Mein zweites Schulkind

Ganz unspektakulär, aber ordentlich mit Stil, haben wir am Samstag unser zweites Kind eingeschult. Die Vorbereitungen hielt ich in Grenzen, denn Liam war irgendwie rund um die Uhr anwesend und ausserdem gibt es ja hier noch einen großen Drittklässler und einen kleinen Anderthalbjährigen. Ruhe und Kraft waren also nicht unbegrenzt vorhanden.

Die Schultüte war wieder in Bastel-Set von Pflanzen Kölle(Werbung)
Emilian bekam vor 2 Jahren eine Piraten-Tüte aus Wellpappe, die hier immernoch irgendwo rumfliegt und einigermaßen stabil war. Die Bildchen und Motive waren fertig und mussten nur von mir aufgeklebt werden. Das Thema, das uns für Liam gefiel, war „Weltraum“. Weil wir aber zu fünft einkaufen waren und ich nur schnell ein Set greifen und heimlich zur Kasse laufen musste, habe ich scheinbar nicht so richtig gelesen, was das für ein Set war…

Diesmal gab es einen Bastelbogen mit unzähligen übereinander gedruckten Motiven in verschiedenen Farben, die dann in jeweiliger Anzahl abgepaust und ausgeschnitten und auch noch angemalt werden sollten! Und das mit der Ruhe und Kraft, die nicht im Überfluß vorhanden waren…

Ich wollte die Tüte wieder von Kaufland befüllen lassen, was uns auch bei Emilian gefallen hat – und dafür musste die Tüte aber zu einem bestimmten Zeitpunkt fertig sein. Es wurde eine HauRuck-Aktion. Mein Mann half mir nachts und schnitt unzählige Sterne aus, Emilian half mir tagsüber, während wir Liam ablenkten. Und Emilian dachte sich, inspiriert von Alexander Gerst, einen kleinen Satelliten dazu aus.

Am Anfang schimpfte ich, am Ende improvisierte ich – und fertig wurde eine wunderschöne individuelle Tüte, die wir rechtzeitig im Kaufland füllen ließen. Vielen Dank dafür!

Von Donnerstag zu Freitag schlief Liam bei meinen Eltern, was ihm noch ein bißchen Aufmerksamkeit und Besonderheit bescherte. In den Ferien, in denen er weder Kita-Kind noch Schulkind war, merkte ich ihm diese nicht-Zugehörigkeit irgendwie an. Zusammen mit meinem Papa kam er die 30km mit dem Fahrrad zurück!

Dass er zwei Tage unterwegs war, gab uns die Möglichkeit, alles vorzubereiten. Ich füllte die Tüten für die Jungs, packte Geschenke ein, buk den Wunsch-Kuchen mit gewünschter Wimpel-Kette, bastelte eine last-minute-Girlande für den Zaun, kaufte Essen für die Gäste ein, bereitete die Terrasse vor und wirbelte eben so durchs Haus.

Die Einschulung sollte am Samstag um 9:00 Uhr beginnen.
Um 6:30 Uhr stand Liam an und in unserem Bett und rief: „Ich habe einen Wackelzahn!!!“

Es wäre sein allererster Zahn, der wackelt und mit etwas Einbildung gibt es da auch schon ein Hauch vom Wackeln. Wir waren dann sowieso alle wach und machten uns fertig. Liam durfte seine Schultüte am Morgen sehen, allerdings nicht auspacken. Er zog den schicken Anzug vom Geigenvorspiel an, war weder nervös, noch zu aufgeregt und kurz nach 8:00 Uhr machten wir uns auf den Weg zur Schule.

Unterwegs durfte ich mir von Liam noch anhören:
„Mama, bei Emilians Einschulung hattest du einen dicken Bauch. Jetzt hast du einen dicken Po.“

Ich trug ein neues Kleid und bekam im Laufe des Tages so viele Komplimente – da halte ich so einen Satz schon aus 😉

(In der unaufgeräumten Party-Küche..)

Dass wir etwas früher da waren, tat gut. Wir hatten Zeit zum Quatschen, wir begrüßten andere Eltern und Kinder – durch Emilian und andere Kita-Familien kannten wir viele Erstklässler. Meine Schwester blieb mit Emilian und Jari draussen, denn der Platz in der Sporthalle war sehr begrenzt.

Ich saß also entspannt und ziemlich ruhig neben meinem Mann, wir sahen die Vorführungen der Zweitklässler, wir hörten die Reden der Direktorin an, die ich mehr und mehr bewundere, je besser ich sie kennenlerne – und dann wurden die Kinder aufgerufen. Und mein Sohn, der irgendwie mit Abstand der Kleinste seiner Klasse schien, stand auf, begrüßte seine Lehrerin und ging mit der Klasse mit. Einfach so. Einfach so.

Es tat so gut, die Schule und das ganze Drumherum zu kennen. Wir kennen uns aus, wir gehen sehr gern zur Schule, geben unsere Kinder ruhigen Gewissens ab und konnten den Tag genießen.

Etwas müde platzten die Kinder wenige Minuten später aus dem Klassenraum, überreichten ihren Eltern eine Sonneblume und nach ein paar Fotos war es das dann auch. Liam hatte genug, er ist jemand, der seine Grenzen kennt und Pausen sucht und er lief mit Papa vor, während ich am Kuchenbuffett quatschte und hier und da Familien grüßte.

Als wir anderen auch nachhause kamen, hatte Liam wieder ein geliebtes Trikot an und Papa hatte den Grill vorgeheizt. Wir aßen in Ruhe zusammen Mittag, am Nachmittag würden die Gäste kommen. Der Tisch, der draussen gedeckt war, wurde wieder abgedeckt, denn es begann zu regnen. Weil wir tatsächlich immer mal wieder den Rauch von dem großen Feuer in Brandenburg rochen, freuten wir uns über ein paar Regentropfen.

Dann kamen die Gäste.
Und dann waren wir 14 Erwachsene und 3 Kinder.
Und es gab Geschenke.
Und Essen.
Und Lachen und Gratulation und Fotos.

Ich konnte Liam überreden, seinen Anzug wieder anzuziehen – und er war der Held des Tages. Mein Mittelkind bekam so viele Geschenke und Geld und Aufmerksamkeit und Wünsche – und ich gönnte es ihm von Herzen.

Gegen 21:00 Uhr waren alle Gäste verschwunden und ich war und bin so froh, dass noch ein freier Sonntag zwischen der Feier und dem 1. Schultag liegt. Diese Pause brauchten wir heute. Zum Sammeln. Zum Schultaschen packen. Zum wild durch den Garten rennen. Zum auf der Terrasse liegen. Zum Normalität suchen.

Und dann… geht es morgen früh los.
Liam steht ganz aufgeregt am Stundenplan: „In der ersten Stunde habe ich Deutsch, Mama.“

Vielleicht sage ich ihm besser nicht, dass es in den ersten Tagen langsam losgehen wird. Und dass der erste Tag wahrscheinlich noch kurz sein wird. Und dass er in der ersten Stunde wahrscheinlich noch keinen Deutsch-Unterricht haben wird…

Er schafft das!
Er ist so neugierig. Und bereit. Und schlau.
Mein kleiner Großer!

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