06. September 2021
Heute gab es einen interessanten Beitrag im RBB.
„10 Tage ohne – ein Ernährungsexperiment“
Habt ihr uns entdeckt?
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Die Vorgeschichte
Ende Februar 2021 bekam ich über Instagram eine Anfrage, ob wir Lust auf ein Experiment in Sachen Ernährung, Gesundheit, Nachhaltigkeit hätten.
Bei Experimenten sind wir als Familie eigentlich immer gern dabei – aber dieses Thema lehnte ich ab, weil wir in dem Bereich echt keine Vorbilder sind.
Man schrieb mir dann „Wir suchen gar keine Familien mit perfekter Ernährung. Vielleicht habt ihr Lust, eure Ernährung mal für 10 Tage zu verändern?“
Ach so. Ich besprach das mit der Familie und wir entschieden, uns einfach mal zu bewerben. Wir alle hatten Lust auf Abwechslung und so schlimm würden 10 Tage wohl nicht sein…
(Wer uns länger kennt: Wir haben im Jahr 2015 bereits ein ganz anderes „10 Tage ohne“-Experiment erfolgreich durchgeführt.)
Nach einem aufwändigen Bewerbungsverfahren mit Videodreh zu unserer Familie, Einblicke in Kühlschrank und Vorratskammer, unendlichen Fragebögen und organisatorischem Hin und Her erfuhren wir Ende April, dass wir für das Experiment ausgewählt wurden!
Wir wurden während der ganzen Zeit von sehr freundlichen Film- und Kamera-Menschen geführt und begleitet und haben uns immer gut aufgehoben, verstanden und herausgefordert gefühlt.
Das Experiment
Die Aufgabe lautete:
Versuche in einem Experiment deine Ernährung für 10 Tage umzustellen und dich bewusst
… vegan und vegetarisch
… ohne Zucker
… ohne Verschwendung
… ohne Fertigprodukte
zu ernähren.
4 Familien/Gruppen würden an dem Experiment teilnehmen und erst an Tag 1 sollten wir erfahren, um welche der Kategorien es sich handelte.
Wir unterhielten uns im Vorfeld oft, was das Schlimmste/das Einfachste/das Bequemste/das Leckerste werden könnte. Aber so richtig wussten wir nicht, was auf uns zukommt.
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Tag 1 – Es geht los!
Unser Experiment begann am 01. Mai.
Um 09:30 Uhr klingelte es an der Tür und wir begrüßten eine Moderatorin, einen Kameramann und einen Tontechniker.
Nach den ersten Worten, einer Hausführung, Bildern aus dem Garten und kleinen Interviews ging es dann los.
Mit der Kamera kramten wir durch unsere Vorräte und die Moderatorin zeigte auf einige Dinge und bat uns, sie auszuräumen. Nach und nach sammelten sich verschiedene Lebensmittel an. Honig, Joghurt, Eier, Milch, Marmelade, Wein, Gummibärchen, Grillsaucen, Wurst und Käse. Wir schauten sie an und sollten erraten, welche Challenge für uns ausgesucht worden war. So richtig kamen wir nicht darauf, dass wir uns in den nächsten 10 Tagen vegetarisch und vegan ernähren würden.
Es gab erste Tränen beim Kleinsten, als seine kleinen Joghurtbecher in einer Kiste verschwanden. Mein Mann und ich waren sehr erleichtert, dass wir nicht auf Zucker verzichten mussten.
Die aussortierten, nicht haltbaren Lebensmittel brachten wir mit dem Filmteam zu Freunden. Das war abgesprochen und eine gute Idee, um nichts wegwerfen zu müssen.
Dann versammelten wir uns wieder um den großen Tisch im Wohnzimmer. Normalerweise würde das Team die Teilnehmer nun zum ersten Einkauf begleiten. Weil wir aber einen Feiertag + Sonntag vor uns hatten, bekamen wir die erste Ladung geschenkt. Gemeinsamen kosteten und tasteten wir uns durch neue vegane Lebensmittel. Es schmeckte uns überraschend gut und überraschend nicht gut – meist hatten wir keine Ahnung, was genau wir da aßen.
Wir bekamen ein kleines Info-Heft mit Tipps, Informationen und Rezepten und machten ein Rate-Quiz zur veganen Ernährung, bei dem wir so mittelmäßig abschnitten. Obwohl uns die Zahlen und Fakten zum Klimaschutz bezüglich der Fleischproduktion schockierten, stand von Anfang an fest, dass eine konsequent vegane Lebensweise für uns nicht infrage kommt. Die Überzeugung reichte nicht aus. Über den Fleischkonsum könnten wir reden und über Obst und Gemüse, Nüsse- und Hülsenprodukte… aber die Ersatzmittel wie zum Beispiel Tofu wollten wir am liebsten nicht mal sehen.
Eine große Freude war der Moment, als die Moderatorin uns ein Glas mit veganen Süßigkeiten und Schokolade überreichte. Lecker!
So viele neue Produkte im Kühlschrank:
Die ersten Versuche
Zuallererst landeten Lebensmittel zum Aufwärmen in der Pfanne, wir wollten einen kleinen Snack probieren. Was es genau war, wussten wir nicht. Gemüse-Bällchen und vegane Fischstäbchen. Mit der veganen Majonäse und irgendeinem Aufstrich schmeckte das ganz okay.
Immer wieder dachten wir an Lebensmittel, die wir essen wollten und dann fiel uns ein: „Ach nee. Ist ja nicht vegan.“
Sogar mein Wein. Wobei wir die Grenze für die Challenge schon eng zogen. Sollten wir uns je vegan ernähren wollen, würden wir da nicht so streng sein. Werden wir aber nicht.
Dass Eiweiß zur Klärung von Getränken genutzt wird und Brot mit Milchzucker gebräunt wird und dass eigentlich überall Spuren von sonst was drin sein können, haben wir schnell verstanden.
Die Moderatorin zauberte Zutaten für vegane Spaghetti Bolognese aus einem Picknickkorb und gemeinsam bereiteten wir das Essen zu. Immer wieder wurde einer von uns für ein kurzes Interview zur Seite gezogen und die Küche war voller Menschen und Technik.
(Übrigens trug das Filmteam durchgehend eine Maske und wir haben uns im Testzentrum (Freitag) und mit Schnelltests (Samstag) getestet.)
Die Bolognese war schnell zubereitet, nur an Geschmack+Aussehen von Tofu mussten wir alle – vor allem unsere Mägen – sich erst gewöhnen.
Gegen 16:00 Uhr verabschiedete sich das Filmteam, wir waren etwas erschöpft und überfordert und gingen erstmal eine Runde an die frische Luft. Später probierte der Mittlere ein Rezept aus dem Info-Heft aus und machte uns einen veganen Schokokuchen. Er schmeckte fast allen gut, die Konsistenz erinnerte ein bißchen an Gummi. Später stellte sich heraus, dass der Sohn einfach die Backzeit reduziert hat, weil ihm danach war 😉 Das erklärte dann auch das Gummi-Gefühl..
Zum Abendessen machte ich den Kindern vor allem viel Gemüse. Ich hatte den Eindruck, sie brauchten ein Essen, dass sich „normal“ anfühlt. Reste von der Bolognese gab es auch. Mir war vom Mittag irgendwie immernoch schlecht. Wir alle waren sicher, dass wir das hinkriegen würden. Über das WIE machten wir uns wenig Gedanken.
Tag 2 – Start vegan
Am Sonntag waren wir mit der Moderatorin zum Frühstück verabredet. In der Nacht hatten wir noch ein veganes Bananenbrot gebacken, was uns über den Tag retten sollte.
Punkt 08:00 Uhr klingelte es an der Tür, wir waren fast alle schon in der Küche, noch nicht ganz wach. Mein Mann versuchte, mit Sojamilch und Backkakao die morgendliche Flasche für den Kleinsten zuzubereiten – keine Chance. Er durfte dann seinen normalen Kakao trinken.
Nach kurzen Interviews über unser Befinden, über Sorgen und Pläne wurde uns ein leckeres veganes Vollkornbrot überreicht. Es gab Kaffee mit Barista Sojamilch, die super aufgeschäumt werden kann UND es gab vegane Schokoladencreme. Noch dazu fanden wir voller Freude heraus, dass unser beliebter Zuckerrübensirup auch vegan ist. Dann das leckere frische Bananenbrot: das Sonntags-Frühstück war gerettet!
Vor laufender Kamera probierten wir uns durch den veganen Aufstrich und waren erstaunt, wie schnell das Brot sättigt. Später allerdings stellten wir fest, dass die Sättigung überhaupt nicht lange hält. Nach dem Frühstück ging es zum Gottesdienst – und mit Müsli oder Brot schaffen wir das locker bis 13:00 Uhr. Diesmal war der Hunger groß.
Es gab wieder Reste von der Tofu Bolognese, dazu Reis mit Gemüse aus dem Wok. Auch mit Tofu, aber wir entschieden uns, mit Salz und Gewürzen nicht zu sparen, um den Geschmack zu beeinflussen 🙂
Zum Nachtisch gab es Bananenbrot und Schokoladenkuchen, ich probierte den Kaffee mit Soja-, Mandel- und Dinkelmilch. Am Abend wieder Brot mit veganem Zeug drauf. Und viel Gemüse. So langsam fanden wir unseren neuen Stil. Wir luden uns eine „veganstart“ App aufs Handy und konnten den ersten Einkauf kaum abwarten. Wir machten uns zusammen viele Gedanken über Ernährungsstile, Konsequenzen, Kompromisse und Überzeugungen.
Tage 3 bis 5 – Ankommen
Von Montag bis Mittwoch waren wir auf uns gestellt. Über unserem Küchentisch wurde eine feste Kamera installiert, die wir beim Essen oder Zubereiten oder Einkauf-Auspacken einschalteten. Am Montag Morgen klingelte der Wecker für die Schule wieder nach 5 Wochen Pause. Vor laufender Kamera und noch im Nachthemd versuchte ich, die Brotboxen der Kinder vegan zu füllen. Äpfel, Gurke, Möhre, Brot mit veganem Käse, Bananenbrot und Süßigkeiten. Beim Schulmittagessen sollten sie selbst entscheiden, ob und was sie essen wollten.
Nach dem Frühstück zogen wir also zu dritt, ausgestattet mit der Kamera zu unserem Lidl. Ich hatte vorher noch nie extra auf vegane Lebensmitteln geachtet und war gespannt. Wir entdeckten schnell, dass vegane Lebensmittel deutlich mit einem kleinen gelben Kreis gekennzeichnet waren. Und so liefen wir nicht in gewohntem Ablauf durch die Gänge, sondern hielten nur noch Ausschau nach dem gelben Symbol. Das war anstrengend. Zwischendurch filmten wir in den Einkaufswagen oder kommentierten unsere Eindrücke in die Kamera. Wir waren positiv überrascht von der großen Auswahl.
Mittendrin stellten wir allerdings fest, dass sowohl vegetarische als auch vegane Lebensmittel den gelben Kreis hatten und wir mussten einige vegetarische Dinge wieder auspacken. Zu früh gefreut. Wir merkten immer wieder, dass wir vom Gefühl gar keine Ahnung von veganem Essen hatten. Trotzdem kamen wir gut zurecht und waren dankbar über neuen Soja Joghurt, Hafermilch, Mittagszutaten, Saft, Süßigkeiten und Eis. Auch unser Lieblingsbrot und Toast war vegan – das war uns gar nicht bewusst. Etwas teurer war der Einkauf allerdings. Und mehr Plastikmüll hatten wir auch…
In den folgenden Tagen kauften wir noch bei Kaufland ein. Dort waren vegane Lebensmittel noch teurer und deutlich schwerer zu finden. Nicht gut. Wir probierten mehr Lebensmittel und Rezepte aus, stellten aber doch fest, dass diese Ersatzmittel uns kaum schmeckten und auch nicht so bekamen. Immer mal wieder klagte einer von uns über Bauchschmerzen. Wir wissen nicht, ob das einfach die Umgewöhnung oder die merkwürdige Zusammenstellung unserer Lebensmittel war. Auch lernten wir schnell das vegan nicht gleich gesund heißt. Denn Zucker war ja erlaubt.
Tag 6 – Der Besuch
Der 6. Tag sollte ein besonderer Tag werden!
Am Morgen, als die Kinder in der Schule waren, kam unsere Moderatorin mit einem 3köpfigen Kamerateam. Wir begrüßten uns, wurden mit Mikrofonen verkabelt und es wurden erste Szenen aus unserem Alltag gedreht. Der Mann hatte ein Meeting, ich saß mit dem Kleinsten am Küchentisch und wir spielten ein Spiel. (Gar nicht gestellt, machen wir donnerstags immer so 😉 ) Inzwischen waren wir daran gewöhnt und das Team war ganz freundlich und unaufdringlich.
Für diesen Tag hatten wir allerdings besondere Pläne und wir bekamen eine Einkaufsliste überreicht. Ein großer Einkauf im Bio-Laden und ein großes Kochen stand für heute auf dem Programm!
Die Zutaten gefielen uns gut und erinnerten an asiatisches Essen. Wir waren gespannt, packten unser Zeug und machten uns mit Kamera-Begleitung auf den Weg zum Bio-Laden. Das sehr unbeständige Mai-Wetter schenkte uns Sonne, als wir sie brauchten und wir kamen trocken in den Laden und wieder heraus.
Ganz ehrlich: Wir sind nicht oft in Bio-Märkten und die Enge im Laden, der besondere Geruch, das Kamera-Team um uns herum, interessierte Menschen, ein aufgeregter 4jähriger und der lange Einkaufszettel forderte uns ziemlich heraus. Es dauerte eine Weile, bis wir alles in vegan und richtiger Menge zusammen hatten. Der Preis am Ende an der Kasse schockte mich wieder ein bißchen und ich war mir sicher, dass wir uns einen regelmäßigen Einkauf für 5 Personen gar nicht leisten könnten..
Wieder zuhause wurden die Einkäufe auf dem Tisch ausgebreitet und dann kamen ca. 13:30 Uhr die beiden Schulkinder. Die Woche war die erste Schulwoche nach 5 Wochen Pause und sie forderte uns mit Hausaufgaben und dem frühen Aufstehen ordentlich. Umso dankbarer war ich, dass beide Jungs sofort bereit waren, dem Kamera-Team Rede und Antwort zu stehen und bei unserem Küchen-Plan mitzumachen. Sowieso hat es mich sehr gefreut, wie sicher und klug die Jungs die Fragen beantworteten, sich Gedanken über Ernährung machten, mithalfen und trotzdem ganz sie selbst blieben.
Es klingelte an der Tür. Überraschungsbesuch!
Eine Köchin, die Erfahrung im Kochen mit Kindern und der veganen Zubereitung von Lebensmitteln hatte, besuchte uns. Wir stellten uns einander vor, begrüßten uns, tauschten kurze Interview-Fragen aus und machten uns an die Rezepte.
Unter professioneller Anleitung kochten wir drei Gerichte gleichzeitig. Die Köchin war lustig und gut drauf, wir hatten viel Spaß zusammen. Es gab ein Chili sin carne, eine Möhren-Curry-Suppe und Kartoffel-Röstis. Wir wuselten ordentlich durch die Küche und versuchten, mit 10 Personen den Abstand einzuhalten, an alle Zutaten zu denken und nebenbei Interviews zu führen.
Die Rezepte gefielen uns wirklich gut, vor allem gab es kaum Ersatzprodukte, sondern einfach viel Gemüse. Das Team war begeistert, wie selbstverständlich die Kinder mithalfen und ihre Fragen und ihr Wissen teilten und dass selbst der Kleine schon mit dem Schneidemesser umgehen konnte. Der Mittlere kochte das Chili fast selbständig und erntete viel Bewunderung in der Küche. Wir hatten viel Spaß zusammen. Weil alles fürs Fernsehen festgehalten werden sollte und teilweise oft wiederholt wurde, dauerte es sehr lange, bis das Essen endlich auf dem Tisch stand. Ich glaube, es war schon 17:00 Uhr oder so.
Weil wir seit Stunden mit der Zubereitung beschäftigt waren, weil wir riesigen Hunger hatten und weil es auch wirklich gut roch, konnten wir es jetzt kaum abwarten. Und es war so lecker! Teilweise schon kalt, aber egal. Wir stürzten uns auf Kartoffel-Zucchini-Puffer. Auf das Möhren-Kokos-Curry und die Chili sin carne mit klein geriebenem Tofu. Es war so lecker! Nach abschließenden Interviews verließ uns das Kamera-Team und wir waren mit uns und dem Essen alleine. Fix und fertig, aber dankbar für neue Rezepte und Erkenntnisse beendeten wir den Tag.
Tag 7 und 8 – Auf zum Endspurt
Das Ende war in Sicht. So anders und experimentell kamen uns die Tage gar nicht mehr vor. Wir aßen, was erlaubt war und ließen im Schrank, was gesperrt war. Ich glaube, einmal gab es ein Milcheis für die Kinder, weil wir kein anderes mehr hatten.
Die Köchin hatte uns am Donnerstag verraten, dass es einen Cheat-Day geben würde. Einer von uns durfte am Samstag so richtig tierisches Essen genießen. Im ersten Moment schauten wir uns an und wussten erstens kaum, wer von uns das sein sollte und was denn gegessen werden sollte. Als ich allerdings an Sushi oder einen Döner dachte, lief mir doch das Wasser im Mund zusammen. Wir dachten immer mal wieder darüber nach und waren erstaunt, dass der Bedarf scheinbar gar nicht so groß war. Und wenn, dann wollten wir gemeinsam essen.
Eine weitere Aufgabe bestand darin, einmal mit der Kamera durch unsere bzw. meine Kosmetika zu gehen und nach einem „vegan“ Kennzeichen Ausschau zu halten. Als wir vor 2 Jahren ätherische Öle von YoungLiving in den Haushalt holten, begann ich auch bei Kosmetik-Produkten auf Naturkosmetik zu achten. Nach und nach leerte ich also alte Verpackungen und kaufte Naturkosmetik, wenn es um Cremes, Deo, Make up, Duschbad und Shampoo ging. Fast alle von ihnen trugen das „vegane Siegel“ und so war ich überrascht, in diesem Bereich schon gut ausgestattet zu sein.
Wir probierten uns weiter in neuen Rezepten und Lebensmitteln. Vom Film-Team wurde uns die Aufgabe gegeben, einmal selbst Tofu herzustellen. Unsere Abneigung war deutlich und wahrscheinlich sollten wir dem Tofu eine letzte Chance geben.
Zuerst war ich überrascht, keine völlig fremden Lebensmittel oder Zusatzstoffe auf dem Rezept zu finden. Ich musste gar nicht groß einkaufen gehen. Der Versuch war für den Samstag geplant, an dem auch unser Cheat-Day stattfinden sollte.
Die Moderatorin klingelte am Samstag Morgen an der Tür und fragte kurz nach unserem Ergehen, was wir erlebt hatten, ob es Fragen gab. Dann fragte sie, wer sich denn fürs Schummeln entschieden hatte – und noch immer hatten wir keine Idee und keine Ahnung, wie dieses „Schummeln“ ablaufen sollte. Sie filmte unsere Unterhaltung und sagte dann: „Ich geh mal ganz kurz raus und werde an der Tür klingeln. Kann einer von euch dann öffnen?“ Mit der Kamera verließ sie das Haus, kurze Zeit später klingelte es.
Wir rannten zur Tür, gespannt auf Döner, Sushi oder Pancakes. Zuerst sahen wir gar nichts – aber dann entdeckten wir eine kleine braune Knack-Wurst mit rosa Bändchen, die an der Türklinke hing.
Von diesem merkwürdigen Anblick erschrocken und abgeschreckt, traten wir zuerst einen Schritt zurück. Wir alle lachten laut los. Damit hatten wir überhaupt nicht gerechnet!
Fast angeekelt nahmen wir die arme Wurst mit in die Küche und beäugten sie skeptisch. Sie roch sehr gut und ich wusste, dass sie wahrscheinlich ziemlich würzig rauchig lecker schmecken würde. Aber wir beschlossen, dass sie es nicht wert war, unsere vegane Zeit zu unterbrechen. Die Moderatorin versicherte uns, dass es sich um eine haltbare Wurst handelte, die sogar mit der Zeit besser werden würde. Wir legten sie sicher in eine Dose in den Kühlschrank.
Weiter ging es ans Tofu-Rezept.
Vor laufender Kamera las ich mir noch einmal das Rezept durch und sammelte meine Zutaten zusammen. Ich schüttete 1L Sojamilch in eine Schüssel und tropfte etwas Zitronensaft dazu. Apfelessig oder Kombucha wäre auch gegangen, das habe ich beim Einkaufen nicht gefunden.
Ich rührte kurz um und die Flüssigkeit sollte dann einige Minuten stehen und irgendetwas sollte sich absetzen, durch ein Tuch gepresst werden und dann wäre da Tofu.
Wir waren entweder zu ungeduldig, zu unfähig oder unsere Skepsis vor Tofu stand zu sehr im Raum… Wir rührten und pressten – und es passierte nichts. Die flüssige Masse pressten wir komplett durch ein Tuch. Ein winziger weißer schlabberiger Rest blieb übrig – wahrscheinlich die Anfänge vom Tofu. Egal, wir lachten und waren insgeheim froh, dass Tofu wirklich scheinbar nicht zu uns passte. (Es sei denn, er ist scharf angebraten, gut gewürzt und man sagt uns nicht, dass es sich um Tofu handelt…)
Ich wollte an dem Samstag noch einen Kuchen für einen Freundin backen und genoß es, ohne nachzudenken meine gewohnten Lebensmittel einkaufen zu können und normal zu backen.
Meine Schwester kam und wir führten feierlich unsere veganen Produkte vor und fingen schon an, vegane Reste zu essen. Ganz überrascht waren wir, dass wir in unserem Lieblings-Eiscafé sogar veganes Eis bestellen konnten!
Noch zwei Tage!
Tag 9 – Vorbereitung aufs Finale
Der Sonntag war voll und wir hatte wenig Gedanken frei fürs Essen. Mir gefiel das vegane Frühstück nicht, da fehlten mir Eier, Milch, Joghurt und Käse zu sehr. Immerhin war Kaffee mit Hafer- oder Dinkelmilch okay.
Für das große Finale am Montag sollte ein Abschluss-Grillen stattfinden. Wir sollten überlegen, ob wir Freunde in den Garten einladen – oder alleine feiern wollte. Außerdem sollten wir darüber nachdenken, ob wir tapfer vegan grillen – oder so richtig das Fleisch feiern wollten. Einen Einkauf hatten wir noch nicht geplant – allerdings gab es Reste und den Supermarkt in der Nähe. Zum Abendbrot am Sonntag gab es nochmal jede Menge veganen Aufstrich und Brotbelag.
Tag 10 – Geschafft!
Der Abschluss-Tag war voll!
Am Morgen kam das Kamera-Team – zum letzten Mal!
Wir machten unsere Schnell-Tests, um auf Nummer sicher zu gehen. Während der Mann dann noch am PC arbeitete und der Große auch an einer Online Konferenz teilnahm, wuselten wir anderen durch die Küche und bereiteten so ein bißchen das Essen vor.
Es sollte für die TV-Zuschauer eine Überraschung sein, für welches Grillen wir uns entschieden haben. Wir bereiteten Gemüse und andere Zutaten zusammen vor. Das Wetter war perfekt, es war knallheiß im Garten. Wir stellten den Tisch von der Terrasse auf die Wiese, um mehr Platz und Schatten zu haben. Ich bin so gespannt auf die Filmaufnahmen, weil sich dieses Abschluss-Essen im Grünen so gut angefühlt hat. Wir haben Tacos gemacht und leckeres buntes Essen auf dem Tisch gehabt. Nach dem Dreh konnten wir dem Filmteam auch einen vollen Teller anbieten.
Nach dem Nachtisch-Eis folgten lange Abschluss-Interviews. In der Mittagspause wurde unser Wohnzimmer in ein komplettes Studio verwandelt. Die Kinder spielten in ihren Zimmern, der Mann arbeitete im Büro und ich räumte die Küche auf und bot Kaffee an. Es war so heiß draussen!
Ich war die erste Interview-Teilnehmerin. Ca. eine halbe Stunde beantwortete ich Fragen, die sich um die ganzen 10 Tage drehten, um unsere Familie, um Erwartungen, Ängste, Wünsche, Gedanken.. das ganze Programm. Zwischendurch puderte ich auf Wunsch des Kameramanns immer wieder mein Gesicht, weil meine Haut so glänzte 😉 Es war heiß im Wohnzimmer und Türen und Fenster mussten geschlossen bleiben, um Störgeräusche zu vermeiden… Nach mir war der Mann und dann die beiden großen Söhne dran. Es dauerte richtig lange.
Ich saß draussen im Garten mit dem Jüngsten und ließ ihn mit Wasser matschen. Es war ein schöner Sommertag. Und ich war stolz auf die Jungs, dass sie trotz Hitze und Schulaufgaben so gut mitmachten und sich auch den Fragen stellten. Irgendwann am späten Nachmittag waren dann alle fertig. Geschafft! Wir hatten es geschafft!!
Das Kamerateam baute ab, machte letzte Aufnahmen von Haus und Garten, wir unterhielten uns locker und verabschiedeten uns dann herzlich. In den 10 Tagen hatten wir uns gut verstanden und zusammen gearbeitet.
Weil Tisch und Stühle schon fertig im Garten standen und genug Essen da war, luden wir Freunde in den Garten ein und feierten den Sommerabend zusammen. Für diese Zeiten waren das sehr viele Menschen, Gespräche, Essen, Party an diesem Montag und es hat sich so gut angefühlt.
Für uns war die Challenge damit beendet.
Aber die Reste im Kühlschrank, die gelben Symbole auf den Lebensmitteln und die Gedanken dazu begleiteten uns noch eine ganze Weile.
Ich fand den Einblick interessant, wie das in einer Familie laufen kann. Vegan – wenn man es will – scheint mir auch nicht umständlicher oder schwieriger zu sein als koscher. Die Anleitung zur Tofu-Zubereitung fand ich etwas schräg. In meiner jungen Erwachsenenzeit habe ich jede Woche selber einen Block Tofu hergestellt und zwar von Anfang an mit Sojabohnen. Tofu war damals unglaublich teuer. Das richtige Gerinnungsmittel ist „Nigari“.
Danke, das hört sich ja interessant an. Wo findet man denn Nigari? Wir sind dankbar für das Experiment – denn ohne hätten wir uns viele Gedanken gar nicht gemacht.