Der Jari, unser Januarbaby, unser dritter Sohn, ist eine Knalltüte.
Er macht uns sehr glücklich, er bringt uns zum Lachen, er berührt unsere Herzen, er passt perfekt zu uns.
Und weil wir Eltern etwas länger überlegt haben, ob wir ein drittes Kind möchten… weil die Entscheidung nicht schnell gefallen ist und weil wir dann lange auf das Baby warten mussten, wollte ich euch mal ein bißchen aus unserem Leben mit Jari erzählen.
Weil er so toll ist, weil er so schlau und witzig ist, so viel Charme hat und weil wir nicht eine halbe Sekunde bereut haben, dass wir uns für ein drittes Kind entschieden haben. Weil drei Brüder einfach ein Schatz für’s Leben sind und weil wir ohne Jari nicht halb so viel Glück und Spaß gehabt hätten.
Und dann kam die Trotzphase.
Jari ist jetzt 22 Monate alt.
Und ich habe bei meinen eigenen und vielen fremden Kindern schon einige Trotzanfälle erlebt, nicht dass es mich schocken würde.
Bei Emilian könnte man meinen, er hätte nicht gelernt, zu trotzen.
Jeden Anfall, den Emilian ausgelassen hat, hat Liam doppelt mitgenommen, so schien es uns.
Also aus der Ruhe bringt mich nichts mehr.
Aber mit dem Glück und Spaß ist es jetzt eben manchmal vorbei.
Dabei ist er so süß, wenn er bockig ist!
Er schreit seinen Ärger wütend raus, denn noch immer spricht er kein einziges Wort. Er legt sich auch mal auf den Boden und versteckt den Kopf in den Armen – aber ganz leise und eher beschämt bockig. Nach ein paar Sekunden blinzelt er an den Armen vorbei und guckt, wie sehr er noch beachtet wird.
Das hat er letztens sogar in der Badewanne gemacht! Er saß – und wurde wütend, weil wir seine Haare waschen wollten – und er beugte sich mit den Händen vor dem Gesicht runter – ins Wasser. Und da saß er dann.. und er merkte, dass er im Wasser war.. aber hochkommen wollte er nicht. Also blubberte es wütend und es blubberte.. Irgendwann kam er blinzelnd wieder nach oben und wollte aber nicht auf das Handtuch zeigen – seinen Trotz hat er tropfnass durchgezogen.
Es sind ja vier Personen, die auf Jari einreden und trösten und helfen und ihn lieben.
Vor ein paar Tagen habe ich den Jungs erklärt, dass unsere Familien-Regeln, die sie ja kennen und die wir vielleicht hier und da etwas lockerer gelassen haben, jetzt wieder knallhart eingehalten werden müssen. Von allen.
Es gibt Regeln wie „Beim Essen wird gesessen.“ oder „Auf der Couch wird nicht gegessen.“ oder „Hände waschen nach dem Essen.“. Und Jari merkt in sekundenschnelle, wenn eine Regel ignoriert wird. Das übernimmt er sofort. Meist lachen wir, weil er wirklich süß versucht, uns nachzumachen und sich wie ein Großer zu benehmen, aber das Geschrei ist groß und laut, wenn er sich beim nächsten Mal wieder an Regeln halten soll. Das wird dann erklärt.
Die Jungs sind wirklich tolle Brüder.
Sie sehen Jari seit 22 Monaten als kleinen, süßen Schatz an – und nie als nervigen, blöden Bruder. Letztens waren die beiden Großen mit meiner Schwester und wir mit Jari unterwegs. Und das Wiedersehen nach 6 Stunden endete in einer großen Dreier-Umarmung im Flur. Sie lachen viel, sie spielen viel und sie lernen, ihn nicht zu beschimpfen, sondern eher freundlich abzulenken, wenn er andere Ideen im Kopf hat, als sie.
Die „anderen Ideen“ sind eine gute Überleitung.
Die hat Jari jetzt nämlich immer öfter. Er entdeckt einen eigenen Willen, dazu einen roten Kopf und ganz neue Lautstärken.
Wenn er schnell abzulenken ist und ganz plötzlich, noch mit Trotz-Tränen im Gesicht, wieder lacht, merken wir, dass er nicht aus Trauer, Unglück oder Schmerz weint, sondern einfach nur, weil er kann. Und will. Irgendwas.
Und wehe, wir werden schwach. Oh.. das merkt er sich.
Ich finde, Regeln sollen eingehalten und gelernt werden – und dürfen lockerer abgewandelt werden, wenn sie gelernt wurden. Bis dahin gilt äußerste Konsequenz.
Bei Regeln wie „Auf der Couch wird nicht gegessen“ sind wir großzügig. Auch wir essen manchmal auf der Couch. Und wir können es ja. Und Jari sieht das. Blöd ist er nicht. Wenn er das auch möchte, dann darf er eben nur kleine trockene Dinge wie Brezeln oder Rosinen da essen – oder wir ziehen eben alle an den Tisch um. „Du darfst und du nicht“, das versteht er jetzt überhaupt nicht.
Die Regel „Beim Essen wird am Tisch gesessen“ ist etwas schwieriger zu lernen. Wir haben vier Stühle und einen Hochstuhl. In dem möchte Jari aber nicht mehr sitzen, also quetscht sich Liam gern da rein oder wir holen einen Wohnzimmerstuhl oder einer steht beim Essen oder wir essen zu viert. Alles irgendwie blöd. Und da ist nichts Festes draus zu machen, weil wir alle keine festen Zeiten und Plätze haben. Mal essen die Schulkinder nach uns ihr Mittag, mal isst der Mann abends vor uns, weil er noch weg muss. Wir anderen entscheiden jeden Tag neu, wer neben wem und wer am Fenster und wer in der Ecke sitzen möchte. Ein fester Plan wäre mir lieb, aber so ist das – bis mal der Hochstuhl verschwindet oder wir an den größeren Tisch im Wohnzimmer umziehen.
Dann haben wir ja seit Oktober Jaris Bett ins Kinderzimmer geschoben. Das war gut so und alle waren glücklich. Ich konnte deutlich besser und tiefer schlafen, auch Jari konnte plötzlich durchschlafen. Liam hatte endlich seinen kleinen Bruder bei sich. Jari ist morgens nicht mal mit den Schulkindern wach geworden – und wenn, ist er zu Papa ins warme Bett getappelt und hat da nochmal eine Stunde geschlafen. Wir sind alle eher Typ Langschläfer und das ist sehr gut so.
Wenn Jari mal Mittagsschlaf macht, schläft er mit Papa in unserem Bett und manchmal darf Liam sich zum Einschlafen in unser Bett legen, aber erst wenn Jari eingeschlafen ist.
So sind die Regeln zum „Elternbett“ und das ist für alle okay. Die Kinder schlafen ruhig und friedlich, wenn sie mal ganz, ganz, ganz, selten nachts zu uns kommen – aber wir alle schätzen doch den Platz, den wir im eigenen Bett haben.
Jetzt kam es aber so, dass Jari manchmal nachts wach wurde und weinte. Und dann half kein Nuckel und keine Flasche, vielleicht war ihm kalt.. aber er wusste genau, was er wollte und dann nahmen wir ihn mit in unser Bett.
Ich, weil ich einfach bitte gerne schnell weiterschlafen wollte – und mein Mann, weil er Jari nur schweren Herzens leiden sehen (oder hören) kann.
Und zack, da war die Inkonsequenz und da haben wir den Salat.
Es stört mich nicht wirklich, wenn Jari bei uns schläft. Er schläft tief und fest und süß und warm. Platz habe ich und Ruhe eigentlich auch. Aber es war doch eine Regel. Die man einhalten soll.
Und Jari wacht jetzt fast täglich nachts auf – und weint.
Zwar leise und zart, aber am Ton höre ich, dass er will. Weil manchmal plappert er zwischendurch oder spielt mit dem Nuckel – aber dieses Weinen zieht er ne Weile durch. Bis einer von uns aufsteht.
In der Nacht von Samstag zu Sonntag wurde er erst sehr spät wach, also früh gegen 5 Uhr. Er saß im Bett, den Nuckel im Mund, die Flasche unter dem einen und das Kuscheltuch unter dem anderen Arm, bereit in mein Bett getragen zu werden. Fehlte nur noch Koffer, Mantel und Hut sozusagen.
Ich stellte mich an sein Bett und machte sch sch sch.. Jari war sehr müde, aber er kämpfte gegen den Schlaf. Er trank sogar im Sitzen aus der Flasche, nur um nicht einzuschlafen. Aber ich sah, dass er müde war und dass er immer weniger schimpfte. Also blieb ich stehen, machte sch sch sch und hoffte, dass er bald nachgeben würde. Ich merkte, dass Liam unruhig wurde, aber Jari blieb wach.
Liam wurde dann schließlich auch wach und fragte ganz verschlafen: „Soll ich ein Spielzeug zum Ablenken suchen?“ und schon war er aus dem Bett.
Er fing an, in der Spielkiste zu wühlen, aber Jari hatte sich schon hingelegt. Ich schickte Liam zurück ins Bett und schlich selbst leise aus dem Zimmer. Als ich im Flur war, hörte ich, dass Jari wieder leise weinte. Ich blieb stehen – aber dann fing Liam leise an zu singen. Er dachte sich irgendein „Jari Schlaflied“ aus – und Jari schlief ein, dann auch Liam. Und ratet, wer noch lange wach lag und vor Glück nicht schlafen konnte!
Ich war sehr stolz auf diesen Erfolg – aber schon in der nächsten Nacht landete Jari wieder in unserem Bett. In der Nacht danach kam er sogar selbst angelaufen. Er schläft dann ruhig, wie gesagt.. aber das Thema ist noch nicht zuende.
Das ist es also mit Jari.
Er spricht nicht, aber er probiert.
„Mama“ und „Papa“
Er bockt und wütet ab und zu – aber als Kleinster von 5 Personen muss man sich doch irgendwie helfen, wenn man keine Worte hat.
Er wickelt uns alle um den Finger.
Er weiß genau, was er will.
Und so verbringen wir die Vormittage zusammen. Ich bringe die Großen in die Schule, danach frühstücken wir drei. Mein Mann geht dann ins Büro und Jari wuselt mit mir durchs Haus oder durch die Stadt. Und das ist gerade ganz schön so.
Die Brüder haben ihm heute den ersten Zwei-Wort-Satz beigebracht.
Und den hat er schnell gelernt.
Natürlich.
Wozu sind Brüder denn sonst da?
Wollt ihr die zwei Wörter wissen?
„Mama Kacka.“