Wie geht es euch?
Wie war euer Valentinstag?
Ich habe eine Rose nach dem Gottesdienst bekommen.
Habt ihr ein paar Ideen von meinem letzten Blog-Eintrag ausprobiert? 😉
Also, mein Mann kommt ja am Freitag endlich wieder…
* Es geht uns gut. Im Großen und Ganzen. Am Anfang dachte ich, ich drehe durch und wir drei werden das niemals ohne Schaden überstehen.. dann wurde es besser und ich befürchtete schon, dass sich die Kinder an diese Familien-Zusammenstellung gewöhnen… aber jetzt ist die Zeit reif!
Kennt ihr das, wenn ihr beim Sport eine Übung macht, die euch anstrengt, ihr aber noch gut klarkommt? Sobald der Trainer aber sagt: „Noch 10 Mal!“ schafft ihr auch nur noch 10 Mal und keine einzige Bewegung mehr. So fühle ich mich. Noch 3x schlafen und dann sind diese 3 Wochen ohne Mann vorbei! Jedesmal, wenn wir uns ins Auto setzen, fragt Liam, ob wir zum Flughafen fahren!
Wenn er mit Papa skypt, kichert er aufgeregt und ich sehe, dass er seinen Papa viel lieber in echt sehen würde. Gestern sagte er: „Papa lange weg. Wann wiederpomm?“
* In den ersten Tagen hatte ich das Gefühl, die Zeit irgendwie rumkriegen zu müssen und so kam es auch vor, dass wir mal für ein paar Stunden einfach durch Geschäfte gelaufen sind – fast ohne was zu kaufen. Mit meinen Kindern kann man gut einkaufen gehen!
Alle Pläne, die ich hatte, haben wir gar nicht geschafft und einiges ist liegen geblieben. Im wahrsten Sinne. Es ist nicht aufgeräumt bei uns! Meine Sporthose lag heute noch auf dem Badfußboden, da hatte ich sie vorgestern hingeschmissen. In der Küche steht ein Tee, den ich mir vorhin gemacht habe und noch nicht getrunken habe. Es ist ein grüner Tee und er sollte mich wach machen. Heute Abend werde ich ihn besser nicht mehr trinken. Die Wäsche wartet seit gestern im Trockner auf mich. Unter dem Wohnzimmertisch liegt Spielzeug, die ganze Woche schon! Ich kann tatsächlich solche Sachen liegen lassen und ignorieren. Wir saßen nämlich auch mal ein paar Stunden bei 31°C am Pool, wir haben viele Hörspiele gehört, wir haben uns mit Freunden getroffen… An einem Abend habe ich mit den Kindern Popcorn gemacht. Als die meisten Körner gepoppt waren, habe ich den Deckel offen gelassen. Wie die Jungs gelacht haben! Wenn ich „dumme Ideen“ habe, lieben sie mich am meisten.
* Emilian bettelte schon seit Monaten um ein Pizza-Rezept aus einem Conny-Buch, das er mit mir machen wollte. Wir kauften also Zutaten und fingen an. Emilian half mir, mit einem Glas den Teig für Mini-Pizzen auszustechen und zusammen belegten sie sie. Emilian wollte unbedingt „Pizza-Gesichter“ machen, wie sie auch Conni macht.
* Ziemlich sehr regelmäßig und diszipliniert mache ich meinen neuen Sport. Ich finde ihn toll. Habt ihr schon probiert? Die Kinder gingen oft ein bißchen später als sonst ins Bett und aus jetzt-gucke-ich-endlich-mal-Filme-die-mein-Mann-nicht-mag wurde also nichts. Ich kann aber sagen, dass ich mich hier kaum gefürchtet habe. In Berlin war es mir schon manchmal unheimlich, in der Nacht in die untere Etage zu gehen, wenn mein Mann nicht da war. Aber hier.. ist es ruhig und sicher. Ich hätte vielleicht nicht einmal abschließen müssen. Selbst die parkenden Autos haben teilweise geöffnete Fenster. Ob ich mich daran gewöhnen könnte?
* An einem Tag sind wir mit einer Kollegin meines Mannes nach San Diego gefahren. Es war sehr sonnig, als wir losfuhren. Unterwegs war es richtig grau und dunkel, aber das lag nur an den Bergen, denn in San Diego war es wieder strahlend hell. Wir liefen am Wasser entlang, sahen uns die riesigen Schiffe und kleine Lädchen an. Die Kinder wurden dann müde und quengelig. Ich sprach englisch mit unserer Freundin und so hatten die Jungs nicht viel von mir.
Zurück am Auto wunderten wir uns, dass der automatische Türöffner die Türen nicht öffnete. Die Batterien waren seit einiger Zeit schwach, aber bis jetzt hatte es immer irgendwie funktioniert. Diesmal nicht. Ich schloß die Türen mit dem Schlüssel auf, wir verpackten alles, schnallten uns an und wollten losfahren. Als ich den Schlüssel ins Schloß steckte und drehte, passierte nichts. NICHTS. Es gab kein Geräusch, gar nichts. Wir sahen uns an.. ich war in diesem Moment froh, dass ich nicht mit den Kindern allein war. Wir warteten.. aber das änderte nichts. Dann fiel mein Blick auf den Lichtschalter. Das Licht war an! Ich hatte das Licht angelassen!! Das Piepsen bei geöffneter Tür, das mich genau davor warnen sollte, hatte ich wahrscheinlich ignoriert, weil ich beim Ankommen, noch bevor das Auto richtig stand, mit Emilian aufs Klo rennen musste. Wie auch immer. Das Auto war tot.
Theoretisch weiß ich, was in diesem Fall zu tun ist und ich hätte in meinem Handy bestimmt auch die englischen Worte dafür gefunden, aber meine Freundin kannte sich auch aus. Wir standen auf einem Parkplatz und warteten eine Weile auf ein vorbeifahrendes Auto. Wir hatten fast kein Zubehör im Kofferraum, aber einfach so, weil wir nichts zu tun hatten, stieg ich aus und sah in der Erste-Hilfe-Tasche nach. Und da war tatsächlich dieses Kabel. Rot und schwarz und nagelneu! Wir stellten uns vors Auto, öffneten die Motorhaube, fuchtelten ganz unauffällig ein bißchen mit dem Kabel herum – und schon hielt ein Auto an. Wir schloßen die Kabel an – ich startete – und das Auto lief. Wir stiegen ein waren stolz auf uns und fuhren ohne Probleme nachhause.
* Als Idee des Februar-Kalenders überlegten wir, wie wir unserem Postboten eine Freude machen konnten. Ganz so kreativ, wie diese Familie waren wir nicht. Emilian malte ein Bild und ich schrieb ihm „Thank you Mr. Mailman“ vor. Er packte das in einen Umschlag und tackerte! ihn zu. Ich versuchte, ihm zu erklären, dass unser Postbote die verschlossenen Umschläge weiterverschicken würde. Das ist seine Aufgabe: Briefkasten öffnen, Post zum Verschicken raus nehmen und unsere Post reinlegen. So ist das in Amerika. Und wenn nichts auf dem Brief stand, würde der Postbote nicht wissen, dass er für ihn sei… Wir diskutierten eine Weile und vergaßen die Sache erstmal.
Ein paar Tage später hoffte ich, dass Emilian sein Gemälde vergessen hatte. Ich fand es „nicht perfekt genug“ und… ja, ich warf es in den Mülleimer. Er schrieb den Satz noch einmal auf, ich klebte ein paar Süßigkeiten drauf und hoffte, sie würden im Briefkasten nicht zu weich werden. Emilian war gut dabei und freute sich, jemandem eine Freude zu machen. Als die Karte fertig war, wurde Emilian ganz unruhig, weil er sein Bild nicht finden konnte…
Er suchte. Er konnte es ganz genau beschreiben. Er fing zu weinen an. Und als er im Kinderzimmer war, schlich ich in die Garage, öffnete die Mülltonne, wühlte gedemütigt ein bißchen in nicht-getrennten Müll und fand den Brief. Emilian strahlte mich an. Natürlich würde Mama den Brief finden! Wir klebten die Karte mit den Süßigkeiten an den anderen zugetackerten Brief (der schon im Müll war), in Gedanken entschuldigte ich mich beim Postmann und wir legten es in unser Fach. Nach zwei Tagen war der Brief weg. Wer weiß…
* Emilian war in der letzten Woche der Meinung, mir die nächste Farbe für die Fingernägel aus meiner Box suchen zu müssen. Tatsächlich fragt auch Liam nach, wenn ich lange keine bemalten Nägel hatte. Als ich also einen rosa Nagellack auf die Fingernägel malte, kam Liam ins Bad. Er kommentierte irgendwas. „Ah, deine Finger rosa! Rosa Frau.“ oder so. Emilian hat sowas nie gemacht und ich bin fasziniert, wieviel ein kleiner Liam so mitkriegt. Er flitzte dann kurz weg und kam mit meinem iPhone wieder. Darauf zeigte er mir ein Foto, von seinem Farben-Spiel. Daran musste er denken, als er mich so mit dem rosa Nagellack sah..
* In der letzten Woche plantschten die Kinder zum ersten Mal wieder am Pool. Sie waren nicht drin, dafür war es zu kalt. Aber sie bespritzen sich mit Wasser und hatten Spaß. Plötzlich sagte Emilian: „Da ist wieder eine Maus. Aber sie lebt noch.“ Ich sprang aus meinem Liegestuhl und sah, dass da tatsächlich eine winzige Maus herumzappelte. Sie hatte keine Chance herauszukommen und so hielt ich ihr, ohne lange zu überlegen, das Schwimmbrett hin. Sie krabbelte auf das Brett und ich setzte sie ins Gras.
Die Kinder waren so aufgeregt. Emilian besorgt, Liam ängstlich.
Wir saßen dort schon eine Weile und wir haben die Maus nicht reinfallen sehen – sie war einfach plötzlich da. An einem anderen Pool fanden wir mal eine tote Maus.. Scheinbar ist das Wasser für die Mäuse nicht so zu erkennen.
Unsere Maus lag im Gras und rührte sich nicht. Wir legten ihr einen Apfel, einen Keks und Weintrauben hin (da kommt die Tierschützerin in mir durch) und ließen sie. Nach ungefähr 2 Stunden machte sie wieder erste Bewegungen, aber sie fiel oft um und war nicht gut drauf. Weil sie immer wieder in Richtung Pool stolperte, nahm ich sie nochmal mit einem Spielzeug-Schwert (was man alles so dabei hat!) und setzte sie weiter weg ins Beet. Wir haben keine Ahnung, was aus ihr geworden ist. Aber das war ein Erlebnis!
* Liam überrascht uns immer wieder mit Sachen, die wir von Emilian nicht kennen. Das war eigentlich von Geburt an so… Brüder, die sich so ähnlich sehen, können so unterschiedlich sein… Er sieht andere Sachen, er fragt, er findet anderes Zeug lustig und ist in der Zeit hier einiges über sich hinausgewachsen. (Das ist Emilian auch!) Interessant ist, was Liam so vor sich hinplappert, wenn er mit Autos oder Figuren spielt. Dabei kommen Sachen zum Vorschein…
In den letzten Tagen hörte ich ihn mehrmals englische Wörter oder auch Sätze sagen! Mit Akzent. Das waren Sätze, die er wahrscheinlich dreimal in der Woche in der Kinderbetreuung hört. Am Anfang war ich mit ihm dort und kannte die Sätze. Ich war so stolz auf ihn und auf meine Nachfrage hin hat er mir alles erzählt, was er dort macht, wenn sie zusammen sitzen. Oder er sagt „Good job, buddy“. Haaach. In solchen Momenten finde ich es schade, dass wir nicht länger bleiben.
* Es ist mir in den letzten Wochen mehrmals passiert, dass ich mich in meine Kindheit zurückversetzt fühlte. Zum Beispiel, wenn ich die Kinder nachts mit den Zähnen knirschen hörte. Oder wenn die beiden spielen, plötzlich stichelt der eine und der andere schreit wie am Spieß los, weil das zur Zeit seine beste Verteidigung ist. Oder wenn ich für Emilian „Hausaufgaben“ zum Üben schreibe. Dann fühle ich mich wieder wie die große Schwester von drei Geschwistern. Ist das schon so lange her? Merkwürdiges Gefühl.
* Am Montag waren wir zum zweiten Mal in einem Kindermuseum, das den Kindern sehr gefallen hat. Nicht ohne Grund suche ich mir für solche Dinge meist den Montag aus. Obwohl es hier sehr viele gute Angebote für Familien und Kinder gibt, sind solche Häuser schnell voll. Am Montag Morgen kam mir ganz weit weg der Gedanke, dass es sein könnte, dass heute ein Feiertag ist. Presidents Day. Ich war mir aber nicht sicher, ob überhaupt und wenn ja, ob die Schulen tatsächlich geschlossen sein würden und überhaupt: Wer würde denn bei 30°C in ein Museum gehen?
Die Antwort: Alle waren sie da. Alle Schulen waren geschlossen und alle Familien hatten die gleiche Idee.
Als Erzieherin und Mutter bringt mich Kinderlärm lange nicht aus der Fassung. Auch das Laufen und Stehen auf hohen Schuhen kann ich ab. – Aber das war zu viel. Mein Hals tat weh. Liam war überfordert, Emilian war unruhig und die Schlange hinter uns am Eingang wurde immer länger. Wir blieben eine Weile, weil die Tickets nicht billig waren. Ich war froh, dass wir die meisten Räume kannten. Nur zwei Themen-Hallen hatten sich geändert. Ich konnte die genervten Mitarbeiter gut verstehen und machte mir zum ersten Mal Sorgen über ansteckende Kinderkrankheiten. Wie gut, dass es überall Desinfektionsmittel-Spender gab.
* Auch ein Besuch bei IKEA stand auf unserem Programm. Bei IKEA fühle ich mich zuhause. Bei IKEA war es leer, verhältnismäßig. Und bei IKEA gibt es gutes Mittag. Emilian hatte einen Holundersaft und stellte fest: „Das erinnert mich an zuhause…“ Ja, der Baum in unserem Nachbars Garten wartet bestimmt schon auf mich.
Wir spielten, liefen so rum, kauften Kleinkram und ein Eis – was man eben bei IKEA so macht.
* Es sind noch 42 Tage.
Ist das zu glauben???
Ich lasse diese „Ich freue mich auf…“-Sachen noch nicht in meinen Kopf. Sie sind da, aber ich ignoriere sie. Noch. Denn sonst würde ich die letzten Wochen hier verpassen und nicht genießen können. Genauso kommen nämlich die „Das wird mir fehlen…“-Sachen in meinen Kopf. Und beide haben Recht. Oh ja, es ist nicht leicht!
Natürlich freue ich mich auf Berlin, weil ich dann endlich wieder….. , aber ich weiß, dass der Abschied hier endgültig sein wird. Wahrscheinlich. Man weiß es nicht. Und wir haben noch so viel vor!
Für die Kinder erkläre ich: „Dann kommt Papa wieder, dann kommt unser Besuch, dann hat Liam Geburtstag, dann hat Emilian Geburtstag und dann fliegen wir nachhause!“ Und sie freuen sich – nicht wissend, wie viele Tage es noch sind. Sie freuen sich auf die Filme im Flugzeug…
Heute haben wir eine deutsche Familie besucht, die wir in der letzten Woche kennengelernt haben. Die Tochter ist 3 1/2 und spricht fast nur deutsch. Ich habe es tief in meinem Herzen genossen, Emilian spielen zu sehen. So richtig mit Sprache und so. Wenn ich das so sehe, weiß ich, dass Amerika ein wichtiger Teil in seinem Leben war – aber dass er irgendwie nach Deutschland gehört. Ja, er versteht immer besser und redet sogar mit anderen in englisch und in ein paar Monaten würde er wahrscheinlich… Aber irgendwie freue ich mich, dass sich die Jungs bald nicht mehr fremd fühlen müssen.
Ich werde hier bald aufschreiben, auf was ich mich freue. Und auch, was mir fehlen wird.
Wenige Tage nach unserer Landung in Berlin werde ich mich von der 2 vor meinem Alter verabschieden. Normalerweise würde das eine Krise in mir auslösen und tausend „Jetzt ist das Leben vorbei“-Gedanken würden mir durch den Kopf gehen. Aber so habe ich nichtmal richtig Zeit, darüber nachzudenken. Wenn ich mich dann mit 30 schrecklich alt fühle, dann erinnert mich bitte daran, dass das der Jetlag ist!