Es passiert zu viel und ich schlafe zu wenig. Und dann kommt auch der Blog zu kurz.
Ich wollte euch über alle MOPS-Themen berichten, die ich hören darf… und morgen ist schon das 4. Treffen!
Aber ich werde euch von MOPS erzählen!
Zuerst wieder ein paar Erlebnisse aus unseren vergangenen Tagen:
* Heute hat uns wieder Besuch aus Deutschland verlassen. Ein Ehepaar aus unserer LifeGroup zuhause hat uns im Mai mit der Ankündigung überrascht, uns zu besuchen. Und am 3. Oktober haben wir sie vom Flughafen abgeholt. Es war eine sehr angenehme Zeit. Die beiden waren viel unterwegs, aber auch in der Zeit, in der sie bei uns waren, konnten wir uns gut unterhalten, austauschen, Amerika und Deutschland vergleichen und uns besser kennenlernen. Sie hatten einen Koffer voll Geschenke für uns dabei. Danke an alle Freunde aus Berlin, die Grüße für uns mitgegeben haben!
* Am 8. Oktober fand die erste „Moms Night Out“ von meiner MOPS-Gruppe statt. Ich war ein bißchen unsicher, weil ich nicht wusste, wo Orange County-Ladies ausgehen, wie sie sich kleiden, was sie essen/trinken und ob sie sich von den Freitag-vormittag-Müttern unterscheiden, die ich kennengelernt habe. Es wurde ein lockerer Abend in einem Restaurant. Wir haben gut etwas teuer gespeist. Eine Mama aus Schweden und ich haben das Besteck wie Europäerinnen gehalten – die anderen eben wie Amerikanerinnen. Wir haben uns richtig gut unterhalten… nicht nur über vorgegebene Themen in wenig Zeit, wie es freitags ist. Der Reihe nach haben wir uns, die wir uns ja alle eigentlich nicht kannten, erzählt, welchen Beruf wir ausgeübt haben, bevor wir Mütter wurden und welche Träume und Ideen uns noch für die Zeit danach vorschweben.
Weil mir die Stadt in der Nacht so gut gefallen hat, habe ich meine Männer ein paar Tage später auch dahin ausgeführt. Emilian durfte in der dunklen Nacht mit Papa ein paar Runden im Riesenrad fahren und wir haben eine Eisbahn entdeckt.. noch immer sind es 25 – 30 °C hier.
* Je mehr ich zur Gruppe der MOPS-Mütter gehöre und je besser wir uns kennenlernen, desto mehr Unterschiede fallen mir auf. Kleine Unterschiede, aber doch machen sie, dass ich mich nicht dazugehörig oder „anders“ fühle.
Wenn wir zu hundertst im ganzen MOPS-Saal sitzen, gibt es nur ein paar Frauen neben mir, die dunkles Haar haben…
Und es gibt ZWEI andere Frauen, die eine Brille tragen. Das stört mich nicht! Ich mag meine Brillen weil ich zu blöd bin, Kontaktlinsen einzusetzen und ich werde mich hüten, mein Haar nochmal blond zu färben. Ich weiß eigentlich, dass ich schön bin. Und ich stehe zu meinem Körper, meistens. Es ist unglaublich, dass die Frauen hier mit 20, 30, 40, 50, 60 und 70 Jahren gleich aussehen!! Gleich schlank, gleich schön, gleich frisch. Man sagt, das ist hier in Orange County speziell… aber ich sehe es. Und natürlich macht das was mit mir, weil ich eine Frau bin. Mir fällt auf, wie unterschiedlich die Frauen in Deutschland aussehen.
* Vor ein paar Tagen habe ich zum ersten Mal in Amerika getankt.
Ich hatte mir irgendwie vorgenommen, drumherum zu kommen.
Es ist nicht so, dass ich nicht weiß, wie man tankt.. aber es ist ein bißchen anders hier.
Zuerst muss man schätzen, wie viel Benzin in den Tank passt. Ich habe meinen Mann gefragt. Dann muss man wissen, wie viel Geld das ist. Ich habe meinen Mann gefragt. Der Tank war ziemlich leer und ich hatte meinen Geld-Betrag parat. (Ich habe seit Mai nicht mehr mit Karte bezahlt und das ist komisch) Ich parkte das Auto an der richtigen Säule und auch an der richtigen Seite! Dann ging ich in den Tank-Shop und sagte: „Ich möchte bitte Benzin für …$ kaufen.“ Weil es sehr warm war und man Kinder ja nicht allein im Auto lassen soll, hatte ich beide Jungs mit dabei. Ich bezahlte und ging zurück zum Auto. Das Geld war bereits „gut geschrieben“. Eine Taste zum Auswählen des Benzins musste ich noch drücken und dann lief das Benzin. Mein bezahltes Benzin machte den Tank scheinbar nicht ganz voll, also hörte es einfach auf, als mein Geld alle war. Sollte ich zuviel bezahlt haben, hätte ich dann im Anschluss nochmal (mit Kindern) in den Shop gehen und mein Restgeld abholen müssen. So ist das nämlich hier.
* Es ist -Überraschung- noch immer ziemlich warm hier. Weder wundert es mich, noch stört es – aber die Kalifornier sind überrascht. In einigen Läden gibt es überhaupt keine Sommerkleidung mehr zu kaufen, in anderen kostet sie fast nichts. Viele Erwachsene und Kinder tragen bereits Stiefel. Ich habe mir gestern neue Flip Flops gekauft… Weil es -Überraschung- lange nicht geregnet hat, wächst die Angst vor Waldbränden. Einige Bäume in der Stadt wurden bereits radikal beschnitten… ich kann mir vorstellen, dass sie gefährlich werden, wenn sie zu trocken sind.
In den Pool gehen wir nur noch, weil wir uns danach im heißen Whirlpool aufwärmen können. Manchmal tragen wir Jacken. Heute hat es draussen wie an einem Frühlingstag in Berlin gerochen…
* Wir vier sind heute morgen kurz vor 9:00 Uhr in die Gemeinde gefahren. Unsere beiden Gäste blieben noch, weil ihr Flug erst später dran war. Als wir wiederkamen, war die Wohnung aufgeräumt, der Boden war gesaugt und auf dem Tisch stand (und steht immernoch) ein großer Blumentopf und Schokolade. Wow! Das war eine tolle Überraschung! Als Liam die Geschenke auf dem Tisch sah, rief er ganz laut: „Liam Geburtstag!!!“
* Liam freundet sich mit der Kinderbetreuung an. Manchmal weint er laut und herzzerreissend. Aber heute wurde er ruhig, sobald die Tür zum Raum aufging und er das Spielzeug sah. Die Betreuerin sah mich an und sagte: „He feels you.“ – „Ihm geht es gut, aber er merkt, dass es für dich schwer ist.“ Und Mist, sie hat auch noch Recht. Als wir ihn abholten, kam er auf mich zu und platzte fast vor Stolz. Er trug er seine Tasche und genoß unsere Worte des Lobes. Es tut mir so gut, ihn innerlich und äußerlich wachsen zu sehen. Meine Güte…
* Am Montag waren wir zu viert in einem „Discovery Science Center“. Wir hatten eine Freikarte für Emilian, Liam musste nicht bezahlen und so blieben „nur“ ungefähr 30,-$ für uns übrig. Mehr als 5 Stunden verbrachten wir dort und ich habe es genossen, Mama von zwei Söhnen zu sein! Die Jungs hatten nicht eine einzige Sekunde Langeweile! Draussen gab es einen kleinen Dinosaurier-Park, der Papa und Emilian lange beschäftigte. Mit einem „Archäologen-Stab“, der gewisse Signale von versteckten Gegenständen empfangen konnte, mussten verschiedene Knochen einzelner Tiere gefunden werden. Im Haus gab es eine „Thomas, die Eisenbahn“-Ausstellung. Stellt euch einfach 100 kleine Jungs an kleinen Eisenbahn-Tischen vor. Es gab eine Abteilung, die dem Spektrum in Berlin ähnlich ist, eine Eishockey-Ausstellung, eine Astronauten-Abteilung, natürlich eine Spooky-Halloween-Ecke, eine Recycle-Etage, einen kleinen Laden und ein Restaurant. Es war nicht zu voll und es war sowas von kindgerecht. In der Ecke, in der es um richtiges Recyclen geht, waren wir Deutschen doch sehr beeindruckt. Im Großen und Ganzen recyclen die Amerikaner nämlich nicht so… Fast gar nicht. Mit echten Einkaufswagen und einem Handscanner mussten die Kinder Dinge einkaufen (abscannen), die dann virtuell per Bildschirm in ihrem Wagen landeten. Dabei musste auf gesunde Ernährung und umweltbewusste Verpackung geachtet werden. Immerhin.
Duplo-Figuren nachbauen
Eisenbahn-Paradies
Im Dinosaurier-Park
* Wenn ich die Kinder morgen aus der Kinderbetreuung abgeholt habe, werden wir uns mutig mitten in das Freitags-mittags-Verkehrs-Chaos stürzen und nach Los Angeles zum Flughafen fahren. Unsere liebe Lieblings-Kinder-Freundin, House-Sitterin und Garten-Helferin kommt zu uns! Für sie ist Amerika nicht fremd und ich bin gespannt, ob sie mir jetzt noch Tipps geben kann.. oder ob ich mal so tun kann, als würde ich ihr „neues Land“ vorstellen.
* Mit Shred habe ich erstmal bei Level 3, Tag 9 aufgehört. Mein Ziel, die 30 Tage einmal komplett ohne Pause zu schaffen, besteht noch. Ich habe bei youtube aber erstmal nach anderen Workout-Programmen von Jillian Michaels gesucht, damit ein bißchen Abwechslung ins Spiel kommt. Und es gibt tolle, herausfordernde Übungen! Jetzt habe ich aber so lange Pause gemacht, dass ich die 30 Tage vielleicht doch bald wagen möchte.
* Ich habe das Gefühl, dass Liam langsam Berlin vergisst. Ich würde so gern wissen, was er noch weiß. Die Personen kennt er noch. Aber als ich ihn letztens fragte, ob er sich an das Duplo in seinem Zimmer erinnern kann, kam keine Antwort. Nur ein leerer Blick. Das hat ein bißchen weh getan. Aber andererseits wird ihm alles sofort wieder bekannt vorkommen, wenn wir wieder da sind. Und an unsere Monate in Amerika wird er sich auch nicht ewig erinnern können… Als ich das bei Facebook schrieb, schrieb mir eine Freundin sofort, dass er sich aber immer an das gute Gefühl erinnern wird. Und daran, dass wir als Eltern für ihn da waren! Das hat gut getan…
* …mir gehen nämlich immer wieder ähnliche Gedanken durch den Kopf.
– Was muss ich unbedingt hier noch machen?
– Was brauche ich für Berlin?
– Was muss ich lernen?
– Was darf ich nicht verpassen?
Ich habe keine Antworten. Und bestimmt werde ich Dinge verpassen oder vergessen. Ob ich Entscheidungen bereue, weiß ich nicht.
Ehrlich gesagt: Ich nehme nicht an vielen Veranstaltungen teil. Ich treffe mich nicht oft mit Freunden. Ich lerne neue Leute kaum „richtig“ kennen und ich tauche nicht tief ins südkalifornische Leben ein. Es könnte sein, dass ich das bereue.
Aber: Ich habe mich dafür entschieden, weil ich möchte, dass es meinen Kindern, meiner Familie hier gut geht. Ich bin die Frau, die ihrem Mann 1o0%ig den Rücken freihält und ihm dadurch ermöglicht, sehr tief in das amerikanische Leben und vor allem in die Kirche einzutauchen. Das bedeutet, dass ich oft mit den Kindern alleine bin – mit weniger Möglichkeiten, Platz und Freunden, als in Berlin. Das bedeutet, dass ich oft nur nebenbei oder in seinen Gesprächen mit anderen erfahre, was ihn gerade beschäftigt, begeistert, herausfordert. Es kommt vor, dass ich mich dabei wie ein dummes, kleines Hausmütterchen fühle. Das bedeutet, dass ich aus Deutschland zu hören meine: „Was machst du eigentlich ausser Spielplatz und Pool?“. Und es bedeutet außerdem, dass Leute sich wundern, wo die Familie „des Deutschen“ denn eigentlich ist und ob ich nicht auch eigentlich Praktikant sein wollte.
Das ist manchmal nicht so leicht für mich. Aber ich habe mich bei vollem Bewusstsein dafür entschieden!
Ich kann kein Kaffee trinken mit den Ladies, kein „Mama-hat-Pause“-Treffen, kein „Holy Yoga-Meeting“ und kein „Prayer Circle for Moms“ hier genießen, wenn meine Kinder in einem fremden Raum von fremden Menschen betreut werden, die ich teuer dafür bezahle und die nichtmal die Sprache meiner Kinder sprechen! Ich kann meinen Sohn, der erst zweieinhalb Jahre alt ist, nicht weinend zurücklassen, nur weil ich eine Pause brauche oder in ein Leben eintauchen möchte, das meinem irgendwie so fremd ist. Das Loslassen und Abgeben fiel mir in Deutschland schon nicht leicht. Hier kommt die andere Sprache dazu, die es für Emilian nicht leicht und für Liam fast unmöglich macht, richtig anzukommen. Emilian zeigt mir nach jeder Betreuung stolz seine Bilder und Basteleien, er lächelt und ist froh.. aber er hat keine neuen, richtigen Freunde. Die Kinder wechseln oft die Gruppen und niemand spricht deutsch.
Das alles können Ausreden sein und es kann gut sein, dass ich mich hinter den Kindern verstecke… aber wir haben uns für dieses Jahr mit Kindern entschieden! Und ich möchte, dass dann unsere beiden Söhne genauso Freude an diesem Abenteuer erleben, ein Gehör für eine andere Sprache bekommen, lernen, auf vertraute Dinge zu verzichten und dafür neue, spannende Dinge kennenzulernen. Ich bin nicht gut darin, auf Kosten meiner Kinder zu genießen. Nicht hier und nicht jetzt. Ab und zu muss das sein und dann geht es – aber hier ist es anders.
Ich bin nicht die Mama, die an zwei Fronten kämpft und von Kompromissen lebt.
Ich bin die, die sich eben jetzt für eine der beiden Seiten entschieden hat.
Ich liebe die Freunde, die ich kennengelernt habe und ich genieße die Veranstaltungen, die ich besuche, sehr. Ich merke immer wieder, dass ich hier richtig bin und dass ich wichtig bin, weil ich jetzt gerade hier bin. Ich kann selbst einen Unterschied machen, weil ich anders bin. Und das tut anderen Leuten, die ich kennenlerne, gut.
Da können wir froh sein, dass das in Deutschland mit dem Schönheitswahn noch nicht ganz so verbreitet ist, wie in Amerika. Leider wird es natürlich auch hier immer mehr. Ich finde das irgendwie schade, weil man sich als Frau natürlich irgendwie verpflichtet fühlt sich dem anzupassen. Dort sind ja zum Beispiel „face liftings“ viel normaler als hier. Hast du das schon beobachtet?
Dabei macht es die Menschen doch viel interessanter, je unterschiedlicher sie erscheinen.
Ja, ich beobachte das.
Es ist so gefährlich, weil mir natürlich viele anderen Frauen JEDEN ALTERS so viel schöner vorkommen. Und oft ist es eben nicht echt. Das muss ich mir dann immer wieder sagen. Ich möchte die Unterschiedlichkeit von den Frauen in Deutschland mehr schätzen 🙂
Hi Marit!
Ich kann dich und deine Mama Gefühle voll verstehen!
Deswegen brauchst du dich nicht schämen oder komisch finden. Die Prioritäten die du setzt sind total verständlich und nachvollziehbar, außerdem: kann sich Boogy so 100% auf die Arbeit konzentrieren, das ist besser als wenn ihr es beide nur zu höchstens 50% schaffen würdet.
Also Kopf hoch und genieß die Zeit mit deinen beiden Süßen Kindern, die geht eh viel zu schnell vorbei.
Gott segne euch!
Danke!
Das tut gut zu lesen.
Ich grüße euch auch!