Jungsgeschichten

Emilian hört jetzt mehr und mehr auf die Geräusche von draussen. Und wenn da ein Hund bellt, ein Auto oder eine Sirene zu hören ist, möchte er schnell aufs Fensterbrett gehoben werden, um alles genau zu sehen.
(Wenn er wüsste, dass man ohne Bauarbeiter-Schutz-Netz viel besser sehen könnte…)
Heute wollte ein großer LKW rückwärts auf den Parkplatz fahren und dieser Piepton beim Rückwärtsfahren war sehr aufregend. Seit ein paar Tagen erkennt er auch Strassenbahnen oder Busse, die vor unserem Haus vorbeifahren. Er kann sie sogar benennen, denn glücklicherweise fangen die wichtigen Männerbegriffe mit „B“ an! (Wörter mit B kann er besser nachsprechen)
Weil ich sowieso seit ein paar Tagen zu einem bestimmten Second-Hand-Laden wollte, zu dem man mit dem Bus kommt, und Emilian heute so erfreut war, den gelben Bus vor dem Haus zu sehen, hab ich ihm dann erzählt, dass wir jetzt raus gehen und auch mit dem Bus fahren. Das war eine Freude!
Er zeigte sofort auf die Wohnungstür und konnte es kaum abwarten, in den Wagen gesetzt zu werden. Als wir an der Haltestelle warteten, war plötzlich eine Sirene zu hören und das Polizeiauto fuhr direkt an uns vorbei. Ich konnte die Lautstärke kaum ertragen und hielt Emilian die Ohren zu. Aber statt eines ängstlichen oder erschrockenen Gesichtsausdrucks sah er dem Auto nur hinterher und hielt sich vor Erstaunen die Hände vor den Mund.
Ganz gefesselt sah er dann auch unseren Bus näher kommen und anhalten. Die Busfahrt selbst war ein bißchen langweilig, aber mit Lampen und Türen, die auf und zugehen, kann man sich schon gut ablenken.
Im Second-Hand-Laden haben wir ein tolles „Meine ersten Dinge“-Fühlbuch gefunden und somit wurde die Rückreise viel weniger langweilig.

Noch eine kleine Situation vom Abendbrot:
Wir essen oft Obst zusammen und diesmal hat Papa zwei Äpfel an den Tisch gebracht und den einen mit einem Apfelteiler in kleine Stücke geteilt. Sofort wird der Nuckel aus dem Mund genommen, die Hände machen das „Bitte“-Zeichen und der Mund fängt an zu schmatzen.
Wir legen ihm ein Apfelstück auf seinen Platz – Kopfschütteln.
Wir nehmen das Stück, schneiden es kleiner – Kopfschütteln.
Wir schälen die Schale vom Apfelstück ab – Kopfschütteln.
Wir wissen nicht, was er meint, aber er zeigt deutlich auf den Apfel.
Wir geben ihm ein anderes Apfelstück – Kopfschütteln.
Dann, eine gute Idee: Wir geben ihm den Apfel, der noch ganz ist – Kopfschütteln.
Das einzige, was noch übrig ist, ist das Mittelstück mit den Kernen drin.
Wir legen es auf seinen Hochstuhltisch – er nimmt es strahlend und fängt zu knabbern an.

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