Die Liste wird immer länger und ohne viel Geschreibe fange ich an:
Wenn es Obst gibt, das.. naja, den Windelkindern einen wunden Po macht, achte ich genau darauf, wieviel Obst meine Kinder essen. Es gab Pflaumen. Emilian bettelt: „Bitte, Mama, lass uns Pflaumen essen, wir sind erkältet!“ Und dann später: „Wenn man erwärmt ist, kann man auch Pflaumen essen…“
Wir machen uns fertig, um zu einer Feier zu gehen. Papa sitzt mit den Jungs auf der Treppe, ich ziehe mich im Bad um und laufe dann an den Jungs vorbei, nach unten. Emilian sagt: „An uns ist gerade eine Königin vorbei gegangen!“ Er flitzt mir hinterher, macht große Augen, zeigt auf mich und sagt: „Guck da!“
Zum Abendbrot gibt es Lachs. Weil Liam das erstaunlicherweise sehr gerne isst, biete ich Emilian auch ein Stück an. Seine Reaktion: „Nein, ich möchte nicht. Ich möchte das auf jeden Fall mal sehen, aber nicht essen.“
Meine Mutter leiht uns neuerdings ihre (unsere) alten Kassetten und es ist eine Freude, die Geschichten meiner Kindheit wieder zu hören Emilian beim Hören der Kassetten zu sehen. Auch die Stereoanlage hat es den Kindern angetan. Knöpfe, Lichter, Klappen… An einem Abend beschäftigte sich Liam mal wieder mit der Anlage. Scheinbar hatte er die Lautstärke voll aufgedreht, als die Kassette nicht lief. Dann drückte er den „Radio“-Knopf und es rauschte SO LAUT, dass wir alle zuerst nicht wussten, wie uns geschah. Liam erschreckte sich fürchterlich und krabbelte um sein Leben, weg von der Anlage. Das sah so lustig aus. Wir hörten nur dieses unglaublich laute Rauschen und sahen Liam wegflitzen. Einer stellte die Anlage aus, der andere beruhigte Liam. Emilian sagte:
„So ein lauter Knall macht mich nicht traurig. Ich hab mich nicht erschrocken!“
Emilian wollte Ruhe haben, um zu spielen. Deswegen sagte er zu mir: „Ich wollte, dass du weg gehst. Ich wollte, dass du in ein Jagdhundmaul bist.“
Wir reden über Wetter und Jahreszeiten.
Emilian sagt: „Na, bestimmt weißt du, was heute ist! Heute ist Sommer – kein kalt!“
Und wieder saß er oben im Flur, stellte Steinchen und Figuren aneinander und war beschäftigt. Währenddessen redete er, dass es eine Freude war, mitzuschreiben. Als ich ihn zum Beispiel fragte, ob er trinken wollte, sagte er: „Ich hab jetzt keine Zeit, was in mein Becher zu schütten. Das ist immer so, wenn ein Kind was baut!“ Wenig später höre ich von ihm: „Na, Kindchen?“ Ich frage: „Meinst du mich??“ Er: „Nein, ich meinte mich. Mich ganz allein.“ Dann frage ich, ob er in der Küche etwas essen möchte. Er sagt: „In meinem Herzen hab ich gesehen, dass Liam das aufessen kann.“ Ich frage nach: „In deinem.. Herzen?“ Und er, ganz sicher und trocken: „Ja, von Gott. Mein Herz kommt von mir zu Gott.“
Je wohler er sich fühlt und je besser seine Laune ist, umso verrückter oder „erwachsener“ sind seine Sätze. Viel weniger Quatsch-Wörter als früher, weniger wahllos aneinander gereihte Wörter.. sondern wirklich echte Dialoge oder Sprüche, die mich überraschen und faszinieren. Je mehr er auch die Welt entdeckt und versteht, umso … interessanter werden seine Fragen oder Aussagen.
Fast ein Klassiker: Mein Bruder aus Kassel ruft meine Mutter auf einem Spielplatz bei Berlin an.
Wir sind mit ihr da und mein Bruder will Emilian sprechen. Emilian sagt: „Wie bist du denn bei uns gelandet?? Wir sind auf dem Spielplatz.. komm mal her!“
Emilian stellt alle sechs Wohnzimmer-Stühle in Zweierreihen nebeneinander und sagt: „Mama, ich möchte eine Jalousine bauen!“ – „Was ist denn eine Jalousine?“ – „Na, ein ganz langes Auto, wo man feiern kann.“
Am Morgen kommt Emilian an mein Bett und sagt: „Beim Träumen hab ich geschwitzt. Ich hab mir jetzt die Schwitztränen abgewischt.“
Beim Abendessen: „Mama, ich hab dich voll lieb!“
Ich, amüsiert-gerührt: „Ich hab dich auch voll lieb, Emilian.“
Er wieder, als wäre es das Normalste der Welt: „Danke Mama!“
Wir besuchen meine Oma, ernten im Garten, gehen zu Opas Grab und spielen zusammen. Emilian kommt mit zwei abgebrochenen Rosen aus dem Garten, geht zu seiner Ur-Oma und sagt: „Hier. Die sind gebrochen. Die kannst du an Opas Bett stellen. Bestimmt kann man das als Andenken nehmen.“
Wir sind stolz auf unseren Großen, der jetzt dreieinhalb ist! Wir merken, das unser Vorlesen ihm gut tut. Wir lesen in der Mittagspause und am Abend. Zur Zeit haben wir 20 Bücherei-Bücher zuhause. Manchmal nervt es mich, es wiederholt sich und langweilt mich. Emilian liebt es. Wie muss es auch sein, die Bilder eines Buches zu sehen und keinen Zugang dazu zu bekommen – es sei denn: Jemand liest vor. Ich würde das auch wollen! Es gibt Bilder, vor denen er sich versteckt, wenn wir zur entsprechenden Seite blättern. Es gibt Abschnitte, über die er sich immer wieder amüsiert.
Und es gibt ja soo tolle Kinderbücher…
Beim Vorlesen verbringen wir Zeit mit Emilian, er hört zu und lernt so tolle Wörter oder Redewendungen, Sätze oder Reime. Das ist es doch wert!
Liebe Marit,
ich habe mich beim Lesen so sehr an die Zeit erinnert, als meine 3 Mädels in dem Alter von Emilian waren…. köstlich diese schmunzler… berührt hat mich am meisten dieses „Danke Mama“ nach dem HDL…. und die Rosen für Opas Bett….. Lieben Dank!
LG Manu