4 Wochen Quarantäne

08. Dezember 2021

Im April 2021 saßen wir schon einmal fest in Quarantäne, zwei Wochen als Familie. Damals waren wir nur zur Sicherheit zuhause – und es war Frühling.

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November.
Und wir saßen wieder in Quarantäne.

Der Große hat sich in der Schule angesteckt. Und ich wollte euch mal im Rückblick erzählen, wie das alles so ist. Wie wir versucht haben, die Geschwister voneinander zu trennen. Wie es sich anfühlt, „es“ , das große C, plötzlich im Haus zu haben. Wie wir von einer anfänglichen Schockstarre in einen Bürokratiewahn verfallen sind. Dass auch nach fast zwei Jahren vieles unklar ist und wir dann am Ende mehr Fragen als Antworten hatten. Dass viel über Eigenverantwortung läuft (das erklärt einiges da draußen) und dass an vielen wichtigen Orten Überlastung herrscht. Trotz allem haben wir uns sicher und stark gefühlt.

Denn ich wollte euch auch erzählen, wie wir das alle genießen konnten. Wie wir aus dem kalten Herbst in eine wohlige Familien-Blase eingetaucht sind und uns mit Puzzlen, Hörspielen, Mittagsschläfchen und Lieferservice das Leben wirklich schön gemacht haben. Alles von draussen wurde still und war soo weit weg.

Inzwischen hatte sich nach einigen Tagen auch der Mann angesteckt und außer zum PCR Test wurde das Haus nicht verlassen. Die Symptome waren okay, Schnupfen hatten wir irgendwie alle. Der Große hatte Kopfschmerzen, mal einen halben Tag Schüttelforst vielleicht. Ähnlich beim Mann.
Die Schule hat versucht, die Kinder gut auf dem Laufenden zu halten, wir hatten mehrmals Überraschungs-Tüten vor der Tür, so unglaublich viele Menschen haben an uns gedacht und Hilfe angeboten und ja.. das war eine merkwürdige, wertvolle Zeit.

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Bis zum letzten Tag der Quarantäne…
Tag 14.
Feierlich haben wir uns an dem Mittwoch „für draußen“ fertig gemacht und sind extra zu Fuß ins Testzentrum gelaufen, um jeden Schritt zu genießen. Es war schön draußen! Der große Sohn sollte morgen wieder in die Schule, für die nächsten Tage hatten wir (ohne den Mann) schon vorsichtig wieder Pläne gemacht, ich hatte etwas mehr Schnupfen und dachte mir nicht viel dabei.

Nach den drei Tests (der Kleine wollte nicht und musste nicht) warteten wir zur Sicherheit eine Weile in der Sonne, um vor dem Einkauf das Ergebnis abzuwarten.

„Du bist positiv!!!“ schrieb der Mann.
Ich dachte, er veräppelt mich. Klar bin ich positiv, immer gut drauf.
Aber als ich in der gleichen Sekunde die Ergebnis-Mails vom Testzentrum bekam, und zwar nur zwei Emails.., wurde mir heiß und kalt. Mein Mann wurde zeitgleich angerufen, weil ich unsere Festnetznummer angegeben hatte und weil bei positiven Ergebnissen scheinbar angerufen wird.
Daher also diese merkwürdige Heuschnupfen-ähnliche Erkältung …

Also schnell nachhause, durchatmen, Lagebesprechung.
Die Quarantäne würde für mich und die beiden Kleinen wieder ganz von vorne anfangen.
14 Tage + 14 Tage.
Ich ließ die Kinder beim Mann und fuhr mit dem Auto zum PCR Test. Die Zeit alleine mit meinen Gedanken kam mir gruselig, aber irgendwie hilfreich vor. „Wir schaffen das! Wir schaffen das! Alles wird gut!“

Als eine der letzten vor Schließzeit konnte ich mich in die Schlange für meinen allerersten PCR Test stellen, war schnell dran und fand es weniger schlimm, als befürchtet. Die lange Anmeldeprozedur am Handy hatte ich schon zweimal für die Kinder gemacht und kannte mich aus.

Wieder zuhause herrschte aufgeregtes Gewusel. Einerseits der neue Befund, dann zum ersten Mal wieder Schulvorbereitungen für den Großen und die neue Ungewissheit über die nächsten Tage.
Außerdem hatte sich der Mittlere beim Essen machen heißes Fett ins Gesicht gespritzt. Viel Fett. Das war schlimm. Es tat unglaublich weh und sah schlimm aus. Wir haben gut und schnell gekühlt und Stand heute wird es gut verheilen und hoffentlich bald nicht mehr zu sehen sein.

Die nächsten Tage nach meinem PCR Test verbrachte ich im Bett.
Am Donnerstag, dem ersten Schul-Morgen weckte ich den Großen noch. Mit den Worten: „Ich kehre zurück in die Zivilisation!“ machte er sich fröhlich auf den Weg in die Schule.
Mir ging es nicht so gut. Ich schlief viel, hatte Schnupfen und ein Gefühl wie Heuschnupfen im ganzen Gesicht. Am Nachmittag und Abend quälten mich unglaubliche Kopfschmerzen – sowas hatte ich noch nie erlebt. Ich bin nicht wehleidig, aber ich habe selten irgendwelche Schmerzen und ich halte viel aus. Aber in dieser Nacht saß ich weinend im Bett und habe versucht, mich nicht zu übergeben – bis ich dann doch 2 Schmerztabletten genommen habe. Einigermaßen ruhig konnte ich schlafen. Der Jüngste war auch angeschlagen und lag unruhig neben mir – jede Bewegung von ihm tat mir so weh im Kopf. Den Freitag verbrachte ich mit noch einer Tablette im Bett. Der Mann brachte mir Frühstück ans Bett. Ich nahm meinen Kaffee in die Hand – und mir wurde da bewusst, dass ich nicht mehr riechen kann!

Viele an Corona Erkrankte haben davon erzählt und erstmal hört es sich nicht schlimm an, nichts mehr zu schmecken und zu riechen. Aber das ist etwas, was man kaum ausprobieren kann und was eigentlich so selbstverständlich dazu gehört – für mich war das ein kleiner Schock. Ich konnte es einfach nicht fassen. So viel gehört zum Geruch dazu – und ich bin zutiefst demütig und dankbar für Gerüche geworden! Und ja: Ich bin dankbar für einen milden Verlauf und weiß, dass Geruchsverlust auch ein Jammern auf hohem Niveau ist!

Nach dem ersten Frühstück ohne Geruch und Geschmack schnappte ich mir den Jüngsten, um mein Gesicht in seinen Hals und Haare zu stecken – kein Geruch. Kein Baby/Kleinkind/Das-ist-mein-Sohn-Geruch.. haaach, das war schwer! Er nahm es gelassen: „Jetzt kann ich dich einfach anpupsen, Mama!“

Die Kopfschmerzen hörten irgendwann auf und ich war einfach nur noch schlapp. Das mit dem Geruch musste ich immer wieder an unseren ätherischen Ölen, gebrannten Mandeln, Cremes, Deo testen… nichts. Ein ganz komisches Gefühl. Jetzt nach den ersten Wochen kommen Geruch und Geschmack gaaaanz langsam wieder.

Selbst krank fand ich die Quarantäne nicht mehr so lustig, aber ich lag viel im Bett und merkte sofort, wenn ich mich zu lange bewegt hatte. Den Haushalt machte mein Mann, die Kinder beschäftigten sich meist mit Schulaufgaben oder Spielen. Dieses Puzzle rettete uns durch die Wochen. (Werbelink) Und auch das Spiel hier – ein Klassiker, allein, zu zweit oder als ganze Familie. (Werbelink) Natürlich war es manchmal langweilig und wir haben versucht, die Bildschirmzeit zu begrenzen, aber wir konnten alle, auch die Kinder, diese Zeit gut annehmen. Es berührte mich, dass sie am Abend in den Betten sogar für die viele Familienzeit im Gebet dankten. Auch wir Eltern hatten nichts dagegen, diese dunkle Zeit da draußen für ein paar Tage zu verpassen.

Noch nie waren wir so früh mit der Weihnachtsdeko, dem Plätzchen backen und einem für den Winter aufgeräumten Garten dran. Ich habe gebastelt, gelesen, alleine Filme angeschaut, den Tiefkühlschrank abgetaut, mit Freundinnen online telefoniert und mich viel ausgeruht. Dafür bin ich dankbar und diese Ruhe und das nichts-tun-müssen habe ich an dieser Zeit sehr geschätzt.

Kurz vor Ende meiner Quarantäne, ungefähr an Tag 25 insgesamt, kam dann der Anruf vom Gesundheitsamt. Sehr freundlich und unterstützend, aber spät und nicht mehr ganz hilfreich. Wir haben unsere Eigenverantwortung ernst genommen und haben das Grundstück wirklich nicht verlassen. Unsere Quarantäne begann am 10. November 2021 und endete für die letzte Person am 05. Dezember 2021. Die beiden Jüngsten haben sich nicht angesteckt, so wir das wissen, und waren daher wirklich von Tag 1 bis Tag 27 zuhause. Ich feiere ihr Durchhalten!

Soweit ich das sehe, haben wir keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen, mit denen wir lange kämpfen werden. Ich bin dankbar für unsere Community um uns herum, ich bin dankbar für unseren Familien-Zusammenhalt, ich bin dankbar für unsere Gesundheit! Ich bin dankbar für jede Lebensmittel-Lieferung, für jede Überraschung und jedes Mitdenken von Außen. Ich bin dankbar für jeden, der sich an die Tür getraut hat, ohne Angst zu haben, ich bin dankbar für liebe Post und jeden Garten-Besuch. Ich bin dankbar, dass wir jetzt die Freiheit haben, wieder in Schule, Kita, Arbeit, Kirche zu gehen – oder uns wieder zuhause zu verkrümeln und das warme Haus zu genießen.

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