18. Mai 2020
Wir leben in einer besonderen Zeit. Kaum einer konnte vorhersehen oder planen oder vorbereiten, was uns gerade passiert. Jetzt sind wir hier, wir alle, seit Monaten.. und machen das Beste draus.
„Mein Alltag ist ihre Kindheit.“
Dieser Satz kommt mir immer wieder in den Kopf – und er trifft jedesmal. Ich sehe meine Kindheit im Rückblick als frei, schön, fröhlich, voller Menschen, voller Möglichkeiten, voller Natur und Spiel.
Wenn ich aber versuche, mich in meine Eltern hineinzuversetzen, dann waren da sicher Stress, Fragen und Sorgen, wenn es um Wohnort, Geld, Schulen, Beziehungen, Familie, Berufe oder anders ging. Wir waren 4 Kinder und hatten keine Ahnung.
Dieses
„Mein Alltag ist ihre Kindheit.“
ist mir so wichtig.
Welche Worte benutze ich?
Welche Sorgen teile ich?
Welche Fragen äußere ich?
Welche Gefühle teile ich?
Ich frage mich…
…werden sich meine Kinder,
wenn sie auf Corona zurückblicken,
erinnern, …
… dass der Wohnzimmertisch wochenlang ein Doppel-Klassenzimmer war?
… dass wir Eltern manchmal einfach keine Lust zum Aufräumen mehr hatten?
… dass Mama mal nicht geschminkt war?
… dass wir lange nicht im Zoo, Kino oder Schwimmbad waren?
… dass wir Masken zum Einkaufen tragen mussten?
… dass viele Tage sich gleich anfühlten?
… dass das Gefühl von Wochentag und Zeit verschwand?
… dass lange keine Freunde kamen?
… dass fast täglich neue Aufgaben von den Lehrern kamen?
… dass Mama und Papa über fremde Worte und neue Themen diskutiert haben?
… dass viele Erwachsene über nichts anderes mehr geredet haben?
… dass sich viele Tage in unseren 4 Wänden abspielten?
… dass Treffen mit Freunden fremd und komisch wirkten?
… dass die Zukunft ungewiss war und viele Pläne gestrichen wurden?
… dass mehrere Urlaube und schöne Veranstaltungen abgesagt wurden?
… dass wir uns nicht mehr mit der Familie verabredet haben?
… dass die Langeweile für Mama oft unerträglich war?
… dass wir uns viel, viel öfter die Hände gewaschen haben?
… dass die Klassenlehrer viel extra Mühe investiert haben?
Oder werden sie sich erinnern, dass…
… wir tagelang im Schlafanzug gelebt haben?
… es wochenlang 4 Mahlzeiten am Tag mit der ganzen Familie gab?
… Mama fast jeden Tag frischen Kuchen gebacken hat?
… jeden Tag eine Teigschüssel ausgeleckt werden durfte?
… Ananas-Stücke von der frischen Pizza gemopst werden durften?
… sie manchmal wach bleiben durften, bis es dunkel wurde?
… Hausaufgaben im Baumhaus gemacht wurden?
… es coole Videoanrufe mit Freunden gab?
… viele Tage barfuß verbracht wurden?
… sie sich einfach an den Wohnzimmertisch ins „Klassenzimmer“ setzen konnten?
… Spiele tagelang liegenbleiben durften?
… es Wanderungen und Übernachtungen im Zelt gab?
… wir mit der Kreide auf die Strasse gemalt haben?
… die Stunden und Tage und Wochen zu langen Ferien wurden?
… sie morgens im Bett liegenbleiben und lesen oder CD hören konnten?
… sie in den Straßen Löwenzahn für die Hasen gesammelt haben?
… Einkaufen neu und spannend wurde?
… wir von morgens bis abends im Garten gelebt haben?
… es Post oder Besuche von den Klassenlehrern gab?
… wir mehrmals zusammen im Wald waren?
… wir lange Radtouren unternommen haben?
… es viele neue Sendungen mit der Maus gab?
… es Überraschungs-Post und -Pakete gab?
… sie selbst für die Familie Mittag kochen konnten?
… die Brüder immer da waren?
… es im Internet immer neue Ideen gegen Langeweile gab?
Wir werden wahrscheinlich erst in den nächsten Jahren sehen, was das alles mit uns macht, mit unseren Kindern gemacht hat.
Wir werden sehen.
Mein Wunsch ist, dass das Gute und Schöne siegt!