Das erste Gebet

Wenn wir zusammen Videos von „früher“ angucken, kann ich kaum glauben, dass unser Sohn mal nicht geredet hat..
Was hat er nur für Töne von sich gegeben? Und wie konnten wir uns verständigen?
Es ist so cool, dass er Reden lernt!
Er hört sich alle neuen Wörter an und verwendet sie dann plötzlich richtig, ohne dass wir alles „übersetzen“ oder vereinfachen müssen.
Letztens wollte Emilian sich gern ein Buch angucken, das aber seine Cousine gerade in der Hand hatte. Wir holten uns ein neues Buch, schauten es an und als er wieder das andere wollte, sagte ich „Wollen wir die Bücher tauschen?“ Seine Cousine wollte nicht, aber Emilian hatte ein neues Wort gelernt und bettelte „Tauschen, tauschen“.
Später, nach dem Mittag, gab es für Mama und Emilian Joghurt. Der von Mama war natürlich viel größer, Emilian sah die beiden Becher und fragte: „Tauschen?“

Er liebt es, Gegenteile zu benennen und sagt die Wörter immer wieder hintereinander. Groß – klein, oben – unten.
Als Oma und Opa einmal zum Bauen hier waren, arbeiteten Papa und Opa gerade oben, während die Frauen unten beschäftigt waren. Oma sagte einmal zu Emilian: „Die Männer arbeiten oben – die Frauen unten“. Und seitdem (das war auch lange her) versucht er immer wieder, diese 4 Wörter in der richtigen Reihenfolge zu sagen. Meistens wird etwas wie „Männer oben unten“ daraus.
Aber es fällt ihm ein, wenn er auf der Treppe klettert, wenn er ein Werkzeug von Opa sieht, wenn Papa oben und Mama unten ist.. und immer wieder ordnet er die Begriffe in seinem Kopf.
Genauso ist es mit groß und klein.
Er sieht große und kleine Löffel, einen großen und einen kleinen Hammer, große und kleine Gartenlampen, er hat einen großen und einen kleinen Ball. Und dann sagt er es immer immer immer wieder, wobei das „groß“ sich so anhört: „hoooss“ und mit dem Einatmen ausgesprochen wird, um die Achtung vor dem großen Gegenstand zu zeigen. Bei „klein“ spricht er mit ganz hoher Stimme und verzieht das Gesicht, wie man eben über ganz ganz winzig-kleine Dinge redet.
Gerne plappert er auch „Hooosse Mijan, kleine Mijan“ – großer Emilian, kleiner Emilian. Und das kann man immer schön anwenden, wenn er alleine die Treppe hinunterlaufen soll oder sich irgendetwas zutrauen soll, was doch ein großer Emilian schon kann!

Als wir angefangen haben, mit Emilian vor dem Essen zu beten, haben wir uns dabei an den Händen angefasst und einer von uns Großen hat gebetet. Dann hat er irgendwann bei seinem Ur-Opa gesehen, dass dieser die Hände faltet und den Kopf nach unten beugt – seitdem findet er das toll und möchte immer so beten. Wenn wir beten, hält er seine Händchen zusammen und ist ruhig oder beobachtet uns. Nach dem „Amen“ sagen wir dann irgendwas wie „Fröhlich sei‘ das Mittagessen – Guten Appetit“, wobei Emilian das Ende kaum abwarten kann, um mit beiden Fäusten auf den Tisch zu klopfen und „Haut rein“ zu rufen. Dann strahlen seine Augen und er kann mit dem Essen anfangen.
Gestern betete Papa vor dem Essen: „Danke für das Essen, Danke für den schönen Tag, Danke für den Ball, Danke für die Schaukel im Garten, …“
Nach dem Amen fragte Emilian: „Nochmal?“
Und Papa sagte: „Du kannst auch alleine beten. Danke für …“
Emilian faltete die Händchen vor seinem Kopf und flüsterte „Ball, Schaukel“
Ein Seufzer und ein Blick zu Mama.
Papa: „Und wenn du fertig bist, sagst du Amen!“
Emilian flüsterte „Amen!“

Ein schöner Moment!

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