15. März 2019
Ich hab es im Blog und auf Instagram angekündigt.. ich hab es seit Monaten im Kopf und Herzen vorbereitet und heute war es dann soweit:
Wir fünf sind jetzt zu siebt!
Im letzten Frühjahr waren die beiden großen Jungs bei meinem Bruder und seiner Familie. Sie erlebten zusammen verschiedene Aktivitäten, auf Bauernhöfen und so – und als die Jungs wieder da waren, schrieb mir meine Schwägerin:
„Seit die Jungs da waren, hatte ich die Idee, vor allem, weil Liam sich so über die Kaninchen gefreut hatte und sich sooo eins gewünscht hat, euch Kaninchen zu schenken, mit Stall natürlich. …“
Zuerst war ich total begeistert! Haustiere! Ja! Und Liam liebt Tiere wirklich!! Aber dann dachte ich ein bißchen nach.. dachte, dass die Geburtstage gerade vorbei waren… dachte, dass die Einschulung bevor stand.. dachte, dass dann erstmal der Winter kommen würde… und hielt die Idee im Kopf und im Herzen.
Mein Mann war nicht begeistert.. und ich wusste, dass ich sein „Ja.“ brauchte. Wollte. Es sollte kein „Yeah!“ sein, aber ein „Ja.“ würde mir reichen.
Mir ist aufgefallen, dass fast keine Familie in der Nähe mehr Tiere hat. Woran liegt das? An den Wohnungen? An Berlin? An Allergien? An dem beschäftigten Leben? Ich weiß es nicht.. wir haben ein Haus, keine Allergien und viel Zeit. Aber wir konnten bei niemanden „üben“ oder die Haustiere besuchen.
Wann immer wir aber bei einem Bauernhof oder Streichel-Zoo waren, war nicht zu übersehen, dass Liam so ein großes Herz für Tiere hat!
In dem letzten heißen Sommer war ich dann froh, dass wir noch keine Tiere hatten. Als die Geburtstage aber näher kamen, fing ich mit der Planung an. Ich fand einen Platz im Garten, ich fand Freunde, die Urlaubsvertretung machen würden, ich fragte nach Tipps zur Haltung und Futter – und ich beschloß, dass ich mir das zutrauen würde!
Ich fragte und surfte mich durch. Ich sah mich nach Ställen um, schaute nach Tieren und Preisen. Es gibt die Fraktion Tierbesitzer, die das Tier mit „Sie“ anspricht, mit ins Bett nimmt, macht und tut – überspitzt gesagt. Und dann gibt es die, die ihre Tiere in einer Ecke des Gartens halten und mit gesunden Küchenabfällen füttern.
Für mich war alles neu! Ich hatte als Kind Zwergkaninchen und Meerschweinchen – aber ich erinnere mich überhaupt nicht an das Drumherum. Und ich weiß, dass hier Füchse und Ratten kommen.. dass ein Tier Geld kostet und Beachtung braucht – aber ich wollte es nicht übertreiben.
Ich hatte auch den Plan, die Tiere erst zu „meinem“ Projekt werden zu lassen und die Jungs nach und nach helfen zu lassen – als schon nach wenigen Wochen aus Langeweile das Hobby der Kinder am Kragen zu haben. Ich hatte also einen Plan. Und ich hab mich vorbereitet. Ich wusste einfach, dass ein Haustier so wichtig für Kinder, für meine Kinder sein wird.
Sich kümmern, auf jemand achten, ein Tier verstehen, von einem Tier verstanden werden – und selbst das Thema „Leben und Tod“ mitzumachen – das ist wichtig, finde ich.
Die Familie war eingeweiht und kaufte Zubehör bzw. gab Geld. Mit einer Freundin suchte ich über eBay nach Tieren und fand zwei Zwergkaninchen-Brüder, geboren Anfang Januar, aus dem Norden von Berlin. Wir reservierten sie erstmal und planten eine Übergabe ungefähr Mitte März. – Ich hatte natürlich den Plan und Wunsch, dass die Kinder eines Morgens aufwachen oder eines Tages von der Schule kommen – und die Hasen da sehen. Und ich wollte, dass das so klappt.
Mit meinem Mann, der mir half, aber nur über „die Viecher“ redete und keine Gefühlsregung zeigte, guckte ich im Internet nach Ställen. Wenn man keine Ahnung und ein begrenztes Budget hat, ist das nicht einfach. Irgendwann bestellten wir einen braunen Stall mit zwei Etagen – und alles Besprechen und Liefern klappte, ohne dass die Kinder etwas merkten.
Genau in der Zeit setzte sich Liam zum ersten Mal so richtig in den Kopf, ein Haustier haben zu wollen. Ist doch verrückt! Er fuhr sogar mit uns zu Pflanzen Kölle, um da sofort ein Meerschweinchen auszusuchen. „Glücklicherweise“ reichte sein Taschengeld nicht.. und so setzte er sich in die Bücher-Ecke, um erstmal etwas über die Tiere zu lernen. Wir ließen uns nichts anmerken und zeigten uns von seinen Ideen wenig begeistert..
Der Stall wurde geliefert, mein Mann schloß sich im Arbeitszimmer ein und begann, ihn aufzubauen. An den Vormittagen zog ich mit Jari (der ja glücklicherweise noch nicht viel spricht) um die Häuser und suchte Heu und Stroh, Streu und Kräcker, ich verglich Preise, unterhielt mich mit Verkäufern und lernte und lernte.
Trotz allem Hin und Her, einigen Missverständnissen und Terminverschiebungen über die Abholung der Zwergkaninchen klappte es dann absolut perfekt und wir planten, dass ich sie am Abend vor dem Geburtstag abholte.
Zwei Tage vor dem Geburtstag, ich hatte gerade die Erstaustattung gekauft, kam mein Mann am Vormittag aus dem Arbeitszimmer und sagte: „Das ist nichts. Das ist ganz schlechtes Material, zerbrechlich und schlecht.. Da sind die Viecher sofort draussen und der Fuchs sofort drinnen.. Wir brauchen einen anderen Stall.“
Wir hatten 40 min. Zeit, bis wir die Kinder aus der Schule holen mussten. Im Internet informierten wir uns über das Rückgabe-Prozedere der Firma. Und dann fuhren wir zu OBI. Blitzschnell fanden wir einen stabilen, wunderschönen Stall, heruntergesetzt im Preis und zufällig hatten wir auch eine Rabatt-Karte dabei und sparten wieder. Der Stall war teurer als der aus dem Internet – aber wir hatten ja keine Ahnung. Und wir wollten nicht am falschen Ende sparen.
Wir fuhren nachhause, luden den Stall aus und holten die Kinder gerade rechtzeitig von der Schule ab. Mein Mann baute heimlich weiter und merkte einen deutlichen Unterschied im Material.
Ich las noch ein bißchen, holte mir letzte Tipps und lieh mir eine Transportbox aus. Nebenbei lief das Leben mit Arbeit, Schule und Geburtstagsvorbereitungen übrigens weiter.
Am Tag vor dem Geburtstag fuhr ich am Nachmittag los. Die Kinder wunderten sich nicht besonders – vor den Geburtstagen ist es ja irgendwie immer ein bißchen sonderbar.
Es regnete und stürmte – und die Straßen waren auf Grund des BVG Streiks ziemlich voll. Ich war so lange unterwegs!
Mit meinem Mann hatte ich ausgemacht, dass die Kinder schon in den Betten liegen sollten, wenn ich kam – denn wir wollten die Tiere ja irgendwie heimlich in den Stall kriegen.
Es war komisch, zum ersten Mal allein mit den zwei Tieren im Auto zu sitzen.. aber die Babys waren sehr ruhig und wahrscheinlich genauso unsicher.
Ich kam zuhause an, parkte das Auto und schlich mich ins Haus. Durch den Regen trugen wir den Stall vorsichtig vom Haus in den Schuppen. Er passte gerade so! Ich holte Heu und Stroh und versuchte, im Dunkeln so gut es ging, das neue Zuhause gemütlich zu machen. Mein Mann schraubte das Dach an und verschwand im Haus. Er wollte die Tiere nicht einmal sehen.
Dann holte ich die Transport-Box und setzte die Tiere vorsichtig ab. Haach, sie waren so klein und ängstlich. Verkrümelt und verkuschelt in einer Ecke ließ ich sie in Ruhe, legte noch eine Möhre in den Stall und verschloß alle Türen, die es gab. Diese Füchse hier machen mir wirklich Angst und ich hoffe, dass wir ihnen immer einen Schritt voraus sind.
Der Schuppen war also zu und die Kinder konnten in Ruhe aufstehen, Geschenke auspacken, frühstücken und zu Schule gehen – ohne etwas zu merken. Sobald sie weg waren und ich meinen ersten Kaffee getrunken hatte, flitze ich in den Stall. Die Zwergkaninchen waren noch da!
Mein Mann bereitete den Boden vor, auf dem sie stehen sollten und wir trugen den Stall an den richtigen Platz.
Ich nahm allen Mut zusammen und hob einen Hasen heraus, um ihn Jari zu zeigen – und ich glaube, das Herz meines Mannes hat sich in dem Moment geöffnet 😉
Der Stall steht genau vor dem Wohnzimmerfenster, was tief unten ist und von nun an werden die Kinder wahrscheinlich an diesem Fenster stehen und gucken. Und ratet mal, wer seit dem nie mehr das Wort „Viecher“ gesagt hat! Es heißt jetzt alle paar Minuten: „Jari! Wo sind die Hasis??“
Je näher der Schulschluß kam, desto aufgeregter wurde ich! Der große Moment. Auf den ich so lange gewartet hatte.
Wir holten die Kinder von der Schule ab, mein Mann saß mit laufender Kamera im Wohnzimmer… und filmte.. und filmte. Die Kinder sprangen herum, schauten Geschenke an – SIE BEMERKTEN EINFACH NICHTS. Zwischendurch verschwanden sie sogar in ihren Zimmern!
Irgendwann war nur Emilian da und wir bewegten uns während des Gesprächs einfach immer mehr Richtung Fenster, bis er dann endlich irgendwann stehen blieb, wie erstarrt: „Öh! Was ist das denn?“ – Und der nächste Satz: „Soll ich mal Liam holen? Ich hol mal Liam!“
„Aber verrate ihm nichts“ rief ich hinterher.
Liam kam und suchte im Wohnzimmer nach „einem neuen Geschenk“ und nach ein paar Sekunden stand er am Fenster und schaute hinaus. Ein langes verzücktes „Oooooo!“ war zu hören und in der nächsten Minute hatten drei Kinder Jacken und Schuhe an und waren im Garten verschwunden.
Und die nächsten Momente waren ganz besondere Momente.
Der zurückhaltende Emilian, der leise sagt „Ich wollte das eigentlich gar nicht..“ sucht sich das schöne ruhige Kaninchen aus. Er nähert sich langsam, redet leise mit seinem Tier und es frisst das erste Gemüse aus seiner Hand.
Und dann ist da Liam. Laut und platzend vor Liebe und Aufregung. Er sucht sich den Hasenbruder mit den weißen Ohren aus, den mutigen frechen der beiden. Er streichelt und redet und hopst und füttert – und wir müssen ihn fast aus dem Stall ziehen und ihn ab und zu ins Haus holen, damit seine Jacke trocknet und die Hasen mal eine Pause bekommen. Er liest ihnen sein neues Buch vor, er redet mit ihnen, damit sie seine Stimme kennen lernen und er vergisst alles um sich herum, wenn er am Stall sitzt.
Ich bin so gespannt!
Ich hoffe, dass wir alle schnell und gut lernen, was wir lernen müssen. Ich bin froh, dass es neben dem verrückten und bunten Futter auch ganz einfache Snacks und Tipps aus unserem Alltag gibt.
Ich hoffe, dass die Zwergkaninchen sich schnell an uns und den Stall gewöhnen und die Kinder eine Beziehung zu ihnen aufbauen. Ich hab mich sehr über Liams Reaktion gefreut.
Die Namen werden noch ausgesucht. Ich berichte euch!
Ich hoffe wirklich von ganzem Herzen, dass niemand vor Schreck einen Fehler macht, den Stall offen lässt, ein Tier fallen lässt, den Fuchs herein lässt, das Futter vergisst… einerseits denke ich „Es sind nur Tiere.“ – andererseits möchte ich, dass sie es eine Weile gut bei uns haben.
Habt ihr Tipps für uns?
Ich nehm alles.
Auf jeden Fall: Wir habe jetzt Haustiere!