Warum wir kein Halloween feiern

28. Oktober 2019

Ich kann mich gar nicht genau erinnern, seit wann ich von Halloween weiß. Als ich mit meinen Geschwistern früher im Garten Laub geharkt habe, haben wir verkleidete Kinder auf der Straße laufen sehen. Aber dieser Tag hatte keine Bedeutung in meiner Kindheit.

Wir sind singend mit Laternen gelaufen, haben „St. Martin“ gefeiert, alte Geschichten gehört und Süßigkeiten an den Haustüren bekommen. Ich wünschte, der Herbst meiner Kinder könnte weniger furchterregend sein.

Halloween mag aus religiösen Kreisen kommen.
Vielleicht hat die Kirche damit zu tun.
Vielleicht auch nicht.
Ich distanziere mich davon.

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Aus eigener Überzeugung glaube ich, dass es einen Gott im Himmel gibt. Ich glaube an seinen Sohn Jesus und an den Heiligen Geist. Ja, ich glaube an den Geist und an Engel.

Und genauso wie es das Wunderbare, Gute, Übernatürliche gibt – gibt es auch das Böse, Geisterhafte, Übernatürliche. Ja, ich glaube, dass es den Bösen, den Teufel, gibt. Ich glaube, dass er viel Furchtbares anrichtet, aber ich weiß, dass Gott stärker ist und am Ende das letzte Wort hat. Und dass Gott es gut mit uns meint. Immer.

Wir als Familie wollen versuchen, unsere Herzen, unseren Körper, unsere Gedanken, unsere Worte und unser Haus möglichst rein zu halten. Sauber. Klar. Und darüber reden wir mit unseren Kindern. Wir reden darüber, dass es jemand gibt, der stärker ist als die Angst und das Dunkel. Statt uns der Angst auszusetzen, reden wir über das Licht.

Es gibt Geschichten und Bücher, Hörspiele und Musik, die wir unseren Kindern nicht erlauben, weil wir glauben, dass ihr kindlicher Geist, ihre Seele und ihr Gedächtnis damit verunreinigt wird.
Es gibt bestimmte Spiele, die wir nicht spielen und es gibt Figuren, Filme oder Spielzeug, die wir nicht in unserem Haus erlauben. Wenn in der Kita „Gruselfest“ gefeiert wird, wird mein Sohn nicht dabei sein.

Vielleicht ist das krass.. und vielleicht denkt ihr „Das ist doch nur Spielzeug. Ist doch nur für Kinder.“, aber ich bin der Meinung, dass diese Figuren, Lieder, Bücher, Kostüme mit gewissen Intentionen gemacht werden – und damit möchte ich nichts zu tun haben. Es gibt Geschichten, Filme, Bilder, die ich mir als Kind angesehen habe – und mir gewünscht habe, ich hätte es nicht getan. Auch jetzt noch gibt es Filme und Geschichten, von denen ich weiß: Sie sind nicht gut für mich.

Zurück zu den Geistern:
Da ich an die Existenz einer unsichtbaren Welt glaube, glaube ich auch, dass wir diese Wesen, diese Geister oder Stimmungen eben in unser Haus einladen – oder ausladen können. Mit Halloween zum Beispiel.

Und ich möchte, dass meine Söhne in Frieden schlafen können, körperlich und seelisch gesund sind und frei sein können. Dass sie nicht in Angst oder Wut gefangen sind. Dass sie die Wahrheit lernen und sagen.
Wer weiß, was diese Stimmungen in kleinen Kindern anrichten oder auslösen? Ich möchte es gar nicht wissen.

Halloween ist übertrieben.
Wirklich.
Als unsere Kinder klein waren, haben wir am 31. Oktober eben die Tür nicht geöffnet, damit die Verkleidungen sie nicht erschrecken.

Jetzt ist es so, dass wir in den Herbst-Monaten gewisse Geschäfte oder zum Beispiel Karls Erlebnishof wirklich meiden. Das ist nicht schön und wirklich schade – aber es ist übertrieben.

Was soll das, kleine Kinder mit diesen übertriebenen Figuren und Geräuschen zu erschrecken? Diese Bilder haben die Kinder doch im Kopf! Und ich bin mir sicher: Das macht was mit den Kindern! Es ist wirklich nicht schön. Die Deko, die Kostüme, die Lebensmittel, die Gärten, die Geschichten… es ist viel zu viel und einfach schrecklich.

Vielleicht ist es so, dass Kinder einen Reiz am Übernatürlichen finden. Vielleicht mögen sie das Gespenstische. Vielleicht die Dunkelheit. Aber da gibt es Geschichten und Bücher, die etwas sanfter und kindgerechter sind. Über süße Hexen, niedliche Schloßsgespenster und zauberhafte Feen lässt sich vielleicht reden, obwohl ich persönlich da einfach vorsichtig bin.

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Alternativ-Programm:

Wir werden nicht Halloween feiern. Nicht verkleidet. Nicht un-verkleidet. Nicht mit Süßem oder Saurem. Nicht mit Klingelstreichen oder dunklen Spaziergängen. Wir gruseln uns nicht.
Was machen wir also?

Dass am 31. Oktober auch der Reformationstag gefeiert wird, ist vielleicht nicht so bekannt und vielleicht gibt es dazu wenig Familien-Feste. Eher feiern die Christen, dass Martin Luther die Bibel in vereinfachte Sprache übersetzt und für alle zugänglich gemacht hat.
Das war damals und ist noch heute eine krasse Botschaft: Jeder kann Gott kennen lernen und Vergebung und Liebe als Geschenk bekommen. Ohne Ablassbriefe. Unabhängig der Herkunft und Bildung. Ohne Angst vor Verdammnis und dem Feuertod.

Fällt euch etwas auf?
Ziemlich Halloween-gegensätzlich, oder?

Wenn ihr als Familie am 31. Oktober auch einen Unterschied machen möchtet, dann habe ich ein paar Ideen für euch:

Kürbis schnitzen
Der Herbst mit seinen Schätzen kann wunderbar un-gruselig gefeiert werden. Der Kürbis muss dabei nicht fehlen. Guckt mal hier (Werbelink), wie schön Kürbisse aussehen können!

Lichterfest:
Die Dunkelheit kann mit Licht begrüßt und gefeiert werden. Kerzen haben jetzt ihren großen Auftritt. Herbst-Lichter. Kürbis-Lichter. Lichter in den Fenstern. Laternen. Wind-Lichter.

Feuer-Abend:
Die Dunkelheit und Kälte laden zu einem gemütlichen Abend im Garten am Lagerfeuer ein. Würstchen braten. Marshmallows. Der erste Glühwein.

Freunde von uns stellen sich am 31. Oktober mit einem großen Feuerkorb in ihre Gartentür an die Strasse und bieten den Grusel-Gestalten ein heißes Getränk, Würstchen und Stockbrot an. Und schon lebt die Nachbarschaft und vergessen ist „Süßes und Saures“, wenn es frische Marshmallows gibt.

Hallo-Feste:
Einige Kirchen in unserem Umfeld bieten „alternatives Programm“ zum Halloween-Abend und dort werden wir in diesem Jahr auch mal vorbei schauen.

Diese Veranstaltungen nennen sich dann zum Beispiel „Hallo was?“ oder „Hallo,wen interessiert’s?“. Es gibt Essen am Lagerfeuer. Es gibt Geschichten über Martin Luther oder herbstliche Bastel-Angebote für Kinder. Andere Veranstaltungen gehen sogar über Luther hinaus und feiern ein großes Mittelalter/Ritter-Fest.

Die Tür öffnen:
Als die Kinder noch klein waren und nichts vom Grusel-Abend mitgekriegt haben, habe ich mit Freunden kleine Tüten vorbereitet, die wir dann den Kindern an der Tür verteilt haben. Guckt mal hier. Das ist eine schöne Idee, um eben einen Unterschied zu machen, die Kinder zum Nachdenken einzuladen und den Reformationstag nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Luther gibt es ja inzwischen schon als kleine Spiel-Figur.

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Ich wünsche mir, dass für meine Kinder der Herbst seinen Zauber nicht verliert. Wie wunderschön und faszinierend, können Morgentau, ein Spinnenweben, Nebel überm Wasser, Reif, Kerzenschein und Atemwölkchen sein!

Ich wünsche mir, dass die Herbst-Monate voller Ruhe und Gemütlichkeit, Licht und Wärme sind. Vor denen wir keine Angst haben müssen.

Wie macht ihr das?
Erzählt doch mal!

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