Vor einer Woche haben wir noch auf unser Auto gewartet und unzählige Koffer gepackt. Wir wussten noch nicht, was uns erwartet, ob wir das Hotel gut finden, wie die Kinder mitmachen, was wir vergessen haben…
Erinnert ihr euch an diesen Artikel? Unsere Foto-Session, die Zeit und Kraft gekostet und uns irgendwann doch die ach so wichtigen Ausweise beschert hat?
Ja, erinnert ihr euch???
Gut. Denn genau diese Ausweise haben wir zuhause vergessen.
Was für eine Ironie!
Im Auto auf dem Hinweg ohne Karte und nur mit Handy-Navi stellten wir irgendwann fest, dass unser Internet uns nicht mehr zur Seite stand. Ich versuchte, mir die Route zu merken und sagte: „Wir sind schon bald an der Grenze…“
Und natürlich, bei dem Wort „Grenze“ fiel es mir mit großem Schreck und ohne Rücksicht ein: Die Ausweise der Kinder! Ihr könnt euch bestimmt vorstellen, wie die Gedanken sich überschlugen. Dieser Akt mit den Passfotos! Ich wusste doch, wofür wir diese Ausweise brauchten! Manno! Wie konnte ich….?
Ich wusste auch genau, wo sie zuhause lagen, aber in meinem Pack-Plan waren sie überhaupt nicht vertreten – weder in meinem Kopf noch auf der Liste. Kurzer Schock, Telefonat mit Mama und den Schwestern, die noch nicht losgefahren waren. Aber heraus kam, dass eine Fahrt zurück unnötig wäre, dass der Grenzübergang überhaupt nicht kontrolliert würde und dass jemand uns die Ausweise nachschicken könnte.
(Sie sind da! Vielen Dank, liebe Freundin zuhause!)
Wir sind dann gut angekommen, genießen das sonnige, windige Ostsee-Wetter und alles, was dazugehört!
Im letzten Eintrag schrieb ich, dass unsere Kinder ein gutes Urlaubs-Alter haben. Das muss ich inzwischen ein bißchen zurück nehmen. Ich hatte erstens nicht bedacht, dass es für eine stillende Mama nicht leicht gemacht wird, babygerecht zu essen. Ab und zu verzichte ich, aber ab und zu muss Liam sich auch wieder ein bißchen mit Bauchschmerzen quälen. Und Emilian leidet mehr, als ich gedacht hatte, unter den Veränderungen. Und ich kann ihn auch total verstehen! Er ist eigentlich noch so klein und er schläft hier weniger, er isst anders. Dann sieht er ständig fremde Menschen, die anders reden, er hat ein anderes Zimmer, vermisst vielleicht Spielzeug oder sein Bett..
Zwischendurch kam das alles mit Fieber und Erbrechen zum Ausdruck – jetzt geht es ihm besser, aber ich bin froh, über die Medikamente und die Bücher, die ich eingepackt hab. Es ist ja auch Quatsch, ihm von unseren Freunden und von unserem Zuhause zu erzählen – es dauert ja noch so lange, bis wir da sein werden.
Einen Wespenstich hat er auch abgekriegt – aber er ist tapfer. Und sowohl bei Emilian als auch bei Liam merken wir, dass Veränderung Wachstum bringt.
Gestern hat er ganz alleine mit Oma und Opa und dem neuen Fahrradanhänger eine lange Fahrradtour gemacht und erstaunlicherweise ist mir die „Trennung“ mal wieder viel schwerer gefallen…
Die zweite Woche verspricht mehr Sonne und ich hoffe, dass Emilian „ankommt“ und genießen kann. Ich habe mich so darauf gefreut, stundenlang mit ihm im Sand zu sitzen und Kleckerburgen zu bauen!