Ende. Und Anfang.

Eigentlich wollte ich euch in den letzten Tagen erzählen, welche neuen Wörter Emilian gelernt hat und was es für einen Tagesablauf bedeutet, wenn ein Kind das Wort „Nein“ oder „auch“ oder „nochmal“ passend anwenden kann…
Und ich wollte schreiben, wie sehr mich die letzten Tage der Schwangerschaft nerven, diese Ungewissheit, die Schmerzen, die Unbeweglichkeit..
Aber jetzt ist plötzlich, sozusagen über Nacht, ein Baby da und das bedeutet auch so einiges für unseren Tagesablauf.
Ich sitze hier, schreibe den Blog mit meiner linken Hand, während der kleine Bruder an meinem rechten kleinen Finger saugt und einschläft.

Die letzten Tage vor der Geburt waren wirklich nicht leicht für uns oder für mich. Es kam mir so vor, als würde Emilian meine Trägheit und meine Lust auf Nichts ausnutzen. Ich hatte schon ab und zu Rückenschmerzen und am schlimmsten war die Frage in meinem Kopf: Wann geht es los? Der Arzt hat mir am 20. Februar gesagt, dass das Baby schon kommen könnte und dass es schnell gehen würde. Ich wollte auf jeden Fall, dass Emilian dann versorgt ist und dass mein Mann dabei sein kann. Aber sehr wahrscheinlich war das alles nicht. Es gab einige Nächte, denen ich kein normales Ende mehr zugetraut hätte..

Emilian kann das Wort „Nein“ gut gebrauchen und fängt an, zu testen, wie weit es geht. Und mein Plan, konsequent zu sein und ihm keinen großen Spielraum zu geben, ging mit einem Babybauch auch nicht immer auf..
Das Wort „auch“ hat Vor- und Nachteile. Bei jeder Leckerei, die es gibt, bietet er uns mit dem Satz „Mama auch!“ oder „Papa auch!“ etwas an – aber sobald das, was Mama und Papa machen, spannend aussieht, steht er daneben und sagt eindringlich „Miijan auch!“.

Die Sorgen und Vorwehen und die langen Nächte mit vielen Gedanken sind aber schon vergessen, denn der kleine Bruder ist da und ist schon voll ein Teil der Familie. Die Geburt war so perfekt im Zeitplan, denn die Wehen gingen los, als Emilian schon schlief und der Papa konnte ihn am Morgen mit guten Nachrichten wecken und Mama im Krankenhaus besuchen. Emilian hat das Baby mit Papa begrüßt, hat es verzückt angeguckt – ich frage mich, was er sich da wohl gedacht hat. Die Mama so schwach und im Krankenbett zu sehen, war ihm dann aber nicht ganz geheuer..

Er ist ein lieber, vorsichtiger, stolzer großer Bruder und zeigt jedem Besuch gern das kleine Baby. Er übt den Namen, bringt den Nuckel und streichelt sehr gern den kleinen weichen Kopf. Am liebsten nimmt er sich die kleinen Händchen und zählt die Finger. Dabei plappert er dann „ieben, neun, elf“ und ist zufrieden, wenn alle Finger noch da sind. Der kleine Bruder schläft viel auf der Couch im Wohnzimmer und wir sind dann in der Nähe und spielen oder essen. Gestern war beim Abendbrot plötzlich ein kleiner Quietsch aus der Couch-Ecke zu hören, Emilian schaut von seinem Essen auf, hebt den Zeigefinger in die Höhe und sagt „Hund!“.
Und als heute der abgefallene Nabel mit Klemme hier herumlag, nahm er es in die Hand und sagte sein Wort für „Rosine“… sieht ja auch so aus.

Ich bin sehr dankbar, dass „es“ endlich vorbei ist, dass ich jetzt nachher sagen kann „War doch gar nicht so schlimm…“, dass der kleine Bruder Liam über 20 Stunden täglich schläft, dass wir direkt am Haus einen geschützten Garten mit Sonne und Spielzeug haben und dass Emilian sich nicht sehr anders oder komisch verhält. Ich bin dankbar, dass wir übermorgen seinen 2. Geburtstag feiern und er Besuch, Aufmerksamkeit und Geschenke bekommt, die ihm vielleicht helfen, wenn er in Zukunft ab und zu warten oder verzichten muss.
Und ich möchte nicht an später denken, an Müdigkeit, an genervte Kinder, an stressige Tage, an unsaubere Zimmer, an Wäscheberge, an Regentage und Überforderung.. weil vieles vorher schlimmer und unmöglicher wirkt und weil ich dann vergesse, dass ich doch eigentlich so dankbar sein kann!

Comments

  1. Elsa says:

    Du schreibst das so schön, als hättest du einen Kuchen gebacken…….. Jetzt bist du Mama mit noch mehr Verantwortung. Genieße jeden Augenblick und lass uns an dem großen Wunder ein klein bisschen teilhaben!

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