Grüße von der Couch

So ganz brav, wie das hier klingt, halte ich meine Ruhe nicht ein. Eher, wie eine Mama über das Wochenbett sagte: „Eine Woche im Bett, eine Woche am Bett und eine Woche ums Bett.“ , oder so.

Der selbstgenähte Schlafsack von meiner Mama.
Wie klein der uns vor der Geburt vorkam…

Mir geht es sehr gut.
Donnerstag Abend war ich einmal kurz mit den großen Jungs draußen. Das war schön, aber irgendwie auch komisch. So ohne Bauch und Baby im Auto und dann bei Lidl eine kurze Reizüberflutung.

Am Freitag war ich dann vormittags draußen. Die Sonne schien. Ich habe Emilian überrascht und ihn von der Schule abgeholt. Ich traf fast alle meine Mama-Freundinnen auf dem Schulhof. Weil ich Jari nur kurz aus dem Autositz genommen hatte und ihn im Sitzsack wie ein kleines blaues Bündel auf dem Arm trug, sahen sie uns schon von Weitem. Haach, war das schön. Die Mamas, die nicht glauben konnten, wie klein so ein Baby ist. Die leuchtenden Augen der Kinder aus Emilians Klasse. Und der stolze Emilian.
Später ging ich noch zum Klassenraum, um Emilians Lehrerin zu besuchen. Sie kam uns entgegen und freute sich so, uns zu sehen. Sie hielt Jari ein paar Minuten und wir quatschten kurz so von Mutter zu Mutter.
Ich brachte Emilian nachhause, stillte eine Runde und fuhr mit Jari zum Kinderarzt, zur U2. Bei dm holte ich kurz neue Windeln, traf wieder eine Mama-Freundin und genoß es so sehr, mit meinem Baby im Sonnenschein in meinem Kiez unterwegs zu sein. Eine andere Kundin schaute in den Autositz und fragte, wie alt das Baby sei. „Waas, 6 Tage? Und da laufen Sie hier schon rum?“
Ich fuhr weiter zur Kita, um Liam abzuholen. In Emilians Gruppe besuchte ich schnell seine Erzieherinnen. Sie hatten alle so aufs Baby gewartet und freuten sich sehr über unseren Besuch. Und sie hören auch immer gern Neuigkeiten aus der Schule von „ihrem“ Emilian. Wir haben die Erzieherinnen echt gern und Jari hat seinen Platz dort in 3 Jahren schon ziemlich sicher.

Durch die Sonne fuhren wir nachhause und ich hatte meinen „sozialen Tank“ wieder voll aufgefüllt. Wir haben täglich Besuch und Freunde, die Mittag bringen, aber dieses echte „draussen sein“ und Freunde treffen und vertraute Wege gehen und die Blicke der Leute auf meinem Bündel – ich hab es sehr genossen!

Das Bündel

Am Freitag Abend hatten wir dann wieder Besuch und die Müdigkeit am Abend war fast das Einzige, was mich noch daran erinnerte, dass irgendwas Außergewöhnliches passiert war. Mein Kopf kam nicht ganz hinterher, denn mir ging es wirklich so gut. Sämtliche Schmerzen und Wehwehchen waren inzwischen verschwunden. Das Baby schlief viel und ich konnte gut stillen… es war irgendwie so unwirklich, denn immerhin hatte ich ein Baby geboren.

Am Samstag und Sonntag wollten wir pünktlich um 9:00 Uhr in der Kirche sein, um Veranstaltungen zu besuchen – und es klappte. Ich fing vor 7:00 Uhr an, aber wir hatten drei Kinder zur richtigen Zeit satt und angezogen und aus dem Haus. Trotz Kälte und Eis auf den Autoscheiben. (Ich freue mich auf den Frühling!!)

Am Samstag war ich abends alleine mit den Jungs und wir alle waren gleichzeitig müde und hungrig. Ich musste die Großen irgendwie ins Bett bringen und gleichzeitig stillen. Dann standen da zwei Wäschekörbe und die Küche war nicht aufgeräumt. Das Kinderzimmer sah fürchterlich aus, ich hätte gern geduscht und die obere Etage hätte mal gesaugt werden können. Und es war fast 22:00 Uhr. Ich war so müde. Und überfordert. Und alles, was ich nicht geschafft hatte und lange nicht schaffen werde, brach über mich herein. Bis der Mann kam, sortierte ich ein bißchen Wäsche und kramte meine Umstandsmode aus dem Schrank. Ganz sicher nicht Punkt 1 auf der Prioritätenliste, aber was geschafft ist, ist geschafft. Und im Kopf komme ich so mehr und mehr in der neuen Lebensphse an.

Der erste Gottesdienst zu fünft klappte wunderbar. Mein Baby zeigte sich von der besten Seite und den Sonntagnachmittag verbrachten wir wieder mit Freunden. Wir spielten, aßen Mittag von meiner Schwägerin, tranken Kaffee und quatschten. Ich hatte das Gefühl, am ganzen Sonntag meine Augen nicht vollständig aufzubekommen – und am Montag schlief ich bis 11:00 Uhr. Wie ein Stein.

Wie gut, dass wir jetzt Winterferien haben!
Die Großen spielen UNO und Duplo im Schlafanzug, hören Hörspiele, spielen im Schnee und genießen das nichts-tun. Heute sind sie mit meiner Schwester in Berlin unterwegs und morgen wollen wir einen Ausflug zum Erdbeerhof machen.
Die Hebamme besucht uns täglich und Jari arbeitet sich tapfer in Richtung Geburtsgewicht. Ungefähr 200g fehlen noch. Die kleinen, zarten Kinder – das sind meine Jungs!

Zartheit

Ich zwinge mich dazu, die Arbeit zu ignorieren und wirklich nur das zu tun, was ich schaffe. Erstens bleibt mir so viel mehr Zeit, um mit den Jungs zu sein und zweitens wird die Arbeit doch nur mehr, wenn ich einmal anfange. Hallo? Ich wohne mit vier Männern in einem Haus. Wen interessiert da mein Anspruch? Leider niemand. Und es gibt eine Grauzone, die okay sein muss und in der ich mich bewegen muss, bevor das Haus verdreckt. Die Zone muss es einfach geben.

Diese „Haaach, ist das Leben nicht wunderschön???“-Phasen und die „Oh Gott, ich kann nicht mehr. Wie soll ich das alles jemals schaffen???“-Phasen werden sich schön abwechseln, das weiß ich inzwischen. Und ich weiß, dass es bestimmt mal noch viel schlimmer und anstrengender wird und dass es auch wieder viel besser werden wird.
In allen Zeiten möchte ich das Lachen nicht verlieren, möchte mich nicht verlieren und Zweisamkeit mit meinem Mann nicht verlieren.

Nach der ersten Woche mit Baby haben wir beide gestern zum ersten Mal zu zweit gefrühstückt und festgestellt, wie wir uns vermisst haben. Inmitten aller dieser Kinder. Wir rufen uns „Kannst du mal schnell..“ und „Halt mal kurz.“ zu. Die SMS, die wir uns schicken, sind Einkaufszettel oder dm-Coupons zum Ausdrucken. Sobald ich mich nachts zu meinem Mann drehe, knatscht der kleine Mensch auf der anderen Seite. Wir funktionieren sehr gut zu zweit, wir ergänzen uns perfekt und versuchen, dem anderen Ruhe zu gönnen, wenn es geht. Aber das ist keine Zweisamkeit. Jetzt grad nicht.
Jedes Lächeln, jede ruhige halbe Minute wird gefeiert.

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