Ihr wisst alle noch, wie schwer ich mich mit der Entscheidung zur Weiterbildung getan habe. Sowas ganz Neues, Verrücktes war das. Und dann.. habe ich es einfach gemacht. Ich habe den Vertrag unterschrieben.
Im April, kurz nach meinem 33. Geburtstag, traf ich mich mit 9 anderen Frauen in Berlin zum ersten Weiterbildungs-Wochenende. Damit begann eine intensive Zeit. Für uns alle.
An acht Wochenenden haben wir uns getroffen. Wir haben zusammen gelacht und geweint. Gestaunt und uns aufgeregt. Wir haben uns gut kennengelernt. Wir wissen nicht viel voneinander – aber doch so viel. Acht Wochenenden, 16 Tage sind so wenig – und doch habe ich das Gefühl, wir kennen uns ein Leben lang und sind uns in diesen paar Tagen sehr vertraut geworden.
Wir haben Massagen und Entspannungsübungen gelernt und ausprobiert. Wir haben von unseren Geburten erzählt, Schmerzen verarbeitet und Glücks-Momente geteilt.
Wir haben viel über den wunderbaren weiblichen Körper gelernt. Was er kann. Was wir können! Und die Geburt! Meine Güte.. ein Wunder! Wer kann da noch an Zufall glauben? „Die Natur“, oder Gott, wie ich sage, hat den Körper der Frau so unglaublich perfekt gemacht und vorbereitet.
Wir haben gelernt, wie man schwanger werden kann, wenn man möchte.. oder nicht? Was kann man dafür und dagegen tun? Welche Erfahrungen haben unsere Vorfahren weitergegeben? Was können Pflanzen?
Wir haben gelernt, was in einer Schwangerschaft passiert. Mit der Frau. Und dem Baby. Und dem Mann. Wie kann man wissen, dass alles gut ist? Was, wenn etwas mit dem Baby ist? Oder mit der Frau? Was kann ich tun, um schwanger zu werden? Und zu bleiben? Oder nicht mehr?
Wo können Babys herkommen? Und wo noch? Was kann man ausprobieren? Und was nicht? Was ist, wenn was passiert? Was sagen Überzeugungen? Und Werte?
Kann man eine Geburt wirklich schaffen? Allein? Zuhause? Warum diese Schmerzen? Was kann man dagegen tun? Warum so lange? Was hilft? Was ist „normal“? Was, wenn alles gut geht?
Was ist eine Plazenta? Was ist das Wochenbett? Was ist Ruhe? Was können Hormone? Was ist Instinkt? Was ist eine gute Mutter? Um wen geht es? Und wie lange?
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So viele, viele gute Themen. In kurzer Zeit.
Manchmal, am Sonntag Abend, war mein Kopf so voll, dass ich nichts mehr sagen konnte. Aber irgendwie reden oder schreiben musste, um mich zu ordnen.
Themen, die mich so fasziniert und begeistert haben.
Wie groß ist Gott, dass er sich um so kleine Dinge kümmert!
Das Wunder des Lebens.
Themen, die mich sehr aufgewühlt haben.
Abtreibung. Vorgeburtliche Forschung. Künstliche Befruchtung.
Ein Kind, koste es, was es wolle.
Kein Kind, koste es, was es wolle.
Es ist mir kaum möglich, eine eigene Meinung dazu zu finden.
Das Kreißsaal-Praktikum, ein Eintauchen in eine andere Welt. Zwischen Zweifel und Bestätigung. So schön und so schwer.
Ich bekam eine Website und Visitenkarten. Ich durfte eine Freundin zur Geburt begleiten. Das wird für immer eine besondere Erfahrung bleiben.
Ich durfte so viel lernen und sehen, ausprobieren und entscheiden. Und an je mehr Wochenenden ich teilnahm, umso sicherer wurde ich. Sicherer, dass ich das kann. Und sicherer, dass Doulas gebraucht werden.
Ich bin über meinen Schatten gesprungen. Mehrmals. Ich hab meine Prioritäten neu geordnet. Meine Familie wurde anders sortiert, ich hätte es ohne Unterstützung nicht geschafft.
Und ich habe nicht eine Sekunde bereut.
Noch immer habe ich Respekt vor dem Wunder des Lebens.
Noch immer berührt mich jede Geburt.
Wird sich das ändern?
Ich hoffe nicht.
Mehr und mehr bin ich überzeugt, dass Frauen Frauen brauchen.
Ermutigung. Zuspruch. Erfahrung.
Ich glaube, es macht einen großen Unterschied während der Geburt. Das muss man selbst erlebt haben. Ich weiß, was eine Doula wert ist. Was meine Begleitung wert ist.
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Mit sieben Frauen haben wir heute den großen theoretischen Teil der Weiterbildung abgeschlossen. Emotional, weihnachtlich, erfüllt.
Ein Selbststudium, Hospitationen und Schreibarbeit fehlen noch, bis wir im Juni unser Zertifikat bekommen.
Ich bin sehr glücklich.
Erleichtert und bestätigt.
Ihr habt auch dazu beigetragen! So viel Ermutigung und Bewunderung und Dank und Zusicherung habe ich von euch bekommen. Vielen Dank. Ihr alle wisst jetzt, was eine Doula ist. Und ihr erzählt es weiter. Darum geht es.
Es geht weiter. Oder.. es geht los!