Ich habe mich gefragt, ob es mit den größer werdenden Kindern auf dem Blog weniger zu berichten gibt. Oder ob ich weniger Zeit für den Blog habe. Oder ob es nicht mehr genug Abwechslung gibt. Kleine Kinder, kleine Sorgen – große Kinder, große Sorgen? Die Antwort weiß ich noch nicht.
Ich stelle aber fest, dass ich weniger über uns schreibe. Oder weniger über die Kinder, was sie so tun und lassen. Das könnte ich ja mal wieder öfter tun.
Wir alle genießen unsere Familienzeiten und den Alltag, der sich im neuen Jahr so eingependelt hat. Kita-Vormittage in der Woche und ruhige Wochenenden. Pancake-Frühstück am Samstag, Gottesdienst am Sonntag. Cousinen-Tausch am Mittwoch. Die große Cousine ist mit Emilian in dem einen Haushalt und Liam mit der kleinen Cousine im anderen Haushalt. Die Großeltern übernehmen zum großen Teil die Fahrdienste und das Unterhaltungsprogramm. Ich habe oft die beiden Kleinen bei mir und es ist so schön zu sehen, wie sie – ganz frei und kreativ – mal ohne die jeweils größeren Geschwister spielen.
Ich merke, dass wir alle vier mehr nebeneinander als miteinander durch die Nachmittage wuseln.
Ich bin in dieser Woche nicht ganz fit, habe Kopf und Hals und brauche mehr Schlaf, aber das ist wirklich die einzige Krankheit, die wir bis jetzt in diesem Winter auf die Liste schreiben würden. Wie ist das möglich? Dieser Blog ist voll von Krankheits-Posts aus den letzten Jahren.. Ich bin so dankbar, dass die Jungs gesund sind. Sollte Kalifornien etwas damit zu tun haben, möchte ich gern einmal im Jahr dort hin. Überhaupt finde ich, dass jetzt mal wieder so 3 oder 4 Wochen Kalifornien dran wären. Die Sehnsucht ist wirklich da. Und die Sonne ist auch da. Hier allerdings auch, manchmal. Ich liebe die ersten Frühlings-Zeichen und meine Finger jucken, um die Fenster zu putzen oder die Terrasse aufzuhübschen. Geduld!
Immer mal wieder frage ich mich, ob es an der Zeit wäre, in den Beruf zurückzugehen. Ich lese, wie viele Erzieher gesucht werden und weiß um unsere persönliche Situation. Aber mein Herz sagt, dass es noch nicht soweit ist. Auch, wenn die Jungs selbständiger werden, sollen sie eine Mama haben, die Tag und Nacht für sie da ist und die sie nicht mit anderen teilen müssen.
Mein Mann setzt viel Zeit und Kraft und Energie für unsere Kirche Mavuno Berlin ein. Seit unserer Rückkehr im April haben sich einige berufliche Optionen gezeigt. Bis jetzt konnten wir als Familie noch keine feste Entscheidung aus ganzem Herzen treffen. Wir sind sehr dankbar für einen Staat, der uns da aushilft. Gestern haben wir „Fun with Dick and Jane“ gesehen. Kennt jemand den Film mit Jim Carrey? Beide Ehepartner verlieren den Job und rauben letztendlich Banken aus, um zu überleben. Danke Deutschland, dass wir unterstützt werden. Die Zeit wird allerdings doch irgendwann knapp und wir beten um den richtigen Platz, an dem wir beide oder einer von uns mit Herz und Leidenschaft investieren können.
Emilian ist groß geworden. Manchmal steht er vor mir, sagt schlaue Sachen und ich frage mich, wann er so groß geworden ist. Er ist ein richtiges fast-Schulkind. Das freut mich riesig, denn für die Schule wird er Mut und Selbstbewusstsein brauchen. Er ist inzwischen der größte und der älteste in der Kita-Gruppe, was dazu führt, dass er deutlich weniger Frust und Schmipfworte mit nachhause bringt. Seine ruhige und ausgeglichene Art wird sehr geliebt. Zu den 5 Jungs in der Gruppe kommen 8 Mädchen, von denen viele 1 oder 2 oder 3 Jahre alt sind. Emilian ist bei allen beliebt und wenn er beim Abholen nach der Mittagspause kurz in die Gruppe flitzt, („Ich muss noch L. Tschüß sagen!“) einem noch schlafenden Mädchen die Nase stupst und dann auf meinen Arm springt, dann fließt mein Herz über. Er fängt mit Lego an, er schreibt erste Worte und er ist überhaupt sehr süß und schlau. Eine Mama muss sowas über ihren Sohn sagen 🙂 Am Wochenende gehe ich zum ersten Mal mit ihm ins Kino. Wir wollen den „Heidi“-Film mit meiner Schwester sehen. Ich bin sehr aufgeregt und gespannt und auf alles gefasst. Aber meine Güte, es ist toll, so ein großes Kind zu haben! Er wird bald sechs…
Liam ist noch immer mit Abstand der fröhlichste und der lauteste von uns allen. Sein Lachen steckt jeden an. Er lacht über sich, über uns, über eine Geschichte, über einen Film oder einfach mal so. Er ist inzwischen so ganz ohne Windel und somit ein richtig großer Junge. Seit ein paar Wochen kommt er in jeder Nacht irgendwann in unser Bett getippelt, aber er schläft dann fest ein und ich liebe es, ihm diese Geborgenheit geben zu können. Liam hat einen ganz festen Platz in seiner Kindergartengruppe, die aus 9 Kindern besteht. Von den 6 Jungen und 2 Mädchen hat er sich ein 5jähriges Mädchen ausgesucht, um sie als Erste mal zu sich nachhause einzuladen. Das kleinere Mädchen ist 1 Jahr alt und eine Freundin der Familie. Wir holen sie ab und zu mit aus der Kita ab und unsere Jungs verehren sie.
Liam spielt gern mit Playmobil-Welten, aber seine größte Leidenschaft ist die Musik. Gitarre, Radio, Klavier, auf der Couch dancen – das ist Liam. Seit wir eine Zirkus-Show im Fernsehen gesehen haben, zieht er sich ab und zu bis auf die Unterwäsche aus, um „Übungen“ zu machen.
Liam hinterfragt die Welt und uns, er liebt seinen „Süßigkeiten-Teller“ in der Mittagspause, er liebt sein Laufrad und er liebt seinen großen Bruder, mit dem er toben, pupsen, gackern, das Kinderzimmer umräumen und Pläne für das Leben schmieden kann.
Die Pläne, die wir schmieden, haben mit den Geburtstagen der Kinder zu tun, mindestens 4 Hochzeiten warten in diesem Jahr auf uns und ein großer Augenblick wird die Einschulung im September sein.
Die unsichere Lage der vielen Menschen in der Welt und in Berlin um uns herum, macht uns dankbar für das, was wir haben. Gerade in Zeiten der beruflichen Neu- oder Umorientierung verzichten wir bewusst auf Dinge, die wir eigentlich nicht brauchen. Ich werfe schneller altes Zeug weg und schaffe Platz zum Atmen und Zeit für Freundschaften. Ein Abendessen mit Freunden, zu dem jeder etwas mitbringt, ist wertvoller als ein Candlelight-Dinner im Restaurant. Der Schatz der Bücherei hält viel länger als ein neu-gekauftes Buch.
Vielleicht ist das vorübergehend, vielleicht fällt es uns nicht immer so leicht, wie jetzt. Aber diese Erfahrungen, die wir jetzt machen, die Freundschaften, die wir jetzt vertiefen und die Zeiten, die wir jetzt genießen, sind für uns alle ein wichtiger Teil in unserem Leben.