Ist das Leben nicht schön?

Also, ich kann euch empfehlen, ein Haus zu kaufen und ein Baby zu bekommen..
Täglich gibt es schöne Post im Briefkasten, es kommen Überraschungspakete an und plötzlich steht frischer Kuchen vor der Tür!

Wir haben neue, bequeme Gartenmöbel und essen draussen, das Baby schläft im Stubenwagen in der Sonne, der große Bruder entdeckt barfuß den Garten, kann nicht am Wassereimer für die Blumen vorbeigehen und muss stündlich neue Hosen anziehen, die Sonne zeigt merkwürdige Spuren auf den frisch geputzten Fenstern und durch alle Türen und Fenster kommt Frühlingsluft!

Vorgestern haben wir den 2. Geburtstag gefeiert und morgen kommt der zweite Teil. Wir wollten Emilian darauf vorbereiten und haben ihm von Besuch, von Oma und Opa und von Geschenken erzählt. Er kennt Geschenke, weil wir manchmal für Freunde Geschenke einpacken und dann verschenken. Er freute sich sehr darauf. Aber schnell wurde es ihm doch ein bißchen viel und in all dem Trubel saß er ganz ruhig auf den Boden und sah sich ein Buch an.
Wenn wir ihn fragen, was Oma und Opa morgen mitbringen, sagt er „Noch mehr Geschenke!“ Jetzt ist er 2 und sagt das Wort „Nein“ öfter, als in seinem ganzen bisherigen Leben. So ein eigener Wille kann Mama und Papa ganz schön herausfordern. Aber irgendwann muss es ja losgehen und der kleine Bruder macht das Leben nicht leichter für Emilian. Er merkt, dass Mama oft auf der Couch sitzt und dass das Baby viel und lange trinkt.. und er merkt, dass Mama dann nicht so gut aufstehen kann..
Unser Wunsch und Ziel ist es, ihm mit Liebe seine Grenzen zu zeigen, ihn abzulenken und ihm andere schöne Momente im Spiel und mit Mama und Papa allein zu ermöglichen. Er macht es ja nicht, um uns zu ärgern. Er muss auch gerade lernen, muss sich an das Neue gewöhnen und seinen Platz finden.
Der Garten, die Sonne und liebe Gäste helfen uns dabei.

Es ist merkwürdig, dass Emilian bis vor einer Woche unser kleines süßes Baby war, das wir getragen, gewickelt und geliebt haben. Wir tragen und wickeln und lieben ihn natürlich immernoch – aber er ist so groß! Nach dem Wechseln einer Windel in Größe 1 wirkt Emilian dann fast wie ein Schulkind, das da vor mir auf dem Wickeltisch strampelt. Wenn ich ihn auf meinen Schoß hebe, kann ich nicht glauben, wie schwer er mir vorkommt – aber ich trage ja den Rest des Tages ein 3kg-Baby auf dem Arm.

Emilian redet jetzt immer mehr! Er plappert nach, er verblüfft uns mit richtigen Antworten, er quatscht mit sich, wenn er im Garten spielt und er lernt, sich mitzuteilen. Wenn er mit Papa im Garten die Katze des Nachbarn trifft, sagt er „Mijan Angst“. Er zählt noch immer die Finger seines Bruders, zählt Weintrauben und Spielautos: „ieben, neun, elf!“ Wenn wir fragen: „Wie alt bist du?“, sagt er das, was „Zwei“ bedeuten soll.
In einem Kinderbuch machen zwei Kinder, Julia und Alex, Ferien auf dem Bauernhof. Emilian mag es, wenn wir beim Vorlesen die Bewegungen und Gesten der Figuren nachmachen. Auf einer Buchseite fällt Alex vom Pferd und hält sich den Kopf. Julia hält eine Hand vor den Mund und kichert. Das machen wir also auch, wenn wir diese Seite aufschlagen. Vor ein paar Tagen haben wir dieses Buch zuletzt angesehen. Heute Mittag erzähle ich meinem Mann von meiner Cousine, die Julia heißt. Nur nebenbei fällt mir auf, dass Emilian sich eine Hand vor den Mund hält und kichert… und ich kann es kaum glauben, als ich den Zusammenhang verstehe..

Eben las ich die Beschreibung eines Buches, die mir sehr aus dem Herzen sprach:
Manchmal ist das Familienleben zum Wahnsinnig-Werden! Ständig ist irgendwas los – und nicht selten wünschen sich Eltern, einen Aus-Knopf zu finden, der ihnen die ach so ersehnte Ruhe beschert. Aber dann gibt es da noch diese anderen Momente. Die, in denen man diesen ganzen wunderbaren Wahnsinn betrachten kann und sich unwillkürlich ein Lächeln aufs Gesicht legt. Das sind die Momente, in denen einem bewusst wird: Familie ist dieses ganze Chaos wert!
(„Der wunderbare Wahnsinn“ – Bettina Wendland – SCM Collection)

Comments

  1. Bernd says:

    Vor Gericht sind alle gleich, nur manche sind eben gleicher.

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