In dieser Woche sind wir alle gewachsen.
Und ich bin froh, dass ich mit dem Bloggen gewartet habe, so konnte ich selbst verarbeiten und euch meine verzweifelten und hilflosen Gedanken ersparen.
Am Montag ging Emilian noch nicht in den Kindergarten, weil die Gruppe dort montags immer zum Schwimmen geht und das für den ersten Tag nicht so praktisch ist. Wir hatten also einen ruhigen Tag. Ich war mit Emilian, seiner Cousine und meiner Schwägerin in der Musikschule. Liam blieb mit der kleinen Cousine bei Oma.. das war das erste Mal und es war nicht leicht für Liam.
Am Dienstag morgen kam eine Freundin, um auf Liam aufzupassen und ich stiefelte stolz und bewegt mit Emilian zum Kindergarten. Er hat drei tolle Erzieherinnen, es gibt viel Spielzeug, viel Platz, viele Kinder und ich habe ein gutes Gefühl. Wir werden an jedem Morgen lieb begrüßt und Emilian wird gut versorgt, beobachtet, eingeschätzt und toll gefunden. An den ersten zwei Tagen war er eher vorsichtig und ruhig, aber das war völlig okay. Manchmal antwortete er gar nicht auf Fragen und manchmal sagte er einfach: „Ich will das nicht sagen.“ Aber er fing gleich mit Spielen an, er suchte seine Fotos an Garderobe und Zahnbürstenfach und nahm ganz vorsichtig Kontakt auf. Der Garten ist ihm noch ein bißchen groß und da sind auch so viele Kinder, die er nicht kennt.. aber er liebt die Johannisbeer-Sträucher, die er schon vom ersten Besuch im Juli kennt. An den ersten drei Tagen waren wir jeweils nur 1 1/2 Stunden da und das war gut zu schaffen. Gestern war seine Gruppe in der Turnhalle und er hat es so genossen, zu hüpfen, zu klettern, zu flitzen und zu toben. Überhaupt ist alles erstmal neu und spannend: So viel Spielzeug, das benutzt werden darf, so viel Platz, so viele tolle Geräte, Fahrzeuge…
Ich bin dort „einfach da“ und versuche, die Zeit nicht als „herumsitzen“ anzusehen, sondern als Vertrauens-Geschenk an meinen Sohn. Mein Herz macht große Sprünge, wenn ich Emilian im Kindergarten lachen sehe, wenn ich merke, dass er sich von den Erzieherinnen verstanden fühlt und wenn er von anderen Kindern angelächelt wird. Auch ich verstehe mich gut mit den Kindern dort und ab und zu wusste ich nicht mehr, ob ich Erzieherin oder Mama war. Alles kam mir so bekannt vor.
Natürlich wird mein Herz auch schwer, wenn ich sehe, dass Emilian andere Kinder und ihr Verhalten nicht versteht und sich dann zurückzieht oder weint. Oder so einige Sätze einer Erzieherin finde ich gar nicht toll:
„Wer hat denn hier von euch die Windel voll? Komm mal her, du stinkst!“
„Warum weinst du denn? Du bist doch schon groß!“
„Nein, zum Halloween-Fest kommst du nicht als Prinzessin, da musst du hässlich und gruselig sein!“
Hallo??
Sie sagte das nicht zu Emilian, aber auch er wird eines Tages komische Sachen zu hören bekommen. Und ich hoffe, dass er dann entweder gerade nicht zuhört oder gut damit umgehen kann. Und ich hoffe, dass ich dann damit umgehen kann!
Heute kamen wir zum ersten Mal zum Frühstück und blieben bis zum Mittag. Zwischendurch war ich sogar für eine Stunde weg – alles lief wunderbar. Als ich dann mit Liam wiederkam, ging ich erst hinter das Haus, um in den Garten zu sehen. Und da saß Emilian allein im Sandkasten und rief fröhlich: „Hallo!“
Das Essen war neu, aber es herrscht eine sehr angenehme, familiäre Stimmung und Emilian hat gut mitgemacht. Er bekam seinen Platz am Tisch, er goß sich selbst das Wasser ein. Er schmierte sich allein ein Wurstbrot und aß es auf. Ich bin fast geplatzt vor Stolz! Er räumte sein Brettchen + Messer weg, stellte seinen Stuhl an den Tisch und wusch seine Hände. Nach dem Mittag putzte er seine Zähne! Ich bin so stolz auf meinen großen Sohn!
Natürlich sind die ersten Tage oder Wochen erstmal besonders und wer weiß, wie der Alltag wird? Wer weiß, ob er mich in der nächsten Woche gehen lässt und wer weiß, wie sein Kindergarten-Leben wird? Aber ich denke, die erste Woche war toll für ihn. Er wird „seine“ Räume kennenlernen, er wird mehr und mehr mit den Kindern spielen (damit hat er heute schon begonnen), er wird die Zeiten kennenlernen und er wird bestimmt bald ein richtiges Kindergarten-Kind sein!
Ich bin froh, dass ich mit dem Kindergarten gewartet habe, bis Emilian 3 ist. Er versteht, was Kindergarten bedeutet und ich mache mir keine Sorgen, dass er sich abgeschoben oder weggeschickt fühlt. Habe ich aber.
Über Liam habe ich mir in dieser Woche viel größere Sorgen gemacht!
Ich habe mit keinem einzigen Gedanken daran gedacht, dass die Woche für ihn schwierig sein könnte. Aber am Montag, Dienstag und Mittwoch haben drei verschiedene Personen auf ihn aufgepasst und das war schwer für ihn, zu verstehen. Er sah mich jeden Morgen mit Emilian gehen… und wenn ich dann wieder da war, ließ er mich nicht mehr los – oder saß dann laut weinend zu meinen Füßen. Dass das immer genau die Mittagszeit war, in der wir alle Hunger, keine Zeit und Erschöpfungszustände hatten, machte es nicht besser! Dazu kam, dass er begonnen hatte, frei zu laufen. (Möglichst, wenn keiner zusah und er ganz heimlich durch die Zimmer staksen konnte.) Dieses Wachsen machte ihm zu schaffen. Und drittens vermisste er seinen geliebten Papa, der wieder zur Arbeit ging.
Weil ich mit Emilian und der Eingewöhnung beschäftigt war und „einfach so“ Babysitter für Liam bestellt habe, habe ich wenig darüber nachgedacht, dass es Liam vielleicht verunsichern würde, wenn Papa und Mama irgendwie weg sind. Es hat ihn verunsichert. Kurz hatte ich Angst, dass wir ihn irgendwie überfordert und „verloren“ haben…
Aber jetzt ist alles gut.
Liam liebt mich und ich nehme mir bewusst Zeiten zum Quatsch machen, Lachen und Kuscheln.
Emilian geht gern zum Kindergarten.
Gestern sagte er auf dem Weg dorthin: „Ich freu mich auf jeden Fall!“
Mir geht es gut, weil ich Emilian beruhigt in seiner Gruppe lassen kann. Und in den nächsten Tagen werde ich viel Zeit mit Liam haben!
Und es gibt bald tolle neue Kindersprüche für euch!