10. Februar 2024
Im Sommer 2023 habe ich aufgehört, als Erzieherin zu arbeiten und bin seit September fast durchgängig als zertifizierte Mütterpflegerin beschäftigt.
Inzwischen habe ich mehr Einblick in die Arbeit bekommen. Es ist etwas ganz anderes, über Mütterpflege zu lesen und zu hören – und als eine Mütterpflegerin zu arbeiten.
Ich habe ganz unterschiedliche Familien kennengelernt, ich habe unterschiedliche Aufgaben gehabt, bin verschiedene Entfernungen gefahren. Ich kann mein Wissen anwenden und auffrischen, ich kann unheimlich viel von meinen Kolleginnen lernen und schätze unsere Vernetzung sehr. Ich stelle fest, dass ich als Mutter mehr Wissen und Qualifikation habe, als ich dachte. Und ich stelle immer wieder fest: Wir Mütter brauchen einander!
Wenn zwischen Müttern ein Raum ohne Verurteilen und Vergleichen, ohne Wettbewerb ist, dann gibt es keine Grenzen. Wie ich gebe, bekomme ich auch. Wie ich empfehle, lerne ich auch. Ob mein Baby noch im Bauch ist – oder meine Tochter vielleicht selbst schon ein Baby hat oder mein Kind in einem anderen Land lebt: Ich bin immer Mama und kann immer wachsen und lernen.
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So dankbar ich bin, eine Mütterpflegerin zu sein – so dankbar darf ich auch für meine drei Schwangerschaften, Geburten und Wochenbett-Zeiten sein… denn mir ging es so gut – oder muss ich sagen: nicht schlecht genug für eine Unterstützung.
(Ich möchte an dieser Stelle sagen: Auch während einer Fehlgeburt oder „Stillen Geburt“ steht dir als Mama eine Hebamme zu. Ich selbst wusste das nicht und hätte mich vielleicht nicht in der Verfassung gefühlt, Hilfe zu suchen. Aber als Beratung, Trost und Unterstützung kann das auf jeden Fall eine Hilfe sein.)
Wie bekomme ich eine Mütterpflegerin?
Wenn ich als Mütterpflegerin arbeite, stelle ich immer wieder fest, wie dankbar die Frau für jede kleine Unterstützung, jedes Mitdenken und Vorbereiten ist.
Jede Frau sollte eine Mütterpflegerin bekommen, wenn sie das möchte! Und ich bedauere es sehr, dass nicht jeder Schwangeren automatisch eine Mütterpflegerin angeboten wird!
Jede Frau, die selbst zahlen möchte, kann eine Mütterpflegerin buchen.
Über Hebammen, Baby-Lotsen, Krankenhäuser, Still-Beraterinnen, Gynäkologen oder Suchmaschinen… kann eine Mütterpflegerin gesucht werden. Ich selbst wurde noch nie über meine Homepage angefragt, sondern immer über Weiterleitungen in unserem Netzwerk. Jede Mütterpflegerin hat einen eigenen Stundensatz, zu dem sie arbeitet und mit ihr privat können die Arbeitszeiten und Tage und der Einsatzzeitraum individuell abgesprochen werden.
Oder die Krankenkasse bewilligt den Einsatz einer Mütterpflegerin.
Dazu braucht es eine „Hilfsbedürftigkeit, die es der Frau nicht erlaubt, den Haushalt weiter zu führen…“.
Was ist das nun?
Bei einer Frau ist das der Verlust ihrer Mutter, bei einer anderen sind es zwei gebrochene Beine, bei der dritten ist es eine Depression oder ein Milchstau.
Ich möchte nicht werten oder vergleichen, nur: Es braucht eben eine Diagnose und eine Entscheidung. Und die trifft leider nicht die Frau selbst.
Online oder telefonisch kann die Frau das Formular zum Beantragen einer Haushaltshilfe bei der Krankenkasse anfordern. Sie füllt das Formular dann aus, je nach Diagnose oder Krankheitsfall braucht es die Bestätigung einer Hebamme oder eine ärztliche Verordnung.
(Es heißt noch „Haushaltshilfe“, aber wir verwenden immer wieder den Begriff „Mütterpflege“, damit der Unterschied und das neue Einsatzfeld möglichst bekannt und verbreitet wird.)
Auch eine evtl. Zuzahlung von einigen Euros pro Tag hängt von der Diagnose ab.
Am besten hat die Frau beim Ausfüllen des Antrags schon eine Mütterpflegerin.
Für die Suche vorher nach einer Unterstützung helfen uns folgende Angaben:
– Ort oder PLZ
– ungefährer Einsatz-Zeitraum (Tage, Stunden, Wochen, Monate?)
– ungefähre Aufgabenbeschreibung (Was erwartet uns?)
– Diagnose und ungefähre Beschreibung der Situation
In das Formular trägt die Frau dann ein, warum sie einen Eintrag stellt, welche anderen Kinder unter 12 Jahren mit im Haushalt leben und wie und wann diese betreut sind, welche anderen Personen mit im Haushalt leben, wann diese außer Haus sind und warum sie den Haushalt nicht weiterführen können. Außerdem kann sie Angaben machen über die Tage und Stunden, an denen sie Hilfe braucht.
Dann werden die Angaben der Mütterpflegerin sowie eine individuelle Kennnummer eingetragen. Mit der Bewilligung kann die Mütterpflegerin später abrechnen.
In einem Zeitraum von bis zu 3 Wochen kommt dann die Antwort der Krankenkasse. Weil es meist eilig mit der Unterstützung ist, weil die Not akut ist, kann mit einem freundlichen Telefonat um eine schnellere Bearbeitung des Falls gebeten werden.
Auf gut Glück kann vereinbart werden, dass die Mütterpflegerin schon ohne Bewilligung mit der Arbeit beginnt, wenn es eilig ist. Vertraglich muss dann festgehalten werden, dass die Frau im Notfall selbst für die Kosten aufkommt, sollte die Krankenkasse den Antrag nicht bewilligt.
Sollte der Antrag abgelehnt werden, lohnt sich immer ein Widerspruch.
Mit der Bewilligung bekommt auch die Mütterpflegerin ihr Formular zur Abrechnung nach Ende des Einsatzes. Die Kasse zahlt das Geld über ein Abrechnungszentrum an die Mütterpflegerin und die Frau hat keine weitere Arbeit damit.
In einem Vertrag halten Frau und Mütterpflegerin fest, zu welchen Zeiten gearbeitet wird, wie mit sensiblen Daten umgegangen wird, was bei nicht Einhalten von Absprachen passiert. Auch Absprachen über Finanzen bei Einkäufen, Schlüssel-Übergabe und andere Vollmachten können vertraglich festgehalten werden. Meist klappt das völlig problemlos wie bei anderen Dienstleistern.
Das Wochenbett ist eine zerbrechliche Zeit und jede Frau, die eine fremde Person so nah an sich und in ihr Haus lässt, hat meine Bewunderung. Es gehört Mut dazu, um Hilfe zu bitten und sich und den Haushalt buchstäblich nackig zu machen.
Genauso gehört aber zu meiner Arbeit auch mein Respekt, vertrauensvoll, wertschätzend und würdig mit der Situation umzugehen, keine unnötigen Kommentare über Wohnungseinrichtung, Kleiderordnung, Kindererziehung oder Ernährung zu machen. Ich spüre, wenn eine Mama offen für Austausch und Empfehlung ist – oder wenn ich lieber einfach nur meinen Job mache, ohne in alle Kisten und Schränke zu schauen. Es ist eine Gratwanderung – aber Mütter haben da so ein Gefühl dafür und oft verstehen wir uns ohne viele Worte.
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Damit es weiter und immer mehr Mütterpflegerinnen geben kann, ist es wichtig, dass wir darüber reden!
Hier könnt ihr mehr darüber lesen und die gute Nachricht teilen:
(Werbelinks)
Netzwerk Berliner Mütterpflege
GfG Ausbildung zur Mütterpflege
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