Das Leben schreibt die besten Geschichten – ist es nicht so?
Heute wollten wir von 10:00 Uhr bis 12:00 bei Emilians Cousine zum „Kindertreff“ sein und dann wollten wir gegen 13:00 bei einer Freundin ausserhalb von Berlin sein, um zusammen Zeit zu verbringen und Plätzchen zu backen. Wollten wir…
Kurz vor 10 Uhr saßen die Kinder im Auto, was schonmal nicht schlecht war!
Am Morgen waren beide Jungs gut drauf, ich habe noch schnell eine Ladung „gebrannte Mandeln“ gemacht, meinen Kaffee getrunken und uns alle angezogen. Den Schnee vor dem Fenster haben wir gesehen und bestaunt – irgendwie habe ich nicht daran gedacht, dass das was mit uns und unserem Auto zu tun haben könnte. Ich ging zuerst allein zum Auto, um Zeug einzupacken… das Glatteis auf der Strasse zog mir den Boden unter den Füssen weg. Als die Kinder dann im Auto auf mich warteten, ärgerte ich mich, dass wir am Abend davor nicht die Schutzdecke auf die Frontscheibe gelegt haben. Mit einem kleinen Eiskratzer kam ich da nämlich nicht weit.. Also musste ich mit eiskalten Fingern den Schnee vom Auto bürsten – Emilian saß hinter der Scheibe und amüsierte sich! Ich ließ die Lüftung laufen, um wenigsten ein bißchen warme Luft an die Scheiben zu bringen… Als die Scheibe irgendwann so frei war, dass ich mich lostrauen konnte, ging der Motor nicht an.. Ich hätte es mir denken können, bei der Kälte! Schlimmes ahnend sagte ich: „Ich glaube….“ und redet nicht weiter, weil ich nachdenken musste. Da kam von hinten: „Mama, glaubst du was?“
Ja, das Auto sprang nicht an. Ich sagte beim „Kindertreff“ Bescheid, dass wir wahrscheinlich später kommen würden. Keine Ahnung, was ich dachte, dass passieren würde. Eine Freundin vom „Kindertreff“ deren Sohn gerade schlief, kam, um uns Starthilfe zu geben. Ich war sehr froh über ihre Erfahrung, denn ich hätte allein die Motorhaube aufgekriegt.. weiter wusste ich nicht.
Vielleicht sollte man das alles mal vor dem Winter lernen…
Mit noch kälteren Fingern wählte ich die Nummer des ADAC, während die Freundin Emilian mitnahm. Auch er rutschte kurz auf dem Glatteis aus, fand es aber noch lustig. Am Telefon sagte man mir, dass ein gelber Engel in den nächsten 90 Minuten vorbeikommen würde und dass ich dann bitte draussen am Auto stehen solle. Also ging ich mit Liam ins Haus zurück und wartete. Die Müllmänner hatten heute vergessen, unsere gelben Säcke mitzunehmen – wahrscheinlich stand unser Auto ungünstig davor. Und während ich drinnen wartete, sah ich, wie Krähen an unseren Säcken pickten, um Essbares zu suchen. Arhg!
Liam schlief ein und wurde natürlich dann wach, als der ADAC-Mensch mich anrief, um zu sagen, dass er gleich da sein würde. Ich legte Liam auf den Boden und ging mit einem unguten Gefühl nach draussen auf die Strasse.
Der ADAC-Mensch war sehr freundlich, gab mir nicht das Gefühl, eine dumme kleine Frau zu sein, die nichts von Autos versteht (obwohl er Recht gehabt hätte) und erklärte mir alles, was er tat. Die Batterie hatte aber ihre besten Tage gehabt und nach einem kurzen Telefonat mit meinem Mann, der eine Minute später in einer Besprechung gesessen hätte und den ich sowieso die ganze Zeit per SMS über unser Unglück informierte, kaufte ich dem Mann auf der Strasse mit EC-Karte eine neue Batterie ab und er baute sie für mich ein. Mit der alten hätte ich heute noch fahren können, morgen wäre ich wieder stehen geblieben, sagte er und das Risiko war mir zu groß, wo ich doch heute noch eine lange Fahrt vor mir hatte.
Ich holte Liam, der – wie erwartet – laut weinend auf mich wartete und packte meine Sachen erneut ins Auto, um Emilian abzuholen. Dann fuhren wir schnell und sicher zu unserer Freundin. Weil vor ihrem Haus alle Parkplätze privat sind, parkte ich neben den Plätzen auf einem Grünstreifen. Kaum ausgestiegen wurden wir sehr deutlich und schnodderig von einer Nachbarin darauf hingewiesen, dass wir auf einer Grünfläche geparkt hätten, dass sie die Bullen holen würde und ob wir das überhaupt in Berlin auch so machen würden…. Boah!
Ich bat meine Freundin, zu uns runter zu kommen, gab ihr die Kinder und parkte das Auto um.
Meine Freundin hatte Mittag vorbereitet und Emilian beäugte es etwas kritisch. Als sie mir den Rucola-Salat anbot, sagte sie zu Emilian: „Na, Rucola wirst du wahrscheinlich auch nicht mögen..“
Da sah er uns an, hob den Zeigefinger in die Luft und sagte: „Doch, ich mag Cola!“
Am Nachmittag trafen wir uns dann mit mehreren Frauen und Kindern, Senioren und anderen Freunden in einer großen Mensa, um Plätzchen zu backen. Es lief Weihnachtsmusik, überall wuselten kleine Kinder um die Tische, die Großküche hatte Teig vorbereitet und wir saßen mit Kaffee und Kuchen an unseren Tischen und stachen mit mitgebrachten Formen Plätzchen aus. Eine geschäftige, feierliche, warme, familiäre Stimmung, wie in einer großen Weihnachtsbäckerei.
Liam schlief im Autositz neben uns, Emilian spielte mit Eisenbahn-Ausstechformen, naschte, besuchte die „Männer“ in der großen Küche, nahm Kontakt mit anderen Kindern auf und war glücklich! Beide Kinder haben so gut mitgemacht. Am Ende wurden wir von Papa abgeholt, der nämlich dort auf dem Gelände auch arbeitet, nahmen eine volle Tüte Kekse mit und fuhren nachhause. Beide Kinder schliefen im Auto ein. Das tat gut, nach so einem Tag!
Ich habe in diesem Jahr leider keinen Schuh von Emilian in irgendwelchen Läden abgeben können, weil ich morgen nicht da bin, um ihn abzuholen. Wir werden bei Oma und Opa sein und ich weiß, dass Emilian nicht mit „leeren Schuhen“ zurückkehren wird – trotzdem wollte ich wenigstens eine kleine Aufmerksamkeit für ihn haben. Weil die Kinder schliefen, hielten wir also schnell bei dm. Doch ich hatte vergessen, dass es dort kein Spielzeug gibt – also bekommt Emilian Badeutensilien, Traubenzucker-Bären und Luftballons.
Auch am Abend waren beide Kinder gut gelaunt, Emilian hat viel gespielt und gelacht. Und wir haben jetzt einen ruhigen Abend!