Ich versuche gerade, mich irgendwie bequem auf der Couch hinzusetzen, um mal für euch meinen Sommer zu verbloggen, bevor ich gar nicht mehr hinterher komme.
Das Baby, das bis vor kurzem fast besorgniserregend ruhig war, ist das nun nicht mehr. Somit entscheide ich nicht mehr ganz allein, was hier bequem ist.
Es ist viel passiert. Wir hatten einen ganz wunderbaren Sommer – der natürlich noch lange nicht vorbei ist!
* Die Jungs sind ja am 20. August mit Oma und Opa Richtung Ostsee verschwunden. Bis auf zwei kurze Telefonate und schöne Fotos fast jeden Abend haben wir nicht viel voneinander gehört. Sie haben uns nicht vermisst und wir.. haben sie eigentlich auch nicht vermisst.
* Als ich eines Abends gerade mit Freundinnen darüber sprach, dass wir Eltern ohne Kinder eigentlich mal weg wollten, aber Geld und Zeit nicht so mitmachen wollten, kam eine SMS von meinem Mann: „Wir fahren nach Prag! Morgen um 8:o0 Uhr geht der Bus von Südkreuz.“
* Und so spontan, so frei und so glücklich verbrachten wir zwei wunderschöne Tage in Prag. Wir liefen, dass mir die Beine wehtaten, wir sahen die Brücken und flanierten verliebt und unbeschwert im Sonnenschein an der Moldau entlang. Wir aßen sehr gutes Essen, kosteten das Prager Gebäck Trdelnik, kauften Geschenke für die Kinder, wir jagten Pokémons und ließen uns einfach treiben.
* Wieder zuhause füllten wir unsere kinderfreien Tage mit schönen Terminen. Ich räumte aus und um. Ich besuchte viele Freundinnen zum Frühstück, Kaffee trinken und Abendessen. Wir quatschten, teilweise bis 3:00 Uhr nachts. Ich beschriftete sämtliches Schulzeug und packte die Schultasche voll. Ich bastelte die Schultüte (BastelSet von Pflanzen Kölle) und kaufte kleine Geschenke zum Befüllen.
Wir trafen uns mit Freunden zum Grillen, wir halfen beim Spielplatzbau an der Kirche und gingen abends aus. Wir aßen Eis um 22.00 Uhr, schliefen aus und lebten in unserem Tempo. Ich putze die Fenster und machte die Terrasse schön.
* Am 2. September sind wir ihnen dann hinterher gefahren. Statt zu 9:00 Uhr zum Frühstück kamen wir irgendwie 12:00 Uhr an, weil unser Auto auf halber Strecke keine Lust mehr hatte und ein Stückchen vom ADAC-Schlepper getragen werden wollte… Mit neuem Öl fürs Auto und riesigem Frühstückshunger kamen wir im Feriendorf an und fanden vier glückliche braun-gebrannte Urlauber am Strand.
* Zusammen verbrachten wir zwei schöne Tage zusammen am und im Wohnwagen. Die Jungs kamen uns so frei und groß und glücklich vor. Auch meine Eltern bestätigten, dass der Urlaub im letzten Jahr noch viel mehr von Heimweh und Sehnsucht und vor allem vollen Windeln geprägt war. In diesem Sommer konnten unsere Jungs baden und plantschen und schnitzen und helfen und viel Fahrrad fahren und Drachen steigen lassen lernen und Quallen anfassen und Steine sammeln und Bernstein suchen und Sanddorn kosten und Eis essen… und was Urlauber halt so machen. Wunderschön.
Meine Mama hat tolle Kindersprüche mitgeschrieben, die ich euch bald weitergebe.
* Es gab einen kurzen Schock-Moment, als mein Handy in die Fussbad-Schüssel fiel. Durch einen Sturz ist es schon nicht mehr ganz dicht… und jetzt das. Ich fischte es innerhalb einer Sekunde wieder raus, alles sah gut aus – nur tropfte es eben und hinter dem Display waren Wasserblasen zu sehen. Außerdem schimmerten über dem Bildschirm so grüne, nichts Gutes verheißende Streifen…
Ich schimpfte, klopfte es über einem Handtuch ab und fragte meine Mama dann, ob es Reis im Wohnwagen gab. Ich hatte mal gehört, dass man das Handy nicht fönen oder auf die Heizung legen – sondern in Reis verbuddeln sollte.
Mama opferte also zwei Tütchen Reis und nach einem Tag war wirklich alles gut! Als wäre da nie überall Wasser gewesen! Ich bin sehr begeistert und erleichtert.
* Liam geht seit zwei Tagen wieder in den Kindergarten. So schwer es ihm auch fällt, ohne seinen geliebten großen Bruder zu gehen, so sehr genießt er auch, allein entscheiden zu dürfen, welchen Weg wir gehen und wo er sein Rad anschließen möchte. Er erzählt von neuen kleinen Kindern, die in die Gruppe eingewöhnt werden und wenn wir ihn mittags abholen, brauchen beide Jungs erstmal ganz viel Bruder-Zeit.
* Emilian durfte heute beim Abholen von Liam seine alte Gruppe besuchen. Drei Erzieherinnen und fast alle Kinder umringten ihn, strahlten ihn an und stellten Fragen. Er genoß es sehr, wieder da zu sein, aber auch als „Großer“ zurückzukommen.
* Zuhause genießt er natürlich die freie Zeit. Wir frühstücken zu dritt und sehr gern liegt er mit Papa auf dem Teppich im Kinderzimmer – umgeben von Lego-Teilen. Meine aktuelle Planung geht gerade nur bis zur Einschulung – ich kann mir vorstellen, dass es bei Emilian ähnlich ist. Was dann ab dem Montag passiert, weiß er noch nicht. Aber wir gehen Tag für Tag weiter. Vor allem genießen wir die letzten freien und wunderbar warmen Sommertage!
* Heute bekamen beide Jungs einen neuen Haarschnitt. Liams blonder Surfer-Look wurde zwar viel bewundert, aber die Augen mussten doch mal freigeschnitten werden.
Die beiden Damen, die die Haare schnitten, bemühten sich sehr, eine Unterhaltung mit den Kindern anzufangen. Aus Liam war nicht so viel rauszukriegen. Dafür konnte ich Emilian kaum wiedererkennen. Er redet plötzlich mit anderen Menschen! Er antwortet auf Fragen. Er lächelt und scherzt.
Wenn nicht ein ängstlicher Mama-Teil in mir immernoch diese „bei der Einschulung aufgerufen werden und nicht nach vorne gehen“-Sorge haben würde, würde ich vollkommen sicher sein, dass er das Ding am Samstag rockt. Ist bestimmt nur mein Kindheitstrauma, denn als mein Name 1991 an einem Einschulungs-Samstag aufgerufen wurde, ist eben niemand nach vorn gekommen…
* Mit sehr viel Schalk in den Augen unterhielt sich Emilian also, während ihm die Haare geschnitten wurden. Ich saß daneben und konnte mein Lachen kaum verkneifen. Die Ladies wollten wissen, was er denn mal werden wollte. „Feuerwehrmann? Pilot bestimmt, oder? So mit Flugzeugen fliegen? Polizist? Musiker? Sänger? Arzt? Oder das, was Papa macht?“
„Nee, Papa arbeitet doch nur zuhause…“
„Dann gib uns doch mal einen Tipp! – Mama.. darf Mama mal was verraten?“
Ich kostete den Moment aus, stellte mir ihre Reaktion vor und sagte dann: „Er möchte gern mal Paläontologe werden.“
Schweigen.
„Aha, ach. Also. Das hab ich ja noch nie gehört. Also, was ist denn das?“
„Dinoforscher.“
„Ach. Dinoforscher! Ja, also wenn man sich mal vorstellt, wie groß die damals gewesen sein müssen…“
Na gut, viel konnten sie also nicht damit anfangen.
Sie fragten dann weiter, ob er sich auf die Schule freuen würde.
Da sagte mein Sohn: „Ja, ich übe auch schon. So 6×6 und 7×7 und so.“
Wieder sind die Damen sprachlos – ich übrigens auch.
Eine von ihnen fragte: „Und, was ist 7×7?“
„Na, feiner Sand“, sagte er und kichert in seinen Frisörumhang. Meine Güte, die Lehrerin sollte sich warm anziehen.
* Soviel zum Thema Schule. Wir sind vorbereitet, lernen morgen die Lehrerin kennen und haben bis jetzt nur viel Gutes über sie gehört. Der neue, fremde Alltag macht mir noch so ein paar Sorgen, aber ich kann es kaum abwarten, den ersten Einkaufszettel oder Brief von Emilian zu bekommen! Er wird das gut machen!
* Immer mehr Nachbarn, Freunden, Friseurinnen, Erziehern und Eltern fällt jetzt mein runder Bauch auf. Das möchte ja im 6. Monat auch mal sein! Ich werde beglückwünscht, ausgefragt und angelächelt. Und dann kommt die Frage: „Sie wissen doch bestimmt schon, was es wird…!?“
Wenn ich antworte, dass es noch nicht ganz sicher ist, aber wahrscheinlich und nach meinem Gefühl her ein Junge wird, dann bekomme ich sehr interessante Reaktionen. Strahlende Augen, Bewunderung und Blicke, die ich als Mitleid bezeichnen würde. Die einen lächeln und sagen: „Ach ja.. aber ein Mädchen wäre doch auch schön.“ Die anderen sagen: „Wie schön, ein Bruder!“
Und oft einigen wir uns am Ende auf „Hauptsache gesund!“
Natürlich wäre ein Mädchen auch schön. Und erst „die geilen Klamotten“, wie die eine Frisörin schwärmte, auch Mama eines Sohnes. Aber beide Jungs hier wünschen sich einen Bruder und ich habe das perfekte Spielzeug für sie, ich hätte viel weniger Sorgen mit Kleidung und Stauraum und könnte alles in rosa für mich behalten! Wir warten weiter die Untersuchungen ab und sind uns sicher: „Hauptsache gesund!“
Mir geht es gut, es gibt kaum Beschwerden und im Sommer so halbschwanger zu sein, ist toll. Es gibt schöne Umstandsmode, Liam staunt über den Bauch und es dauert nicht mehr lange, da werden sie den ersten Tritt spüren können. Ich kann schon bestätigen, dass das dritte Kind „einfach so mitläuft“ und vielleicht weniger Beachtung bekommt – aber ich genieße jede Minute, die mal nur dem Baby gehört und ich freue mich sehr, dass es da ist.
* Am Samstag werden wir Einschulung feiern.
Der beste Freund und die Cousine von Emilian werden auch eingeschult und er ist ein bißchen traurig, dass er nicht mit ihnen feiern kann. Aber wir werden das Wetter genießen und ans Wasser gehen, wir werden mit Freunden und Familie Emilian feiern!