Über Bindung und Eingewöhnung

25. Juli 2023

*Buchvorstellung*

In den nächsten Wochen und Monaten werden viele kleine und große neue Kinder zum ersten Mal in eine Kindergartengruppe oder Schulklasse zum ersten Mal gehen. Neues und aufregendes wird ihnen begegnen – und jedes Kind wird anders damit umgehen.

Als Mama habe ich versucht, diese Phasen mit meinen eigenen Kindern so eng wie möglich zu begleiten. Leicht fand ich es nicht immer. Über unsere Lehrerinnen und Erzieherinnen war und bin ich sehr dankbar – ich weiß, dass eine gute Beziehung, sogar Freundschaft, nicht selbstverständlich ist. Mir war unbedingt wichtig, die Kinder erst um den 3. Geburtstag herum im Kindergarten anzumelden. Es ist immer möglich, einen Unterschied zu machen und die Welt zu verändern..

Als Mama kenne ich meine Kinder und ihre Grenzen.
Aber als Erzieherin fand ich die Eingewöhnung nochmal ganz neu herausfordernd. Ich war hilflos auf der anderen Seite. Und ich habe angefangen, mir sehr viele Gedanken zu machen. Dieser Blog-Eintrag ist entstanden. Es hat mich aufgewühlt, was wir mit unseren Kindern machen.

Allerdings ist mir auch aufgefallen, dass es keinen so richtigen Schuldigen gibt. Das System halt. Es hängt viel am Geld. Am Ende ist Fakt, dass viele Eltern ihre Kinder nicht unbedingt so früh in die Fremdbetreuung geben wollen. Fakt ist, dass Finanzen und Arbeitgeber wenig Verhandlungsspielraum geben. Fakt ist aber auch, dass eine frühe Eingewöhnung und Trennung von der Bezugsperson einem Kind wirklich großen Schaden zufügen kann. Dazu gibt es Literatur und Studien. Und das beunruhigt mich.

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Umso dankbarer bin ich für gute Unterstützung, diese Zeit der Eingewöhnung zu erleben, wenn es soweit ist. Wichtig ist nämlich auch, was vorher und nachher und drumherum in der Familie um das Kind herum passiert.

Ich möchte euch ein Buch vorstellen, dass in dieser Lebensphase eine gute Unterstützung sein kann.

„Der Eintritt in die Kita löst in vielen Familien Verunsicherung aus – nicht nur bei den Kindern, sondern auch bei ihren Eltern. Sind diese in der ersten Phase nach der Geburt des Kindes meist die primären Bezugspersonen, stehen nun große Veränderungen an. Das Kind muss sich an einen neuen Ort und neue Betreuungspersonen gewöhnen und sich an geänderte Alltagsstrukturen anpassen. Und auch die Eltern sind herausgefordert, die richtige Balance zwischen Binden und Loslassen zu finden.

Um diese aufregende Lebensphase zu begleiten und den Start in die Kita-Zeit zu erleichtern, haben die Autorin Fabienne Hesse und die Herausgeberin Martina Zemp das Bilderbuch „Mika und Asa gehen in die Kita“ geschrieben. Es richtet sich an Eltern und andere Bezugspersonen von Kindern, die sich auf die Kita vorbereiten oder diese bereits besuchen, sowie an Therapeut*innen und Fachpersonen. Es hilft ihnen, die Eltern-Kind-Bindung zu stärken und mit der Veränderung als Familie gut umzugehen. Das Buch ist am 8. Mai 2023 im Hogrefe Verlag Bern erschienen. (Werbelink)

Wie erkläre ich meinem Kind, dass es nun bald in die Kita gehen soll? Wie kann ich ihm seine Ängste nehmen und die neue Situation kindgerecht darlegen? Welche Gedanken sollte ich mir vorab zur Wahl der Einrichtung, dem Betreuungsmodell und den Betreuungszeiten machen?


„Mika und Asa gehen in die Kita“ hilft Eltern, Antworten auf diese Fragen zu finden und gibt ihnen Werkzeuge an die Hand, um den Übergang so feinfühlig wie möglich zu gestalten, ohne dass die Bindung zum Kind darunter leidet. Es liefert nicht nur Hintergrundwissen zum Thema Bindung, sondern bietet auch viele praktische Beispiele und Übungen, um Eltern und Kinder auf die Kita vorzubereiten. Zusätzlich enthält das Buch eine Kindergeschichte, in der die Kinder Mika und ihr Bindungstierchen Asa kennenlernen und gemeinsam mit den beiden erleben, wie schön der Start in die Kita sein kann.“

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Die erste Hälfte des Buches ist eher wissenschaftlich geschrieben. Es gibt Fakten und Texte, die sich um Bindung, Verhalten, Familie und Beziehung drehen. Alles rund um die Eingewöhnung.

Mir gefällt an diesem Buch der Teil, in dem es darum geht, dass und wie Eltern auf sich selbst aufpassen können. Das ist ein wichtiger und nicht zu unterschätzender Fakt in dieser Zeit. Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass es einem Kind viel leichter fällt loszulassen, wenn es der Mama mit der Eingewöhnung gut geht. (Ich schreibe Mama, natürlich kann auch ein Papa die Eingewöhnung begleiten. Trotzdem spielt gerade die Mama mit ihren Emotionen und ihrem Verhalten doch eine wichtige Rolle.)

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Außerdem werden Eltern dabei unterstützt, ihr Kind wirklich kennenzulernen. Ein Kind kann neue und aufregende Situationen leichter schaffen, wenn es sich mit den Eltern total sicher und geborgen fühlen kann. Mamas und Papas, die jeden Gesichtsausdruck und jede Bewegung sicher einschätzen und deuten können – und richtig darauf reagieren, helfen ihrem Kind sehr in solchen Situationen.

Dazu gibt es hilfreiche Anleitungen im Buch:

Ein Text handelt darum, wie man das Kind am besten abholt. Vielleicht nichts weltbewegendes, aber eben keine Kleinigkeit. Wieder geht es bei der Eingewöhnung nicht nur um die Stunden im Kindergarten – sondern der ganze Tagesablauf ist wichtig. Über mehrere Wochen sollte das Verhalten von Eltern und Kind von besonders viel Nähe und Gemeinschaft geprägt sein. Darauf zu achten, finde ich ganz wichtig.

Neben den leicht verständlichen Sätzen und den wunderschönen Illustrationen gefällt mir der Aufbau und die Übersichten im Buch. Es macht Spaß, darin zu blättern und zu lesen.

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Im zweiten Teil des Buches geht es dann um den praktischen Umgang in Zeiten der Eingewöhnung. Zu beachten ist, dass diese Übungen oder Geschichten wahrscheinlich eher mit Kindern im Alter von 2 oder 3 Jahren funktionieren. Das kann ein Zeichen dafür sein, dass eine Eingewöhnung dann leichter sein kann…

Im Buch geht es um kleine Aktivitäten, die dem Kind den Start in den Kindergarten erleichtern können. Das können Erinnerungsstücke in der Hosentasche oder kleine Bildchen auf dem Arm sein.

Das alles kann verbunden mit einem „magischen Tier“ sein (im Buch ist das ein Äffchen und heißt Asa), dem das Kind die Kita zeigt. Somit können Gefühle und Gedanken leichter verarbeitet werden, wenn sie einem unsichtbaren Freund erklärt werden.

Alles richtet sich im Buch darauf aus, den neuen Lebensraum des Kindes in das Leben der Familie einzubeziehen und ihn wortwörtlich zu umarmen. Es ist kein Abschieben oder Trennen oder Weggeben – der Kindergarten wird ein neuer Bereich im Leben des Kindes und wird praktisch, thematisch, verbal und mit allen Sinnen begrüßt und erklärt. Wie gesagt, es kann einfacher sein, wenn das Kind bereits ungefähr 3 Jahre alt ist.

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Mein Fazit:

Ich war wirklich sehr kritisch, als ich angefragt wurde, dieses Buch zu testen. Ich ganz persönlich lehne die Eingewöhnung ab 1 Jahr fast komplett ab. Für mich spricht kaum etwas dafür. Natürlich weiß ich, dass es oft leider keine Wahl gibt und ich möchte niemanden für eine Entscheidung verurteilen.

Tatsächlich bin ich positiv überrascht, wie das Buch das Thema Eingewöhnung aufgreift. Mir gefällt, dass Eltern, Kinder und die ganze Familie einbezogen wird. Eingewöhnung ist ein Familien-Thema. Mir gefällt das Hintergrundwissen über Bindung – jeder sollte sich mit der Bindungstheorie beschäftigen, wenn es um die Arbeit und das Leben mit Menschen geht.

Auch für Erzieherinnen und Erzieher kann das Buch eine Unterstützung in der Eingewöhnung und in der Arbeit mit Eltern sein.

Mir gefallen die bunten Bilder und lockeren Texte. Ich kann mir vorstellen, dass sich ein Kind in der Eingewöhnungs-Zeit in den Bildern und Gesichtsausdrücken wiederfindet und verstanden fühlt.

Danke, dass ich dieses Buch testen durfte und mich überraschen lassen konnte. Dieses Buch kann für Familien und Pädagogen eine echte Hilfe sein.

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