Der erste Schwimmkurs

Am Dienstag fand Emilians erster Schwimmkurs statt und morgen gehen wir schon zum zweiten Mal hin. Ich freu mich, dass das Programm straff losgeht und er vielleicht Ende Mai schon schwimmen kann. Aber von vorne:

Ich finde nicht, dass ein Kind mit 4 Jahren bereits schwimmen kann. In Berlin wird man da aber gern mal schräg angeguckt. Wenn man mit dem Baby-Schwimmkurs anfängt, schafft man das vielleicht auch… haben wir aber nicht.
In Kalifornien waren wir täglich am Pool, da hätten wir es fast geschafft, aber Emilian war doch noch zu klein.

Unsere Kinder haben keine Angst vor dem Wasser, aber sie springen jetzt auch nicht vor Freude in jede Pfütze. Wir sahen uns hier in der Nähe immer mal wieder nach Schwimmkursen um. Sie kosten viel Geld, sind teilweise am Wochenende und ausserdem schnell ausgebucht. Im letzten Herbst waren wir dann mehrmals in einer Schwimmhalle in der Nähe und stellten fest, dass sie uns sehr gut gefiel. Dazu gehört vor allem die Wassertemperatur. Das geht ja in den öffentlichen Bädern oft gar nicht.
Wir gingen immer mal wieder, solange das mein Bauch noch zuließ und sprachen immer mal wieder über einen Schwimmkurs. Ab und zu konnten wir am Nachmittag auch den Kindern zusehen, die einen Kurs besuchten, während wir dort spielten.

Ich suchte mir dann einen Seepferdchen-Kurs raus und merkte mir die Anmeldefrist. Telefonisch sicherte ich mich nochmal ab und man riet mir, pünktlich zu sein, da die Plätze begehrt und begrenzt seien. Wir entschieden, Liam gleich mit anzumelden, sammelten auch Freunde ein und wollten dann vier Jungs zusammen für den Kurs eintragen. Am Tag dann scheuchte ich meinen Mann kurz nach 08:00 Uhr morgens an die Halle – er schrieb mir kurz darauf, dass noch ein Platz frei gewesen wäre und er Emilian angemeldet hatte. Es gab wohl im Internet ein Missverständnis mit dem Anmeldedatum und so war die Liste leider schon voll.

Wir hätten die Jungs gern mit ihren Freunden geschickt, aber vielleicht ist es jetzt auch gar nicht so schlecht, dass Emilian als Ältester zuerst in Ruhe schwimmen lernt und die anderen es dann nochmal zusammen versuchen. Die Kurse sind für Kinder ab 5 Jahren und der Schwimmlehrer erzählte, dass noch nicht viele der 5jährigen das Seepferdchen wirklich schaffen. Emilian wird jetzt 7 und ich bin gespannt.

Auf eine Abreiß-Liste, mit der die Jungs die Tage bis zu ihren Geburtstagen zählen, haben wir auch die Tage mit Schwimmkurs markiert. Es gibt einen Spielzeug-Wunsch, den Emilian hat und seit Monaten schon versprachen wir ihm, den Wunsch der schon hier versteckt ist zu erfüllen, sobald er schwimmen könnte.
Er kannte die Becken gut und freute sich auf den Kurs. Wer meinen schüchternen Emilian kennt, wundert sich vielleicht darüber – ich wunderte mich auch. Aber wer meinen Blog treu liest und sich erinnert, wie selbstbewusst Emilian die Einschulung gemeistert hat, wundert sich dann doch vielleicht nicht mehr.

Der Dienstag Vormittag war frei für mich. Ich schlief aus, frühstückte mit meinem Mann, schnallte mir das Baby vor den Bauch und putzte ein paar Fenster, ein Bad und die Böden. Ich genoß meinen Haushaltstag… so sehr, dass ich ein bißchen die Zeit vergaß. Ich dachte daran, Liam abzuholen, aber ich dachte nicht daran, dass das auch für Emilian ein kurzer Tag war.
Eine Freundin schrieb mir und fragte, wer Emilian abholen würde. Er wäre gerade auf dem Trampolin umgeknickt und sei ein bißchen traurig. Erschrocken schrieb ich meinem Mann aus der Kita und bat ihn, Emilian schnell abzuholen.
Er wäre noch eine Weile von den Erziehern betreut, das war nicht das Problem. Aber sein Knie tat ihm wirklich weh – und vorbei war die Freude auf den Kurs.

Wir machten es uns auf der Couch gemütlich, hörten ein Hörspiel und ich redete Emilian gut zu. Dass das aber auch gerade an dem Tag passieren musste… Er weinte noch ein bißchen, Jari war müde und quengelig und Liam wollte auch gern mit. Ich ließ ihn aber beim Papa, weil ich meine Nerven für die beiden brauchte, packte schnell das Schwimmzeug zusammen und humpelte mit Emilian zum Auto. Eine Freundin kannte den Schwimmkurs bereits und sagte mir, dass es ganz langsam und in Ruhe losgehen würde. Ich erzählte Emilian davon. Ausserdem war der Eingangsbereich des Bades durch eine große Glaswand vom Schwimmbad getrennt, Emilian würde mich also die ganze Zeit sehen können. Ein wichtiger Vorteil!

Wir fanden einen guten Parkplatz, ich klemmte Jari in die Manduca und lief mit Emilian zum Schwimmbad. In der Umkleidekabine war es warm und voll. Die beiden Lehrer hatten den Raum gerade betreten und fingen an, die Kinder aufzurufen. Blitzschnell zog ich Emilian um. Ich sagte ihm, dass ich die ganze Zeit da sein würde und als er aufgerufen wurde, gab ich schnell die Sache mit dem Knie weiter und er blieb tapfer beim Schwimmlehrer stehen. Als alle Kinder eingesammelt waren, ging der Trainer mit der Gruppe durch die Duschen ins Bad und erklärte alles ganz lieb. Der andere Trainer blieb bei uns und gab ein paar Infos weiter.

Und dann waren wir entlassen und stellten uns an die Scheibe. Ich sah, dass Emilian noch nicht sehr fröhlich aussah und immernoch humpelte, aber ich freute mich, dass er mit der Gruppe ging und ich sah, wie viel Spaß sie hatten. Immer wieder winkten wir uns. Ganz langsam und spielerisch wurden die Kinder ans Wasser geführt und durften schon mit Poolnudeln ins Becken gehen.

Das war der erste von drei Kursen, der an diesem Tag begann. Als die nächste Gruppe aufgeregter Kinder das Schwimmbad betrat, durfte ich Emilian wieder abholen. Er strahlte mich an und erzählte schon von den ersten Erlebnissen. Das warme Wasser hatte seinem Knie gut getan und wie versprochen durfte er sich im kleinen Bistro am Ausgang ein paar Süßigkeiten aussuchen.

Liam hatte sich gewünscht, in der Zeit mit Papa eine „Pokémon Runde“ zu laufen und sie waren uns entgegengekommen. Als wir sie einsammelten, waren sie bereits 3km gelaufen!
Wir setzten uns ins Auto, Emilian teilte ein paar Süßigkeiten und wir lobten unsere Jungs für ihre Leistung!

Am Abend sah sich Emilian meinen Laptop an und begann, Buchstaben zu suchen. Ich fragte ihn, ob er mal etwas schreiben wolle und wir überlegten, dass er ja eine Email an unsere Familie über seinen ersten Schwimm-Tag schreiben könnte.

Er brauchte sehr lange, brauchte Ruhe und war ganz erschöpft danach… aber hier ist seine erste Email:

„halo ich sage  och wi mei n ärstdeär schwüm kurs wa .
okäi wir haben gelänt  wi man  schwimt abär ich kan noch nicht schwimen  wal wir  noch nicht  ales  gelernt haben .ssssssssssccccchhhhhhhhhüüüüüüüüüüüüüüüssssssssssssss..
emilian“

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