Blogger für Flüchtlinge

Es ist soweit.
Ich kann und möchte nicht länger zusehen.
Ich möchte nicht Quatschen, sondern Machen.

In den letzten Tagen habe ich viele Texte gelesen, Schicksale verfolgt, ehrenamtliche Helfer bewundert, Sachspenden gepackt. Ein paar mal wurde mir das Herz richtig schwer und ich musste meine Tränen zurückhalten.

Bewegt habe ich verfolgt, wie Berlin in den letzten Tagen in Moabit zusammen gehalten hat. Was sind das für gute Nachrichten in all dem Schlamassel, der uns sonst in die Augen und Ohren gerät? Ich bin so stolz auf Berlin! Ein bißchen Respekt und der weite Weg haben mich abgehalten, da mal vorbeizusehen.
Im Süden von Berlin sind wir eigentlich noch weit genug weg von allem Trubel. Wir müssen nicht hinsehen. Wir müssen unsere Kleidungs- und Spielzeugkisten niemand geben. Ein bißchen ist es hier so, wie immer.

In der nächsten Woche ziehen 300 Flüchtlinge in ein Containerdorf in unserer Nachbarschaft ein.
Und ich kann und möchte nicht mehr wegsehen.

Wir werden am Sonntag zum „Tag der offenen Tür“ gehen und uns das Heim ansehen, bevor die neuen Nachbarn kommen. Es wird ein besonderes Haus für schwer traumatisierte Flüchtlinge, für Familien und schwangere Frauen. Wir, als Familie und als Kirche, werden unsere Hilfe anbieten und sehen, wo wir helfen können. Vielleicht sortieren wir Kleidung, vielleicht helfen wir bei der Übersetzung oder vielleicht betreuen wir ein paar Kinder… ich weiß es nicht.

Ich bin aufgeregt, weil es endlich los geht und ich nicht länger mit schlechtem Gewissen die Berichte anderer lesen muss. Ich bin aufgeregt, weil ich nicht weiß, was auf mich, auf uns, zukommt.. bzw. weil ich weiß, dass es nicht leicht werden wird.
So viel Leid und Trauer. Wohin damit?
Allein beim Lesen der Berichte tat mein Herz so weh und am liebsten würde ich alle Kinder und Mamas in den Arm nehmen und ihnen sagen, dass alles gut wird. Aber so einfach geht das leider nicht…

Vor ein paar Tagen habe ich mich mit einer Freundin in einer Bar am Zoo getroffen. Ich sah mir die Stadt im Sonnenuntergang an und bedauerte, so selten mal „raus“ aus meinem Viertel zu kommen. Am nächsten Morgen lief ich wieder die Strecke zum Kindergarten und sah eine andere Mama. Wir hatten uns am Tag davor kennengelernt. Auch sie gewöhnt gerade ein Kind ein und ich hatte sie zum Kaffee zu mir eingeladen. Dann dachte ich an die Angestellten „unseres“ Lidls, die ich inzwischen alle kenne und mit denen ab und zu ein kurzes Gespräch entsteht. Ich traf Emilians Erzieherin und quatschte eine Weile mit ihr. Sie fragte mich etwas über unsere Kirche und ich lud sie zum Gottesdienst am Sonntag ein. Heute gingen wir zu unseren Nachbarn in den Garten und durften Pflaumen mitnehmen.

Und mehr und mehr stelle ich fest, dass ich genau am richtigen Platz bin. Für diese Kassierer, Nachbarn, Freunde, Erzieher schlägt mein Herz und ich liebe diesen Platz.

Gott hat uns mit allem so gesegnet und ich möchte davon etwas zurück geben! Ich kann nicht anders.
Ab der nächsten Woche werden meine Jungs vom Frühstück bis nach der Mittagsruhe im Kindergarten sein. Ich werde so viel Zeit haben. Und das kann kein Zufall sein.

Ich fange gar nicht erst an, zu bitten, euch in die Lage der Flüchtlings-Familien zu versetzen. Ich hab von Schicksalen gehört – ich werde es nie mehr vergessen können. Diese Menschen brauchen unsere offenen Arme und unser Lächeln jetzt.

Helfen kann so einfach und schmerzlos sein. Oder es kann Kraft und Nerven kosten.
Aber wenn wir zusammen helfen, wo wir können, wird die Welt um uns herum ein bißchen besser!

Auch wenn ich jetzt tatsächlich noch immer Quatsche und nicht Mache, werde ich euch auf dem Laufenden halten!
Das ist jetzt nicht mehr „der Nahe Osten“. Es ist nicht mehr „irgendwo in Europa“.
Jetzt ist es Berlin, mein Stadtteil.

Berichte von anderen Helfern:

Lucie Marshall hat drei pakistanische Jungs bei sich aufgenommen

Pia hilft einer Familie bei der Wohnungssuche

Jule schreibt über ihre Erfahrungen in Moabit

Christiane, so ziemlich der Kopf der Ehrenamtlichen in Moabit, opfert ihren Jahresurlaub und packt an

Lisa schreibt über ihre Garten-Party mit Flüchtlingen

Auch Mareice schreibt, was sie in Moabit erlebt hat

Mit der Initiative „Flüchtlinge willkommen – Refugees welcome“ können freie Zimmer angeboten werden

 

Selbst helfen:

Ich helfe jetzt!

Googelt eure Städte, die Stadtteilzentren, die Kirchen, die Initiativen, die Blogger.

Gib von deinem Geld ab.

Packt Klamotten, Spiele, Geschirr, deutsche Kinderbücher, Hygieneartikel ein.

Versorgt die fremden überforderten Mamas und Kinder mit Babynahrung und Windeln.

Biete Steckdosen zum Aufladen von Smartphones an.

Es kann so einfach sein!

#bloggerfuerfluechtlinge
#refugeeswelcome

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