** Halbzeit **

Wir gehen jetzt davon aus, dass wir irgendwann Ende März zurück nach Berlin fliegen.
Noch weiß keiner nichts genaues… aber erstmal ist das der Plan.

Das bedeutet: Halbzeit!
Wow.

In meinem Kopf schwirrt es zwischen:
„Wir waren schon 5 Monate hier???“
„So lange ist es noch, bis wir wieder nachhause kommen?“
„Wie viel in dieser kurzen Zeit passiert ist!“
„Ab jetzt werden es immer weniger Tage hier…“ (Als ob das nicht schon von Anfang an so war…)

Gestern war es zum allerersten Mal richtig kalt hier! (Unter 20°C…)
Es war grau, bewölkt und am Abend hat es sehr geregnet. Zum zweiten Mal in 5 Monaten.
Ich war erschrocken, wie deprimiert und müde mich dieser eine wolkige Tag gemacht hat! Jeder weiß, dass die Monate November – Februar nicht zu meinen liebsten gehören.. aber hier sollte ich doch weit entfernt davon sein…

Heute stellten mein Mann und ich fest, dass uns zum ersten Mal so richtig sowas wie Heimweh überfallen hat.
Liegt es am November?
An der Weihnachtsstimmung, die schon herrscht und die ohne Familie schwer ist?
Liegt es daran, dass uns 5 und nochmal 5 Monate jetzt doch lang vorkommen?
Liegt es an den Menschen, die wir wirklich lang nicht gesehen haben?

Inzwischen scheint die Sonne wieder und in der nächsten Woche sollen es wieder bis 30°C werden.
Wir erwarten eine nächste Besucherin und hatten heute einen richtig schönen Familien-Samstag.

 

Der Balloon im Great Park Irvine

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Das sind meine Halbzeit-Gedanken:

 

* Jetzt, wo es hier langsam nichts Neues mehr gibt, fange ich an, Deutschland mehr zu vermissen.

* Ich kann mir nicht vorstellen, wie ich das Leben wieder mit weniger Sonne aushalten soll!

* Wenn ich eine Waage hätte, würde ich wissen, ob wir in der zweiten Hälfte besser aufpassen sollten…

* Wir hatten bis jetzt 10 Gäste, 7 werden vorraussichtlich noch kommen.

* Nach dem großen Mut, den Liam nach 5 Monaten bewiesen hat, frage ich mich, ob ich für das, was noch kommt, bereit bin…

* Werden wir Emilians Englisch-Kenntnisse noch weiter fördern und dann halten können?

* Werde ich je in meinem Leben wieder so viele (gute) Burger essen?

* Was muss ich in Kalifornien unbedingt noch erleben?

* Ein paar Frauen in meiner Rooted-Gruppe überlegen, einen Botox-Gruppen-Rabatt in Anspruch zu nehmen.
Werde ich dem Schönheitswahn widerstehen können?
(Ich werde mir die Haare nicht blond färben. Aber ins Nagelstudio möchte ich schon noch…)

* Gibt es eigentlich Süßkartoffel-Pommes in Berlin?

* Ich bin dankbar für alle Freunde aus Deutschland, die gespannt verfolgen, was wir so machen.

* Nach 5 Monate habe ich gestern herausgefunden, wofür die zwei unbenutzen Lichtschalter im Wohnzimmer sind.

* Wie sollen wir jemals alles Zeug wieder in unsere Koffer bekommen?

* Werde ich jemals so gut Englisch sprechen können, wie ich gern würde?

* Ein paar Familien und Frauen hier werden mir wirklich fehlen. Werde ich auch fehlen?

* Werden wir den Erwartungen von wem auch immer zuhause entsprechen?

* Wird Liam ohne Windeln zurückkommen?

* Ich werde bestimmt ein paar Tränen verdrücken, wenn die Kinder den ersten Schritt in den Garten, in ihr Kinderzimmer machen…

* Ich hab mich doch so daran gewöhnt, entspannt ein Automatik-Auto zu fahren.

* Ich würde so gern mal wieder einkaufen und dabei alles lesen/verstehen können!

* Überhaupt vermisse ich die Preise von deutschen Lebensmitteln.

* Unser kleines Haus wird uns groß vorkommen!

* Was wird dieses Jahr in Kalifornien mit uns als Familie gemacht haben?

 

Halloween 2014

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Es gibt so viel, auf das ich mich freue und es wird mir schwer fallen, von ein paar Umständen oder Dingen oder Menschen Abschied zu nehmen. So ist das nunmal. Die Zeit bis Weihnachten wird schnell vergehen, weil wir Besuch und viele Termine haben. Weil wir mehr „drin“ sind, werden wir mehr dazugehören, wir werden mehr Leute einladen und kennenlernen.

Am Montag wird eine kleine Familie bei uns zu Gast sein. Der Mann ist Kenianer, er lebt seit 10 Jahren hier und hat eine amerikanische Frau und eine kleine blonde Tochter mit afrikanischen Locken. Die Männer sind Kollegen, wir Frauen kennen uns noch nicht. Auch die Tochter kenne ich nur vom Sehen, meine Jungs kennt sie nicht. Diese Familie war am letzten Wochenende mit meinem Mann in Mexiko und jetzt haben wir sie eingeladen. Seit dem die kleine Tochter (sie ist ungefähr 2) weiß, dass sie uns besucht, sagt sie, sie möchte Schuhe für unsere Kinder kaufen. Kinder erzählen ja viel… aber sie hörte anscheinend nicht mehr auf, davon zu reden. Es war uns unangenehm, als der Vater sagte, er möchte uns gern Geld für Schuhe geben. Wirklich. Denn wenn seine Tochter sowas sagen würde, dann hätte das auch einen Sinn. Und später fiel uns ein, dass wir seit Tagen neue Schuhe für Liam suchen… Komisch, oder? So ist es wohl, wenn Gott für uns sorgt!

 

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