08. Oktober 2019
Meine Leser aus den letzten Jahren kennen meine Doula Reise ein bißchen.
Plötzlich war dieses Wort in meinem Leben.
Irgendwann im Sommer 2017.
Doula.
Und obwohl ich erst eine andere Vorstellung von diesem Job hatte,
obwohl die Kosten mich kurz abgeschreckt haben,
obwohl ich so unsicher war,
sowas Neues, sowas Verrücktes,
trotzdem hat mich dieses Wort nicht mehr losgelassen.
Am 18. März 2018 habe ich das Wort hier auf dem Blog zum ersten Mal erwähnt, nachdem ich aber diese geheimnisvolle Weiterbildung vorher mehrmals angekündigt habe.
Und dann bin ich gestartet.
Schritt für Schritt.
Weiterbildungs-Wochenende für Weiterbildungs-Wochenende.
Keine Ahnung von dem Weg, der vor mir lag.
Ich habe ganz wunderbare neue Frauen kennengelernt. Mütter. Freundinnen. Doulas. Wir sind zusammengewachsen, wie das so schnell und so tief kaum mit anderen geht. Unsere Wegen haben sich getroffen, für eine Zeit überschnitten und inzwischen geht jede von uns wieder ihren eigenen Weg – im Herzen (und per WhatsApp) miteinander verbunden.
Ich habe viel Wissen über das Thema „Schwangerschaft + Geburt“ und darüber hinaus gesammelt – manchmal mehr, als ich tragen konnte.
Aber am Ende blieb für mich als Person, die an Gott glaubt, immer nur Staunen. Ein Meisterwerk ist die Schwangerschaft und die Geburt! Bis ins aller kleinste Detail höchst perfekt durchdacht und geplant.
Ich habe Dinge getan, die ich noch nie getan habe und von denen ich nicht dachte, dass ich sie mache und schaffe.
Ich habe mir einen Praktikumsplatz im Kreißsaal gesucht, bin in den Herbstferien 2018 zwei Wochen lang um 5:00 Uhr aufgestanden, um den Dienst mit Hebammen im Krankenhaus zu erleben. Was für ein krasser Job!
Ich habe mich durch ein fettes medizinisches Fachbuch gekämpft und habe auf 60 Seiten die Fragen beantwortet und geschimpft, wie noch nie im Leben. Aber wieder habe ich gelernt.
Ich habe mir eine Internet-Seite erstellt und Visitenkarten gedruckt… na gut, das war mein Mann. Auch auf Facebook und Instagram bin ich als Doula unterwegs.
Ich habe meine Freundin zur Geburt ihres dritten Babys begleitet, bin mitten in der Nacht ins Auto gestiegen und ans andere Ende der Stadt gefahren und habe Doula-Luft geschnuppert.
Ich habe Fachbücher und Blogs gelesen, habe mit Doulas und Hebammen geredet, habe Interviews und politische Diskussionen verfolgt und habe das „unterwegs als Doula sein“ sehr ernst genommen.
Ich habe gute und schwierige Momente mit Hebammen gehabt.
Natürlich verstehe ich, dass der Job schwer ist und oft nicht mehr das sein kann, wofür er mal gedacht war. Und das tut mir leid.
Und natürlich verstehe ich den Frust, wenn für Hebammen auf ein langes Studium ein 24-Stunden Job folgt, der nur müde macht – und ich komme daher geschlendert mit ein paar Weiterbildungs-Wochenenden, halte der Frau Händchen und kassiere das große Geld.
Eine Hebamme sagte: „Na, wenn du jetzt Doula bist, kannst du ja noch gleich Hebamme werden.“
Aber das ist es nicht!
Damit würde ich nur dem System dienen und mit ins unendliche Hamsterrad springen. Ich sehe Doulas unbedingt als Ergänzung zum medizinischen Personal.
Ich habe mich dazu entschieden, eine Doula für eine Gebärende zu sein. Als Doula muss ich mich nach keinem Chef, nach keinem CTG, nach keiner Uhrzeit, nach keinem Raum- oder Personalmangel richten. Ich bin einfach da. Ich muss auf keine Uhr, auf kein Dokument, auf keine Herztöne schauen – ich schaue in die Augen der Frau und sage: „Alles ist gut. Du machst das toll und du schaffst das!“
Das klingt nach Luxus.
Und das ist es vielleicht auch.
Für mich und für die Frau.
Aber war das nicht vielleicht mal die Idee dahinter?
Frauen unter Frauen.
Stille. Dunkelheit. Wärme.
Kraft. Unterstützung. Liebe.
Im Laufe meiner Doula-Reise habe ich sechs Babys auf die Welt kommen sehen. Vier Mädchen und zwei Jungen. Einen Kaiserschnitt und fünf spontane Geburten. Am Tag und in der Nacht.
Ich habe mir Namen und Daten aufgeschrieben.
Ich möchte mich erinnern.
Im Januar werde ich eine Freundin bei der Geburt ihres dritten Kindes begleiten. Gestern waren wir zusammen beim Info-Abend des Kreißsaals.
Bin ich aufgeregt und unsicher?
Ja.
Weiß ich, ob alles gut geht?
Nein.
Blinzle ich Tränen weg, wenn das Baby da ist?
Oh ja.
Habe ich das Gefühl, am richtigen Platz zu sein.
Auf jeden Fall!
Im letzten Jahr habe ich mit so vielen Schwangeren geredet und geschrieben. Mit Fremden und Freundinnen. Ich habe ein paar Worte aus meinem Wortschatz gestrichen und andere hinzugefügt. Ich bin in regelmäßigen Kontakt mit Geburtsvorbereiterinnen, Hebammen, Schwangeren und Müttern.
Ich kann meinen Mund einfach nicht halten und muss es allen erzählen, dass Geburt wunderschön ist. Es gibt so viel Angst, Unwissen und Fehlinformationen. Getuschel über „Blut“ und „Schmerzen“ und andere unangenehme Sachen.
Aber ich möchte andere Informationen teilen.
Dass unser Körper das kann und das schafft. Dass du, als Mama, das besser weißt, als Hebammen und Ärzte. Dass Schwangere Rechte haben. Und einen Mund, den sie benutzen dürfen.
Das hört sich komisch an, aber „Gewalt unter der Geburt“ ist kein kleines Thema. Gar nicht.
Trauma.
Schmerzen.
Narben.
Hektik.
Und dann die Erkenntnis:
Vielleicht hätte das nicht sein müssen.
Ich bin keine Heilige und keine Heldin.
Es gibt viele mutige starke Mamas, die selbstbestimmt und intuitiv ihre Babys zur Welt bringen. Es gibt viele wunderbare starke selbstlose Hebammen, Ärztinnen und Doulas.
Aber für die, denen ein bißchen Selbstvertrauen fehlt oder für die, denen Angst gemacht wurde.. für die, die wenig gute Erfahrungen gemacht haben oder für die, die einfach nicht allein sein möchten: Für die bin ich da.
Ich bin eine Doula!