05. März 2019
05. März – am 5. eines Monats möchte ich euch erzählen, was ich eigentlich so den ganzen Tag gemacht habe.
Falls jemand fragt:
„Was macht du eigentlich den ganzen Tag?“
WMDEDGT?
Der Wecker klingelt um 6:15 Uhr. Aber ich bin sooo müde! Ich kann einfach nicht aufstehen. Ich mache den Wecker aus und bleibe aber liegen – wohl wissend, dass das sehr gefährlich sein kann. Ich rede mir ein, dass ich ja heute mehr Zeit habe, weil Fasching gefeiert wird und ich keine Brotdosen packen muss.
Gegen 6:45 Uhr zwinge ich mich aus dem Bett. Ich ziehe mich an und wecke die Kinder. Liam wird zum ersten Mal in der Schule Fasching feiern und ist etwas aufgeregt und ängstlich. Keins meiner Kinder konnte sich bis jetzt groß fürs Verkleiden begeistern. Ich bin froh, dass ich um die Zeit kein rosa-weißes Einhorn schminken oder große Helden-Kostüme sortieren muss. Liam zieht sein Fußball-Trikot unter die Kleidung – und ist fertig. Emilians Klasse wird nicht feiern, sondern ins Kino gehen.
Während ich Äpfel schneide und die Spülmaschine ausräume, sitzen die Kinder im Wohnzimmer und schauen die Fotobücher „ihres Lebens“ an. Ich bin zwei Jahre im Verzug und eigentlich stresst mich das. Aber ich werde nicht damit aufhören. Ihr Lächeln und die Sätze „Aaah, weißt du noch? – Guck mal, wie süß ich war! – Du siehst voll aus wie Jari! – Hä, wo war denn das nochmal?“ sind mir jede Mühe wert!
Um 7:30 Uhr verlassen wir das Haus und laufen zur Schule. Ich schiebe jeden Morgen mein Fahrrad und die Kinder dürfen die Schultaschen in den Gepäckkorb stellen und ans Lenkrad hängen. Heute sind es nur kleine Rucksäcke und sie passen beide in den Korb. Ein Kind darf auf dem Sattel sitzen – im Idealfall wechseln sie sich ab, meistens gibt es Streit.
Es ist ungewohnt stürmisch und es riecht nach Frühling. Wir staunen schon auf dem Weg über lustige Verkleidungen. Ich bringe Liam zum Klassenzimmer und will sehen, wie seine Mitschüler und die Lehrerin verkleidet sind. Liam staunt und wird immer siller. Einerseits bin ich froh, dass wir uns das Geld für viele teure Kostüme bis jetzt sparen konnten und dass meine Kinder an Fasching nicht so ausflippen – aber wenn ich sehe, mit welchem Spaß sich auch die Lehrer und Erzieher verkleiden, dann würde ich meinen Kindern dieses „Heute darfst du alles sein!“-Gefühl einmal wünschen.
Mit dem Fahrrad fahre ich durch den kalten Wind zurück. Ich habe bald einen Termin, aber ich hoffe, dass Jari noch schläft und ich mich wenigstens für ein paar Minuten auf die Couch legen kann. Ich bin echt müde. Mein Plan geht auf und ich nutze jede Minute, die ich habe. Als Jari wach wird und zu Papa ins Bett darf, gehe ich nach oben, wasche meine Haare, schminke mich, kämme und föhne die Haare und gehe mit Jari und meinem Mann nach unten.
Ich schaffe einen Kaffee, packe schnell ein paar Sachen zusammen und laufe durch einen ruhigen sonnigen Morgen zum Bus. Ich werde zum ersten Mal eine „fremde Schwangere“ treffen, die ich bei der Geburt ihres zweiten Kindes begleiten darf. Ich genieße die Ruhe im Bus, finde den Weg gut und treffe eine entspannte fröhliche Mama und ein zuckersüßes Mädchen im Alter von Jari. Über 2 Stunden reden wir und die Zeit vergeht wie im Flug. Ich höre mir Sorgen an, kann als Mama von dreien ein paar Tipps weitergeben und bestärke die Mama in ihren Entscheidungen. Wir liegen sehr auf einer Wellenlänge und ich bin dankbar dafür. Als ich durch Regen, Wind und Sonnenschein nachhause fahre, stelle ich wieder fest, wie wohl und richtig mich als Doula fühle. Ist das toll!
Ich bin später als gedacht zuhause und mein Mann hat die Kinder schon von der Schule abgeholt. Die Großen gackern und toben in einem Kinderzimmer, Jari begrüßt mich unten. Mein Mann macht mir einen Kaffee und ich erzähle ihm von meinem Termin. Jari möchte einen Film gucken, die Großen wollen mit mir einkaufen gehen und ich möchte erstmal kurz auf der Couch ausruhen. Liam erzählt glücklich, dass er der einzige Fußballer beim Fasching war. Das ist wirklich etwas Besonderes. Emilian hat mit allen 3. und 4. und 5. und 6. Klassen im Kino „Mia und der weiße Löwe“ gesehen. Er erzählt mit leuchtenden Augen, wie sehr es ihm gefallen hat.
Draußen wechseln sich immer noch Hagel und Regen und Sonne und Sturm ab. Ich möchte eigentlich gern nochmal raus und überlege, ob wir laufen oder Auto fahren. Jari braucht schnell eine neue Windel, die Sonne bleibt und ich packe die Kinder und den Kinderwagen und wir gehen in Richtung Einkaufsviertel.
Die Kinder toben sich ordentlich aus und wir kommen einigermaßen unauffällig durch die Geschäfte.
Eine Dame sieht uns und fragt:
„Alles Ihre??“
„Ja.“
„Drei Herren???“
„Ja.“
„Alles cool.“
„Ähm.. ja.“
Schwer bepackt kommen wir etwas später aus dem dritten Laden – und natürlich regnet es. Es ist dunkel geworden, ich wäge kurz ab, entscheide dann aber, dass wir es zu Fuß schaffen können. Der Einkauf wird umsortiert, so dass Jari wieder sitzen kann und etwas schneller geht’s nachhause.
Der Regen hört wieder auf und die Jungs bleiben im Garten, um Fußball zu spielen. Ich mache ihnen in der Küche warmes Porridge. Das probieren wir seit Neuestem und sie lieben es. Papa kommt zu ihnen in den Garten, dann Jari natürlich auch. Aber kurze Zeit später regnet und hagelt es so sehr, dass vier nasse matschige Männer wieder ins Haus tapsen.
Ich räume den Einkauf weg. Es geht mit Aufräumen und Hände waschen in Richtung Abendessen. Zu fünft sitzen wir am Tisch, es wird gegackert, geschmatzt, gezappelt, es werden Wasserbecher umgekippt und Teller nicht leer gegessen – also wie immer.
Die Kinder dürfen noch einen Film gucken und wir fangen die Peter Pan-Serien bei Netflix an. Nach 2 Folgen ist Schluss und ich schicke die Kinder nach oben. Während Papa mit ihnen spielt, Zähne putzt und sowohl Zimmer als auch Kinder fertig fürs Bett macht, schreibe ich den Artikel hier. Gleich wird mein Mann zu einem Treffen gehen und ich könnte die Küche aufräumen, meinen Doula-Besuch dokumentieren, Staub saugen, Wäsche sortieren oder mit Wein einen Film anschauen – aber höchstwahrscheinlich werde ich an meiner Doula-Abschlussarbeit weiterschreiben. Alles, was ich schaffe, ist geschafft!
Habt einen schönen Abend!
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