Was ist aus mir geworden?

Bevor ich euch die Frage in der Überschrift, die euch bestimmt interessiert, beantworte, muss ich wohl kurz erklären, warum hier so lange nichts geschrieben wurde. Also kurz: Die Sonne scheint! DIE SONNE SCHEINT!!!

Die Sonne scheint! Es ist warm. Wir sind im Garten. Wir sind im Planschbecken. Wir waren im Zoo. Wir laufen mehr, als wir Auto fahren. Wir fahren Laufrad. Wir sitzen im Garten. Wir essen Eis. Wir essen Obst.

Liam im Garten

Liam liebt es, irgendwo am Haus zu sitzen und mit Kieseln um sich zu werfen. Wenn ich Glück habe, räumt er sie auch wieder zurück.. sonst müssen Emilian oder ich das machen.

Am Wochenende waren mein Mann und ich wieder auf einer Hochzeit, die Kinder waren mit meiner Schwester bei meinen Eltern und es hat gut geklappt. Bei der kirchlichen Trauung des Paares war Emilian dabei – er hat sich so gelangweilt und war umso glücklicher, als meine Schwester dann kam, um mit den Jungs zu Oma und Opa zu fahren.

Gestern war Emilian mit seiner Cousine einen Tag bei den anderen Großeltern. Als die Oma sie zurück brachte, erzählte sie, wie schön die beiden gespielt haben, ohne sich zu streiten, wie sie mit ihren Laufrädern gefahren sind, wie sie zusammen im Sandkasten saßen und einfach nur spielten. Auch auf den Fotos, die wir am Abend sahen, war deutlich zu erkennen, wie zufrieden mein Sohn und meine Nichte dort den Tag verbracht haben.
Und ich bin noch ein bißchen mehr dankbar für die Familie und für die Sonne!

Cousin und Cousine

Was ich auch sehr schön zu hören fand: Die Oma und der Opa von meinem Sohn + Cousine saßen gestern so im Garten und fühlten sich einige Jahre zurück versetzt. Ihr Enkel ist der Sohn von ihrem Sohn und ihre Enkelin ist die Tochter von ihrer Tochter. So läuft das nämlich bei uns 🙂 Versteht ihr?
Ich bin sehr gespannt auf dieses Gefühl: Du siehst dein Enkelkind, denkst an dein Kind, erinnerst dich als wäre es gestern, doch dazwischen liegen 20 oder 30 Jahre…Ich stelle es mir erschreckend, aber auch berührend-schön vor. So ein richtig herzliches Eltern-Gefühl eben.
Aber ich komme zu weit vom Thema weg…

 

Nun zu dem, was nämlich aus mir geworden ist.
Unter anderem.

Als ich in der vierten Klasse war, zogen wir aus einer Wohnung in ein eigenes Haus. Zu unserer Wohnung gehörte kein Garten, höchstens eine einigermaßen saubere Grünfläche und ein paar Fliederbüsche. Wir hatten ein Balkon, aber soweit ich mich erinnere, gab es dort keine Blumen. (Bestimmt gab es welche. Mama?) In der Wohnung gab es mit Sicherheit welche – nach Meinung meines Vaters immer zu viele. Zu unserem Haus gehörte dann ein ordentlicher Garten, aber anfangs hatte ich kaum damit zu tun. Wir Kinder hatten ein „eigenes Beet“, jäteten Unkraut für Taschengeld, harkten Laub für Taschengeld, pflanzten irgendetwas, begruben auch mal ein Haustier, aber an wirkliche Saat und Ernte und vor allem an Spaß an der Gartenarbeit kann ich mich ehrlich nicht erinnern.

Als die Suche nach einem Haus für meine eigene Familie losging, war immer klar: Es muss einen Garten haben.
Garten kann man nun auch völlig verschieden definieren. Und dafür, dass wir beide keine winzige Ahnung hatten und uns einen hohen Anspruch nicht leisten konnten, haben wir den perfekten Garten erwischt!
Er hat Wiese, er hat Blumen, er hat Bäume, er hat Platz, er ist sichtgeschützt, es fällt kaum Laub oder anderes klebriges Zeug von den Bäumen, er hat Vögel und Eichhörnchen, er ist kinderfreundlich, er entspannt uns und fordert uns heraus.

Vor allem in den ersten Monaten im neuen Haus war mir der Garten völlig egal konnte ich mir kaum Zeit für den Garten nehmen, denn ein kleines Liam-Baby war da etwas bestimmter, was das Suchen nach meiner Aufmerksamkeit anging. Umso mehr freute ich mich, dass die Vorbesitzer scheinbar einen so genannten grünen Daumen hatten und wir uns wirklich an tollen Blüten und Früchten erfreuen konnten. Wir luden meine Oma und ihre Schwester und auch andere Verwandte ein und zusammen schritten wir durch den Garten und rätselten über Namen und Nutzen mancher Gewächse. Wie gesagt: Wir hatten keine Ahnung.

Dann, langsam, packte uns das Garten-Fieber.
Wir kauften Rasenmäher und Vertikutierer, Samen und Düngemittel.
Wir beschnitten Zweige, Hecken und Bäume, was das Zeug hielt.
Wir freuten uns zusammen an Fortschritten und ärgerten uns zusammen über Ungeziefer.
Wir suchten im Internet und in Pflanzen-Centern nach Tipps.
Wir kämpften gegen Nacktschnecken.
Wir ernteten erste Stachel- und Johannisbeeren und kochten Marmelade.
Wir bekamen plötzlich auch Pflanzen geschenkt.
Wir pflückten zum Essen Gewürze von vor der Haustür.

So sehr mich der Garten mit seinen unaufhaltsam wachsenden Gewächsen manchmal nervt: Diese kleinen Momente und Erfolge sind einfach schön!
Und ja, natürlich, der Garten nervt mich. Weil er nicht wartet. Weil er (ein bißchen) von mir abhängig ist. Weil ich denke, dass andere denken, wenn sie den Garten seihen, dass … Weil ich will, dass kein Unkraut wächst. Weil ich will, dass … ja, was will ich eigentlich?
Wir haben im Verhältnis zum Garten ein kleines Blumenbeet und wenn ich aus der Haustür komme, stehe ich genau davor. Ich kann es nicht übersehen. Und manchmal überkommt es mich und ich muss einfach rupfen und hacken und lockern und schneiden… aber neuerdings kann ich es auch einfach sein lassen. Ich weiß, dass ein guter Garten Zeit braucht. Und ich weiß auch, dass kleine Kinder Zeit brauchen. Und jetzt ratet mal, wer von beiden besser links liegen gelassen werden kann?

Ich liebe unseren Garten. Wir alle lieben unseren Garten.
Ich hätte nicht gedacht, dass mir das mal so wichtig ist.
(Neben dam ganzen Grünzeug hat ein Garten auf jeden Fall tausend Vorteile für Kinder… doch darum geht’s heut nicht)

Und jetzt kommt’s:
Wir haben schon einen Stachelbeer- und zwei Johannisbeersträucher, einen Süßkirschbaum und auch kleine Erdbeerpflanzen von den Vorbesitzern. Dann haben wir wirklich feierlich zwei Himbeer- und einen Brombeerstrauch ausgesucht und eingepflanzt. Wir ernten Rosmarin, Thymian, Pfefferminz, Zitronenmelisse und Basilikum. Emilian findet den Tee aus Zitronenmelisse lecker! Inzwischen wachsen hier auch Zucchini und Chili. Und heute habe ich Holunderblütengelee vom Baum aus dem Nachbargarten gekocht. Ja, ich weiß, die Dinger hingen nur über den Zaun und gehören uns nicht und man hat mich informiert, dass ich auch kein Recht habe, sie zu pflücken. Aber ich bin mir sicher, dass die Nachbarn erstens nichts dagegen haben und zweitens schenke ich ihnen eben ein Glas Gelee… Der ganze Garten riecht schön süß nach diesen Pollen. Ich schreibe euch auf, nach welchem Rezept ich gekocht habe.

Ich bin fasziniert, wie sehr mein Herz für den Garten schlägt und ich liebe es, draussen zu sitzen, das Grün (und nicht das Unkraut) anzusehen und mich zuhause zu fühlen. Auch jetzt sitze ich mit dem Laptop mitten auf der Wiese, weil Liam links neben mir schaukelt und Emilian rechts neben mir schläft. Ich hätte nie gedacht, dass es mir mal Spaß machen würde, zu gärtnern.. und schon gar nicht, zu ernten. Aber jetzt ist es so. Wir essen natürlich nicht nur Bio, kaufen auch nicht-saisonales Obst und Gemüse und wir lieben ungesundes Essen. Der Berliner Döner ist eins meiner Lieblingsgerichte, wir können uns glücklich schätzen, dass wir keine Allergien oder Nahrungsmittelunverträglichkeiten haben. Die Kinder essen fast alles und essen gern.
Aber eigene Ernte ist trotzdem etwas ganz Besonderes!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert