Wir sind zur Zeit ohne Auto (lange Geschichte) und ich bin gestern und heute wirklich mehrmals von A nach B und C gelaufen. Dabei habe ich mir so gedacht, wie gut ich eine Mutter doch den Tag so für ihr Kind planen kann. Davon hängt vieles ab! Draussen sein hilft gegen Langeweile, Bewegung tut gut, Freunde treffen und Neues lernen – aber nicht zu viel auf einmal. Ablenkung, Stadt kennenlernen, lernen unterwegs zu sein… Und ich fand, dass wir das zur Zeit ziemlich gut hinkriegen. Ja, das liegt auch an dem sehr guten Wetter und an den 6 festen Terminen, die Emilian in jeder Woche hat. Aber da bleibt noch viel Zeit vorher und nachher…
Gestern waren ab zehn Uhr zwei Müttern mit ihren Kindern zu Besuch. Währenddessen habe ich unser Auto zur Werkstatt gebracht und bin mit Liam zum Kinderarzt gelaufen, um eine Impfung abzuholen. Die bekamen wir nicht, weil Liams Impfpass in Emilians Untersuchungsheft lag…
Am Nachmittag wurde Emilian zur Musikschule abgeholt und ich erledigte mit Liam einen Einkauf und einen Besuch beim Bücherbus.
Heute schliefen die Jungs verhältnismäßig lange, aber weil sie in der Nacht einmal wach waren, ließ ich sie. Wir kamen zu spät zum MiniClub, hatten aber einen tollen Spaziergang dorthin. Das sind immerhin 1,7km und Emilian liebt es, sie mit seinem Laufrad zu flitzen. Hier ein Müllauto, dort ein heruntergefallenes Vogelei und ein Mann, der seine Hecke schneidet… Nach dem Frühstück mit Liam und einer kleinen Spiel- und Internet-Pause machten wir uns wieder auf, einzukaufen, eine Mütze umzutauschen und die Impfung nun abzuholen. Liam weinte und litt, aber er war schnell wieder ruhig. Zuhause warteten wir auf Emilian, aßen Mittag, Liam bekam seinen lang erwarteten Mittagschlaf und Emilian und ich ruhten aus, lasen und spielten im Garten.
Ich überlege jeden Tag hin und her, ob Emilian noch Mittagsschlaf machen soll, oder nicht.
Einerseits schläft er fast immer, wenn er liegt. Andererseits genießt er auch so die Pause, alleine oder mit mir, und schläft ohne Mittagsschlaf am Abend deutlich besser ein.
Wir hatten heute um 17:15 Uhr einen Termin bei einem Kinderchirurg. Beide Jungs hatten von der Kinderärztin eine ähnliche Diagnose bekommen und das musste untersucht werden. Dass wir erstens ohne Auto in einen fremden Stadtteil mussten und zweitens ein Chirurg die Kinder angucken sollte, ließ mich nicht ganz in Ruhe. Wir fuhren mit Bus und S-Bahn, es war heiß und voll, die Kinder ware quengelig, aber wir haben es gut geschafft. Eine Freundin traf uns dort und kam mit zum Arzt, weil mein Mann nicht konnte.
Praxis, Schwester und Arzt waren höchst freundlich, auf Kinder eingestellt und machten uns den Arztbesuch so angenehm wie möglich. Liam ließ den Doktor nicht gern an sich ran – nach der Impfung konnte ich das auch verstehen. Emilian war auch ziemlich geschafft, aber als ich ihm flüsternd ein Eis versprach, ließ er sich auch angucken. Beide Diagnosen erwiesen sich als falsch und erleichtert verließen wir gegen 18:00 Uhr die Praxis. Unsere Freundin verabschiedete sich wieder und wir stiegen in die Bahn. Ich stellte fest, dass mein Mann auch gerade auf dem Weg nachhause war, und wir verabredeten uns zum Eis essen. Emilian wünschte sich ein blaues Eis und sprang tanzend über die Strassen: „Ich kriege eine fette blaue Kuuuugel, ich kriege eine fette blaue Kuuugel…“
Auf dem Weg zum Treffpunkt fiel mir aber ein, dass wir alle neue Passfotos machen lassen wollten – und zwar dort, wo wir gerade waren. Also, kurze Planänderung: Treffpunkt am Fotostudio.
Vor dem Studio mussten wir warten und das alles erinnerte mich sehr an einen Tag vor ungefähr einem Jahr….
Diesmal planen wir einen mehr-monatigen Auslandsaufenthalt im nächsten Jahr (andere Geschichte) und sowas wie Flug und Visum und so muss erschreckend früh bedacht werden!
Wir saßen also mit den beiden verschwitzten, auf ein versprochenes Eis wartenden Kindern vor diesem Studio und… warteten. Auf der Theke des Fotografen stand ein großes Glas mit Bonbons und das hat uns gerettet. Zwischenzeitlich waren beide Jungs im Nachbarladen der Sparkasse verschwunden und obwohl es dort deutlich kühler war, holte ich sie schnell zurück. Etwas später kam ein freundlicher Sparkassen-Mann mit zwei süßen Geschenken zurück.. Es gibt immer wieder so Momente, die mir ohne Kinder nie.mals passieren würden.
Eine sehr freundliche Fotografin holte uns, wies uns ein, machte zack-zack und mit guter Laune supertolle Fotos von Papa, von Mama, von Emilian und von Liam, von uns vieren, von beiden Jungs… haaach!
Emilian, mit seiner immer wieder plötzlich eintretenden Schüchternheit, rutschte und zappelte da auf dem Stuhl rum und machte überhaupt kein akzeptablen Gesichtsausdruck für ein Passfoto – obwohl ich wirklich peinlich hinter der Fotografin umher hüpfte und Faxen machte. Als ihm dann aber vor lauter Verlegenheit sein Theken-Bonbon aus dem Mund rutschte, entspannte die Athmosphäre sofort und es entstanden tolle Fotos!
Es war irgendwie sehr spät geworden und Papa musste zu einem nächsten Termin weiter. Also warteten wir drei auf das Ausdrucken und Schneiden der Fotos und suchten uns dann den erstbesten Eisladen. Einmal blau für Emilian und einmal After Eight (Lieblingseis) für mich und Liam – und plötzlich saßen beide müden Kinder glücklich und ruhig im Wagen, es war 19:30 Uhr, die Sonne schien wunderbar und alles war toll!
Die Busfahrt nachhause klappte auch irgendwie, ich ließ die Jungs im Garten spielen, wir aßen noch nach 20:00 Uhr draussen auf der Terrasse und spät, aber schön müde und schön glücklich fielen die Kinder ins Bett und schliefen sofort ein.
Ich liebe meine Kinder, wenn sie gut drauf sind, wenn sie gut mitmachen, mitdenken, wenn sie sich ab und zu trotz Genervtheit für einen Spaß hinreissen lassen – und wenn sie spontan sind und Planänderungen zulassen.
Das war ein schöner Tag!