Eben habe ich gelesen, was ich Liam im letzten Jahr zum Geburtstag geschrieben habe. Vieles passt noch genau zu dem Liam von heute, aber unser Baby ist groß geworden in diesem Jahr.
Liebster Liam,
du bist jetzt 3! Ich kann es nicht glauben. Wann ist das passiert?
Du bist der Kracher, den unsere gechillte Familie gebraucht hat. Du bringst Stimmung – manchmal mehr, als wir aushalten können. Deine gute Laune ist sehr ansteckend und wenn du deine schlechte Laune rauslassen durftest, bist du ein sehr zufriedener und liebenswerter Junge.
Eigentlich kann ich dich kaum beschreiben, ohne deinen großen Lieblings-Bruder zu erwähnen. Ihr klebt zusammen wie Latsch und Bommel, wie Pech und Schwefel, ein Herz und eine Seele. Best Buddies. Dein erster Blick am Morgen geht zu Emilians Bett, aber meist ist er früher wach und sieht nach dir. Noch immer oder inzwischen wieder fragen die Leute, ob ihr Zwillinge seid. Ihr seid so unterschiedlich und so ähnlich. Mein Herz platzt vor Glück, wenn ich euch zusehe. Ihr beide kennt eigentlich gar kein Leben ohne den anderen und diese Liebe wird euch immer bleiben.
Wenn du aufwachst, egal unter welchen Umständen und egal zu welcher Zeit, lächelst du. Du kletterst allein aus dem Bett und tapst dahin, wo du Emilians oder unsere Stimmen hörst. Mit wildem Haar und zugekniffenen Augen stehst du da und lächelst. Heute sagtest du: „Naa, Mama? Duut waafen?“ Du bist eigentlich sofort da und gut drauf, bereit, um die Ideen deines Bruders zu hören. Wenn ich euch am Abend eine Schüssel mit Nüssen oder Rosinen für den Morgen hingestellt habe, kommst du gern an unser Bett, um dich zu bedanken, fröhlich kauend und krümelnd. Ich liebe deinen verschlafenen Geruch, deine Kuschelei und dein mit-der-Familie-sein-wollen. Ich könnte dein Gesicht den ganzen Tag abküssen und es macht so viel Spaß, dich beim Wickeln am Bauch zu Kitzeln. Mit dir kann man auch einfach mal liegen und chillen.
Manchmal dauert es eine Weile, bis wir dich davon überzeugt haben, den Schlafanzug auszuziehen. Einen Tag im Schlafanzug zu verbringen ist für dich kein Problem. Allerdings legst du viel Wert darauf, dich allem umzuziehen. „Iche mach das!“ – „Nein. ‚lleine machen!“ – Sogar bei der Auswahl deiner Kleidung haben wir nicht immer ein Mitspracherecht. Wie dein Bruder hast du Lieblings-T-Shirts und Lieblings-Socken und Lieblings-Hosen.
Wenn unsere Meinungen aneinander krachen, lässt du dich aber doch auf Kompromisse oder Erklärungen ein. „Oootayy!“ ist dein Satz dann. Wenn es ganz wild wird, schalten wir Emilian ein, der selbst sagt: „Auf mich hört er, Mama.“ Es ist dir wichtig, mit Emilian in Frieden zu sein. Du weißt am besten, wie du ihn wütend und wuschig machen kannst und manchmal versteht Emilian deine merkwürdigen Liebesbezeugungen völlig falsch – aber du kannst ihn auch trösten und besänftigen. Gestern hat es dich fast zum Weinen gebracht, dass Mama dir Bonbons gekauft hat und es keine Zeit mehr gab, auch für „Mimi“ welche auszusuchen. Wenn du eine Süßigkeit oder ein Spielzeug oder irgendetwas Besonderes bekommst, gehst du nicht, solange du nicht zwei davon hast. Und dann kannst du es kaum erwarten, Emilian deine Schätze zu zeigen. Wenn es allerdings etwas wirklich, wirklich Besonderes ist, legst du einen feierlichen, langsamen Gang ein und singst „Happy Birthday!“, während du Emilian seinen Teil überreichst.
Du spielst gern mit, was Emilian vorschlägt, auch, wenn du andere Ideen gehabt hättest. Wenn wir vorlesen, machst du klar, dass du genau die anderen 50% unserer Aufmerksamkeit bekommst. Am liebsten würdest du neben oder auf Emilian sitzen und ab und zu müssen wir ihn tatsächlich vor deiner Liebe retten. Wenn dein Bruder Bücher mit ins Bett nimmt, brauchst du auch welche. Das Wort „nacheinander“ ist dir fremd. Du willst gleichzeitig Zähne putzen, gleichzeitig den Teig rühren, gleichzeitig Post holen und gleichzeitig die Garage fegen. Mit einem guten Plan, einer Ablenkung oder einem Kompromiss können wir dich glücklich machen, wenn mal etwas nicht gleichzeitig abläuft.
Wenn du nämlich allein mit Papa oder Mama unterwegs bist, platzt du vor Stolz und Hilsbereitschaft. Du zeigst, was du drauf hast, du plapperst ununterbrochen und du bist sehr wertschätzend. Nie habe ich ein Kind so oft „Danke!“ sagen hören. Dir fallen kleinste Aufmerksamkeiten auf und selbst, wenn ich dir Socken anziehe, sagst du fröhlich „Danke Mama.“
Essen liebst du immernoch und wir staunen, welche Mengen an Pancakes oder „Muppsi“ in dein Bäuchlein passen. Deine Trinkflasche muss immer in der Nähe sein und der Kakao am Morgen ist dir ganz wichtig. Du probierst auch Sushi oder andere Sachen, die dir fremd sind – allerdings isst du sie mit den Fingern und nicht gerade so, wie andere das vielleicht tun würden.
Es gibt nicht viel, was ihr beiden getrennt tut und wenn Emilian schnitzt oder schneidet oder Fahrrad fährt, macht es dich traurig, dass du das noch nicht darfst. Aber du hast ein paar Spielzeuge, mit denen du dir Geschichten ausdenkst und dann darin verschwindest. Dein kleines Flugzeug und der Elefant aus Kenia gehören dazu. Du singst und plapperst vertieft vor dich hin und ich würde gern wissen, was du dann in deinem Kopf erlebst. Du rennst so gerne, du schießt Bälle und du kletterst richtig gut. Du bist mutig, „wild, defährlich“, wie du dazu sagst. Es gibt nicht viel, was dir Angst macht. Vor Hunden fürchtest du dich. Aber wenn „Mimi“ deine Hand nimmt, geht es dir gut. Auf Mamas oder Papas Arm gehst du durch dunkle Strassen, fährst du mit dem Karrussell oder springst in den Pool. Du sagst, wann du Hilfe und Nähe brauchst. Wenn du bereit bist, allein loszuziehen, sagst du das auch und wir können es nicht glauben. Aber du meinst es so.
Liam, wir sind so stolz auf dich. Du bist in diesem Jahr so gewachsen und mutig geworden. Du bist zum Kindergottesdienst so oft in eine fremde Gruppe, zu fremden Kindern und fremden Teachern gegangen. Deine Neugier hat deine Angst überwunden. Du hast den englischen Sätzen und Liedern zugehört und dir so viel davon gemerkt. Lieder, Reime und Bewegungen machst du richtig nach. Die Routine hat dir gut getan. Du erkennst Freunde wieder. Inzwischen winkst du den Erziehern schüchtern, obwohl du keine Ahnung hast, was sie zu dir sagen. Oder vielleicht verstehst du sie ja?! Du bist so oft über deinen Schatten gesprungen und hast uns damit geholfen, genau das auch zu tun!
Du kannst dir so viel merken und wir sind begeistert über deinen Wortschatz. Ein paar Wörter aus eigener Herstellung hast du noch, aber du lernst richtig gut und wir hören an dir, welche Sätze wir wahrscheinlich sehr oft sagen. Ab und zu rutscht auch ein englisches Wort mit raus und wir freuen uns über alles, was du gelernt hast. Wenn wir ein Wort nicht verstehen, sagst du es immer und immer und immer wieder und bist genervt, aber beständig. Manchmal kannst du es uns zeigen oder Emilian hilft dir und wie stolz bist du, wenn wir dich verstehen und dein neues Wort loben!
Deine Gesichtsausdrücke sind vielseitig und deutlich. Du kannst Stolz, Beschämtheit, Faszination, Angst, Liebe, Aufregung, Müdigkeit, Schüchternheit, Größenwahnsinn und Schalk ganz genau zeigen. Deine blauen Augen leuchten und auch auf den Fotos ist das noch zu erkennen. Dein Witz und dein Charme kann man schon an deiner Nasenspitze erkennen. Neuerdings stellst du dich schlafend, wenn dir etwas peinlich ist, wenn du dich ertappt fühlst oder du nicht gesehen werden möchtest. Du plumpst da, wo du bist, auf den Boden und machst die Augen zu. Du bewegst dich nicht mehr und verziehst keine Miene. Du kannst das richtg gut. Ein paarmal dachten wir im Auto wirklich, du wärst in deinem Sitz eingeschlafen. Dein gewitztes „Hier issa wieda!“ bringt uns dann alle sehr zum Lachen.
Dein Wille ist stark und du möchtest verstanden werden. Du hast den Platz als Nummer 4 in unserer Familie ohne Zweifel eingenommen und du behauptest ihn. In diesem Jahr hast du fast ohne Gejammer deinen Nuckel abgegeben und auch die Windel wird sich bald verabschieden. Du weißt das und du hast deinen Zeitplan. Wenn du sagst „Jetzt“, dann „Jetzt“. Du bist „dooß“ und wenn wir feststellen, dass du eigentlich gar kein Baby mehr bist, dann korrigierst du aber ganz schnell: „Doch. Ich dooßes Baby!“
Du verteilst Küsschen und du umarmst und kuschelst gern. Es gibt nicht viel Schöneres, als von deinen kleinen Ärmchen gedrückt zu werden. Wenn dir etwas unheimlich oder fremd ist, verdrückst du dein Gesicht in Mamas Schulter und da bleibst du, bis du dich sicherer fühlst. Du verstehst Abschiede und sie machen dich traurig. Wenn du aber mit uns dreien bist, bist du glücklich. Wir sind gespannt, was du in Berlin wiedererkennst.
Du genießt es, mit Papa eine Höhle zu bauen, durch die Welt zu reisen und wilde Abenteuer zu erleben. Eure Phantasie hat keine Grenzen! „Lumpoben“ sagst du zu „Rumtoben“ und das machst du so gern – wild und laut mit den beiden anderen Männern. In deinem Leben hast du dir schon so oft den Kopf gestoßen, aber du bist tapfer und der Spaß geht vor!
Du bist an jedem Abend viel länger als dein Bruder wach. Du singst, du siehst dir mit der Taschenlampe Bücher an – überhaupt liegt immer mindestens ein Buch in deinem Bett. Dein Tuch ist im Bett viel wichtiger, als Decke oder Kopfkissen. Wenn du schläfst, dann liegst du entspannt und ausgebreitet im Bettchen und so schnell kann dich nichts aufwecken.
Du bist eine Spaßbombe, Liam. Du bringst uns alle zum Lachen, denn du weißt ganz genau, wie du wann gucken musst. Wir lachen so viel mit dir. Du bist umgänglich, wenn Verständnis und Kompromissbereitschaft auf beiden Seiten da sind. Reden hilft dir sehr und manchmal sind wir echt erstaunt, welche Verbindungen du im Kopf machst und was dir kleine Person wichtig ist.
Vor drei Jahren bist du sehr schnell auf die Welt und in unsere Familie geflutscht.
Am Anfang haben dich Bauchschmerzen, später Trotzphasen gequält – jedoch konntest du trotzdem viel lachen und es wird immer schöner mit dir.
Du großes Baby!
Wir lieben dich sehr!