Gestern hatte ich eine Krise.
Es war heiß. Zu heiß zum Spazieren oder Einkaufen. Die Kinder waren schlapp und gelangweilt und haben gestritten. Dass meine eigenen Kinder sich streiten und sich weh tun, tut mir auch weh. Und ich kann sie in einem Moment anbrüllen – und im nächsten Moment muss ich schon wieder über sie lachen. Warum ist das so??
Emilian möchte irgendetwas spielen und Liam stört. Dann sucht sich Liam irgendwas anderes – und Emilian stört. Liam schreit, übertrieben laut. Emilian bekommt Ärger. Emilian wehrt sich. Liam schreit…
Es hat eine Weile gedauert, bis sich beide Kinder einigermaßen friedlich beschäftigt haben.
Ich habe mich in der Zeit auf die Wiese gesetzt und Fotos gemacht…
Und ich habe mich gefragt, wie das werden soll, wenn die Kinder älter sind? Wenn nicht mehr nur ein Wasserschlauch ausreicht, um sie stundenlang zu beschäftigen? Wenn sie Freunde treffen und einladen möchten? Wenn sie unterhalten und beschäftigt werden wollen?
Aber es hilft nichts. Ich muss abwarten und dem Satz „Man wächst mit seinen Aufgaben“ glauben.
Heute.. ist es nicht kühler. Aber heute bin ich glücklich!
Emilian ist im MiniClub. Wir sind entgegen meiner Einstellung, das Auto an solchen Tagen stehen zu lassen, mit dem Auto gefahren. Weil ich dann mehr als 20 Minuten mehr Zeit hatte und meinen Kindern und mir einen Tagesanfang ohne Stress und Eile geben konnte. Es hat funktioniert und ich bin froh darüber!
Im Auto sagte Emilian zu mir: „Mama, du bist ein schönes Mädchen!“ Der Tag ist gut!
Um 10:30 Uhr hatte ich einen Termin mit der Leiterin des Kindergartens, in den Emilian ab August gehen wird. Informations-Bombe!
Ich habe hier viele Zettel, muss alles lesen, muss 12x unterschreiben, muss meinem Mann alles erklären (das ist sogar auch ein Vertragspunkt: Wir Erziehungsberechtigte bevollmächtigen uns gegenseitig zur Entgegennahme aller Papiere und zum Austausch der Informationen, damit das die Kita nur einmal pro Familie tun muss.) und die Zettel zurückbringen.
Mein Kind kommt in den Kindergarten!!!
Ich weiß nicht, ob ich meine Gedanken hier schonmal geteilt habe.
Ich bin Erzieherin. Ich bin Mutter. Mein erstes Kind kommt in den Kindergarten.
Noch Fragen?
Ich hatte viele Fragen: Kindergarten ja oder nein? Ab wann? Wohin? Warum? Mit wem? Ja oder nein? Halbtags? Mit oder ohne Mittag? Kindergarten trotz baldigem Auflandsaufenthalt? Und danach?
Wir haben uns eine Kita angeguckt, weil sie bei uns in der Strasse ist. Ich kann mich noch an das halb-spontane Telefongespräch im Januar erinnern, bei dem ich nach einem freien Platz gefragt habe. Und an die erschrockene Email danach an Mann und Mama. „Ich habe Emilian eben für den Kindergarten angemeldet!!!“
Wir bekamen sofort einen Platz.. das ist ein Wunder in Berlin.
Emilian kommt mit seinem Freund in eine Gruppe. Ich habe ihn zum Mittag angemeldet, obwohl sein Freund vor dem Mittag abgeholt wird, obwohl Emilian nicht sooo gut isst und obwohl ich dann irgendwie für Liam und mich extra koche. Und im Frühjahr, vor unserer Reise, muss ich den Platz dann eben kündigen und hoffen, dass wir wiederkommen dürfen, wenn wir zurück sind.
Die Kita-Leiterin hat hier einen Extra-Absatz verdient!
Sie ist so toll und sie gibt mir das Gefühl, die Kita hätte nur auf Emilian gewartet, um vollständig zu sein. Mütter brauchen sowas. ICH brauche sowas!
Für Liam hatte sie eine Spielkiste im Büro. Und als ich mich zu ihm auf den Boden setzte, weil er quengelte, setzte sie sich einfach mit allen Unterlagen zu uns auf den Boden und redete weiter!
Wo gibt’s denn das? Ich hab das früher in meinem Erzieher-Büro nicht gemacht…
Auch mit Liam hat sie toll gespielt, hat ihn uns unterbrechen lassen und fragte, ob auch er dann in den Kindergarten kommen würde. Und einfach ihre Art, ihre Freundlichkeit mir und den Kollegen gegenüber, ihre Entspanntheit und ihr Entgegenkommen hat mir als kritische Erzieherin und besorgte Mutter so gut getan!
Ein Formular beschäftigt sich mit Emilian. Mit Allergien, mit Vorlieben und Abneigungen, mit Ideen, ihn zu trösten.. Das fühlt sich so gut an. Ich bin auf die Eingewöhnung gespannt! Ich weiß, dass er ängstlich sein wird, weil ein neuer Abschnitt beginnt. Aber ich weiß, dass andere Kinder, dass die Angebote, die Abwechslung und das Neue ihm gut tun werden.
Und er wird über sich hinaus wachsen – schneller, als ich ahne!
Auf dem Weg nachhause traf ich unsere Nachbarin und erzählte ihr von meinem Holunder-Diebstahl. Sie wusste weder, dass sie Holunder im Garten haben, noch kannte sie Holunder richtig („Ausser in Bionade oder so…“) Meine Idee, ihr ein Glas zu schenken, fand sie süß und dann sagte sie: „Bedienen sie sich ruhig..“
Das sind meine Kleinigkeiten, die den Tag schön machen.
Solche Kindergartenleiter sollte es öfter geben.