Kinder sind in Phasen. Meistens.
Wir sicherlich auch, aber bei Kindern redet man oft darüber, man entschuldigt damit eigenartiges Verhalten, man erklärt sich Fieber, Schrei-Attacken und anhängliches Gequengel. Es gibt Wachstums-Phasen und Entwicklungs-Phasen, Trotzphasen, die orale Phase, „Warum“-Phasen, anale Phasen, Zahnschübe…
Ein- oder zweimal habe ich im Internet nachgesehen, ob sich Emilians Verhalten gerade einer Phase zuordnen lässt. Und dann habe ich es gelassen. Die meisten Phasen sind nämlich schnell wieder vorbei und das zu wissen, hilft. In Zeiten der Krankheit leidet mein Schlaf, aber selbst Fieber und Schnupfen sind irgendwann vorbei. (Bei uns fängt sowas gerade an.. oh Sommer, wie werde ich dich vermissen!) Auch Gejammer und Gesabber bei Zahnschmerzen oder an-Mama-Gehänge beim Fremdeln oder das Rumwerfen von Gegenständen in Trotzphasen hört auf. Wirklich.
Zumindest für eine Weile…
Liam durchlebt oder beginnt gerade eine Trotz-Zeit. Immer vor dem Laufen oder vor dem Sprechen sind (meine) Kinder besonders unzufrieden und wenig geduldig mit sich und uns. Auch wenn Teller und Löffel durch die Gegend fliegen, Liam wütend schreit oder um sich haut – es geht vorbei.
Und an Liams Verhalten kurz nach so einem Anfall sehen wir, dass es wirklich nur ein Austesten ist. Er beruhigt sich sehr schnell. Und es ist wichtig für ihn. Das zu wissen, hilft auch!
Emilian ist gerade in einer „Warum“-Phase. Absoult. Eigentlich in der „Warum“-Phase.. denn ich hoffe, davon gibt es nicht so viele. Ja, das ist auch wichtig für ihn. Und Fragen, die ich beantworten kann und möchte, beantworte ich auch.
Aber einige Fragen möchte ich nicht beantworten. Auch nicht mehrmals.
„Emilian, heute abend bekommen wir Gäste, die heißen … und … .“
„Warum?“
„Emilian, komm mal bitte.“
„Warum?“
„Bitte sei leiser, weil Liam gerade schläft.“
„Warum?“
Gar nicht so einfach.
Viel mehr Sorgen bereiten mir aber andere Sachen, die Emilian gerade so sagt…
Wenn es Ärger oder eine Strafe gab, sagt er neuerdings gerne: „Ich möchte lieber bei Oma und Opa wohnen.“
Oder wenn er Rücksicht auf Liam nehmen soll: „Ich will, dass Liam weg ist. Liam soll nicht mehr bei uns wohnen.“
Gestern abend sagte er: „Ich mag nicht Papa. Nur dich. Ich will nicht, dass Papa mich mag. Ich will nicht mit Papa spielen. Nur mit dir. Sagst du das Papa? Ich will nicht Papas Sohn sein.“
Auch wenn sowas erstmal ein bißchen im Herz sticht, bin ich mir sicher, dass wir uns da keine wirklichen Sorgen machen müssen. Weder würde Emilian gern zu einer anderen Familie wechseln, noch würde er wollen, dass Papa einfach verschwindet.
Ich denke, Söhne lieben Mütter und Töchter lieben Väter, oder?
Vielleicht gibt es gerade eine solche Phase – wie auch immer sie heißt. Aber ich sehe auch, dass wir mit Emilian natürlich ganz anders reden, als mit Liam. Liam ist klein und süß (meistens) und wird mehr in Babysprache und mit höherer Stimmlage angesprochen. Emilian hört mehr Befehle und „vernünftige“ Sätze von uns.
Aber auch wenn das vielleicht eine nicht so ernstzunehmende Phase ist, wissen wir, dass Liam vielleicht mehr Mama-Zeit und Emilian dann auch mehr Papa-Zeiten braucht…
Im Kindergarten wurde wieder Geburtstag gefeiert, jedes Kind bekam ein Tütchen mit Süßigkeiten. Scheint so üblich zu sein, ich find’s gut. Emilian ist kaum davon abzuhalten, schon auf dem Nachhause-Weg diese Schätze aufzufuttern.
Das Tütchen gibt’s nämlich erst beim Abholen. Auch schlau. Als wir heute zuhause ankamen, verschwand Emilian – ich wusste erst gar nicht, wohin – und rief: „Du sollst nicht zu mir kommen, Mama.“ – „Gut“, dachte ich… „Er braucht seine Ruhe.“
Und dann suchte ich… und fand ihn hinter der Couch.