Szenen aus unserem Alltag 2

Ich finde diese Überschrift ganz passend. Dann kann ich einfach alles, was mir durch den Kopf geht, was wir erlebt haben und was nicht in eine andere Kategorie passt, aufschreiben.

 

* Hinter uns liegen vier volle Tage Sommerbibelschule. (Vacation Bible School, VBS)
An den vier Tagen gab es für vier Stunden (8:30 Uhr – 12:30 Uhr) ein absolut perfekt durchgeplantes Programm. Der Hauptteil galt den Schulkindern, wir liefen mit den 0-4jährigen so halb nebenher.. Am Anfang war ich völlig überfordert! Meine Kinder auch. Es war einfach überwältigend. 2200 Kinder und 1300 Mitarbeiter! Ohne die verschiedenfarbigen Halstücher hätten wir unsere Kinder niemals in der Masse behalten können. Nicht ganz so viel Wert wurde auf Pädagogik gelegt. Die Hauptsache war: Die Gruppe bleibt zusammen und hat Spaß! Dass die 2jährigen völlig überfordert waren, ihre Mamas vermissten, die Musik zu laut fanden und mit zu vielen fremden Leuten unterwegs waren, war nicht so schlimm.  Mich hat es anfangs umso mehr belastet. Aber das wurde dann meine Aufgabe: Ein bißchen Mama für alle sein – in allem Gewusel. Keine Frage, dass ich großen Respekt vor den Machern hinter der VBS habe. Dass bei 2200 Kindern an 4 Tagen keine Langeweile aufkam, sondern sich die Angebote noch toppen, muss man erstmal hinkriegen. Die Kirche hat keine Kosten und Mühen gescheut und es hat gerockt! Eine Band hat an jedem Tag ordentlich Stimmung gemacht, die Lieder wurden mit Bewegungen (ähnlich Gebärdensprache) begleitet und immer wiederholt. Letztendlich ging es darum, zu zeigen, das Kirche cool ist! Es ist ein unglaubliches Gefühl, wenn 2000 Kinder ihre Hände synchron bewegen und zu Jesus singen, wie sehr sie ihn lieben! Ich habe Eltern beobachtet, die einen Brief aus dem Rucksack ihres Kindes holten, ihn öffneten und lasen: „Celebration for the new believers (Feier mit den neuen Gläubigen). Dein Kind hat heute folgenden Satz nachgesprochen und eine Entscheidung getroffen!“ Und die Eltern hatten Tränen in den Augen…
Unseren Jungs fiel es am Anfang schwer, in der Gruppe zu bleiben und mitzumachen. Sie verstehen eben fast gar nichts und das macht es -auch für die Mitarbeiter- schwer. Ich war an jedem Tag in Liams Gruppe, Emilian blieb ab dem 2. Tag fast alleine und wir sind SO STOLZ auf ihn. Ich weiß, alle Mamis sagen sowas: Aber ich bin mir sicher, er ist in den 4 Tagen gewachsen! Heute, am 4. Tag, wären die Jungs so richtig drin gewesen. Emilian summt die Lieder und macht die Bewegungen nach. Er denkt sich sogar passende Bewegungen für unsere deutschen Lieder aus! Liam sang den ganzen Nachmittag eine Zeile immer wieder und versuchte sich auch vorsichtig in kleinen Bewegungen. – Egal, jetzt ist es vorbei. Ich hoffe, wir treffen ein paar Kinder aus den Gruppen im Kindergottesdienst wieder. Und ich habe gelernt, dass es manchmal gar nicht so schlimm ist, ins kalte Wasser zu springen…

Meine beiden Piraten:

Emilian  Liam

Abschiedstag mit mehr als 10 Hüpfburgen:

Hüpfburg

* Die Überleitung nehme ich doch glatt nochmal: Pool.
Gestern saß ich mit den Jungs im Pool und sah zwei Männer, die die Mülleimer leerten. Als sie dann auch noch den Grill und die Duschen checkten, war ich mir sicher, dass sie irgendwie zum Pool-Personal gehören mussten. Ich fasste mir ein Herz und erzählte ihnen mein Problem. Freundlich und hilfsbereit, wie Amerikaner meist so sind, knieten sie sich sofort vor die Luke und versuchten, im Schweiße ihres Angesichts, sie zu öffnen. Nachdem sie aus dem Auto noch ein Werkzeug geholt hatten, gelang es ihnen. Das Fach war leer. Sie sagten mir aber, dass es normalerweise eine „Lost & Found Box“ (Fundkiste) an Pools gäbe – an diesem vielleicht noch nicht, weil der sehr neu sei. Dreimal in der Woche würde aber ein Pool-Boy hier saubermachen und bestimmt hat er unser Zeug. Weil wir gestern schon wieder eine Badehose am Pool vergessen hatten (ich weiß ich nicht, was hier los ist!), hinterließ ich dem Poolboy heute eine Nachricht und hoffe, dass wir unsere Sachen bald wieder haben!

* Nochmal VBS:
Die Tochter meiner Freundin war auch in Liams Gruppe. Ihr fiel es sehr schwer, sich von Mama zu trennen, besonders weil Mama Leiterin von allen Gruppen war und somit immer wieder zu sehen war. Ich versuchte, ihre Freundin zu werden, und es klappte. An Tag 2 sprang sie von Mamas Arm und lief auf mich zu. Ich war so froh, dass ich die Mama entlasten konnte und wenigstens ein Kind trösten konnte. Liam beäugte die neue Freundin noch etwas zurückhaltend und war natürlich eifersüchtig. Wenn sie mir einen Keks beim Frühstück abgab, gab er mir zwei. Teilweise trug ich sie beide, rechts und links auf dem Arm und wir hatten unseren Spaß.

* Seit ein paar Tagen fährt unser Auto stolz mit den Deutschland-Überzügen am Rückspiegel rum. Ich glaub, wir sind die einzigen, die sowas haben. Als wir letztens ins Auto einsteigen wollten, hielt ein anderes Auto an und der Typ drehte seine Scheibe runter und sagte uns, dass der die Dinger „awesome“ fände. Yeah.

* Gestern wartete ich mit den Kindern am Auto, weil mein Mann noch im Shop war. Mit zwei Taschen auf den Schultern versuchte ich, den Einkaufswagen weiter leerzuräumen. Eine Mitarbeiterin kam angelaufen und fragte, ob ich Hilfe bräuchte. Ich sagte, dass ich hier nur auf meinen Mann warten würde. Da sagte sie: „Oh okay, ich dachte nur, du mühst dich hier ab…“ Inzwischen bin ich wirklich der Meinung, dass hier sehr freundliche und aufmerksame Menschen leben. Wir bekommen so viele freundliche Worte von Fremden…

* Emilian stempelte heute vor sich hin und als er sich sein Kunstwerk ansah, kam ein kleines „Wonderful“ über seine Lippen. Jawoll, es wird!

* Shred… Ich bin bei Level 2, Tag 5. Glaube ich. Ich komme nicht mehr ganz mit. Ich bin so begeistert, welche Wellen dieser Eintrag geschlagen hat! Immer mehr von euch probieren es aus, sogar in Amerika! haha (This is for you, Lisa! Keep on moving! Thank you for reading my blog!) Level 2 fällt mir schwer und ich muss meinem inneren Schweinehund jeden Abend einen Tritt geben. Man arbeitet bei den Bewegungen an anderen Schwerpunkten, z.Bspl. Schultern und Bauchmuskeln. Ich sehe nicht so deutliche Unterschiede wie in Level 1, aber ich werde beweglicher. Bei einigen Übungen wechsle ich wieder zu Anita und mache die einfachen Übungen, bei anderen halte ich mich weiter an Natalie. Ich brauche noch immer Pausen und bei einigen Bewegungen stelle ich mich ganz frech vor den Bildschirm, trinke was und bewege mich gar nicht! Aber es wird… Mit Turnschuhen tun mir die Füße auch nicht mehr so weh.

* Während wir in der VBS-Gruppe bastelten, kam eine Mitarbeiterin auf mich zu und erzählte mir ganz aufgeregt, dass es eine andere deutsche hier gibt, die uns unbedingt treffen will. Ich wurde sofort hellhörig! Ihr fiel weder der Name, noch der Bereich ein, in dem die Frau arbeitete. Weil sie aber so aufgeregt für uns war, kümmerte sie sich darum und kurze Zeit später kam dann „die Deutsche“ in meinen Raum. Wir redeten kurz. Sie ist Deutsche und kommt aus Siegen. Ob ich Siegen kennen würde, fragte sie… Sie hat einen Amerikaner geheiratet, lebt jetzt hier und unterrichtet Deutsch an einer Highschool. Sie hat eine Tochter, die 18 Monate alt ist… und einen Sohn. Der ist 4 und heißt Liam. Und er soll unbedingt deutsch lernen, weil ausser ihr spricht nämlich keiner deutsch mit ihm. Ich war sprachlos. DANKE Gott!

* Gestern ist etwas sehr Interessantes passiert:
Wir saßen zu fünft an einem Tisch in der Kirche und aßen. Plötzlich klingelte das Handy eines Freundes, sehr laut und schrill, aber er drückte es sofort aus, weil wir gerade redeten. Ich hätte gar nicht weiter darüber nachgedacht.. Aber dann gab mein Handy plötzlich auch einen schrecklich lauten Alarm von sich, obwohl der Ton ausgeschaltet war. Ohne richtig zu lesen, was auf dem Display stand, drückte ich es weg, weil der Ton sehr unangenehm war. Bei meinem Mann und bei den beiden anderen Freunden passierte das nochmal. Sie reagierten eher gechillt und legten die Telefone wieder weg. Mein Mann las, was auf seinem Display stand irgendwas mit „Huntington Alert“. (Huntington Alarm. Das ist ein Ort in der Nähe.) Er fragte die Freunde, ob sowas bei ihnen auch stehen würde. Und als sie kapierten, dass wir keine Ahnung hatten, was das gerade war, erklärten sie es uns.
Der Alarm nennt sich auch „Amber Alert“. Habt ihr davon gehört?
1996 wurde die 9jährige Amber in Amerika entführt und 4 Tage später tot gefunden. Der Mord ist bis heute unaufgeklärt. Ambers Familie engagierte sich sehr und setzte sich u.a. für strengere Gesetzesauflagen ein. Daraus entstand der „Amber Alert“, den es auch in Deutschland gibt.

„Seit seiner Einführung im Jahr 1996 wurde bereits mehr als 640 Kindern, die Opfer einer Entführung wurden, das Leben gerettet. Das Ziel des AMBER Alert ist hierbei die möglichst schnelle und umfassende Alarmierung der Bevölkerung zu einem aktuellen Vermisstenfall, an dessen Ende die sichere und zeitnahe Auffindung des vermissten Kindes steht.“
http://www.vermisste-kinder.de/amber-alert/

Ist das nicht krass???
In Deutschland könnten 8 Millionen Menschen innerhalb von 3 Stunden nach Auslösung des Alarms erreicht werden. Unser Freund erzählte, dass dieser Aufruf in Amerika auch auf Bildschirmen an Strassen oder an der Autobahn gezeigt wird, sodass auffälige Personen sofort gemeldet werden können. Das hat uns sehr beeindruckt.

* Morgen hat Amerika frei!
Es ist der 4. Juli.. Unabhängigkeitstag! Amerika flippt schonmal aus, was Deko-Verkauf oder überhaupt Verkauf von Dingen in blau-rot-weiß angeht. Es gibt sogar „July 4th Sale“, als Rabatt am morgigen Tag. Wir haben keine Ahnung, was uns erwartet. Ich werde berichten.

Amerika-Kuchen:

Kuchen   Kuchen

 

Comments

  1. Michaela says:

    Hey Marit, bei Deinem Eintrag über die andere deutsche Frau wurde ich hellhörig, besser gesagt helllesig, ich stamme ja auch aus Siegen. War lange Zeit in der Calvary Chapel dort, grüß mal die die Frau lieb, unbekannter Weise oder auch nicht.

    1. Marit says:

      Hallo Michaela,
      ich hab übrigens gegrüßt, aber ich glaube, sie kannte die Gemeinde nicht.
      Liebe Grüße!

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