26. September 2023
Mal ganz ehrlich, wer von euch hat schon geahnt, dass ich nach meiner Kündigung irgendwie weniger Zeit im Alltag haben werde?
Ja.. genau so fühlt es sich an.
Ich mag es und fühle mich frei und selbstbestimmt… aber meine Güte: Gibt es viele tolle Dinge, die ich in meinen Tag quetschen möchte!!
Ich nehme wieder regelmäßiger am 05:30 Uhr Morgengebet teil, weil ich sowieso deutlich früher aufstehen muss. Der Mann oder ich packen dann drei Brotboxen und ich bringe den Kleinen in die Schule. Schon auf dem Hinweg und Rückweg treffe ich Kinder, Freundinnen oder Bekannte und es ist fast nicht möglich, ohne Smalltalk wieder nachhause zu kommen. Aber ich habe ja Zeit.
Wenn ich zuhause bin, mache ich Wäsche, trinke einen Kaffee mit meinem Mann, ich mache was im Garten, in der Küche oder am Laptop… so viel Zeit geht mit kleinem Haushalts-Kram um. Für die großen Dinge, die ich mir lange aufgeschrieben habe, war bis jetzt noch nicht genug Zeit.
Kinderkleidung sortieren. Einen Garten-Plan erstellen. Neue Öl-Mischungen mixen. Ein neues Foto-Buch erstellen. Das würde ich gern schaffen.. Da ist noch nicht die Rede vom generellen Ausmisten und Instand-Halten. Aber irgendwas „Kleines“ ist immer. Wir besprechen als Familie gerade einen Haushalts-Plan, in dem jede Person eine regelmäßige Aufgabe übernimmt. Ich bin gespannt und hoffe, dass wir zusammen mehr schaffen und die Jungs einen Blick für den Haushalt bekommen.
Manchmal habe ich dann am Vormittag ein Treffen in der Kirche oder ich besuche endlich wieder Freundinnen ohne Kinder. An 2 Tagen bin ich als Mütterpflegerin unterwegs. Mein Mann und ich wechseln uns damit ab, den Erstklässler abzuholen. Weil er direkt nach dem Unterricht abgeholt werden möchte, besteht mein Vormittag oft aus ungefähr 4 Stunden.
Die Nachmittage gehören Hausaufgaben, Verabredungen, Spielplatz-Besuchen, Einkäufen, Garten-Arbeiten, Wäsche, dem Backen oder einem Mittagsschlaf. Weil wir noch viel draussen sind, bleiben Arbeiten im Haus wieder eher liegen. Aber jeden sonnigen Nachmittag kosten wir aus. Auf Verabredungen, die ich gerade mache, habe ich teilweise Monate gewartet. Mit anderen Freundinnen versuche ich noch immer seit August, einen freien Termin zu finden. Trotzdem ist es schön, dass ich wieder Zeit dafür habe.
Die Jungs haben Musik-Unterricht zuhause oder in der Schule und inzwischen gehen alle drei Jungs zu den Pfadfindern. Das ist wenig Programm – aber ich merke, dass es genau richtig ist und dass die wenig verplanten Tage auch da Potential bieten. Ein spontaner Angel-Nachmittag mit Papa oder eine Einkaufs-Runde mit Halt am Eisladen hat viel mehr Wert für unsere Familie als Vereinsmitgliedschaften oder Eltern-Taxi-Runden im Berliner Feierabend-Verkehr.
Die Abende werden gerade ruhiger, weil viele Elternabende und Sitzungen vorbei sind und mein Mann und ich ein paar regelmäßige Abend-Termine gestrichen haben bzw. in andere Tageszeiten gelegt haben.
Mein „Problem“ ist nun also, dass ich freie Termine nicht freihalte, um in den Garten zu gehen oder Kinderkleidung im Internet hochzuladen (Werbelink) oder mal wieder mehr im Blog zu schreiben oder Fotos zu sortieren. Mein Problem ist, dass ich freie Zeiten mit Menschen und Beziehungen fülle.. ich mag mein Problem!
Da ist hier ein Mini-Marathon und da ein Besuch aus Kalifornien. Da ist hier ein Geburtstag und da eine Einladung. Da ist hier der Start des Großen in den Teenager-Kreis der Kirche und da ein Kino-Film, den wir unbedingt gucken wollen. Da ist hier eine Kleidertauschparty und da ein spontanes Essen mit neuen Klassenkameraden. Natürlich sage ich dann nicht: „Ach danke, aber es tut mir leid, ich muss Laub harken und die kurzen Hosen wegpacken…“
Und so ist das.
Story of my Life und der daily struggle.
Ich schätze, irgendwann wache ich auf und bin 60 Jahre alt und vermisse das alles – weil genau so finde ich es wild und wunderbar. Ja.. es ist unglaublich viel. Ich kann zu Menschen und Möglichkeiten so schlecht Nein sagen..
Im Laufe der Jahre habe ich mich aber kennengelernt und ich kenne mein Energie-Level (hoch!) und Schlaf-Bedarf (niedrig!). Ich weiß, wo ich Energie gewinne und verliere. (Viel habe ich mit dem Enneagram gelernt, worüber ich euch auch noch einen Beitrag schulde. Ich weiß!!!) Ich lerne, welche Aufgaben in den nächsten Jahren immer wieder kommen werden und warten müssen. Und ich lerne, wann der Mensch den Strukturen folgt – und wann die Struktur dem Menschen folgen muss. Go with the Flow.
Ich möchte immer IMMER Zeit für Menschen haben und alles stehen und liegen lassen können, wenn eine Freundin anruft, meine Eltern plötzlich an der Tür stehen, die Kinder Freunde einladen wollen, wenn sich spontan ein paar Mädels auf dem Spielplatz treffen oder ein wichtiges Gespräch geführt werden muss. Ich möchte an der Strassenecke und beim Einkauf im Gang stehen bleiben können, wenn sich ein Smalltalk ergibt. Ich möchte Menschen sehen und meine Zeit teilen. Ich möchte so viel wie möglich dabei sein, wenn meine Kinder zuhause sind, denn die Zeit wird weniger.. Ich möchte achtsam mit unserer Zeit umgehen und meinem Alltag nicht hinterher laufen.
Dafür habe ich mich beruflich verändert und das hat einen Preis. Aber, Achtung Kitsch: Mein Alltag ist die Kindheit meiner Kinder. Ich möchte im Hier und Jetzt sein. Ich möchte den Moment genießen und ganz da sein.
Ich hänge trotzdem zu viel am Handy und meckere mit den Jungs. Und mit meinem Mann. Ich kann mich über die Wäsche und Kleider-Stapel so aufregen. Ich hasse Staub! Ich bin streng, was dreckige Scheiben oder Bonbon-Müll auf dem Boden angeht. Ich koche nicht gerne Mittag, sondern lasse das meinen Mann machen. Ich habe abgesplitterten Nagellack, weil ich nicht dazu komme.. hätte ich früher nie gedacht! Ich vergesse, Nachrichten zu beantworten, habe zu viel Unkraut im Garten und müsste mehr Sport machen.
Aber: Ich entscheide mich, dankbar und glücklich zu sein. Und Zeit zu haben.
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