05. Mai 2020
Am 5. eines Monats möchte ich euch erzählen, was ich eigentlich so den ganzen Tag gemacht habe.
Falls jemand fragt:
„Was macht du eigentlich den ganzen Tag?“
WMDEDGT?
In dieser Nacht kommen meine ersten Corona-Tränen. Es gab eigentlich keinen genauen Anlass, es ist nichts Besonderes passiert… aber vielleicht ist es genau das: Es ist nichts passiert. Seit Wochen.
Ich brauche Menschen zum Leben, viele Menschen bringen mir viel Energie.. und das können meine 4 Männer nicht ausgleichen. Da reicht dann ein Witz, der vielleicht lustig sein sollte – oder ein Stapel Hausaufgaben – oder ein Stapel Wäsche oder sonst irgendein Stapel. Es nimmt kein Ende. Es sind immer neue Papiere, neuer Dreck, neue Streitigkeiten – und alles in unseren 4 Wänden. Seit Wochen. Das graue Wetter gibt auch noch seinen Senf dazu, obwohl ich mich mit dem Garten über jeden Regentropfen freue.
Als ich nicht einschlafen kann, plane ich also meine Corona-Party. Ich werde die Erste sein! Egal, wie dreckig das Haus wird, egal, wie viele Menschen kommen: Eines Tages werde ich wieder feiern. Mit vielen Freunden in meinem Garten.
Heute Morgen bleibe ich einfach länger im Bett. Die Sonne scheint schön, ich hab aber keine große Lust aufzustehen. Irgendwann haben der Mann und die Kinder gefrühstückt, er zieht sich ins Büro zurück und ich weiß, dass ich gebraucht werde. Ich ziehe mich an und schminke mich, einfach so, weil es mir gut tut.
In der Küche und im Wohnzimmer erwartet mich das übliche Chaos.. es hat keinen Sinn, dagegen anzukämpfen, solange wir alle zuhause bleiben. Ich esse erst ab 12:00 Uhr, also trinke ich einen Kaffee und räume ein bißchen auf und helfe den Kindern, in ihre Aufgaben zu finden. Der Große hat gestern endlich per Videoaufnahme seine Buchvorstellung fertig gestellt, was eins der größten und herausfordernsten Projekte war. Es kamen zwar gleich neue Aufgaben, aber heute kann uns nichts mehr schocken.
Grundsätzlich geraten die Kinder schneller aneinander und explodieren auch mal, aber genau so schnell ist es auch wieder vorbei. Wir lernen, gut zu kommunizieren und uns aus dem Weg zu gehen.
Der Vormittag verläuft ruhig, am Ende erledigt der Mittlere sein komplettes Mathe-Programm für diese Woche, er hat sich das kleine 1×1 fast selbst beigebracht und hat begonnen, mit Geld zu rechnen. Er ist nicht zu stoppen.
Ein Kinderspruch dazu:
Er sitzt am Tisch und soll 40€ mit Münzen und Scheinen legen.
Er malt einen 20€ Schein, dann einen 10er und einen 5er und noch mehr Kleingeld. Auf meinen fragenden Blick hin sagt er:
„Ich mach das genüsslich!“
Der Große ist ebenso im Flow und beendet sein Deutsch-Programm. Er lernt gerade Zeitformen. Die Lehrerin hat dazu einen lustigen Text geschrieben, in dem in jedem Satz ein Kind der Klasse vorkommt. Ich freue mich über solche Kleinigkeiten. Beide Jungs sind damit auf dem neuesten Stand und sogar fertig – für diese Woche. Ich gönne ihnen die Pause.
Zur Belohnung packen wir ein besonderes Paket aus, das gestern kam. Letzte Woche erst habe ich vom Berliner Büchertisch und dem Büchertaxi gelesen. Ich habe den Link geteilt – und sofort hat uns eine liebe Freundin ein Überraschungspaket vom Berliner Büchertisch schicken lassen.
Im Paket waren 4 Bücher für das Alter unserer Kinder und sie haben sich darauf gestürzt! Dankeschön! Das war in mehrerer Hinsicht für einen guten Zweck.
Zwischen strahlendem Sonnenschein regnet es immer wieder so stark, dass wir uns nicht wirklich raus trauen. Wir packen eine Geschenketüte für meinen Neffen, der am Sonntag 5 Jahre alt geworden ist. Außerdem hat die Lehrerin des Zweitklässlers ein OnlineProgramm eingerichtet, sodass die Kinder bald online lernen und sich austauschen können. Ich melde ihn an.
Der Mann bleibt im Büro und die Kinder wollen ihr Lieblingsessen machen: Kartoffelbrei und Würstchen und braune Soße. Das machen sie ganz alleine – ich brauche mich nur an den gedeckten Tisch setzen. Die kleinen Freuden des Alltags.
Mein Blick ins Chaos
Nach dem Mittag lese ich ein bißchen vor, die Kinder ziehen sich dann zurück und spielen Lern-Spiele am PC und Handy. Teilweise können die Lehrer Aufgaben vorgeben und einsehen, wann diese bearbeitet wurden. Das ist freiwillig und macht den Kindern Spaß. Wir machen sehr gute Erfahrungen mit der Anton App, Duolingo, Antolin und der Hamsterkiste. (Werbelinks) Das alles ergibt deutlich mehr „Bildschirmzeit“, als von Kinderärzten, Lehrern und sonstwem empfohlen – aber die Dosis macht’s. Solange genug Schlaf, Bewegung und Ausgleich da ist, haben wir kein Problem damit.
Als die Sonne wieder scheint, machen wir uns doch schnell auf den Weg. Wir bringen dem Cousin die Geschenketüte und ich möchte in die Kita des Kleinen, um ein Freundebuch zurückzugeben. Aber ich darf das Gebäude nicht mal betreten. Dann spielen wir eben Pokémon Go – da gibt es nämlich grad viele Neuigkeiten, die jedem Corona-Stubenhocker das Spazieren wieder schmackhaft machen.
Wir sind zuhause und es fängt an, zu regnen. Mit Hagel. Ich überlege, den Hasenstall sauber zu machen, aber ich möchte ja nicht, dass die Häschen nass werden. Wir setzen uns erstmal an den Schultisch und sortieren und räumen auf – der Große soll nämlich diese Woche einen Schwung Unterlagen zurück in die Schule bringen. Ich gebe etwas mehr ab, als gewünscht.. ich möchte das Zeug loswerden…
In der Zeit fängt der Mittlere mit seiner Buchvorstellung an und die Sonne scheint wieder. Ich setze die Hasen in den Garten und fange am Stall an – plötzlich regnet es. Egal, ich spanne den Sonnenschirm über den Häschen auf und beeile mich am Stall. Die Kinder bleiben mit draußen und passen auf. Natürlich strahlt bald die Sonne wieder, es dampft im Garten. Ich genieße es, meine Erdbeeren und Himbeeren so wachsen zu sehen.
Wir spielen ein bißchen mit dem neuen FederballSpiel, der Kleine sitzt oben im Baumhaus und wir werfen einen Ball hin und her. Als der Mann raus kommt, ziehe ich mich zurück, um Ruhe zu haben und im diesen Text zu schreiben. Ich mache mir einen Tee, weil es so kalt geworden ist. Der Mann geht mit den Jungs noch eine Runde spazieren.
Sie kommen zurück und sollen die Spülmaschine ausräumen, ein Glas fällt runter und drei barfüßige Jungs sitzen bei mir auf der Couch, während der Mann die Küche fegt. Das war’s mit der Zeit für mich.
Wir machen unser „The Voice“ PlayStation Spiel vor dem Essen an, das macht viel Spaß. Inzwischen kennen wir die Lieder gut und singen gegeneinander.
Es gibt Essen, die Kinder sind gut drauf – bis hin zu albern, wir erzählen und gackern. Wir schicken sie dann schon nach oben, damit sie noch einige Zeit in ihrem Zimmern spielen können. So haben wir unten schon Ruhe, ich kann nochmal gründlich den Küchenboden saugen und mich dann mit meinem Mann auf die Couch fallen lassen. Heute war ein besserer Tag als gestern – ich wünsche mir, dass es morgen noch besser wird!
Hier gibts die WMDEDGT Liste vom Mai.
Habt einen schönen Abend!