Auf dem Weg zur Doula

Mein Kreißsaal-Praktikum ist beendet!
Ich habe es geschafft!
Von allen Teilen der Weiterbildung zur GfG-Doula war das mit der größte, neuste, aufregendste Teil für mich… und nun ist dieser Teil abgehakt und auch die Weiterbildung ist schon fast zuende.

Es ist unglaublich, oder?
Was habe ich mir im Vorfeld für Sorgen und Gedanken gemacht und Fragen gestellt!

(Gefunden bei den Langhaarmädchen)

Und jetzt bin ich weiter unterwegs als Doula.
Sicherer und überzeugter und leidenschaftlicher als vorher!

Ich habe euch erzählt, dass mich die ersten Tage im Praktikum verunsichert und überrollt und erschlagen haben – und so ging es auch weiter. Es gab viele Momente, in denen ich lernen konnte, über die ich nachdenken muss und die für immer in meinem Herzen bleiben werden.

Und wenn ich an den ersten Tagen noch ruhig staunend dem Kreißsaal-Wusel zusah und mich gefragt habe: „Wo soll denn hier noch eine Doula Platz finden???“ – so bin ich an den letzten Tagen wild entschlossen und mit dem Herz auf der Zunge zuhause angekommen und habe meinen Mann und Freundinnen und das Internet mit meinen Gedanken überrollt – und es hat Sinn gemacht!
Die Gefühle, die schon lange in meinem Herzen waren, haben plötzlich zu den Gedanken in meinem Kopf gepasst.

Plötzlich hatte ich nicht nur meine drei eigenen easy-peasy Geburten, bei denen ich eben einfach „Glück“ oder was auch immer hatte.
Ich habe lange und schwere Geburten gesehen.
Ich habe gesehen, wie die Gebärende sich bewegt, wie sie guckt und stöhnt.
Ich habe gesehen, wie die Hebammen beobachten und reagieren und begründen.

Und ich konnte mir plötzlich sehr gut vorstellen, wo dort eine Doula hingehört!

Ich bin nämlich mehr denn je überzeugt, dass eine natürliche Geburt möglich ist! Natürlich bedeutet: Ohne ständige vaginale Untersuchungen, ohne Wehentropf!, ohne CTG, ohne Kreißsaal-Bett, ohne Druck auf den Bauch, ohne Zeitdruck, ohne Schmerzmittel.

Das ist fast unvorstellbar – aber ich glaube fest daran, dass das nicht nur möglich, sondern auch gut und gesund für die werdende Mama und das Baby ist!

Ich möchte ganz deutlich sagen, dass ich den Wehentropf und den Kaiserschnitt und die PDA und und und weder verteufele noch ablehne. Oh nein! Sie retten Leben und dafür bin ich sehr dankbar.

Ich bin aber durch meine Beobachtungen und durch viele Gespräche über Geburt zu der Erkenntnis gekommen, dass sehr viele Frauen sehr wohl ohne alles gebären würden und könnten  – und auch sehr gern wöllten! …aber dass sie einfach nicht laut genug sind oder einfach nicht gehört werden.

Es ist nämlich so, dass zu einer Geburt in Deutschland Hebammen gehören müssen. Und auch die Frauen möchte ich auf keinen Fall ablehnen oder verteufeln!
Wenn ich mich zuerst über gewisse Entscheidungen gewundert oder geärgert habe, so sehe ich jetzt mehr einen Hintergrund.

Hinter mancher Entscheidung steht eben große Verantwortung, Zeitdruck, irgendwelche Leitlinien, der Chef, Moral und Ethik und überhaupt das Gesetz! Und dem können/dürfen Hebammen sich nicht ohne weiteres widersetzen, denke ich. Und das ist schwer.

Noch immer verstehe ich nicht alles und ich denke immernoch ehrlicherweise, dass zu manch einer Entscheidung sehr wohl Bequemlichkeit, Langeweile, fehlende Erfahrung oder Lust und Laune und was auch immer gehört hat. Es ist für Hebammen irgendwie eine Routine, Kindern auf die Welt zu helfen.

Und jetzt kommt’s:

Wir Frauen, ihr Frauen, du Gebärende, du darfst nämlich entscheiden, wie deine Geburt verläuft! Du darfst so viel selbstbestimmt entscheiden, ich wette, das wusstest du gar nicht!

Ich wusste das auch nicht.
Ich kam als Erstgebärende überhaupt gar nicht aus dem medizinischen Bereich und habe mich sofort klein gemacht und untergeordnet. Ich habe am Ende, als die Geburt fast im Schlafzimmer passierte, immernoch der Hebamme mehr vertraut, als meinem eigenen Körper!

Du darfst dich wehren.
Du darfst mitreden.
Du darfst entscheiden.
Du darfst Fragen stellen.

Das Kreißsaal-Personal wirkt vielleicht dominant und bestimmt. Und das ist auch verständlich, wenn es so 500-1000 Kindern auf die Welt geholfen hat.. und du kommst da mit deinem ersten Baby und willst mitreden?

Ja, das darfst du.
Und das sollst du!

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Hebammen nicht wirklich vor einer Entscheidung direkt nachfragen. Sehr geschickt werfen sie einfach ein „Wenn sich bald nichts verändert, dann stelle ich einfach mal den Wehentropf an, ja?“ in den Raum. „Wir probieren jetzt nochmal diese Position.“ Und welche wehende Mama traut sich dann, nachzufragen oder sogar abzulehnen?

Ich verstehe das!
Ich hätte schwören können, zwei meiner Kinder ohne alles geboren zu haben. Und dann habe ich mir die Geburtberichte der Klinik zuschicken lassen (das dürft ihr übrigens auch!) und dann las ich da sehr interessante Sachen, von denen ich nichts (mehr) wusste. Das passiert einfach so. Schwuppsdiwupps, da kommen plötzlich mehr oder weniger Wehen… einfach so?

Natürlich möchte die Hebamme nur dein und mein Bestes. Davon gehe ich aus. Aber.. sie hat auch einen Zeitplan und einen Ablauf im Kopf. Und vielleicht passt meine oder deine Geburt da eben nicht rein? Und das ist nicht schlimm. Aber vielleicht nicht „normal“ oder „durchschnittlich“ genug.

Ich verstehe sehr gut, dass eine Gebärende unter der Geburt nicht in dem Zustand ist, Entscheidungen zu treffen oder zu diskutieren. Das war ich auch nicht. Und mein Mann auch nicht. Wir hatten vorher nicht drüber geredet und ich wusste nicht, auf was ich hätte achten können oder müssen.

Und da ist mein Platz als Doula.

Als Doula habe ich dich bereits in der Schwangerschaft kennengelernt und mir genau angehört, wie du dir deine Geburt wünschst. Ich habe dich gefragt, was für dich okay wäre – und was überhaupt nicht geht. Ich frage auch, ob du Massagen oder lieber einen kalten Lappen haben möchtest – ob du mich zum Hand halten oder zum Mitatmen brauchst.

Und dann, im Kreißsaal, bin ich nämlich wach und aufmerksam und sehe dich und die Geburt von aussen zu – und bin aber ganz bei dir. Ich erinnere dich an deine Kraft und an deine Wünsche. Ich helfe dir, bei dir zu bleiben, dich nicht ablenken oder verunsichern zu lassen.

Und das ist es, was ich gebraucht hätte, was vielen Frauen gut getan hätte und gut tun würde.

Eine Stimme, die dich an deine eigene Stimme erinnert.
Jemand, der dich bemuttert, wenn alle nur deine Rolle als werdende Mutter sehen.
Eine Hand, die da bleibt und den Raum nicht verlässt.

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Sehr berührend und interessant fand ich ein Video, das ich vorgestern entdeckt habe.
Ich konnte kaum glauben, wie diese Geburt zu meinen Gedanken passte:

Der tägliche Beweis für Grossartigkeit

(Nicht jede Geburt ohne Hilfsmittel ist lang und schwer.)

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Ich bin selbst etwas überrascht, wie viele Sätze jetzt in so kurzer Zeit aus meinem Kopf in den Blog geschossen sind… aber ich sagte ja: Mein Herz und mein Kopf haben sich gefunden.

Bitte teilt den Bericht oder meine Seite.
Nicht um meinetwillen, sondern für die werdenden Mütter.

Und wenn du gerade schwanger bist oder eine schwangere Freundin kennst:
Ich würde dich sehr gern zu deiner Geburt begleiten, wenn du das möchtest.

Über die Konditionen können wir jetzt noch reden, solange ich in der Weiterbildung bin. Auch über Geburten, die ich als Praktikantin ansehen und miterleben kann, freue ich mich sehr!

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