Abgesehen davon, dass mich die Berichte von GermanWings förmlich anziehen und ich mich konzentrieren muss, nicht so viel zu lesen, geht es uns sehr gut!
Das Wetter hier ist unglaublich – wie eigentlich immer.
Ich versuche, noch so viel Sonne zu schnappen, wie es nur geht. Und ab Montag werde ich „Irvine“ von der Liste streichen und nicht mehr daran denken. Vorher hab ich ja auch nicht geguckt, wie das Wetter in Australien oder Hawaii ist.. Da wär‘ ich ja schön blöd.
Freunde aus Berlin schreiben mir, wie schön es gerade dort wird. Meine App sagt: „11 Grad und Regen“.
Ich werde versuchen, mein Gejammer für mich zu behalten. Ich liebe den Frühling und ich liebe den Monat April.. und frieren werden wir sowieso. – Wir essen süße Erdbeeren frisch vom Feld, auch Avocados und Melonen und Spargel.. gibt’s hier ja immer.
Das Packen klappt gut, zwei Koffer sind voll und fertig und sogar unter 20kg. Mein Mann hat mir erlaubt, im Notfall einen 8. Koffer zu kaufen… aber noch habe ich ein gutes Gefühl. Wenn ich durch die Läden gehe, habe ich das Gefühl, für alle Freunde „noch schnell“ einen Gruß aus Amerika kaufen zu müssen. Das sehe ich ja alles nie wieder! Aber in Berlin kann man ja auch ganz gut einkaufen.. (Denkt jetzt bloß nicht, ich bringe euch alles was mit! Es sei denn, es gibt spezielle Wünsche?!)
Gestern sprach ich mit einer Freundin und sie verstand erst nach und nach, dass wir unser Zeug nicht mit einem Container verschiffen, sondern wirklich nur 7 Koffer haben. Sie war ganz verwirrt und fragte: „Das heißt also, du hast zum Beispiel keine Lampe mitgebracht? Und du konntest hier auch nichts Großes für die Wohnung kaufen???“
Einige sprechen vom „Kulturschock beim Zurückkommen“.
Gerade kann ich mir nichts darunter vorstellen, weil ich ja „nachhause“ komme. Und den Schock am Anfang, den man mir mehrmals prophezeit hatte, gab es nicht.
Vielleicht gibt es zu große Erwartungen an mich? Vielleicht habe ich mich verändert und ihr kommt damit nicht klar? Vielleicht meckere ich über deutsche Eigenarten, die vorher für mich ganz normal waren? Vielleicht nervt das ständige Vergleichen? Ich weiß es nicht. Noch nicht.
Am Montag war unser letzter „freier Montag“. Und es war so ein schöner Tag!
Die beiden Jungs waren nochmal beim Frisör. Das machen sie inzwischen locker mal zwischendurch – ohne Gejammer und Gekratze und so. Süß sehen sie aus!
Wir waren dann mit einer Freundin von mir verabredet, die Fotografin ist. An unserem Lieblingsstrand in Laguna Beach haben wir uns getroffen. Eigentlich wollte ich mich mit ihr alleine treffen, um… Erinnerungsfotos für meinen Mann zu machen, ihr wisst schon. Aber dann hätte ich ihm nichts davon erzählen dürfen und meine Freundin und ich hätten uns um unsere vier Kinder kümmern müssen. Also haben wir alle uns farblich passend angezogen und Familienfotos am Strand gemacht. Drei haben wir schonmal bekommen und – sie sind wun-der-schön! Perfekt für eine Wand im Flur, um lebenslange Erinnerungen an eine so schöne Zeit zu haben. Perfekt zum Verschenken. Perfekt.
Danach sind wir noch ein bißchen durch die „Shopping-Straßen“ von Laguna Beach geschlendert. Im Candy-Store wurden noch ein paar Süßigkeiten-Mitbringsel gekauft und ausserdem bekamen beide Jungs einen Lolli, für gutes Benehmen beim Shooting. Emilian hat diese Belohnung gebraucht, denn es fiel ihm echt schwer, 3 Stunden lang der brave Junge für das Foto“ zu sein.
Die Kinder meiner Freundin waren im selben Alter wie unsere, sie kennen sich aus der Kinderbetreuung, und die beiden haben die ganze Zeit um uns rum gespielt.. Schwer für Emilian.
Am Ende haben wir noch einen Laden mit „California-Kleidung“ gefunden! Den ganzen Morgen schon sind wir durch ein Einkaufszentrum gejagt – auf der Suche nach rosa Pullovern, auf denen „California“ steht. Ich wollte so einen unbedingt! T-Shirts gab es öfter, aber für Berlin wollte ich eben einen schönen Pulli haben. Und in diesem Laden eben haben wir ihn gefunden. Es gab leider keinen mehr in weiß oder rosa, meiner ist jetzt pink. Und es steht nicht nur „California“, sondern auch „Laguna Beach“ drauf.. Sehr toll! Und soo kuschelig.
Heute Abend waren unsere Vermieter da. Zum ersten Mal, seit wir hier wohnen. Peinlich eigentlich.
Diese Menschen sind so unglaublich. Reich – und hundertmal großzügiger.
Ohne sie hätten wir nicht einen Tag hier leben können – und sie haben sich bei uns bedankt. Das war mir unangenehm.
Ich hab mir zwar ziemlich Mühe gegeben, das Apartement zu putzen und aufzuräumen… und sie waren beeindruckt und sagten aber, man würde gar nicht sehen, dass hier zwei kleine Kinder gewohnt haben. Sie fragten, was zu reparieren oder zu ersetzen wäre und sagten, das würden sie übernehmen. Wir sollen uns nur keine Sorgen machen.
Oh man. Das ist dann wohl Gnade.
In den letzten Tagen sind sie selbst in ein neues Haus gezogen – als mein Mann sie dort besuchte und wiederkam, war er sichtlich beeindruckt. Ich fragte ihn, wie groß es denn ungefähr sei und er sagte: „Kennst du Schloß Sanssouci?“
Und auch das stehe uns jederzeit zur Verfügung.. für einen Urlaub oder überhaupt jederzeit. Um uns zu „ehren“, wollten sie uns eigentlich für den letzten Monat dort wohnen lassen… aber es seien noch zu viele unfertige Bauarbeiten im Haus.
Ich kann es nicht glauben.
Unsere Monate hier waren gefüllt von solchen Geschenken großzügiger Freunde – und auch Fremde.
Ich hatte gestern über Dankbarkeit geschrieben… aber genau das passiert, wenn Menschen ihr Vertrauen in Dinge aufgeben und sich auf Gott verlassen! Gott läßt sich da nicht lumpen. Und wenn er sagt: „Ich werde euch segnen, mit mehr, als ihr braucht!“ – dann wird das genau so passieren!
Ich möchte jetzt nicht darauf aufmerksam machen, wie toll wir sind.
Für einige scheint es unmöglich, mit zwei Kindern ein Jahr nach Kalifornien zu ziehen.
Für uns war es ein bißchen so, wie 10 Monate Sommerferien.
Es war nicht immer so leicht. Einerseits hier als Deutsche zu leben – und andererseits nicht so richtig einzutauchen, weil wir immer diese „10 Monate“ als Begrenzung hatten. Weihnachten ohne Familie, das Ding mit nur einem Auto, das immer-nicht-so-ganz-richtig-dazugehören..
Wir haben unser Haus, Garten und Auto abgegeben.
Wir beide waren ohne Beruf und sogar kurz ohne Einkommen.
Wir haben Kitaplätze gekündigt und die Routine der Kinder auf den Kopf gestellt.
Wir haben Freundschaften der Kinder abgebrochen und unterbrochen.
Wir haben auf Arztbesuche und Gesundheits-Kontrollen verzichtet.
Wir haben bis auf Kleidung, Schuhe und Bücher unseren Besitz zuhause gelassen.
Wir haben Familie und Freunde tausende Kilometer zurück gelassen.
Wir haben Freiheiten aufgegeben, die wir in Deutschland ohne Probleme hätten.
Wir haben uns in ein völlig fremdes Umfeld gestürzt.
Wir alle mussten uns in eine andere Sprache rein-lernen.
Und doch:
Ich würde es jederzeit wieder tun!
Nicht überall auf der Welt und nicht viel länger und nicht mehr mit Schulkindern vielleicht…
Aber dieser Segen, diese unerwarteten krassen Geschenke von Gott, die wir immer wieder bekommen haben, diese Freundschaften, diese Erinnerungen an hier… das kann uns keiner mehr nehmen. Es hat uns an nichts gefehlt – im Gegenteil. Ich bin sprachlos und begeistert von einem großen Gott, der alles in der Hand hält.