Mama seit 10 Jahren

21. März 2020

10 Jahre… ist das krass!
Wenn man zu Hochzeiten oder Geburtstagen so Briefe bekommt, wo drauf steht „Erst in 10 Jahren öffnen!“, dann kommt einem das ewig vor.
Und jetzt… bin ich seit 10 Jahren Mama.
Wow!

10 Jahre sind so lang.
Und es ist viel passiert.
Trotzdem kommt es mir vor, als wäre das alles nicht so lange her.

Was ist mit mir in 10 Jahren passiert?

Vor 10 Jahren war ich seit 2 1/2 Jahren glücklich verheiratet. Ich war 24 Jahre alt, habe eine 30 Std. Stelle im Hort einer christlichen Schule gehabt – und ich war glücklich.

Nachdem meine erste Schwangerschaft leider nicht lange gedauert hat, habe ich mich so auf dieses Baby gefreut. Wir haben niemandem gesagt, dass es ein Junge wird. Den Geburtsbericht könnt ihr gern auf dem Blog lesen.

Ich war jung, gutgläubig, vielleicht naiv, verliebt, albern, hoffnungsvoll und entspannt. Ich hab mir nicht viele Sorgen gemacht und, obwohl ich den Spruch „Was, wenn alles gut geht?“ so noch nicht kannte, habe ich irgendwie so gelebt.

Mein erster Sohn war so ein ruhiges, liebes, entspanntes, fröhliches, einfaches Baby. Ich wollte immer Mama werden und hab das von Anfang an genossen. Mein Mann und ich hatten damals entspannte Arbeitszeiten und mussten unser Leben nicht groß ändern.

Wer mich kennt, weiß, dass ich dazu neige, das Schöne hervorzuheben, zu übertreiben – und das Blöde eher zu vergessen.
Ich weiß das und kenne inzwischen diesen Filter.
Trotzdem sage ich:
Ich hab das Mama-werden nie bereut.
Ich bin ein besserer Mensch.
Diese Jahre waren 10 gute Jahre!

Mein Körper hat sich verändert. Die Kilos gingen rauf und runter. Jetzt gerade bin ich zufrieden. Vielleicht ist das Gewicht sogar so, wie vor 10 Jahren – nur anders verteilt…
Meine Haarstruktur hat sich verändert. Was habe ich nach jeder Geburt über den Haarausfall geschimpft und getrauert! Ich mag mein Haar! Meine Haut ist weicher. Vielleicht habe ich ein „dickeres Fell“? Meinen Zähnen geht es gut, falls der Satz“ Jedes Kind kostet einen Zahn“ noch stimmt. Haut und Haare und Nägel haben gekämpft und gelitten, aber der Körper einer Frau ist ein Wunder und ich beschwere mich nicht.

Ich hab jede Menge Gefühle kennengelernt und durchlebt. Ich habe über meine Kinder gelacht, wie ich noch nie gelacht habe. Ich war an meinen Grenzen und habe geweint. Ich kenne große Angst, riesengroßen Stolz, Einschulungs- und Erleichterungs- und jede Menge Tränen. Sorgen, Panik, Herzschmerz und noch größeren Herzschmerz. Auf die Gefühlspalette kann sich keine Mama vorbereiten. Aber sie kommt.

Der fehlende Schlaf wurde von Baby zu Baby schwerer zu ertragen, aber zwischen den Kindern konnte ich gut schlafen, durchschlafen, auch mal ausschlafen. Ich werde nicht gerne geweckt.. aber ich kann mit wenig Schlaf gut leben. Das nächtliche Aufstehen fällt mir wirklich schwer, aber das macht mein Mann gut und gerne. Nach den Phasen mit wirklich wenig Schlaf kommen wieder bessere Phasen. Unsere Kinder schlafen echt alle gut. Und ich liebe Mittagsschlaf.

Mein Freundeskreis hat sich mehrmals verdoppelt. Vor 10 Jahren hatte ich ein paar lange feste Freunde, ich war nicht gut im „neue Freunde machen“. Wo sollten die denn auch herkommen?
Seit ich Kinder habe, geht das schneller. Und es gibt so viele tolle Mamas in meinem Leben, aus Kindergarten, Schule, Krabbelgruppe und Mama-Treffen, die so fest zu meinem Leben gehören, obwohl sich unsere Kinder manchmal gar nicht mehr kennen. Dafür bin ich echt dankbar.

Unsere Ehe hat sich verändert. Als sogenannte „kreative Chaoten“ finden wir beide immer einen Weg, um zu reden, um aufzutanken, um abzuschalten und um uns zu haben. „Wenn du etwas erleben möchtest, was du noch nie erlebt hast, musst du etwas tun, was du noch nie getan hast!“ – Unser Spruch! Wir haben unseren ganz eigenen Alltag, schon immer gehabt. Nur die Jahre 2011 bis 2014 waren mit „Papa ist 10 Std. aus dem Haus, Mama ist mit den zwei Kindern zuhause“ irgendwie anders. Wir sind Pioniere. Wir sind spontan und verrückt. Wir lachen viel zusammen und finden unsere Nischen im Alltag. Urlaub zu zweit gibt es selten bis gar nicht – aber wir können gut im Moment leben und entspannen, wenn es gerade passt. Wir ergänzen uns gut und Wow: Wer hätte vor 10 Jahren gedacht, dass wir mal drei Söhne haben werden!

Meine Sicht auf die Welt hat sich geändert. Und das ist noch lange nicht fertig. Fragen, die Kinder stellen, kannst du dir nicht ausdenken. Aber eine Antwort musst du. Die Welt, die Stadt, die Tiere, Berufe, Wetter, Familie – und schließlich mein eigenes Verhalten lerne ich zu erklären und reflektieren. Sätze wie „Das macht man nicht.“ durchdenke ich dreimal, bevor ich sie sage. Ich versuche, als Mama meine Werte und Ansichten weiterzugeben, aber mich auch belehren und hinterfragen zu lassen.
„Klar kannst du in die Matschpfütze springen.“
„Ja, du kannst im Februar auf dem Baumhaus schlafen.“
„Okay, du kannst dein hart verdientes Taschengeld gleich wieder für Süßigkeiten ausgeben.“ (Und einmal tief durchatmen)

Ich bin mutiger geworden, fremde Menschen anzusprechen. Früher konnte ich allen und jedem Emails zu den verrücktesten Themen schreiben – aber ansprechen ging gar nicht. Telefonieren auch nicht, noch heute nicht. Ich mag Telefonieren nicht.
Wenn nun aber meine Kinder sich nicht trauen… sage ich dann: „Okay, dann gehen wir eben.“ oder ringe ich mich durch und mache den Mund auf? Ja, ich versuche es. Klappt meistens. Und den „Süßheits-Bonus“ mit drei blonden schüchternen Jungs, den gibt es wirklich! Was wir da schon alles geschenkt bekommen haben!

Genauso wächst der Mut, wenn es um Spinnen, Schnecke, Regenwürmer, Käfer und um große Hunde geht. Ich bin so eine Frau, die sich gern hinter ihrem großen starken Mann versteckt und sagt: Mach du mal. – Wenn aber nun der Mann nicht da ist und das Kind sich ekelt? Dann kriege ich das hin! (Obwohl die großen Kinder mich da inzwischen wieder ablösen.)

Seit ich Mama bin, habe ich die Kinder auch manchmal vorgeschoben, um mich zu verstecken. Ein paar Mal. Da bin ich jetzt mal ehrlich. „Ich kann leider nicht kommen, dem Kind geht’s nicht gut.“ – und fertig.

Wenn ich bei anderen Frauen gelesen habe, welche Löwen-Mamas sie geworden sind, seit sie Kinder haben – dann konnte ich mich in dem Punkt nicht so wiederfinden. In blöden Situationen ziehe ich dann doch den Schwanz ein, anstatt loszuschimpfen. Wenn es nicht auf unsere Kosten geht und sich ein Konflikt vermeiden lässt. Ja, ich bin geduldig und konfliktscheu – aber ich haue auch echt nicht gern auf die Kacke.. nur weil ich im Recht bin. Ich möchte wohl, dass meine Kinder wissen, dass ich auf ihrer Seite bin und mich für sie einsetze. Aber Streit um des Streites oder Rechts willen ist nicht so meins.
Vor ein paar Tagen ist es mir zum ersten Mal passiert.
Ich habe auf dem Schulhof auf meine Kinder gewartet. Eins sollte von links kommen, eins von rechts und das dritte saß im Auto. Ich stand an einer Ecke auf dem Hof und wollte mich nicht weg bewegen, um keinen der drei zu verpassen. Die Schultasche des Großen stand auf der anderen Seite des Hofes und ich konnte sehen, wie ein fremder Schüler an die Tasche ging und eine Rolle herauszog und damit über den Schulhof spazierte. In der Papprolle war eine große wichtige Hausaufgabe meines Sohnes. Und da kam meine Löwenmutter zum Vorschein. Der Junge sah mich anrauschen und wusste aber nicht, dass ich die Mama zu der Schultasche bin. (Ich glaub, jetzt weiß er es. Für immer.) Auf meinen Absatzschuhen bin ich über den Hof gefegt und habe ihm deutlich gemacht (nicht freundlich, aber bestimmt), dass er nichts an dieser Tasche zu suchen hat. Er wollte die Rolle auf den Boden stellen, aber natürlich hab ich ihn erst gehen lassen, als die Rolle wieder im richtigen Fach der Tasche steckte. Bäm. Das hat sich gut angefühlt.
Ich hab ihn weder geschlagen noch angeschrieen. Aber ich finde, es gibt immer mehr Kinder, die immer weniger Regeln kennen und einhalten. Und da ist die Mutter und Erzieherin in mir wohl ein kleines bißchen explodiert.

Thema Geduld: Ich kann sehr geduldig sein. Fast unendlich geduldig. Ich kann ein schreiendes bockiges Kind wirklich lange aushalten, weil ich ja schließlich mit meiner statt mit seiner Gabel das Würstchen durchgeschnitten habe. (Fragt nicht.)
Ich kann meinen Kindern laut und deutlich sagen, dass ich warte.. aber ich habe mir irgendwie abgewöhnt, kleine Kinderseelen unschuldig zu beschimpfen. Ich kann meine Macht da nicht ausnutzen.
Wenn wir es eilig haben und ich sehe, dass mein kleiner Sohn die Schuhe selbst anziehen möchte oder einfach nicht schneller laufen kann.. dann trage ich ihn lieber oder beiße mir auf die Lippen. Aber ich möchte mir größte Mühe geben, nicht ungerecht zu meinen Kindern zu sein. Natürlich trödeln sie und ich schimpfe, sie vergessen Dinge und ich flippe aus, wenn wir ihretwegen zu spät kommen. Aber wenn es doch meinetwegen ist oder sie einfach ihr Bestes geben und es nicht reicht… dann kann ich da irgendwie nicht böse sein. Mein Mann findet mich zu nachgiebig und sanft.. ich weiß es nicht. Dass die Kinder das nutzen und mit meiner Geduld spielen, kann ich nicht ausschließen. Ich versuche, „Beziehung statt Erziehung“ zu leben und versuche, den Menschen gegenüber zu sehen, anstatt blinden Gehorsam zu fordern. Aber ich denke, beides ist an einer Stelle gut und wir müssen unseren Weg finden. Aber: Ich bin sehr geduldig!

Ich denke, durch die Kinder bin ich ein besserer Mensch geworden. Nicht nur, weil sie da sind. Auch, weil ich durch sie Zeit hatte. Zeit für mich, für unser Haus, für Beziehungen, ein Auslandsjahr. Ich habe mir fast 10 Jahre Elternzeit genommen.

Ich habe mein Leben nicht für die Kinder geopfert. Ich habe sie von Herzen gern in mein Leben mitgenommen. Kinder zu haben, hat nie für mich bedeutet: „Ich mache mal für 18 Jahre Pause mit „meinem Leben“ “ Ich bereue diese 10 Jahre nicht. Ich bin dankbar für das, was entstanden ist, was ich lernen und erleben durfte.
Die Windel- und Kleinkind-Zeit haben wir nun fast hinter uns… mal sehen, was in den nächsten 10 Jahren auf uns wartet!

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