Kinder haben Phasen, Wachstumsphasen. Während dieser Zeiten kann man jegliches Gejammer, Gequengel, Unwohlsein und anders-sein auf das Wachsen schieben. Haben Mütter sowas auch?
Den sogenannten Babyblues hat frau angeblich nur beim ersten Kind, aber manchmal hätte ich gern auch eine schuldige Phase, auf die ich mein Unwohl-Sein und meine Unzufriedenheit schieben kann!
Kann ich irgendwann wieder durchschlafen?
Kann ich irgendwann wieder ohne Babytrage einkaufen, spazieren, Staub saugen?
Kann ich irgendwann wieder alleine mit meinem Mann ausgehen?
Kann ich irgendwann wieder ohne Still-Utensilien unterwegs sein?
Wie lange muss ich noch zwei Sorten Windeln kaufen?
Wann kann ich wieder in der Badewanne liegen, ohne vorzeitig auszusteigen, weil das Baby weint?
Wann kann ich die Zeitschriften lesen, die sich stapeln und auf mich warten?
Übrigens: Die Mama-und-Kind-Zeitschriften sind interessant und hilfreich, aber manchmal so unrealistisch. Die Frauen auf den Fotos, die für die Traumfigur nach der Geburt und für gute Ernährung werben, sehen nicht so aus, als hätten sie irgendwann mal keine Traumfigur gehabt..
Und dass Babys Bauchschmerzen normal sind und viele Kinder quälen und bald vorbei sind, hilft mir auch nicht, wenn es 3:00 Uhr nachts ist, der Kopf weh tut und das Geschrei nicht mehr auszuhalten ist.
Man sagt, nach 3 Monaten wird alles besser. Der arme 15. Juni.. er wird wohl meine hohen Erwartungen kaum erfüllen können.
Trotz allem bin ich dankbar, dass Emilian so geduldig mit mir ist. (Davon könnte sich Liam übrigens eine Scheibe abschneiden…) Emilian wartet morgens auf uns, wartet aufs Essen und wartet meistens, wenn alles andere etwas länger dauert.
Er hat schnell aufgehört, uns auszutesten und bockig zu sein, meistens ist er wirklich lieb und spielt schön.
Seine Sätze und Bemerkungen sind unglaublich und bringen uns oft zum Lachen.
Heute spielte er oben, ich hörte irgendetwas umfallen, hoffte, dass nichts Schlimmes passiert ist und machte mir keine Gedanken mehr darüber. Dann kam Emilian zu mir ins Wohnzimmer, atemlos und ganz aufgeregt suchte er nach den richtigen Worten: „oben – Scheppertonne“.
(Seine Omi sagt manchmal „Mama ist eine Scheppertonne“, wenn ich in der Küche irgendwie laut klappere.. für Emilian heißt dieses Wort scheinbar, dass etwas runtergefallen ist.) Sein nächstes Wort hieß „reparieren“. Ich ahnte nichts Gutes und fragte: „Ist oben etwas kaputt gegangen?“ Er sagte: „Nein.“
Ich ging nach oben ins Bad, er folgte mir. Auf den ersten Blick war nichts zu sehen. Emilian zeigte auf die Badewanne und ich sah, dass ihm zwei Shampooflaschen vom Rand in die Badewanne gefallen sind…
Vor kurzen, an einem warmen Tag, fragte ich Emilian:
„Möchtest du einen Kakao trinken?“
Und er antwortete: „Aber draussen.“
Oder: Er war nicht zu sehen, ich rufe: „Emilian, was machst du?“
Er kommt aus dem Schuppen, strahlt und ruft: „Emilian spielt. Schuppen. Eimer!“
Und wenn er dann einfach so vor sich hinplappert und sagt: „Wir lieben uns!“, kann es doch keinen einzigen Grund für Traurigkeit mehr geben!
Ich merke, dass viele Sorgen und schwere Gedanken kommen, wenn es abend wird, wenn der Tag vorbei ist, wenn ich müde und geschafft bin.
Vielleicht sollte ich aufhören zu denken, sobald es dunkel wird…