterstützung der Frau im Wochenbett
- hat eigene Kinder, ein großes Herz, helfende Hände und Erfahrung im Wochenbett
- kann mit Frauen lachen und weinen und Schmerz und Kummer aushalten
- weiß immer, dass alles nur eine Phase ist und dass bessere Tage kommen
- wird von Hebamme oder Gynäkologen verschrieben
- wird von der Krankenkasse bezahlt, kann auch privat bezahlt werden
- hat Wissen zu den Themen Stillen, Ernährung, Bonding, Körperpflege, Rückbildung, Entspannung, Haushalt, neue Familiensituation, Geschwister-Themen, Antragstellung…
- kommt täglich oder mehrmals die Woche für ein paar Stunden zur Frau
- der Vertrag geht über Wochen oder Monate, je nach Schwere der Diagnose
Wie auch als Doula treffe ich keine Entscheidung für die Frau, die medizinischer Art sind oder irgendwelche großen Eingriffe bedeuten. Ich ersetze keine Hebamme oder Arzt.
Hier noch ein Link zum Verein und meiner Weiterbildung
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Letzte Woche habe ich eine Freundin und ihr 6 Tage altes Baby besucht, ein warmes Essen mitgebracht und mich mit ihr unterhalten. Sie sagte zu mir: „Vor der Geburt hab ich mich gefragt, was eine Mütterpflegerin eigentlich macht.. das braucht man doch nicht.“ Aber jetzt sitze ich hier im Wochenbett und bin so froh, dass ich einfach mal jemand zum Reden hab!“
Genau wie auf eine Geburt kannst du dich nicht wirklich aufs Wochenbett vorbereiten. Du kannst Pläne schmieden, dich darauf einlassen, es annehmen und wissen, dass es bald vorüber geht und eine besondere Zeit ist.
Einem Mann oder einer Frau, die keine Kinder bekommen hat, kann ich schwer erklären, was ich als Doula oder Mütterpflegerin eigentlich mache. Aber jede Mama kennt genau diesen Wert!
Für die eine Mama sitze ich am Bett, höre zu, urteile nicht und lasse sie reden und die Tränen dürfen fließen – Tränen des Glücks oder der Enttäuschung, der Überforderung und des Schmerzes.
Für die eine Mama halte ich das Baby, damit sie viele Minuten alleine in Ruhe mit geschlossenen Augen und geschlossener Badezimmertür duschen gehen kann.
Für die eine Mama bringe ich warmes Essen für die ganze Familie und einen Kuchen mit, weil sie entweder vergisst, etwas zu kochen oder immer nur dazu kommt, kalte Reste mit einer Hand beim Stillen zu essen.
Für die eine Mama putze ich die Fenster, weil sie seit Tagen auf der Couch liegt, nicht aufstehen kann und so genervt ist von diesen schmierigen Fingerabdrücken, die im Sonnenlicht leuchten.
Für die eine Mama habe ich eine wohltuende Bauch-Massage, weil es sich komisch anfühlt, den Bauch nicht mehr zu teilen und diese neue weiche Haut anzunehmen.
Für die eine Mama habe ich eine entspannende Nacken-Massage, weil die Schmerzen beim Stillen und die angespannt Position und die zusammengebissenen Zähne in jedem Muskel weh tun.
Für die eine Mama hole ich die großen Geschwister vom Kindergarten ab, weil jeder Gang und jeder Termin, an den sie nicht denken muss, Entlastung im Kopf und Körper bringt.
Für die eine Mama bringe ich Quark-Wickel und Still-Hütchen und Brust-Massagen und weiche Kissen mit, damit ihrem Wunsch, das Baby zu stillen, nichts im Weg steht.
Für die eine Mama hole ich die Milchpumpe aus der Apotheke ab und bringe einen Blumenstrauß mit, weil abpumpen schon erniedrigend genug sein kann und sie sich nicht dafür schämen muss.
Für die eine Mama bringe ich dieses besondere Lieblings-Duschbad und den Saft mit. Beides hat sie in der Schwangerschaft nicht vertragen und der vertraute Duft und der Geschmack tut so gut.
Für die eine Mama habe ich genau den Tipp zur Babynahrung, der gefehlt hat und genau die Ermutigung, die gefehlt hat und das Verständnis, das so viel Erleichterung bringt.
Für die eine Mama wechsele ich das Bettzeug und lege die saubere Wäsche zusammen, weil eine Frau, die ein Kind zur Welt gebracht hat, gefälligst im frischen Bett liegen darf!
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Jede von euch kennt eine dieser Mamas, war eine von ihnen oder kennt mehrere Situationen. Ich finde, dass absolut jede Frau im Wochenbett diesen Service verdient! Aber wenn sie ihn nicht selbst bezahlen möchte, gibt es Mütterpflege bis jetzt nur für Frauen, die auf sich allein gestellt sind, die auf Grund von körperlichen Beeinträchtigungen das Bett nicht verlassen dürfen, die in Gefahr einer Überforderung oder Erschöpfung stehen, die besonders gut auf ihre Gesundheit aufpassen müssen, die für einen längeren Aufenthalt ins Krankenhaus müssen, die ein krankes Kind pflegen.. oder die eben eine Mütterpflegerin verschrieben bekommen.
Wenn ich als Doula denke, dass es echt viele Doulas in Berlin gibt und die Schwangere sich entspannt entscheiden kann – so gibt es noch zu wenig Mütterpflegerinnen und zu viele Frauen, die verzweifelt suchen. Und ein Wochenbett voller Angst, Stress, Druck und Schmerz kann nicht nur eine Still-Beziehung, sondern auch eine gesunde Mutter-und-Kind-Bindung negativ verändern.
Verbreite also die Nachricht, dass es immer mehr Mütterpflegerinnen gibt! Gebt den Tipp weiter an Frauen, die ein Baby erwarten – oder an Hebammen, Kinderärzte, Gynäkologen, Erzieherinnen und alle, die mit werdenden Müttern zu tun haben. Teile diesen Beitrag.
Und sprich mich gern an, wenn es dir selbst ein Herzensanliegen ist, eine Mütterpflegerin zu werden! Danke!
Zur Feier des Tages ist nun auch endlich meine Homepage neu und überarbeitet!
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