Beide Kinder sind krank, haben feuchte Nasen und husten hier rum.
Mich hat heute eine Blasenentzündung gequält und irgendwie sind wir alle nicht frei von Erkältung.
Aber wir haben es geschafft!
Mein Mann hat Urlaub, wir haben alle Geschenke… wir sind gut drauf?
Ja, wir freuen uns sehr auf Weihnachten, auf das Besondere, auf die Familie, auf die Geschenke, auf die gegenseitige Freude, auf Gespräche, Essen, Spaß, Urlaub…
Aber genau so, wie die Vorfreude bei uns allen steigt, steigt irgendwie auch Angespanntheit oder Druck oder … ?
Emilian hatte gestern und heute ein paar Trotzanfälle, wie sie im Buche stehen. Am schlimmsten wurde es, als wir bösen Eltern beschlossen, nochmal spazieren zu gehen und unser krankes Kind bei 0°C zwangen, einen Schal umzubinden.
Wenn dein eigenes Kind vor dir steht und schreit und weint und strampelt und brüllt und hustet und würgt, dass du dich um seine Gesundheit sorgst, dann… dann ist das anders, als als Mutter oder Erzieherin von den Trotzphasen zu lesen!
Ich war erschrocken, wie mich das getroffen hat.
Mein kleines Baby brüllt mich plötzlich an?
Ich schiebe das bei Emilian jetzt auf die Krankheit und denke immernoch, dass wir da irgendwie gut durchkommen. Er lässt sich nämlich gut ablenken, er kann gut sagen, wie es ihm geht und er kann sich gut mitteilen. Sobald ihn irgendetwas bedrückt, sagt er: „Ich bin traurig.“ und wiederholt es immer und immer wieder, damit alle Welt Bescheid weiß. Aber das klingt lieb und ehrlich – besser, als beschimpft oder angelogen zu werden. Und urplötzlich, ohne Grund für uns,
sagt er: „Ich bin wieder fröhlich!“ Der schönste Satz…
Ich mache mir dann Gedanken, ob wir alles richtig machen, ob sich unser Leben jetzt für immer ändert, weil unsere Kinder anspruchsvoller werden, ob wir jetzt auf alles geachtet haben… Und mein Mann sagt ganz locker:
„Ach, ich find’s gut, dass er wie alle anderen Kinder mal so austickt..“
Hmm…
Wir achten darauf, in Einigkeit zu erziehen, konsequent und locker, freundschaftlich und streng, sportlich und logisch, gerecht und lieb.
Wir versuchen es.
Wie alles andere im Leben hat so eine Trotzphase auch Vorteile.
Emilian stößt an Grenzen, lernt, entwickelt sich und wird erwachsen.
Es ist so scharf, wenn er versucht, uns mit Gesichtsausdruck und Stimmlage nachzuahmen und wir das aber nicht merken sollen. Er sorgt sich um Liam, er ist unglaublich hilfsbereit – und dann stolz, wenn wir ihn loben und er hat immer öfter mehr drauf, als wir ihm zutrauen.
Gestern suchte ich im iPhone nach neuen Apps für ihn. Es gab einige mit Weihnachtsliedern und ich sah sie mir an, weil Emilian kaum Lieder zu Weihnachten kennt. Aber „Oh Tannenbaum“ singt er gern.
Die eine Apps hatte tatsächlich sein Lied zum Mitsingen und so ließ ich ihm die App zum Spielen und Zuhören.
Gestern hatten wir ein paar Freunde zu Besuch, Emilian spielte im Nebenzimmer mit dem iPhone. Wir redeten mit den Gästen und irgendwann schlug eine Frau vor, ein paar Weihnachtslieder zu singen. Wir tauschten uns aus, welches das sein sollte, da kam Emilian mit dem iPhone und (das war schonmal ein mutiger Auftritt, den ich ihm nicht zugetraut hätte) platzte mitten in unsere Gerede:
„Ich habe auch Weihnachtsliedern.“ Niemand hörte so richtig zu, aber plötzlich schallte „Oh Tannenbaum“ aus Emilians Richtung in den Raum – und die Leute begannen sogar, mitzusingen!
Morgen werde ich mit Emilian die Geschenke einpacken und ich hoffe, dass er nicht vorher erzählt, was drin ist. Ich werde auch seine Geschenke einpacken und ich kann es kaum erwarten, ihn beim Öffnen aller seiner Geschenke am 24., 25. und 26. Dezember zu sehen! Ich wünsche mir, dass wir trotz Krankheit, Genervtheit und Trotzigkeit die feierliche Stimmung hinkriegen und dass Emilian von den Feiertagen begeistert und nicht überfordert wird. Ich bin auch gespannt, wie er mit der neuen Situation umgeht, dass Liam plötzlich auch eigene Spielzeuge haben wird..
Liam rutscht mit Vergnügen rückwärts durch das Haus, stellt sich gern mal auf alle Hände und Füsse und kommt inzwischen irgendwie auch vorwärts voran. Er ist soooooo zufrieden, wenn kein Bauch- und Zahnschmerz ihn quält – und das war in den letzten Tagen so. Er streckt immer wieder beide Ärmchen hoch und grinst, wenn wir „So grooooß ist Liam!“ sagen. Er ist für jeden Kitzel- und Hüpf-Spaß zu haben und ich vermute fast, dass er bald Emilian mit einem kleinen Spaß trösten wird – so wie Emilian ihn mit kleinen Tricks immer wieder zum Lachen bringen konnte.