Die erste Alltagswelle hat uns, ohne vorher zu fragen, schon wieder überrollt.. nicht mit sich gerissen, aber überrollt.
Hausaufgaben, früh aufstehen, Gespräche mit Erziehern, last minute Einkäufe, Kuchen backen, Schnupper-Kurs, Kindergeburtstag, Verabredungen, Telefonate, kurzzeitig kein warmes Wasser im Haus (wo wir doch alle so frieren), Wäsche waschen, Wäsche in der Waschmaschine vergessen, Wäsche irgendwann aufhängen, Wäscheberge im Schlafzimmer.. und neue Wäsche, Sommersachen endgültig wegpacken, Sand vorher rausschütteln, Weihnachtskisten anlächeln und flüstern „Bald!“, dicke Jacken suchen, den Kindern 10x am Tag sagen: „Zieht euch eine Jacke an… noch eine… wir sind nicht mehr in Korsika!“, Kinderzimmer aufräumen, Geld für die Kita, Geld für die Schule, Windeleimer leeren … und noch eine Waschmaschine anschmeißen.
Bevor von der Wärme und Schönheit und Entspannung und Freude des Urlaubs nicht mehr viel da ist, möchte ich mit euch in Erinnerungen schwelgen.
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Es war so ein schöner Familienurlaub.
Lange hatten wir keinen richtigen Urlaub mehr gemacht. Eigentlich noch nie zu fünft und eigentlich noch nie so richtig weit weg!
Und wir sind so glücklich, dass wir uns im April relativ schnell dafür entschieden haben. Diese Vorfreude auf Korsika hat uns über den Berliner „Sommer“, über die lange Zeit ohne Papa, über die Sehnsucht nach Kalifornien und über noch so manche Sorge hinweg getröstet.
Und das Warten und Planen und mutig entscheiden hat sich gelohnt! So sehr, dass wir jetzt schon genau wissen, wo wir (dann mit zwei Schulkindern) in den Herbstferien 2018 sein werden…
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Das Packen und Planen war herausfordernd.
Wir wussten nicht genau, was uns erwartet.
Wir wussten nicht genau, wie das Wetter wird.
Wir wussten nicht genau, wie die lange Zeit im Auto wird.
Wir wussten nicht, welche Gegend uns erwartet.
Und dann haben wir das Auto voll gepackt und sind losgefahren – Freitag 14:00 Uhr nach Schulschluss. Die Strassen waren frei, die Kinder waren beschäftigt (später mehr dazu) mit ihren Reisebeuteln, wir hatten gute Laune und kamen schneller voran, als geplant.
Mein Mann fuhr die ganze Zeit, ich unterhielt die Jungs, wir machten ein paar Pausen und Punkt 20:00 Uhr hielten wir bei unseren Freunden in Schwäbisch Gmünd. Kurz hatten wir Mühe, die endlich frei gelassenen Kinder nicht das ganze verschlafene Örtchen aufscheuchen zu lassen – aber dann fielen wir bald müde in tolle weiche Betten.
Eine Stunde früher als geplant, kurz nach 5:00 Uhr, schlichen wir uns voller Aufregung und Vorfreude ins Auto und starteten in Richtung Frankreich. Ich las „Die drei ???“ vor, wir schliefen, knabberten Snacks und kamen gut voran. Ich löste meinen Mann ab, aber der enge Platz zwischen den Kindern war eindeutig besser für mich, und der Fahrersitz eindeutig besser für ihn.
Wir sahen uns Lyon an, tuckerten langsam durch die Innenstadt und ließen uns vom ersten französischem Flair berieseln. An Marseille vorbei zog sich die Strecke bis Toulon dann noch, aber überpünktlich erreichten wir gegen 19:30 Uhr den Corsica Ferries Hafen und warteten in der Schlange, bis es soweit war.
Die Kinder stiegen schon mit Papa aus, fanden eine Toilette, fotografierten Palmen und riesige Fähren. Es war dunkel, windig, aber angenehm warm.
In langen Reihen und zackig angeführt fand dann jedes der vielen Autos bald einen Parkplatz. Wir hatten natürlich das Zeug für die Übernachtung nicht extra gepackt und nahmen also nur, was wir finden und tragen konnten. Während der Überfahrt dürfen die Parkplätze nicht betreten werden.
Wir alle waren so müde und kaputt. In einer kleinen, engen Kabine klappten wir zu den zwei Betten noch zwei weitere aus der Wand, jubelten, als wir Toilette und Dusche sahen und fielen wieder in ein weiches Bett. Der Geruch von den benutzten Socken war genauso schlecht auszuhalten, wie das Geschaukel des Schiffes. Aber wir waren müde genug..
Jari hatte aus Deutschland einen Husten mitgebracht und schlief nach einem warmen Fläschchen genauso schnell ein wie wir alle.
Viel zu früh wurden wir vom Klopfen an der Tür und vielen lauten französischen Durchsagen geweckt. Die Überfahrt hatte 6 Stunden gedauert und wir waren so froh über unsere Kabine. Das war nämlich nicht Pflicht, bzw. musste extra gebucht werden. Und ihr könnt euch nicht vorstellen, wo überall Menschen ohne Kabine übernachtet hatten..
Schon gegen 7:30 Uhr rollten wir in Bastia auf Korsika von der Fähre. Wir waren so müde, aber dem Ziel sehr nahe. Und der Sonnenaufgang hinter Palmen, am Sonntag Morgen über dem Mittelmeer füllte unsere Herzen und gab die letzte Energie.
Über Serpentinen, durch verschlafene Städtchen, an beeindruckenden Bergen vorbei und mit tollem Ausblick führte uns der Weg nach Calvi, wo wir gegen 9:00 Uhr endlich ankamen!
Die Freude war groß!
Es war so sonnig und so warm – und sehr windig. Das Meer war direkt hinter unserer Ferienanlage. Flach und türkis-blau! Das Apartment mit schönen hellen Zimmern und großer Terrasse gefiel uns so gut.
In der deutschen Ferienanlage wurden wir freundlich begrüßt und bekamen erste Infos. Die Supermärkte hatten bis 12:30 Uhr geöffnet und so gab es gleich den ersten Großeinkauf.
Und danach ließen wir uns alle in Ruhe ankommen…
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Besonders Jari (der am Samstag 9 Monate alt geworden war) brauchte lange, um in den neuen Räumen und in dem neuen Klima anzukommen. Ich schrieb ja kurz von unserem Krankenhaus-Besuch. Er schlief viel, war anhänglich und kein bißchen der Jari, den wir so von zuhause kannten.
Mein Gefühl sagte mir, dass der Arzt im Krankenhaus nicht ganz mit seiner Diagnose „Einfache Erkältung“ getroffen haben konnte. Trotz der ganzen neuen Medizin wurde ich nicht ruhiger. Ich telefonierte und googelte und fand einen deutsch-sprachigen Arzt in Fußnähe!
Nach einer abenteuerlichen Wartezeit in einem abenteuerlichen Wartezimmer sagte mir der französische Arzt in seinem abenteuerlichen Praxisraum mit ernsten Blicken und schlechtem deutsch, dass mein Baby eine Bronchitis hat.
Ich schluckte und nickte, bekam einen Zettel, der wohl ein Rezept für Antibiotika und Kortison war. Ich schluckte nochmal, als ich weiter unten einen Geldbetrag erkannte, bezahlte, bedankte mich und verließ die Praxis.
Ich entschied mich, mit dem Googlen aufzuhören und dem Mann zu vertrauen.
Dem Erlkönig gleich trug ich mein krankes Kind durch Hitze und Wind auf dem Arm und ging ein paar Straßen weiter in eine Apotheke. Dort traf ich die anderen drei, wir bekamen die Medizin und in schlechtem Englisch ein paar gute Anweisungen.
Und das war’s.
Und es war gut.
Nach ein paar Tagen hatten wir unser fröhliches, quietschendes, juchzendes und hungriges Baby wieder.
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Der Wind hörte am Ende des ersten Tages auf und es folgten 12 wunderschöne warme sonnige Tage.
Weil Jari Ruhe brauchte und wir alle das Auto nicht mehr sehen konnten, verbrachten wir die Tage der ersten Woche auf der Terrasse oder einer von uns mit Emilian und Liam am Meer.
Wir schliefen in der Siesta in Badekleidung auf Liegestühlen ein. Wir entdeckten Supermärkte und französische Spezialitäten. Wir erkundeten die Stadt, den Hafen, den Strand und die Nachbarschaft.
Wir hüpften über die Wellen, bauten Kleckerburgen, fingen Seeigel und Krabben und Muscheln, bestaunten sie und ließen sie wieder frei. Wir fanden Quallen, Seesterne und einen Oktopus und machten Fotos mit einer Unterwasserkamera. (Wenn die Fotos entwickelt sind, zeige ich sie euch.)
Wir staunten über die Inselbahn, Löschflugzeuge, Fallschirmspringer und Segelboote.
Wir genossen die wunderschöne Aussicht. Wir fanden Eisläden, aßen Croissants und Crepes und tranken französischen Wein. Wir fanden Internetcafés und schickten Bilder nachhause.
Eine andere Welt. Ich sitze hier in eine Decke gehüllt auf der Couch, die Heizung geht wieder und ich habe einen Schal um den Hals.. eine andere Welt.
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Teilweise war die Saison auf der Insel in einigen Geschäften oder Dörfern schon beendet, teilweise hatten wir echt keine Lust auf diese Serpentinen. Ein paar Ausflüge mit dem Auto konnten wir aber schaffen – die Liste für nächstes Jahr gibt es trotzdem schon.
Wir sahen uns die Klippen in Lumio auf der anderen Seite der Bucht an.
Wir fuhren nach Piana ins Fangotal und fanden ein ausgetrocknetes Flussbett statt eines kühles Gebirgsflusses.
In der Hauptstadt Ajaccio besuchten wir einen Schildkröten Zoo.
Wir entdeckten unzählige tolle Kletterfelsen, Aussichtsplätze, Strände und Städtchen.
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Unsere Tage begannen mit einem gemeinsamen Frühstück, wir aßen zusammen Mittag und Abendessen. Die Jungs verschwanden gern mal zu zweit ans Meer oder zogen sich einzeln zum Spielen zurück, aber viele Spaziergänge und Strandwanderungen unternahmen wir zu fünft.
Mein Mann hatte sich Bücher mitgenommen und las viel. Jari hüpfte in seinem Reisebettchen und ich lag in der Sonne oder saß mit den Jungs am Strand. Nach einer kurzen Gewöhnungszeit an krümeligen Sand und lauten Wellen genoß auch Jari die Zeit am Strand und konnte kurz vor der Abfahrt sogar die Füße und den Popo ins Meer halten.
Weil wir zuhause niemals fernsehen, waren die KIKA-Abende auch eine ganz besondere Urlaubserinnerung. Wir lachten uns kaputt über „Tom&Jerry“ oder „Der Grizzly und die Lemminge“.
Wir lernten zusammen bei „Wissen macht Ah!“ und den Kinder-Nachrichten bei „Logo“ und wir liebten die Reise zweier deutscher Jugendliche durch Amerika bei „Das erste Mal USA!“.
Vom Reformationsfest, von Halloween, von Geschehnissen in Deutschland und der Welt bekamen wir kaum etwas mit.
Wir alle haben unsere Sonnentanks gefüllt.
Wir haben die Freiheit und Freizeit genossen. Unendliche Weiten am Strand und in den Bergen. Platz zum Rennen. Wärme. Tage, die ohne einen Wecker, ohne Schulklingeln und Blicke auf die Uhr vor sich hin plätschern…
Findet Liam!
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Auch die Rückfahrt verlief gut und ohne große Zwischenfälle. Natürlich fiel uns der Abschied schwerer und es gab etwas weniger Geduld und gute Laune.
Wir nahmen die Fähre am Freitag Abend und wurden am nächsten Tag in Nizza geweckt. Dieser Umweg hatte einen besonderen Grund: Vor 10 Jahren begann unsere gemeinsame Zeit mit der Hochzeitsreise in Cannes.
Und so fuhren wir, diesmal zu fünft, in diese Stadt und machten ein Foto vor „unserem“ Hotel und genoßen diese Erinnerung und den überwältigenden Rückblick auf die letzten 10 Jahre.
Wir frühstückten Croissants, Eclair und das beste Olivenbaguette der Welt an einem französischem Markt, während die Stadt gerade erwachte.
Von Frankreich über Monaco, Italien, der Schweiz und Österreich ging der Weg nach Deutschland und wieder kamen wir genau 20:00 Uhr am Samstag Abend bei unseren Freunden in Schwäbisch Gmünd an.
Wieder waren die Kinder kaum zu beruhigen, aber jetzt teilten wir Urlaubserlebnisse, sahen Fotos an, aßen zusammen und es war, als wären wir kaum weg gewesen.
Nach einem schönen Frühstück machten wir uns am Sonntag um 10:00 Uhr auf den Weg Richtung Berlin.
Das war der letzte und schwerste Teil der Reise.
Es wurde kälter, langweiliger, dunkler, nasser. Es gab mehr „Wann sind wir endlich da?“, „Mama, mein Popo klebt!“ und „Ich will jetzt nicht mehr so lange fahren.“ Der Alltag, der nächste Schultag und die oben beschriebene Welle rückten immer näher.
Die Kinder quengelten mehr, die Snacks waren uninteressant und auch Jari drehte und wendete sich jammernd, wenn wir ihn nach einer Pause wieder anschnallen mussten.
Das erste deutsche McDonalds nutzen wir für WLAN und um endlich neue Hörspiele und Filme auf sämtliche Endgeräte zu laden. Jedes Kind hatte eigene Kopfhörer und so verging die Zeit bis Berlin doch.
In völliger Dunkelheit, in Regen und Kälte kamen wir nach 17 Tagen wieder zuhause an. Ohne Unfall, Spucktüten, Krisen oder lange Staus haben wir die Hin- und Rückfahrt richtig gut überstanden.
Zuhause wartete eine große Überraschung auf uns, die fast die Erlebnisse des Urlaubs übertönte… aber davon schreibe ich euch im nächsten Eintrag. Bald! Versprochen!