Vorletzter Tag.

Wir ziehen um.
Eigentlich wollten wir Weihnachten im neuen Heim feiern, doch die Schlüsselübergabe hat sich verzögert, so dass morgen der große Umzug stattfindet! Ich bewundere Familien, die wochenlang packen, um dann mit einem Ruck fertig umzuziehen.
Wir leben seit 3 Tagen im Durcheinander und das ist mir schon zu viel.
Man räumt von einer Ecke in die andere, sucht, entdeckt ein neues Arbeitsfeld, kommt kaum vorwärts und ist verzweifelt. Dazwischen noch ein 21 Monate alter Sohn, der den Sinn des Ganzen nicht versteht und einfach nur spielen will..

Jedenfalls ist morgen aber der Umzug und mein Ziel war es, bis heute alles, was mit muss, in Kisten gepackt, beschriftet und gestapelt zu haben, um es den Helfern leicht zu machen und sie und uns vor nervigen Pausen zu bewahren, in denen „nur noch mal schnell“ gepackt werden muss.. Ein paar Kleidungsstücke und Nahrungsmittel dürfen noch da bleiben, denn die endgültige Schlüsselabgabe hat noch ein bißchen mehr Zeit.

Der Tag heute sollte noch in Ruhe zum Packen und Räumen genutzt werden, im neuen Haus wurde in aller Frühe die neue Küche aufgebaut, aber der Opa war vor Ort und wir konnten ausschlafen. Um 8:00 Uhr erfuhren wir per Telefon von einem freundlichen IKEA-Mitarbeiter, dass die Küche in einer halben Stunde am Haus und bereit zum Aufstellen wäre. Ich konnte nach dieser guten Nachricht gut nochmal einschlafen, aber mein Mann saß zappelnd im Bett und wollte so gern schon mal die neue Küche angucken. Er entschied sich dann, mit der Bahn vorzufahren – ich wollte mit Emilian ausschlafen, alles in Ruhe fertig packen und am Mittag nachkommen, um die letzten Nächte bei Oma und Opa zu schlafen und um nicht das Pack-Gewusel zu stören.

Wir frühstückten in Ruhe, packten und verklebten noch 3 Kisten, nahmen die Bilder von den Wänden, ignorierten den Staub, der plötzlich überall zum Vorschein kam, holten vorsichtig das Brautkleid und andere fast vergessene Gegenstände aus versteckten Ecken und freuten uns, dass wir gut und schnell vorwärts kamen. Emilian saß inmitten seiner letzten Spielsachen und spielte zufrieden.
Gegen Mittag schrieb mir mein Mann eine SMS:
„Ich hab den Autoschlüssel. Kack!“
Das änderte alle unsere Pläne schlagartig!
Wir haben keinen Ersatzschlüssel.
In unserer Wohnung gab es nur noch Schokolade, 2 Mandarinen und 2 Bananen, da wir keine Mahlzeit mehr eingeplant hatten.
Der Tiefkühlschrank war voll, aber wir hatten keine Kochtöpfe mehr.
Der Kinderwagen stand auf dem Balkon und innen vor der Balkontür stand ein Teil der Couch, so dass ich nicht auf den Balkon kam.
Ich konnte also nicht mal raus, um Essen zu kaufen oder mich mit Emilian zum letzten Mal zu IKEA zu setzen. Ich hätte ihn ja zum nächsten Bäcker tragen können, aber Schwangere sollen ja nicht…
Selbst irgendeinen Pizza-Service konnte ich nicht anrufen, da unser Internet schon abgestellt war und ich keine Werbezettelchen mit Telefonnummern mehr hatte.
Sowas kann nur am Tag vor dem Umzug passieren!

Erstmal fand ich alles nicht so schlimm, genoss die Zeit, die ich mit meinen Kisten hatte, war sehr froh über Emilians Spiel und packte weiter. Aber irgendwann war ich tatsächlich fertig. Mein Mann schrieb, dass er gegen 17:00 Uhr mit seinem Vater kommen würde, um uns abzuholen. Das war noch viel Zeit..
Als Emilian müde wurde und immer mehr seine Augen rieb, fiel mir auf, dass er irgendwie keinen Mittagsschlaf machen könnte, weil der Wagen ja auf dem Balkon stand. Ich versuchte mehrmals, die Couch wegzuheben, aber sie war zu schwer.
Ich versuchte vergeblich, ihn in seinem oder unserem Bett hinzulegen, verdunkelte das Zimmer, machte leise Musik an… es hat nicht geklappt.
Die letzten Stunden waren am längsten. Wir waren müde und ein bißchen hungrig. Es wurde dunkel, so dass wir keine Autos und Hunde und Strassenbahnen mehr beobachten konnten, wie wir es heute bestimmt ein paar Stunden gemacht haben.

Papa und Opa kamen dann irgendwann, wurden freudig begrüßt und wir nutzten die ungeplante Zeit, um schnell im Baumarkt einen Teppich für das Kinderzimmer zu kaufen. Emilian schlief sofort im Auto ein, wurde nicht wach, als er in den Wagen gelegt wurde, merkte nicht, wie wir einkauften und uns kurz zum Essen in das Baumarkt-Restaurant setzten und bewegte sich erst wieder, als wir zurück ins Auto stiegen.

Jetzt sind wir bei Oma und Opa, Papa schläft in der Wohnung, um morgen früh die Helfer zu empfangen. Emilian hat gute Laune und ist weder verhungert noch verunsichert, ich bin sehr dankbar, dass er gut mitmacht und das Durcheinander aushält. Wir haben es bald geschafft!

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