Mutter-sein

In den letzten Tagen stelle ich fest, dass ich Sachen mache, die ich vorher nie gemacht habe. Und obwohl ich es nicht geglaubt hätte, stören mich die meisten Dinge gar nicht.
Aber ich vermute, dass ich mich in den nächsten Jahren noch oft darüber wundern werde, wie Emilian die Welt entdeckt – also bin ich dabei und genieße es.

Für den Weg zur Strassenbahn habe ich früher 3 Minuten gebraucht. Wenn wir abends ohne Kinderwagen den Papa von der Bahn abholen, können daraus schonmal 13 Minuten werden. Mir fällt auf, dass ich – wenn mich etwas interessiert – selten stehen bleibe, sondern schnell weiterlaufe. Emilian bleibt einfach stehen, da wo er ist – und guckt. Er beobachtet Katzen im Gebüsch, er tapst durch Pfützen,  er bleibt fasziniert stehen, wenn eine Strassenbahn vorbeifährt, er sieht den Schnecken zu.. und das dauert dann eben. Ich stehe dann daneben, pass auf, dass ihn niemand umrennt und warte, bis er weiter läuft. Die meisten Menschen sehen und entzückt an – es stehen wohl nicht oft kleine Kinder einfach so rum und gucken.

Genauso ist es mit Müllautos und Baustellen. Mir war früher nichtmal bewusst, wann so ein großes Auto vor dem Haus steht und Müll holt. Heute erkenne ich es schon am Geräusch – Emilian übrigens auch – und ab geht’s auf’s Fensterbrett. Vorgestern sind wir gerade unten an den Mülltonnen vorbeigelaufen, als das große blaue Auto kam. Der Kinderwagen bleibt stehen und Emilian gibt die nächsten Minuten keinen Ton von sich, bewegt sich nicht und sieht den Müllmännern mit offenem Mund zu. (Ich glaube, die fanden das sogar toll!)
Wenn wir an einer Baugrube oder an einem Kran vorbeilaufen, bleibe ich meist auch kurz stehen, stelle mich in die Sonne und lasse Emilian gucken.
Da kann man so seine Zeit lassen… aber bei schönem Wetter geht das ja!

Gestern habe ich Apfelmus aus Gartenäpfeln gekocht. Auch so eine Mutti-Sache.

Den Vormittag haben wir heute von 9:00 bis 11:30 beim Kinderarzt verbracht – das gehört zu den Sachen, auf die ich gern weiter verzichtet hätte.
Es gibt viele genervte, lieblose Mütter hier..
Emilian saß die erste Hälfte der Zeit auf meinem Schoß, als es leerer wurde, hat er sich dann auch getraut, ein paar Schritte zu gehen und sich Bücher oder Autos zu holen. Interessant fand ich, dass er – kurz bevor wir aufgerufen wurden – in Richtung Tür zeigte und winkte. (Es reicht jetzt, Mama!)
Ja, ich hätte auch schon gern „Tschüß“ gesagt und wäre gegangen…

Wie es aussieht, habe ich einfach mehr Zeit als Mutter.
Einige Sachen hören auf, dafür kommen neue Situationen und Aufgaben.
Nachher treffe ich mich mit einer Freundin zum Kaffee trinken bei IKEA 🙂

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