Mütter, seid entspannt!

In meinem Kopf sind so viele Gedanken, die ich gern mit euch (und der Welt) teilen möchte.
Es gibt neue Kindersprüche, es gibt Texte von anderen, die ich euch zeigen möchte..
Wo ist meine Zeit?

Ich lese von einer Mutter, die nach der Geburt des dritten Kindes plötzlich und unerwartet völlig überfordert war. Ich lese von Müttern, die darunter leiden, ihre Kinder an jedem Morgen abgeben zu müssen und allen Anforderungen nicht gerecht zu werden. Mütter, macht mehr das! Mütter, macht weniger dies! Mütter, strengt euch an! Mütter, habt euch nicht so!

Warum können wir Mütter nicht einfach auf unsere Herzen hören?

Warum dürfen wir nicht einfach entspannt sein?

Es ist interessant, dass viele Mütter im Laufe ihres Mutter-seins doch irgendwann zu ähnlichen Erkenntnissen kommen. Und wenn ich jetzt ein paar dieser Tipps „klaue“, dann liegt das daran, dass ich entweder voll dahinterstehe oder sogar selbst schon darauf gekommen bin!

Mütter, seid entspannt!

– Lasst euch nicht von anderen dazwischen reden und verunsichern.

– Macht euch nicht so viele Sorgen. Meistens ist sowieso alles nur eine Phase…

– Hört nicht auf: „Das macht man aber mit Kindern so!“, sondern hört auf euer Herz und euer Bauchgefühl.

– Nehmt Hilfe an, wenn sie euch angeboten wird.

– Steht zu euren Entscheidungen, denn nur ihr kennt euer Kind und jedes Kind ist anders.

 

Ich könnte zu jedem dieser Punkte eine Menge erzählen. (Vieles könnt ihr schon hier auf meinem Blog lesen, der übrigens bald seinen 3. Geburtstag feiert.) Einige Kämpfe musste ich mit meinen Jungs (noch) nicht kämpfen und kann nicht überall mitreden und Tipps geben. Meine Kinder sind entspannt, sie schlafen gut und das Leben mit ihnen fordert mich (meistens) nicht zu sehr heraus.
Ich bin Erzieherin.. und von Anfang an haben wir uns vorgenommen, uns fast dazu gezwungen, entspannt zu sein, unser Leben mit Baby nicht komplett zu verändern und für Freunde immernoch Freunde zu sein – und nicht „die Eltern“. Unser erster Sohn war aussergewöhnlich friedlich, zufrieden, pflegeleicht und anpassungsfähig und wir alle drei konnten total entspannt sein, weiter auf Hochzeiten gehen, ausschlafen und Freunde treffen. Aber auch ich kenne sehr wohl Momente, in denen ich wirklich am liebsten mindestens eins der Kinder an die Wand geklatscht hätte (man kommt wirklich auf solche Gedanken). Wenn das Baby vor Schmerzen oder vor Hunger schreit, das andere Kind hungrig und gelangweilt und die Mama äh.. müde, hungrig, genervt, allein und verzweifelt ist… kommt man schonmal ordentlich an seine Grenzen.

Aber:
Alles ist nur eine Phase! (Manchmal geht eine Phase auch Monate oder Jahre, aber sie geht vorbei.) Kinder wachsen, Kinder beruhigen sich, Erkältungen gehen vorbei, langweilige Nachmittage gehen vorbei, schlaflose Nächte werden weniger…
Ich bin sicher, dass jede Phase auch Vorteile hat! Wie froh war ich, wenn mein Baby endlich sitzen, laufen, reden, alleine essen, auf die Toilette gehen und mir bei kleinen Dingen helfen konnte!!
Und genauso sicher bin ich mir, dass wir den meisten Phasen irgendwann irgendwie auch ein bißchen hinterhertrauern…

(Ich gebe an dieser Stelle zu: Dieses Toiletten-Ding nervt mich und ich bin nicht entspannt. Ich darf meine Kinder nicht mit anderen vergleichen, ich darf nicht erpressen, unter Druck setzen. Ich winke mit Belohnungen, ich bettele..  um was bettele ich denn? Bitte Kind, mach für mich dein … in die Toilette! Hallo? Dieser bescheuerte Hebel, der irgendwann plötzlich umklappt, soll gefälligst klappen und wenn es bei so vielen vom einen auf den anderen Tag klappt, dann bitte, Tag: ICH bin bereit!)

Seid entspannt!
Seit dem Emilian in den Kindergarten geht, frage ich mich manchmal, ob es auffällt, dass mein Sohn nicht jeden Tag mit neuer Kleidung ankommt. Und, wenn es auffällt, reden die Erzieher darüber? Denken sie: Ach, diese … Familie, die ….!“ Ich weiß es nicht. Vorher habe ich mir nie echte Gedanken darüber gemacht. Ich war ja auch mit meinen Kindern zuhause – wen stört es also, was sie anhaben? Wen stört es, ob sie überhaupt etwas anhaben? Mich nicht. Wenn Emilian bis zum Mittag im Body herumturnen möchte, darf er. Meine Kinder tragen saubere Kleidung, die nicht kaputt ist und meist auch passt – also! Meine Mutter erzählte mir gestern aber, dass sie manchmal, kurz nachdem ich mit den Kindern bei ihr war, auf Fotos sah, dass die Kinder noch immer die Kleidung trugen, die sie bei ihr anhatten. Ähm.. es ist also doch jemand aufgefallen. Auch egal. Ich bin da entspannt und nehme mir die Freiheit. (Meine Mutter findet, dass ich gut so entspannt mit den Kindern umgehe. Und sie ist überhaupt die, von der ich das habe. Jetzt ist sie die entspannte Oma!)
Kleidung, die nicht schmutzig ist, muss nicht in die Wäsche. Wenn sie allerdings schmutzig ist, dann kommt sie auch in die Wäsche. Ein Oberteil von Liam hat heute 3 Stunden überlebt.. danach war es dreckiger, als andere Teile nach zwei Tagen! Ich lasse ihn, jedenfalls zuhause, alleine essen, denn dann kann ich auch alleine essen. Er ist zufrieden, lernt, wie Essen sich anfässt und wie es schmeckt und fühlt sich groß. Danach wird er gegebenenfalls umgezogen, sein Platz wird komplett gesäubert und fertig. Wir alle sind entspannt.

Seid entspannt!
Es gibt soooooo viele Tipps und Hilfen, Bücher und Seminare, Ratgeber und Flyer für Eltern.
Und trotzdem kann es sein, dass mir nichts dieser Dinge wirklich hilft, weil es mir und meinem Kind nicht gut damit geht. Wenn tausend Eltern Erfolg damit hatten, ihr Kind sich in den Schlaf weinen zu lassen und ich am Ende meiner Kraft bin, weil mein Kind nicht alleine einschläft – dann heißt das trotzdem nicht, dass auch mein Kind sich in den Schlaf schreien muss. Bei Emilian stand ich nächtelang gebückt über seinem Bett und streichelte ihn, bis er schlief, ich hatte Rückenschmerzen und musste das Leben ausserhalb des Schlafzimmers sein lassen. Aber ich habe mich gut dabei gefühlt. Nicht in jedem einzelnen Moment vielleicht, aber ich wollte eine fürsorgliche Mutter sein, ich wollte Emilian nicht allein im dunklen Zimmer lassen und ich wollte, dass er in Sicherheit einschlafen kann. Später reichte dann auch ein Rufen oder ein Schsch von draussen. Jetzt, wo beide zusammen in einem Zimmer schlafen, ist es nochmal anders.
Ich war vorsichtig und vielleicht zu gutmütig, aber es war meine Entscheidung.

Seid entspannt!
Ich habe mich entschieden, mit meinen Kindern zuhause zu bleiben, bis sie 3 Jahre alt sind.
Das hatte erstmal nichts mit Finanzen oder meinem Beruf zu tun – lange bevor wir Kinder hatten, wollte ich das so. Ja, ab und zu fällt mir die Decke auf den Kopf und ja, manchmal wünsche ich mir nichts sehnlicher, als mit vielen erwachsenen Menschen zusammen zu sein und Gespräche zu führen, die meinem Alter entsprechen. Ja, es gibt Tage, an denen ich den Feierabend meines Mannes feiere und ihm die Kinder augenblicklich überlasse. Aber, aus einem anderen Blickwinkel betrachtet, weiß ich, wofür ich das mache. Ich kann meine Kinder in den ersten drei Jahren mit Geborgenheit, mit Vertrautheit, mit Liebe und Zuneigung, mit Ruhe und Entspanntheit überschütten – und ich tue es! Diese Zeit kommt nie mehr wieder.. und falls doch, werden die Jungs wohl kaum „freiwillig zuhause bei Mutti“ hocken. Die Kinder lernen die Wörter, die ich ihnen beibringe. Sie sehen die Welt, wie ich sie ihnen zeige. Gut, das klingt velleicht, als wäre ich …. aber ich bin ihre Mutter. Und eine Mama ist etwas Besonderes! Wenn ich sehe, wie schwer Emilian an manchem Morgen der Abschied vom mir fällt, dann weiß ich einerseits schweren Herzens, dass ich mich verabschieden muss! Denn ich kann ihn natürlich nicht immer vor allem bewahren. Darf ich auch nicht. Leider. Aber umso froher bin ich, dass er schon drei ist und dass ich mit ihm reden kann. Ich kann ihm sagen, beweisen, versprechen, dass ich wiederkomme. Wenn er traurig ist, kann ich ihn fragen, warum und kann mit den Erzieherinnen sprechen, um ihm zu zeigen, dass ich möchte, dass es ihm gut geht.

Seid enstpannt!

Kinder dürfen dreckig werden. Es gibt Waschmaschinen und Spülmaschinen – oh Luxus!
Ich könnte wetten, dass das Glück unserer Kinder irgendwie mit Matsch, Wasser, Sand, Erde, Schlamm, Ketschup, … zu tun hat.

Kinder dürfen bummeln. Wenn sie könnten, würden sie es überhaupt nicht als „bummeln“ bezeichnen. Wie soll man aber die Welt entdecken, wenn man nicht genau hingucken, beobachten und nachfragen darf? Das durften wir doch auch alles…

Kinder brauchen Grenzen. Ja, dazu gibt es 2.910.000 Ergebnisse bei Google. Aber es ist so.
Gib ihnen eine Grenze und bleib dabei. Sag nicht „Ach, Kind, du weißt doch… und das hab ich dir schon hundertmal gesagt“, sondern sag: „Das ist so. Fertig.“ Und wenn es Protest gibt, dann ist es so. Das Geschrei ist erstens nicht persönlich gemeint, wird dem Kind zweitens wahrscheinlich kaum Schaden zufügen und hört drittens schnell wieder auf. (Nur eine Phase und so..)

Kinder brauchen Liebe. Immer wieder. Täglich. Schriftlich. Mündlich. Kreativ. Ernst gemeint.
Auch wenn ich weiß, dass ich meine Kinder liebe, heißt das nicht, dass sie es wissen. Und ich kann mir vorstellen, dass es ihnen nach manchen Worten, Gesichtsausdrücken oder Entscheidungen auch schwer fallen könnte, das zu glauben. Deswegen gibt es keinen Grund, ihnen nicht zu sagen, dass ich sie liebe. Was gibt es Schöneres für ein Kind? „Ich hab dich lieb!“ – „Ich finde das Haus toll, das du da gebaut hast!“ – „Wow, du kannst soo gut puzzlen!“ – „Ich bete für dich, dass es dir im Kindergarten gut geht!“ – „Danke für deine große Hilfe!“ – …
(Es gibt tausend kreative Ideen und Tipps dazu im Internet)

 

Seid entspannt und dann sind auch die Kinder entsapannt!

 

 

Comments

  1. Elsa says:

    Wow! Mach weiter so 🙂

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